Ein Neugeborenes wird gestillt.
© iStock

Brustdrüsenentzündung in der Stillzeit (Mastitis puerperalis)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 11.03.2021

Frauen, die ihr Baby stillen, können im Wochenbett eine Mastitis puerperalis entwickeln. Das bedeutet nicht zwingend, dass Sie abstillen müssen. Die Mastitis puerperalis geht oft von selbst zurück und wird selten chronisch.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Brustdrüsenentzündung in der Stillzeit (Mastitis puerperalis)

Was ist eine Mastitis puerperalis?

Eine Mastitis puerperalis ist eine akute Entzündung der Brustdrüse während der Stillzeit, genauer im Wochenbett. Landläufig wird sie auch als Brustentzündung in der Stillzeit bezeichnet.

Eine Brustdrüsenentzündung, die außerhalb dieser Zeit oder bei Männern auftritt, heißt Mastitis non-puerperalis.

Häufigkeit

Etwa 1 bis 2 von 100 Frauen im Wochenbett bekommen (überwiegend in der 2. bis 4. Woche) nach der Geburt ihres Kindes eine Brustdrüsenentzündung. In den meisten Fällen entzündet sich nur eine Brust.

Brustdrüsenentzündung in der Stillzeit (Mastitis puerperalis): Ursachen

Je nachdem, wie die Erreger in die Brust gelangen, unterscheidet man

  • die interstitielle Mastitis puerperalis (breitet sich über die Lymphwege und das Blut im Brustgewebe aus, häufigste Form) und
  • die parenchymatöse Mastitis puerperalis (die Erreger gelangen über die Milchgänge in die Brust).

Häufigste Ursache einer Mastitis puerperalis sind Bakterien, meist Staphylococcus aureus (für 95% der Brustdrüsenentzündungen in der Stillzeit verantwortlich). Staphylokokken kommen als normaler Teil der Flora in der Mundschleimhaut des Neugeborenen vor. Wenn das Baby an der Brust saugt, können die Keime über winzige Verletzungen in die Brust eindringen, sich dort ausbreiten und die Brustdrüsenentzündung hervorrufen.

Seltener können auch Erreger, die normalerweise die Haut besiedeln, durch kleine Risse in die Haut eindringen und zu einer bakteriellen Mastitis puerperalis führen.

Auch ein Milchstau kann eine Brustdrüsenentzündung verursachen, zum Beispiel weil:

  • die Milch nicht richtig abfließen kann,
  • das Kind nicht regelmäßig gestillt wird oder
  • die Brust nicht ausreichend geleert wird,

Die aufgestaute Milch drückt dann auf die Milchgänge. Diese weiten sich und die Flüssigkeit dringt in das umliegende Bindegewebe ein. Dort wird sie als Fremdkörper wahrgenommen und löst so eine Entzündungsreaktion aus.

Brustdrüsenentzündung in der Stillzeit (Mastitis puerperalis): Symptome

Eine Mastitis puerperalis verursacht typische Symptome:

  • plötzliches Fieber
  • starkt gerötete Brust
  • schmerzhaft gespannte Brust (der Schmerz ist oft nicht genau lokalisierbar)

Mit der Zeit können weitere Beschwerden auftreten:

  • Schmerzen
  • Schwellung
  • Überwärmung der Brust

Die Brustdrüsenentzündung ist als Verdickung unter der Haut tastbar. Teilweise fallen auch sichtbare Veränderungen auf, zum Beispiel:

  • vergrößerte Brust
  • veränderte Brustoberfläche

Schreitet die Brustentzündung fort, kann sich ein Abszess bilden.

Brustdrüsenentzündung in der Stillzeit (Mastitis puerperalis): Diagnose

Nach der Geburt steht jeder Frau die Nachsorge oder Wochenbettbetreuung durch eine sogenannte Nachsorgehebamme zu. Die Kosten werden mindestens acht Wochen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, bei Bedarf auch länger. Sprechen Sie die Nachsorgehebamme an, wenn Sie

  • Schmerzen in der Brust haben,
  • die Milch nicht richtig abzufließen scheint,
  • die Brust sich entzündet und überwärmt anfühlt oder
  • Sie aus anderen Gründen Sorge haben, eine Brustentzündung zu entwickeln.

Sowohl Nachsorgehebamme als auch Frauenarzt können eine Entzündung der Brustdrüse meist anhand der Beschwerden und durch Abtasten der betroffenen Brust erkennen. Besteht die Mastitis puerperalis schon über eine längere Zeit, kann eine Ultraschalluntersuchung (beim Frauenarzt) sichtbar machen, ob und wo sich bereits Abszesse gebildet haben.

Um den Erreger der Mastitis puerperalis zu identifizieren beziehungsweise um ein geeignetes Antibiotikum zu finden, kann der Arzt einen Abstrich nehmen, bevor er die Entzündung behandelt:

  • Tritt Sekret aus der Brustwarze (Mamille) aus oder ist die Milch mit Eiter durchsetzt, kann er einen Abstrich von der Brustwarze oder aus der Milch verwenden.
  • Bei einem Abszess untersucht er die Flüssigkeit, die sich in der Eiterblase befindet.

Brustdrüsenentzündung in der Stillzeit (Mastitis puerperalis): Therapie

Um weiterhin das Stillen zu ermöglichen und zu verhindern, dass sich Abszesse bilden, sollte eine Brustdrüsenentzündung in der Stillzeit schnell behandelt werden.

Milchstau

Schmerzhafte Verhärtungen in der Stillzeit müssen nicht unbedingt Zeichen einer Brustentzündung sein. Es kann sein, dass die Milch einmal nicht richtig abfließt und sich daher ein Milchstau bildet. Solange Sie kein Fieber haben und die Brust nicht gerötet ist, können Sie daher zunächst Folgendes ausprobieren:

  • Entleeren Sie die Brust vollständig, um einen Milchstau zu verhindern.
    • Wechseln Sie dazu häufig die Stillposition,
    • legen Sie den Säugling häufiger an dieser Brust an,
    • pumpen Sie die Milch mit einer Milchpumpe ab oder
    • streichen Sie die Brust gut aus.
  • Legen Sie unmittelbar vor dem Stillen eine warme Kompresse auf. Das regt den Milchfluss an.
  • Kühlen Sie zwischen den Stillintervallen die Brust mit Eisbeuteln, Quarkwickeln oder Umschlägen mit essigsaurer Tonerde.
  • Tragen Sie einen passenden Still-BH. Er stützt die Brust und hält sie dadurch ruhig. Das kann den Heilungsprozess unterstützen.

Achtung: Fragen Sie Ihre Hebamme um Rat oder suchen Sie Ihren Arzt auf, wenn:

  • die Beschwerden länger als 24 Stunden bestehen,
  • Sie plötzlich Fieber bekommen und/oder
  • die Brust sich sehr warm anfühlt.

Medikamentöse Behandlung

Eine Brustdrüsenentzündung in der Stillzeit kann mit Antibiotika behandelt werden, die dem Säugling nicht schaden, wie Penicillin, Cephalosporine oder Erythromycin. Sie können während der Therapie normal weiter stillen.

Fällt die Mastitis puerperalis besonders schwer aus, kann es aber nötig werden, mithilfe von sogenannten Prolaktin-Hemmern (z.B. Bromocriptin, Lisurid, Cabergolin) die Milchbildung zu unterdrücken. In diesem (seltenen) Fall muss gewöhnlich abgestillt werden.

Abszesse entfernen

Bei einer fortgeschrittenen Brustdrüsenentzündung können sich Abszesse bilden. Auch dann ist es nicht zwingend nötig, abzustillen.

Der Arzt öffnet die abgekapselte Entzündung mit einem kleinen Hautschnitt und entleert den Eiter. Anschließend legt er eine sogenannte Drainage, über die das Wundsekret abfließen kann.

Liegen kleine Abszesse direkt unter der Haut oder an der Brustwarze, kann der Arzt diese mit einer Nadel anstechen und über eine Spritze entleeren.

Brustdrüsenentzündung in der Stillzeit (Mastitis puerperalis): Verlauf

Eine Mastitis puerperalis

  • kann sich von alleine zurückbilden oder
  • heilt gut aus, wenn sie behandelt wird.

Sie können die Heilung unterstützen, indem Sie

  • die Brust immer gut entleeren,
  • den Milchfluss vor dem Stillen durch warme Kompressen anregen,
  • die Brust kühlen (z.B. mit Quarkwickeln), wenn sie nicht stillen,
  • einen passenden Still-BH tragen, um die Brust optimal zu stützen.

Komplikationen

Wenn eine Brustdrüsenentzündung über längere Zeit besteht und nicht behandelt wird, können sich Abszesse (abgekapselte Eiteransammlungen) bilden. Im weiteren Verlauf können von dort Verbindungsgänge zur Haut oder zum Milchgangsystem entstehen (Fisteln). Über diese können Bakterien leicht in das Brustgewebe eindringen.

Brustdrüsenentzündung in der Stillzeit (Mastitis puerperalis): Vorbeugen

So können Sie einer Brustentzündung in der Stillzeit (Mastitis puerperalis) vorbeugen:

  • Achten Sie darauf, dass die Haut Ihrer Brüste nicht austrocknet: Waschen Sie die Brüste nur mit Wasser und lassen Sie nach dem Stillen Reste der Muttermilch einfach auf der Haut trocknen.
  • Achten Sie auf angemessene Hygiene: Dazu zählen regelmäßiges Händewaschen und häufiges Wechseln von Stilleinlagen. Stillhütchen sowie alle Bestandteile von Milchpumpen müssen regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden,
  • Wenn sich Risse auf der Haut der Brüste bilden, pflegen Sie diese mit geeigneten Cremes (z.B. DexpanthenolWirkstoffe/Dexpanthenol, Wollfett). Fragen Sie eventuell Ihre Nachsorgehebamme um Rat.

Ein anhaltender Milchstau kann mit der Zeit in eine Brustentzündung übergehen. Um einen Milchstau zu verhindern, sollten Sie daher Folgendes beachten:

  • Legen Sie Ihr Baby regelmäßig an.
  • Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Brust nach dem Stillen noch zu viel Milch enthält, pumpen Sie die restliche Milch ab oder streichen Sie sie vorsichtig mit der Hand aus.