Eine Frau mit Bauchschmerzen liegt im Bett.
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Magenübersäuerung (Hyperazidität)

Von: Onmeda-Redaktion, Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.12.2021

Übelkeit, Bauchweh, ein Druckgefühl in der Magengegend: Bestimmte Beschwerden können sich so anfühlen, als wäre zu viel Säure im Magen. Tatsächlich gibt es Erkrankungen, die zu einer Übersäuerung des Magens führen können – eine Entzündung der Magenschleimhaut etwa. Hier erfahren Sie, wie sie sich behandeln lässt und was Hausmittel wie Tee, Natron oder Joghurt bringen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Magenübersäuerung (Hyperazidität)

Ursache einer Magenübersäuerung (Hyperazidität) ist in der Regel eine Entzündung der Magenschleimhaut, auch Gastritis genannt. Die Magenschleimhaut sorgt normalerweise dafür, dass wir von der aggressiven Magensäure in unserem Bauch nichts spüren: Sie bildet Schleim, der die Magenwand von innen auskleidet und so vor der Säure schützt.

Zu einer Magenschleimhautentzündung kommt es, wenn die Magenschleimhaut weniger Schleim und mehr Säure bildet. Dann wird die schützende Schleimschicht zu dünn und die überschüssige Magensäure greift die Magenschleimhaut an.

Ursache einer Gastritis ist meist entweder

  • eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori oder
  • Schäden in der Magenschleimhaut durch bestimmte chemische Stoffe (z.B. Alkohol, Nikotin sowie bestimmte Schmerzmittel aus der Wirkstoffgruppe der NSAR).

Helicobacter pylori ist einer der wenigen Keime, die sich im Magen ansiedeln können. Die Magensäure ist so stark, dass sie fast alle Krankheitserreger in der Nahrung abtötet. Helicobacter pylori zählt zu den wenigen Ausnahmen. Er überlebt den Kontakt mit der Magensäure und vermehrt sich im Bereich des Magenausgangs. Häufig spüren die Betroffenen nichts davon. Nur etwa 20 von 100 Menschen, die den Erreger in sich tragen, haben Beschwerden.

Auch die genannten Medikamente und Genussmittel lösen nicht bei allen Menschen eine Magenschleimhautentzündung aus. Schmerzmedikamente wie Acetylsalicylsäure oder Diclofenac rufen in der Regel nur Beschwerden hervor, wenn man sie über längere Zeiträume einnimmt – also über Wochen bis Monate.

Magenübersäuerung durch Stress?

Häufig wird eine Magenübersäuerung mit Stress in Verbindung gebracht. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe:

  • Viele Menschen leiden bei Stress unter Magenbeschwerden. Diese lassen sich nicht in jedem Fall auf eine Gastritis oder andere körperliche Ursachen zurückführen. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einer funktionellen Dyspepsie. Weil Stress häufig der Auslöser zu sein scheint, nennt man das Phänomen auch Reizmagen. Anders als mitunter zu lesen ist, entstehen die Beschwerden allerdings nicht durch einen Überschuss an Magensäure. Die genaue Ursache der Beschwerden ist noch nicht geklärt. Welche Rolle Stress bei ihrer Entstehung spielt, ist ebenfalls ungewiss.
  • Die Refluxkrankheit kann sich bei Stress verschlimmern. Reflux bedeutet, dass Magensäure in die Speiseröhre fließt, was Sodbrennen verursacht. Bei einigen Betroffenen tritt das Sodbrennen vor allem oder nur dann auf, wenn sie sich gestresst fühlen. Das liegt aber nicht daran, dass der Magen bei Stress mehr Säure produziert. Das ist nicht der Fall. Wie Studien zeigen, ist die Erklärung ist eine andere: Die Speiseröhre reagiert bei Stress empfindlicher auf Reize. Deshalb macht den Betroffenen die aufsteigende Magensäure besonders zu schaffen.

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Magenübersäuerung: Symptome

Eine Magenübersäuerung entsteht meist durch eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Viele Betroffenen spüren davon nichts. Bei anderen kann die Entzündung folgende Symptome auslösen:

Hinter diesen Symptomen muss aber keineswegs immer eine Gastritis stecken. Es gibt zahlreiche Magen-Darm-Erkrankungen, die Schmerzen oder anderen Beschwerden im Oberbauch verursachen können – zum Beispiel Infekte mit Noroviren oder Rotaviren. Auch vertragen manche Menschen bestimmte Nahrungsmittel nicht und bekommen Bauchschmerzen oder andere Beschwerden, wenn sie die problematischen Speisen und Getränke zu sich nehmen.

Sodbrennen hingegen ist ein typisches Anzeichen für die Refluxkrankheit. Es entsteht nicht durch eine Magenübersäuerung, sondern dadurch, dass die Magensäure an den falschen Ort gelangt: Sie steigt aus dem Magen in die empfindliche Speiseröhre auf und greift diese an. Das macht sich durch das Brennen im Hals und hinter dem Brustbein bemerkbar und bei vielen Betroffenen auch durch saures Aufstoßen.

Magenübersäuerung: Durchfall & Blähungen

Bei einer Magenübersäuerung kommt es in der Regel nicht zu Durchfall oder Blähungen. Beide Beschwerden gehen vom Darm aus und nicht vom Magen. Oft sind Durchfall und Blähungen ein Anzeichen für eine Infektion mit Noroviren oder Rotaviren oder Bakterien wie Salmonellen.

Treten die Darmprobleme häufiger auf, steckt möglicherweise eine chronische Erkrankung dahinter – beispielsweise:

Viele der genannten Erkrankungen betreffen sowohl den Darm als auch den Magen. Daher geht ein Magen-Darm-Infekt meist auch mit Übelkeit und Erbrechen einher, und eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oft mit Magenkrämpfen. Diese Beschwerden entstehen aber nicht durch einen Überschuss an Magensäure.

Magenübersäuerung: Behandlung

Eine Magenübersäuerung ist meist Folge einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Welche Behandlung dagegen hilft, hängt von der Ursache der Entzündung ab.

Ist eine Helicobacter-pylori-Infektion der Auslöser, bekommt man meist zwei Arten von Medikamenten verschrieben: zum einen Antibiotika, die den Magen von den Keimen befreien. Zum anderen Mittel, die der Magenübersäuerung entgegenwirken, indem sie die Säurebildung hemmen. Dazu zählen zum Beispiel sogenannte Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol.

Haben Alkohol oder Nikotin die Entzündung ausgelöst, sollte man diese Substanzen meiden. Haben Medikamente den Magen gereizt, kann die Ärztin oder der Arzt verschiedene Maßnahmen vorschlagen, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen:

  • Die oder der Betroffene kann zusätzlich zu den Schmerzmitteln Säureblocker einnehmen.
  • Sie oder er kann das Schmerzmittel wechseln und auf ein Präparat umsteigen, welches den Magen nicht reizt – zum Beispiel Paracetamol. Dieses ist allerdings nicht für jede und jeden geeignet. Außerdem kann es ebenfalls Nebenwirkungen hervorrufen. Etwa kann es der Leber schaden, wenn man es längerfristig einnimmt.

Welcher Weg im Einzelfall am besten ist, lässt sich nicht allgemein sagen. Das richtet sich nach dem individuellen Gesundheitszustand, vor allem danach, ob man Vorerkrankungen hat und wenn ja, welche. Deshalb ist es überaus wichtig, sich mit der Ärztin oder dem Arzt zu beraten, bevor man das Präparat absetzt oder wechselt.

Wenn es gelingt, die Ursache der Entzündung zu beseitigen und die Übersäuerung in den Griff zu bekommen, kann sich die gereizte Magenschleimhaut wieder erholen. Je nach Ursache kann das einige Tage bis Wochen dauern. Um die Heilung nicht zu behindern, sollte man den Magen in dieser Zeit so gut es geht schonen. Das bedeutet vor allem, dass man unnötige Reize meidet. Dazu zählen etwa

Behandlung bei Reizmagen

Manche Menschen bekommen bei Stress Magenbeschwerden, die sich nicht auf körperliche Ursachen zurückführen lassen. Ärztinnen und Ärzte nennen das funktionelle Dyspepsie, bekannter ist aber die Bezeichnung Reizmagen. Häufig geht es den Betroffenen besser, wenn die belastende Situation hinter ihnen liegt und der Stress nachlässt.

Obwohl mittlerweile bekannt ist, dass Reizmagen-Beschwerden nicht durch eine Magenübersäuerung entstehen, verordnen Ärztinnen und Ärzte den Betroffenen häufig Säureblocker. Das klingt unlogisch, kann aber durchaus sinnvoll sein. In Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass Säureblocker die Symptome wirksam lindern können. Warum, konnten die Forscherinnen und Forscher in den Studien jedoch nicht klären.

Magenübersäuerung: Hausmittel

Wer im Internet nach Hausmitteln gegen eine Magenübersäuerung sucht, stößt unter anderem auf folgende Vorschläge:

  • Tee (z. B. Süßholzwurzel, Schafgarbe, Fenchel, Kümmel oder Anis)
  • Heilerde
  • Joghurt
  • Natron (Natriumhydrogencarbonat, Backpulver)

Das Problem mit diesen und anderen vermeintlichen Naturheilmitteln ist: Ihre Wirkung bei Magenschleimhautentzündungen ist nicht gut erforscht. Wer bei Bauchschmerzen oder Übelkeit Tee trinkt oder Heilerde zu sich nimmt, hat zwar in der Regel keine schlimmen Nebenwirkungen zu befürchten. Das ist der Vorteil vieler Hausmittel gegenüber echten Arzneimitteln. Letztere helfen aber immerhin meist zuverlässig gegen die Erkrankung. Ob und inwieweit Hausmittel die erwünschte Wirkung zeigen, ist dagegen ungewiss.

Das gilt übrigens auch für Heilerde – auch wenn diese als "traditionelles Arzneimittel" beworben wird. Um ein Produkt als traditionelles Arzneimittel verkaufen zu dürfen, müssen die Hersteller nicht nachweisen, dass es wirkt. Die wichtigsten Bedingungen für die Zulassung sind, dass das Mittel seit mindestens 30 Jahren eingesetzt wird und unschädlich ist.

Zum Teil führen die Hersteller trotzdem Studien an, die die Wirksamkeit ihrer Produkte angeblich beweisen. Solche Studien sollte man sich jedoch lieber kritisch anschauen, bevor man das Werbeversprechen glaubt. Denn häufig handelt es sich nicht um klinische Studien, wie sie bei echten Medikamenten durchgeführt werden, sondern um Anwendungsbeobachtungen. Das heißt: Die Testpersonen bekommen das Mittel über einige Wochen oder Monate hinweg verabreicht und werden regelmäßig gefragt, wie sich ihre Beschwerden entwickeln.

Wenn sich die Beschwerden bessern, muss das nicht bedeuten, dass das Produkt hilft. Die Beschwerden könnten sich auch von selbst gebessert haben oder aufgrund des Placebo-Effekts. Um das auszuschließen, gibt es in klinischen Studien immer eine Vergleichsgruppe aus Probanden, die ein Scheinmedikament (Placebo) bekommen. In Anwendungsbeobachtungen ist das nicht der Fall – daher ist die Aussagekraft gering.

Magenübersäuerung: Schwangerschaft

Das Gefühl einer Magenübersäuerung kann in der Schwangerschaft zum Beispiel durch Sodbrennen entstehen. Das liegt unter anderem daran, dass der Schließmuskel der Speiseröhre in der Schwangerschaft schwächer wird. Zugleich erhöht sich der Druck auf den Magen, weil das ungeborene Kind immer mehr Platz im Bauchraum einnimmt. Dadurch wird die Magensäure verstärkt in die Speiseröhre gepresst, was sich in den typischen Refluxbeschwerden äußert: Sodbrennen und saurem Aufstoßen.

Oft lassen sich die Beschwerden durch eine Umstellung der Ernährung in den Griff bekommen. Bei vielen Frauen tritt das Sodbrennen vor allem nach allzu großen Mahlzeiten auf, oder wenn sie bestimmte Lebensmittel zu sich nehmen. Daher hilft es meist, für die Dauer der Schwangerschaft

  • kleinere Portionen zu essen und
  • auf die problematischen Nahrungsmittel zu verzichten.

Klingen die Beschwerden dennoch nicht ab, sollte die Betroffene sich von ihrer Ärztin oder ihrem Arzt beraten lassen. Sie oder er kann zum Beispiel Medikamente gegen das Sodbrennen verordnen.

Mehr zu Sodbrennen in der Schwangerschaft – Was hilft?

Magenübersäuerung: Was tun?

Sodbrennen und Magenbeschwerden wie Übelkeit und Bauchweh können sich so anfühlen, als wäre zu viel Säure im Magen. Ein Magensäureüberschuss ist aber meist nicht das eigentliche Problem. Darum ist es wichtig, sich an eine Ärztin oder einen Arzt zu wenden, wenn die Beschwerden nicht nach wenigen Tagen von selbst abklingen: Sie oder er kann feststellen, welche Erkrankung zu den Beschwerden geführt hat und diese gezielt behandeln.

Leider können Ärztinnen und Ärzte die Ursache oft nicht finden. Bei etwa 60 von 100 Menschen mit Magenbeschwerden ist das der Fall. Sie erhalten dann die Diagnose "Reizmagen". Für Betroffene kann diese Bezeichnung so klingen, als nähme man sie oder ihre Symptome nicht ernst. Gemeint ist damit aber nur, dass sich keine körperliche Ursache feststellen lässt – und keineswegs, dass sie sich ihre Beschwerden einbilden.

Wie genau Reizmagen-Beschwerden entstehen, weiß man noch nicht genau. Bei einigen Erkrankten scheinen die Muskeln des Magen-Darm-Trakts nicht richtig zu funktionieren. Bei manchen reagieren zudem die Nerven im Verdauungstrakt besonders empfindlich auf Reize. Warum und ob das tatsächlich der Grund für die Beschwerden ist, lässt sich aber noch nicht sicher sagen. Wahrscheinlich spielen auch psychische Einflüsse eine wichtige Rolle: Viele Betroffene haben verstärkt mit den Magenproblemen zu kämpfen, wenn sie gestresst sind oder unter emotionalen Belastungen leiden.

Die gute Nachricht: Trotz unklarer Ursache gibt es einiges, was man gegen Reizmagen-Beschwerden tun kann. Zum Beispiel kann es den Erkrankten helfen, wenn sie Stress abbauen und Möglichkeiten finden, emotionale Belastungen besser zu bewältigen. Außerdem können bestimmte Medikamente zur Besserung beitragen. Ob eine medikamentöse Behandlung infrage kommt und wenn ja, mit welchem Mittel, kann nur die Ärztin oder der Arzt entscheiden.

Das ist jetzt wichtig

Bei Magenproblemen und einem Säuregefühl im Bauch ist es sinnvoll, einen Termin bei der Hausärztin oder dem Hausarzt vereinbaren. Wenn klar ist, dass eine allzu große Mahlzeit der Auslöser war, kann man damit zunächst abwarten. Treten die Beschwerden aber immer wieder auf, steckt womöglich eine chronische Erkrankung dahinter. In dem Fall ist eine gezielte Behandlung notwendig. In der Regel verordnet die Ärztin oder der Arzt dazu bestimmte Medikamente.

Bis sich der Magen erholt hat, sollte man darauf achten, dass man ihn nicht zusätzlich belastet – etwa mit:

  • allzu großen Mahlzeiten
  • scharfen oder fettigen Lebensmitteln
  • Alkohol
  • Kaffee
  • Rauchen

Darüber hinaus gibt es individuelle Unverträglichkeiten, also Lebensmittel, die nur für manche Menschen problematisch sind. Etwa verspüren einige Betroffene stärkere Beschwerden, wenn sie

  • Schokolade,
  • Zitrusfrüchte,
  • Äpfel und/oder
  • kohlensäurehaltige Getränke

zu sich genommen haben. Wer bei sich beobachtet hat, dass er manchmal empfindlich auf gewisse Speisen und Getränke reagiert, sollte diese meiden, bis die Beschwerden abgeklungen sind.

Wenn man noch nicht weiß, welche Nahrungsmittel man nicht verträgt, kann ein Ernährungs- und Symptom-Tagebuch helfen. Darin dokumentiert man, nach welchen Speisen oder Getränken die Beschwerden aufgetreten oder schlimmer geworden sind.