Lebensmittelallergie: Frau liest Inhaltsstoffe eines Produkts
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Lebensmittelallergie: Was sind Symptome und wie erfolgt der Test?

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin), Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.06.2023

Wenn nach dem Essen Symptome wie Hautreaktionen, Schnupfen, Asthma oder Durchfall auftreten, ist manchmal eine Lebensmittelallergie (Nahrungsmittelallergie) die Ursache. In Deutschland sind knapp drei Prozent der Erwachsenen von einer Allergie gegen Lebensmittel betroffen. Welche Auslöser es gibt und mit welchen Tests die Diagnose gestellt werden kann.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Eine Lebensmittelallergie ist eine Abwehrreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Eiweiße in bestimmten Nahrungsmitteln. Sie ist nicht zu verwechseln mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit, bei der etwa eine Störung des Stoffwechsels vorliegt.
  • Typische Nahrungsmittel: Zu den häufigsten Lebensmitteln, die eine allergische Reaktion auslösen, gehören: Kuhmilch und Milchprodukte, Eier, Fisch und Meeresfrüchte, bestimmte Kräuter sowie Gewürze, Soja, Weizen und Erdnüsse/Nüsse. 
  • Symptome: Neben Hautausschlag kann es zu allergischen Beschwerden wie Schnupfen, Husten, Asthma oder Juckreiz im Mundraum kommen. Auch Magen-Darm-Probleme sind möglich.
  • Diagnose: Um den Verdacht auf eine Lebensmittelallergie zu bestätigen, können ein Allergietest und eine Blutuntersuchung erfolgen. Auch kann eine sogenannte Karenzdiät sinnvoll sein, bei der die vermeintlich allergieauslösenden Nahrungsmittel gemieden werden.
  • Therapie: Bei leichteren Reaktionen können Antihistaminika oder Kortisonpräparate verordnet werden. Je nach Ausmaß der Beschwerden erhalten Betroffene ein Notfallset, das mit verschiedenen Medikamenten ausgestattet ist. Gegen bestimmte Lebensmittelallergien ist mittlerweile eine Immuntherapie möglich.

Was ist eine Lebensmittelallergie?

Eine Lebensmittelallergie oder auch Nahrungsmittelallergie ist eine Unverträglichkeitsreaktion auf bestimmte Nahrungsmittel, die vom Immunsystem ausgeht. Die Überempfindlichkeit ist die Folge einer gesteigerten Reaktion der körpereigenen Abwehr auf bestimmte Inhaltsstoffe.

Wie häufig kommen Lebensmittelallergien vor?

Geschätzt haben etwa drei Prozent der Erwachsenen in Deutschland eine Lebensmittelallergie. Die Häufigkeit, mit der bestimmte Lebensmittel eine Allergie auslösen, ist dabei je nach Altersgruppe verschieden. Bei Babys kommen vor allem Allergien gegen Grundnahrungsmittel vor – wie zum Beispiel Milchallergie, Hühnereiweißallergie, Sojaallergie oder Weizenallergie. Jugendliche und Erwachsene haben dagegen häufiger eine Nahrungsmittelallergie gegen Obst, Gemüse, Gewürze oder Nüsse.

Lebensmittelallergie oder Nahrungsmittelunverträglichkeit?

Eine Lebensmittelallergie ist nicht dasselbe wie eine Nahrungsmittelunverträglichkeit (Nahrungsmittelintoleranz), zu der etwa eine Laktoseintoleranz zählt. Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit liegt die Ursache in einer Störung des Stoffwechsels. Das heißt, die Beschwerden entstehen zum Beispiel, weil bestimmte Enzyme fehlen oder im Darm Transportsysteme zur Aufnahme von Nährstoffen nicht richtig funktionieren.

Lebensmittelallergie: Mögliche Symptome

Eine Lebensmittelallergie (Nahrungsmittelallergie) kann unterschiedliche Symptome hervorrufen.

  • Hautreaktionen: Etwa jede zweite Allergie gegen Lebensmittel verursacht Hautbeschwerden wie zum Beispiel Rötungen, Schwellungen, Quaddeln oder Ekzeme.

  • Atemwegsbeschwerden: Gelegentlich sind auch die Atemwege von einer Nahrungsmittelallergie betroffen. Die möglichen Anzeichen reichen von Niesattacken und Schnupfen über Husten und Verschleimung bis hin zu Atemnot beziehungsweise Asthma.

  • Symptome im Mundraum:  In selteneren Fällen kommt es zu einer Schwellung von Lippen, Gaumen oder Zunge verbunden mit Kribbeln oder Juckreiz.

  • Magen-Darm-Probleme: Eine Nahrungsmittelallergie kann auch den Magen-Darm-Trakt beeinflussen. Mögliche Symptome sind hier Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen oder Verstopfung.

Die mit einer Lebensmittelallergie verbundenen Symptome können sich durch Alkohol, körperliche Anstrengung und Stress verstärken.

Fällt die allergische Reaktion auf ein Nahrungsmittel sehr stark aus, kann es unter Umständen zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock kommen. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall, daher ist sofort der Notruf (112) zu kontaktieren.

Welche Ursachen hat eine Lebensmittelallergie?

Eine Lebensmittelallergie hat dieselben Ursachen wie jede andere Allergie: eine Fehlregulation und überschießende Abwehrreaktion des Immunsystems auf bestimmte, eigentlich harmlose Eiweiße, die als Allergene bezeichnet werden.

Typische Nahrungsmittel, die eine allergische Reaktion auslösen können, sind:

  • Kuhmilch und Produkte aus Milch
  • Eier
  • Fische
  • Schalentiere und Krustentiere (Garnelen, Krabben, Hummer, Langusten, Krebse)
  • Äpfel
  • Sellerie
  • Senf
  • Karotten
  • Nüsse
  • Erdnüsse
  • Samen
  • Roggenmehl
  • Paprika
  • Kräuter und Gewürze, etwa Muskatnuss, Curry oder Koriander
  • Sojabohnen beziehungsweise Produkte aus Soja

Lebensmittelallergie: Kreuzallergie als Ursache

Eine allergische Reaktion auf Lebensmittel kann ihre Ursachen auch in einer sogenannten Kreuzallergie haben. Für viele allergische Reaktionen auf Gemüse- und Obstsorten (unter anderem Paprika, Apfel, Ananas), Gewürze oder Nüsse ist zum Beispiel eigentlich eine Pollenallergie verantwortlich. Solche Kreuzallergien entstehen dadurch, dass die für die Pollenallergie verantwortlichen Allergene eine ähnliche Struktur haben wie bestimmte Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln.

Bei einer Latexallergie wiederum kann der Verzehr von Lebensmitteln (wie Banane, Avocado, Kiwi) eine Allergie auslösen, wenn die Lebensmittel vor dem Verkauf mit Latexhandschuhen in Berührung kamen.

Meist tritt die allergische Reaktion bei einer Nahrungsmittelallergie innerhalb von wenigen Minuten nach Kontakt mit dem Allergen auf (bei Allergie vom Soforttyp I). In seltenen Fällen zeigen sie sich erst nach Stunden (bei Allergie vom Spättyp IV).

Lebensmittelallergie: Diagnose und Test

Bei einer Lebensmittelallergie ist die Diagnose recht schwierig. Ein Grund hierfür ist die Vielzahl möglicher Auslöser. Um eine Lebensmittelallergie sicher festzustellen, ist es erforderlich, eine Sensibilisierung auf bestimmte Allergene nachzuweisen.

Bei Verdacht auf eine Lebensmittelallergie beginnt die Diagnose immer mit einem Gespräch (Anamnese), um zu klären, wo und wie die Symptome erstmals auftraten. Hierzu ist es hilfreich, zuvor mehrere Wochen lang ein Tagebuch zu führen, in dem alle verzehrten Nahrungsmittel und auftretenden Symptome festgehalten werden. Auf diese Weise gelingt es oft schon, mögliche Allergieauslöser zu identifizieren.

Lebensmittelallergie durch Test feststellen

Um den Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie zu erhärten, kommt anschließend ein Allergietest zum Einsatz. Als Standardtest bei der Lebensmittelallergie gilt der Prick-Test. Anders als bei Allergenen, die über die Atemwege in den Körper gelangen (wie bei einer Pollenallergie), stehen bei Nahrungsmitteln jedoch keine standardisierten Testlösungen für Allergietests zur Verfügung. Außerdem werden bei der Herstellung der Testlösungen für pflanzliche Nahrungsmittel die allergieauslösenden Bestandteile mitunter leicht zerstört.

Wer sich auf eine Lebensmittelallergie testen lässt, muss also damit rechnen, dass die Testergebnisse bei Prick-Tests nur begrenzt aussagekräftig sind. Ein Prick-Test allein reicht deshalb im Grunde nicht aus, um eine Nahrungsmittelallergie sicher festzustellen oder auszuschließen.

Daher ist bei einer Lebensmittelallergie neben den Hauttests ein Bluttest ein wichtiges Diagnosemittel. Hierfür stehen zahlreiche Testmethoden zur Verfügung, von denen die Bestimmung der spezifischen Antikörper (RAST, Radio-Allergo-Sorbent-Test) den höchsten Stellenwert hat.

Je nachdem, wie eindeutig die Testergebnisse den Verdacht auf die Lebensmittelallergie bestätigen, ist zur weiteren Diagnose eine sogenannte Karenzdiät sinnvoll. Bei dieser meiden Betroffene jene Nahrungsmittel beziehungsweise Inhaltsstoffe, die die Allergie vermutlich auslösen. Bessern sich die Beschwerden dadurch, kann abschließend ein Provokationstest auf einzelne Allergene zum Einsatz kommen. Dabei wird Betroffenen das verdächtige Nahrungsmittel in kontrollierten Mengen 

  • durch Auftragen, etwa auf die Nasenschleimhaut,
  • durch Inhalation
  • oder durch orale Einnahme

verabreicht. 

Lebensmittelallergie: Welche Therapie hilft?

Bei einer Lebensmittelallergie besteht die Therapie in erster Linie darin, die allergieauslösenden Nahrungsmittel zu meiden. Dabei ist es wichtig, Lebensmittel nicht einfach komplett wegzulassen, denn so kann es rasch zu einer einseitigen Ernährung kommen. Stattdessen ist das Ziel, trotz der Allergie für eine ausgewogene Ernährung zu sorgen. Hierbei kann eine auf Allergien spezialisierte Ernährungsberatung helfen.

Notfallset bei Lebensmittelallergie

Damit Menschen mit Nahrungsmittelallergie die jeweiligen Allergene meiden können, müssen die zwölf häufigsten Allergieauslöser auf verpackter Ware gekennzeichnet sein. So sieht es die geltende Verordnung zur Allergenkennzeichnung vor. Dennoch können Spuren einer Zutat auch unbeabsichtigt beim Herstellungsprozess in die Lebensmittel gelangen und bei einer bestehenden Lebensmittelallergie allergische Reaktionen auslösen.

Für Lebensmittelallergiker*innen ist es daher trotz Karenzkost ratsam, jederzeit ein Notfallset mit sich zu führen. Dieses enthält meist:

  • ein schnell wirkendes Anti-Allergiemittel (Antihistaminikum), das man über den Mund einnehmen kann,
  • ein Glukokortikoid (ein Hormon der Nebenniere) und Kortison
  • ein Adrenalin-Präparat (Epinephrin).

Weiterhin gibt es folgende Behandlungsmöglichkeiten und Empfehlungen:

  • Gegen leichtere allergische Beschwerden eignet sich ebenfalls eine Behandlung mit Wirkstoffen aus der Gruppe Antihistaminika und Glukokortikoide.

  • Löst die Nahrungsmittelallergie vor allem Beschwerden im Magen-Darm-Trakt aus, können Betroffene über kurze Zeit Cromoglicinsäure einnehmen.

  • Bei allergischen Hautreaktionen wie Ekzemen ist es empfehlenswert, die Haut zusätzlich mit Wirkstoffen wie Dexpanthenol oder Urea zu pflegen. So lässt sich die gestörte Schutzfunktion wiederherstellen.

  • Wer eigentlich wegen einer Pollenallergie auf bestimmte Lebensmittel allergisch reagiert, für den kommt möglicherweise eine Hyposensibilisierung gegen die auslösenden Pollen als Behandlung infrage. Bei einer Hyposensibilisierung wird einer Person wiederholt kleine Mengen des Allergens verabreicht. So soll der Körper an das Allergen gewöhnt werden.

Immuntherapie bei Lebensmittelallergie?

Eine Hyposensibilisierung bei einer Lebensmittelallergie ist bislang nur in ausgewählten Fällen möglich. So kann die Methode etwa bei einer bestätigten Erdnussallergie bei Minderjährigen in Erwägung gezogen werden. In der EU und in der Schweiz ist das für die Hyposensibilisierung verwendete Präparat für die Altersgruppe vier bis 17 Jahre zugelassen.
Wer das Mittel einnimmt, sollte aber weiterhin Erdnüsse und Erdnussprodukte meiden. Fachleute sind sich insgesamt uneinig über den Nutzen der Behandlung.

Inwiefern spezifische orale Immuntherapien möglich sind, wird im Rahmen verschiedener Studien weiter erforscht.

Lebensmittelallergie: Verlauf und Prognose

Bei einer Lebensmittelallergie (Nahrungsmittelallergie) hängt der Verlauf auch davon ab, in welchem Alter die erste allergische Reaktion auftritt. Eine im Säuglingsalter einsetzende Lebensmittelallergie ist häufig zeitlich begrenzt und entwickelt sich oft bis zum sechsten Lebensjahr zurück. Die Prognose im Erwachsenenalter ist dagegen weniger günstig. In den meisten Fällen bleibt eine Nahrungsmittelallergie ein Leben lang bestehen.

Mögliche Komplikationen einer Lebensmittelallergie

Bei manchen Betroffenen genügen schon kleine Mengen eines Lebensmittels, um eine starke allergische Reaktion auszulösen. Im schlimmsten Fall tritt möglicherweise ein anaphylaktischer Schock auf.

Lässt sich einer Lebensmittelallergie vorbeugen?

Bei einer bestehenden Lebensmittelallergie kann einer allergischen Reaktion weitgehend vorgebeugt werden. Einige Empfehlungen und Tipps:

  • Verarbeitete statt rohe Lebensmittel verzehren: Denn einige Allergieauslöser (sogenannte Allergene) in Nahrungsmitteln (besonders in Obst und manchen Gemüsesorten) lassen sich zerstören, indem man sie erhitzt, zerkleinert oder säuert.

  • Bestimmte Lebensmittel meiden: Auf Nüsse, Sellerie und die meisten tierischen Produkte sollte verzichtet werden, da sie hitzestabile Allergieauslöser enthalten. Mit einer professionellen Ernährungsberatung lässt sich ein Essensplan entwickeln, der dennoch alle benötigten Nährstoffe abdeckt.

  • Versteckte Allergene beachten: Beim Kauf von Produkten ist stets auf die Allergenkennzeichnung auf der Verpackung zu achten. Vor allem Fertigprodukte enthalten oft versteckte Allergene. Handelt es sich um unverpackte verarbeitete Lebensmittel (etwa Brot aus der Bäckerei) sollten sich Betroffene erkundigen, ob diese Allergieauslöser enthalten könnten (wie Milch, Ei, Weizen, Soja oder Sellerie).

  • Histamin nur in geringen Mengen: Lebensmittel, die viel Histamin enthalten, also zum Beispiel Käse, Hefe, Spinat und Rotwein, besser nur in Maßen genießen. Sie können eine allergische Reaktion verstärken.

  • Vorsicht bei Impfungen: Besteht eine Hühnereiweißallergie, ist Vorsicht bei Impfungen geboten. Denn die Züchtung mancher Impfstoffe erfolgt auf Basis von Hühnereiern.

Liegt beim Kind eine Lebensmittelallergie vor, sollten Eltern Kontaktpersonen über die Allergie in Kenntnis setzen. Wichtig ist, diese darüber aufzuklären, wie eine akute allergische Reaktion behandelt wird. Denn einige Kinder und Jugendliche entwickeln trotz bekannter Nahrungsmittelallergie teils schwere allergische Reaktionen, weil sie die allergieauslösenden Lebensmittel versehentlich oder manchmal auch wissentlich aufnehmen. In etwa jedem zweiten Fall stammen die auslösenden Lebensmittel nicht von den Eltern.