Ärztliches Team untersucht Röntgenbild auf eine Hiatushernie.
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Zwerchfellbruch (Hiatushernie): Symptome und Ursachen

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.08.2022

Bei einem Zwerchfellbruch (Hiatushernie) gelangen Teile des Magens durch eine Öffnung im Zwerchfell in den Brustraum. Die häufigste Form des Zwerchfellbruchs ist die axiale Hiatushernie, die oftmals keine Symptome bereitet. Woran lässt sich ein Zwerchfellbruch erkennen und wie lässt er sich neben einer OP noch behandeln?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten zur Hiatushernie

Etwa neun von zehn Menschen mit Zwerchfellbruch haben keinerlei Beschwerden. Kommt es zu Symptomen, entstehen diese meist im Zusammenhang mit der Refluxkrankheit, was sich durch Sodbrennen, Aufstoßen von Nahrungsresten und Luft äußern kann. Bei einer Verlagerung von Organen im Rahmen eines Zwerchfellbruchs kann es auch zu Rückenschmerzen oder Atemproblemen kommen. Je nach Ausmaß und Form sind in seltenen Fällen weitere Beschwerden möglich.

In den meisten Fällen ist eine Hiatushernie nicht gefährlich. Jedoch sind mitunter auch Komplikationen möglich, etwa durch einen andauernden Säurerückfluss in die Speiseröhre. Dazu zählen Entzündungen der Speiseröhrenschleimhaut oder Geschwüre. Durch Verlagerungen von Organen sind zudem Einklemmungen und Verlagerungen anderer Organe möglich. Sind Herz oder Lunge betroffen oder kommt es zu Blutungen aus dem Magen, liegt ein medizinischer Notfall vor. 

Geht der Zwerchfellbruch ohne Beschwerden einher, ist keine Behandlung notwendig. Bestehen hingegen Symptome, kommen in der Regel Medikamente, etwa gegen die vermehrte Säureproduktion, zum Einsatz. Helfen weder Arzneimittel noch andere Maßnahmen dabei, die Beschwerden zu lindern, entscheiden sich Ärzt*innen meist für eine Zwerchfell-OP.

Was ist eine Hiatushernie?

Bei einer Hiatushernie (auch Zwerchfellbrech oder Zwerchfellhernie) dringen Teile des Magens durch eine Lücke im Zwerchfell in den Brustraum ein. Als Durchtrittspforte dient dabei die Öffnung, durch welche die Speiseröhre in den Bauchraum eintritt (sogenannte Hiatus oesophagus). Normalerweise sind Brust- und Bauchhöhle durch das Zwerchfell voneinander getrennt. Nur durch eine schmale Lücke im Zwerchfell führt die Speiseröhre in den Bauchraum. Bei der Hiatushernie ist diese Lücke so erweitert, dass Teile des Magens durch sie hindurchrutschen können.

Falchleute gehen davon aus, dass ein Zwerchfellbruch relativ häufig vorkommt. Da oftmals keine Symptome bestehen, gibt es hierzu jedoch keine genauen Zahlen – vermutlich ist die Dunkelziffer entsprechend hoch.

Interessant: Bei einer Hernie (Eingeweidebruch) befinden sich bestimmte Eingeweide nicht in ihrer natürlichen Position, sondern wölben sich durch eine Lücke beziehungsweise Schwachstelle in der Bauchwand. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Leistenhernie (Leistenbruch). Dabei gelangen Teile des Darms durch eine Lücke in eine Ausstülpung des Bauchfells. Bei einer Hiatushernie befindet sich diese Lücke im Zwerchfell.

Axiale Hiatushernie und weitere Formen des Zwerchfellbruchs

Je nachdem, an welcher Stelle der Magen verlagert ist, unterscheiden Fachleute verschiedenen Formen der Hiatushernie:

  • Typ I: Bei der axialen Hiatushernie (auch axiale Hernie, Gleithernie, Gleitbruch oder axiale Gleithernie) sind der Mageneingang und der obere Teil des Magens (Magenfundus) durch das Zwerchfell in den Brustraum geraten.

  • Typ II: Bei der paraösophagealen Hiatushernie befindet sich der am höchsten gelegene Teil des Magens im Brustraum neben der Speiseröhre (paraösophageal = neben der Speiseröhre). Der Teil des Magens, in den die Speiseröhre mündet (Kardia), liegt an der richtigen Position.

  • Typ III: Diese Form ist eine Mischform von Typ I und Typ II. Darüber hinaus kann hier auch der komplette Magen "über Kopf" in den Brustraum geraten, dann ist die Rede eines Upside-down-Magens oder Thoraxmagens. 

  • Typ IV: Bei dieser schweren Form der Hiatushernie können neben dem Magen auch weitere Organe wie etwa die Milz oder der Dickdarm in den Bauchraum gelangen.

Die mit Abstand häufigste Form des Zwerchfellbruchs ist die axiale Hernie – bei etwa neun von zehn Betroffenen liegt diese Form vor. Die axiale Hiatushernie bereitet in den meisten Fällen keine oder nur geringe Beschwerden. Symptome entstehen am ehesten, wenn durch die veränderte Lage des Mageneingangs der Verschlussmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen nicht mehr funktioniert, sodass der saure Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt.

Hiatushernie: Welche Symptome sind möglich?

Eine Hiatushernie bereitet oft keine Symptome. Vor allem bei einer axialen Hiatushernie treten häufig keine oder nur gering ausgeprägte Beschwerden auf. Andere Formen des Zwerchfellbruchs führen dagegen öfter zu Symptomen.

Axiale Hernie: Oft fehlen typische Symptome

Eine axiale Hernie ist eher selten mit Beschwerden verbunden. Daher wird ihr in der Regel kein oder nur ein geringer Krankheitswert beigemessen. Oft ist sie ein Zufallsbefund und wird etwa im Rahmen einer Magenspiegelung oder einer Röntgenaufnahme diagnostiziert.
Manchmal geht eine axiale Hernie jedoch mit einer Refluxkrankheit einher, bei der übermäßig viel Magensaft in die Speiseröhre zurückfließt. Dies führt zu Beschwerden wie:

  • Sodbrennen
  • Schluckbeschwerden
  • Wiederaufstoßen von Nahrungsresten
  • Luftaufstoßen
  • Rückenschmerzen sowie Atemprobleme bei Organverlagerung

Paraösophageale Hernie: Die Symptome können im Verlauf zunehmen

Eine paraösophageale Hernie führt nicht zwangsläufig zu Symptomen. Oft schreitet die Erkrankung jedoch voran und durchläuft verschiedene Stadien:

  • Symptomloses Stadium: In diesem ersten Stadium (auch asymptomatisches Stadium) bereitet die paraösophageale Hiatushernie keine Symptome.

  • Unkompliziertes Stadium: In diesem Stadium treten erste Beschwerden auf. Dazu zählen Aufstoßen und ein drückendes Gefühl in der Herzgegend, insbesondere nach dem Essen.

  • Komplikationsstadium: In ausgeprägten Fällen kann eine paraösophageale Hernie zu verschiedenen Komplikationen führen. Hierzu zählen etwa ein Magengeschwür, ein Magenwanddurchbruch, Blutungen oder Einklemmungen. Die möglichen Symptome reichen dabei von Magenschmerzen nach der Nahrungsaufnahme bis zu starken Schmerzen in Oberbauch oder Brust. Durch eine chronische Blutarmut können mitunter Leistungsschwäche, Blässe und Herzklopfen auftreten. Auch akute Blutungen sind in diesem Stadium möglich. Lebensbedrohliche Komplikationen treten jedoch nur selten auf.

Zwerchfellbruch: Ursachen und Risikofaktoren einer Hiatushernie

Was genau eine Hiatushernie auslöst, ist bislang unbekannt. Jedoch gibt es verschiedene Umstände, die einen Zwerchfellbruch begünstigen. Grundsätzlich verkürzt sich die Speiseröhre beim normalen Schluckvorgang um einige Zentimeter. Kommt es dann zusätzlich zu einem erhöhten Druck in der Bauchhöhle, etwa durch

  • Husten,
  • Niesen, 
  • Pressen beim Stuhlgang oder durch
  • schwere körperliche Arbeit,

kann die Speiseröhre dadurch den oberen Teil des Magens mit nach unten ziehen – und letztlich einen Zwerchfellbruch verursachen. Angeborene Zwerchfellbrüche bestehen oftmals aufgrund einer Fehlentwicklung des Zwerchfells. Verantwortlich hierfür ist eine Entwicklungsstörung des ungeborenen Kindes in der vierten bis zwölften Schwangerschaftswoche.

Risikofaktoren einer Hiatushernie

Zudem begünstigen folgende Risikofaktoren eine Zwerchfellhernie:

  • Erhöhter Druck im Bauchraum: Ein erhöhter Druck in der Bauchhöhle scheint eine wesentliche Rolle bei der Entstehung eines Zwerchfellbruchs zu spielen. Ursachen für einen erhöhten Druck sind etwa eine Schwangerschaft, Geburt, chronischer Husten, starkes Pressen bei Verstopfung, Prostatabeschwerden und Übergewicht (Adipositas).

  • Alter: Mit zunehmenden Lebensjahren entwickelt sich häufig eine Bindegewebsschwäche – bei manchen Menschen ist das Bindegewebe von Natur aus bereits schwächer. Ist der bindegewebige Halteapparat im Bereich der Speiseröhre geschwächt, steigt auch das Risiko einer Hiatushernie.

  • Vorausgegangene Operationen: Wer bereits eine Zwerchfell-OP hatte, weist ein erhöhtes Risiko einer erneuten Hernie auf. 

Wie lässt sich eine Hiatushernie diagnostizieren?

Eine Hiatushernie ist in vielen Fällen eine Zufallsdiagnose, da sie häufig keine Symptome bereitet. Oftmals entdecken Ärzt*innen etwa im Rahmen einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Röntgen-Thorax-Aufnahme) den Zwerchfellbruch. Bestehen hingegen Symptome, kann mittels verschiedener Untersuchungen festgestellt werden, ob tatsächlich eine Zwerchfellhernie vorliegt. Dazu zählen: 

  • Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel (Speiseröhren-Breischluck)
  • Spiegelung der Speiseröhre, des Magens und Darms (Endoskopie)
  • Bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Speiseröhrendruckmessung (Ösophagusmanometrie)

Hiatushernie: Wie erfolgt die Behandlung?

Liegen bei Menschen mit Zwerchfellbruch keine Beschwerden vor, ist keine Therapie notwendig. Bei bestehenden Symptomen ist das Ziel, diese mit entsprechenden Maßnahmen zu behandeln. Bei einer axialen Hernie, die in Zusammenhang einer Refluxkrankheit auftritt, stehen oftmals Symptome wie Sodbrennen, Aufstoßen oder Schluckbeschwerden im Vordergrund.

In diesem Fall können Ärzt*innen Medikamente verschreiben, zum Beispiel Protonenpumpenhemmer, welche die Säureproduktion im Magen vermindern.
Alternativ kommen Medikamente infrage, welche die Tätigkeit des Magen-Darm-Trakts anregen (sogenannte Prokinetika). Dazu zählen zum Beispiel Arzneimittel mit den Wirkstoffen Metoclopramid oder Domperidon.

Weitere Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden

Wer unter Refluxbeschwerden leidet, kann selbst einiges tun, um den Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre zu verhindern. Hilfreiche allgemeine Maßnahmen sind zum Beispiel:

  • Gewichtsabnahme bei Übergewicht

  • Kleine, fettarme Mahlzeiten über den Tag verteilt (anstelle von mehreren großen Mahlzeiten)

  • Verzicht auf Mahlzeiten am späten Abend

  • Verzicht auf mögliche Auslöser (etwa Nikotin, süße Speisen, säurehaltige Getränke); welche Nahrungs- und Genussmittel die Beschwerden fördern, kann sehr unterschiedlich sein

  • Schlafen mit hochgestelltem Kopfende

  • Verzicht auf bestimmte Medikamente, die zu einem Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre (Reflux) führen können (zum Beispiel Anticholinergika oder Kalziumantagonisten). Wichtig: Nur nach ärztlicher Absprache absetzen.

Zwerchfellbruch: Wann ist eine OP notwendig? 

Eine axiale Gleithernie bedarf nur dann einer Operation, wenn

  • die Speiseröhre aufgrund des zurückfließenden Magensafts schwer entzündet ist (Refluxösophagitis) und
  • Medikamente keine Linderung erzielen.

Entscheiden sich Ärzt*innen bei einem Zwerchfellbruch für eine OP, handelt es sich meist um eine sogenannte Fundoplicatio. Bei dieser Operationsmethode ziehen Chirurg*innen den Magenmund wieder in den Bauchraum zurück. Anschließend wird eine Manschette aus Magengewebe um den unteren Anteil der Speiseröhre genäht. Die Manschette soll dort den Verschlussdruck verstärken und verhindern, dass in Zukunft Magensäure in die Speiseröhre gelangt.

Häufig kann eine Zwerchfell-OP im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt werden. Die Laparoskopie findet in Vollnarkose statt. Die*der Ärztin*Arzt setzt zunächst einige kleine Hautschnitte, durch die Operationswerkzeuge und eine kleine Kamera in den Bauchbereich eingeführt werden können. So kann eine Hiatushernie-OP durchgeführt werden, ohne den Bauch mit einem längeren Schnitt öffnen zu müssen.

Neugeborene mit Zwerchfellhernie müssen in der Regel ebenso operiert werden. Mitunter ist eine intensivmedizinische Versorgung mit Beatmungsgerät notwendig, um eine ausreichende Sauerstoffversorgung sicherzustellen.

Therapie der paraösophagealen Hernie

Die paraösophageale Hernie kann zu Komplikationen führen, die in seltenen Fällen lebensbedrohlich sind. Auch wenn sie noch keine Beschwerden bereitet, kommt möglicherweise eine Operation infrage.

Eine häufige Therapiemaßnahme ist die sogenannte transabdominale Gastropexie. Bei dieser Operation ziehen Ärzt*innen die betroffenen Magenanteile vollständig in den Bauchraum zurück (Reposition). Anschließend wird der Magen an die vordere Bauchwand an fixiert. Durch die Fixation lässt sich verhindern, dass der Magen erneut in die Brusthöhle gelangt.

Hiatushernie: Verlauf und Prognose

Viele Hiatushernien bereiten keine Beschwerden, vor allem, wenn es sich um axiale Gleithernien handelt. Oftmals lassen sich mögliche Symptome bereits mit einer Anpassung des Lebensstils oder durch Medikamente lindern. Nach erfolgter Zwerchfellbruch-OP gehen die Beschwerden in den meisten Fällen vollständig zurück.

Welche Komplikationen können auftreten?

Fließt bei einer axialen Hiatushernie saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurück, kann diese auf Dauer Schaden nehmen. Auf der Schleimhaut der Speiseröhre können sich Geschwüre entwickeln, die seltener eine Blutung verursachen. Zudem kann Magensaft in die Lunge gelangen (Aspiration) und ein Asthma bronchiale verstärken. Länger anhaltende Refluxbeschwerden sollten daher immer ernst genommen werden.

Zudem kann es durch die Verlagerung der Bauchorgane bei einem Zwerchfellbruch zu Atemproblemen kommen, wenn etwa die Lunge und das Herz eingeengt werden. Auch Rückenschmerzen sind möglich.

Eine paraösophageale Hernie kann zu verschiedenen Komplikationen führen, zum Beispiel:

  • Passagestörung: Durch die unnatürliche Lage des Magens kann der normale Weitertransport der Nahrung gestört sein. Dies kann unter anderem zu Schluckbeschwerden oder morgendlichem Erbrechen führen.

  • Schleimhautveränderungen und Geschwüre: Eine paraöseophageale Hernie kann zu Veränderungen der Magenschleimhaut führen (Erosionen). Zudem können sich auch bei dieser Form Geschwüre bilden, die zu meist unbemerkten Blutungen führen. Im ungünstigsten Fall führt ein Geschwür zu einem Durchbruch in der Magenwand (Perforation). Dann besteht die Gefahr, dass aggressiver Mageninhalt andere Organe angreift und sich Keime in der Brust- oder Bauchhöhle ausbreiten. Ein solcher Durchbruch muss umgehend operiert werden.

  • Einklemmen von Gewebe (Inkarzeration): Verlagerte Magenanteile in der Zwerchfell-Lücke können im Rahmen des Zwerchfellbruchs derart eingeklemmt sein, dass die Durchblutung des Gewebes vermindert wird. Betroffene verspüren dann starke Brustschmerzen. Bei einer Inkarzeration ist eine sofortige Operation erforderlich. Andernfalls stirbt das betroffene Gewebe ab und es droht ein Magendurchbruch.