Frau mit Herzneurose fasst sich auf die Brust
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Herzneurose: Ständige Angst vor einer Herzkrankheit

Von: Pauline Zäh (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 22.04.2024 - 13:45 Uhr

Personen mit Herzneurose leiden unter einer übermäßigen Angst vor Herzkrankheiten. Beschwerden wie einen erhöhten Puls sehen sie beispielsweise direkt als Vorboten eines lebensgefährlichen Herzinfarktes. Erfahren Sie mehr über die Symptome, Ursachen und die Behandlung einer Herzangst.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen zur Herzneurose

Eine Herzneurose ist eine psychosomatische Erkrankung, bei der Betroffene starke Angst vor einer Herzkrankheit haben und unter Herzbeschwerden leiden, für die es jedoch keine körperliche Ursache gibt.

Neben der typischen Angst kann eine Herzneurose unter anderem mit einem erhöhten Puls, Brustschmerzen, Schweißausbrüchen, Zittern und einem generellen Panikgefühl einhergehen.

Betroffene sollten sich so früh wie möglich professionelle Hilfe holen. Neben einer psychotherapeutischen Behandlung sind Entspannungsmethoden und körperliches Training hilfreich.

Ja, Herzbeschwerden können durch psychische Auslöser entstehen. Dafür sind medizinische Untersuchungen notwendig, um körperliche Ursachen sicher auszuschließen.

Was ist eine Herzneurose?

Der Begriff Herzneurose beschreibt die Angst vor einer lebensbedrohlichen Herzerkrankung (z. B. einem Herzinfarkt), ohne dass es dafür medizinische Belege gibt. Es handelt sich dabei nicht um eine Herzkrankheit im eigentlichen Sinne, sondern um eine psychosomatische Erkrankung, bei der sich die Psyche auf den Körper auswirkt und sogenannte funktionelle Beschwerden entstehen. So kann eine Herzneurose mit tatsächlichen Herzbeschwerden einhergehen, wie plötzlichem Herzrasen oder Herzstechen.

Eine Herzneurose kann sowohl bei gesunden Personen als auch bei Menschen mit bestehenden chronischen Herzkrankheiten (etwa einer Herzinsuffizienz) auftreten. In Deutschland sollen ungefähr 100.000 Menschen davon betroffen sein, vor allem ab dem mittleren Lebensalter. Genaue Zahlen zu benennen ist schwierig, da nicht immer eine Diagnosestellung erfolgt.

Für das Krankheitsbild gibt es noch viele weitere Bezeichnungen, unter anderem:

  • Herzangst-Neurose
  • Herzangst-Syndrom
  • Herzphobie
  • Cardiophobie
  • Da-Costa-Syndrom

Symptome, die bei Herzneurose auftreten können

Typisch für eine Herzneurose ist die Angst vor einer lebensgefährlichen Herzkrankheit, häufig vor einem Herzinfarkt. Diese kann unter anderem von Beschwerden begleitet werden, die den Symptomen einer Panikattacke ähneln:

  • erhöhter Puls (umgangssprachlich Herzrasen)
  • erhöhter Blutdruck (durch Stress, auch nervlicher Bluthochdruck genannt)
  • zusätzliche Schläge des Herzens (Herzstolpern)
  • Schmerzen in der Brust
  • Engegefühle
  • Schweißausbrüche
  • erhöhte Atemfrequenz oder Atemnot
  • Schwächegefühl
  • Zittern
  • Benommenheit
  • Angst, auch Todesangst

Betroffene mit Herzangst sind davon überzeugt, dass ihre Symptome eine körperliche Ursache haben. Sie neigen daher zu häufigen Arztbesuchen, mit dem Wunsch nach eingängigen Untersuchungen, um die vermeidliche Herzerkrankung feststellen zu lassen. Gegebenenfalls wechseln sie hierfür mehrmals die Arztpraxis.

Mögliche Ursachen der Herzangst

Verschiedene Auslöser kommen für eine Herzangst infrage, unter anderem unbewusste Ängste oder eine anhaltende starke psychische Belastung. Auch können spezielle Ereignisse eine Herzneurose begünstigen, etwa wenn ein naher Verwandter an einem Herzinfarkt gestorben ist, der Betroffene selbst eine Vorerkrankung hat oder eine schmerzhafte Trennung durchlebt wurde.

Hinzu kommt, dass viele Betroffene mit Herzneurose in eine Art Teufelskreis geraten. Kommen bei den von ihnen geforderten Herzuntersuchungen kleinste Veränderungen vor, neigen sie oft dazu, diese zu überinterpretieren – was die Herzangst weiter befeuert.

Wie lässt sich eine Herzneurose diagnostizieren?

Bestehen Herzbeschwerden – egal aufgrund welcher Ursache – müssen diese immer abgeklärt werden. Zu Beginn steht das Anamnesegespräch, in dem Betroffene ihre Symptome genau schildern. Um anschließend Herzkrankheiten (z. B. Herzrhythmusstörungen oder Koronare Herzkrankheit) auszuschließen, können unterschiedliche Untersuchungen zum Einsatz kommen. Dazu gehören:

  • Elektrokardiogramm (EKG) bei Ruhe oder körperlicher Belastung, zur Messung der Herzströme
  • Herz-Ultraschall zur Erfassung der Herzstruktur
  • Herzkatheter, bei dem mithilfe eines Kontrastmittels und eines dünnen Kunststoffschlauches die Herzkranzgefäße und Herzklappen auf einem Bildschirm sichtbar gemacht werden

Hat sich durch die Untersuchungen keine körperliche Ursache für die Beschwerden ergeben, erfolgt im nächsten Schritt ein psychiatrisches oder psychotherapeutisches Gespräch. Dabei werden die Patient*innen unter anderem nach aktuellen oder vergangenen belastenden Ereignissen gefragt, die eine Herzneurose begünstigen können. Anhand dieser Befragung lassen sich meist Rückschlüsse auf eine mögliche Neurose ziehen und der Verdacht einer Herzneurose kann gegebenenfalls bestätigt werden.

Behandlung bei Herzneurose

Viele Betroffene leiden stark unter ihrer Störung. Es ist daher wichtig, dass sie ernst genommen werden, auch wenn es keine Erkrankung als Auslöser für die Herzsymptome gibt. 

Ziel einer Behandlung ist es, die ständige Angst vor einer lebensgefährlichen Herzkrankheit zu nehmen und Beschwerden zu lindern. Dabei können verschiedene Maßnahmen helfen.

Psychotherapie als wichtiger Baustein bei Herzneurose

Eine Psychotherapie kann dabei helfen, den Ursachen für eine Herzneurose auf den Grund zu gehen und Möglichkeiten zu erlernen, mit den Ängsten umzugehen und Symptome wie Herzrasen oder Herzstechen besser einzuschätzen. Sind die Ängste sehr stark ausgeprägt, kommt eventuell eine stationäre psychosomatische Behandlung infrage, bei der die Betroffenen eine besonders enge Betreuung erhalten.

Ergänzende Maßnahmen zur Therapie bei Herzneurose

Zusätzlich zu einer professionellen Therapie gibt es Möglichkeiten, selbst aktiv werden, um den Umgang mit der Herzangst zu verbessern und Symptome zu kontrollieren. Hilfreich können sein:

Verlauf und Prognose: Kann eine Herzneurose tödlich sein?

Eine Herzneurose hat in der Regel keinen Einfluss auf die Lebenserwartung und ist nicht tödlich. Möglich ist jedoch, dass eine Herzphobie die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränkt. Folgen der ständigen Angst und einhergehender Unsicherheit können das Vermeiden von körperlichen Belastungen, ein sozialer Rückzug, bis hin zu depressiven Verstimmungen oder Depressionen sein.

Um das zu verhindern, sollten Patient*innen frühzeitig eine*n Ärztin*Arzt aufsuchen, wenn sie bei sich übermäßige Ängste bemerken. In der Regel ist eine Herzneurose dann mit entsprechender professioneller Unterstützung gut behandelbar.