Das Bild zeigt ein Stethoskop und ein Herz.
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Herzbeutelentzündung (Perikarditis)

Von: Onmeda-Redaktion, Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022

Das Herz ist von einer sehr dünnen Gewebehülle umgeben – auch Herzbeutel genannt. Entzündet sich dieser Beutel, spricht man von einer Herzbeutelentzündung (Perikarditis).

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Herzbeutelentzündung: Überblick

Für eine Herzbeutelentzündung kommen viele verschiedene Ursachen infrage. Die häufigsten Auslöser einer Herzbeutelentzündung sind Viren, die im Rahmen eines Atemwegsinfekts auftreten – wie Coxsackie-Viren, Echo- oder Adenoviren. In einigen Fällen kann die Perikarditis jedoch auch die Folge einer anderen Erkrankung sein, zum Beispiel Lungen-, Nieren-, Autoimmun- und Stoffwechselerkrankungen.

Häufig entsteht im Verlauf einer Herzbeutelentzündung ein sogenannter Herzbeutelerguss (Perikarderguss). Bei einem Herzbeutelerguss sammelt sich als Folge der Perikarditis Flüssigkeit im Herzbeutel an, welche ab einer bestimmten Menge die Herzaktion beeinträchtigt.

Typische Beschwerden bei einer akuten Herzbeutelentzündung sind neben erhöhter Körpertemperatur stechende Schmerzen unter dem Brustbein, welche sich im Liegen, bei tiefem Einatmen oder Husten und bei Bewegung verstärken. Häufig leiden Betroffene auch unter Beschwerden der Atemwege (z.B. Husten und Halsschmerzen), was auf die virale Ursache der Herzbeutelentzündung hinweist.

Bildet sich zusätzlich zur Perikarditis ein Herzbeutelerguss, kommen weitere Symptome wie

  • hervortretende (gestaute) Halsvenen,
  • geschwollene Beine (Beinödeme) und
  • eine Lebervergrößerung

hinzu. Dies deutet auf eine verminderte Herzleistung als Folge der Perikarditis hin. Betroffene fühlen sich geschwächt und sind weniger leistungsfähig. Bei einer chronischen Herzbeutelentzündung bleiben Symptome wie Schmerzen und Fieber meist aus.

Im Extremfall entwickelt sich bei einer Herzbeutelentzündung eine sogenannte Herzbeuteltamponade. Dabei übt die große Flüssigkeitsmenge so viel Druck auf das Herz aus, dass es den Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen kann. Der Blutdruck fällt ab. Die Herzbeuteltamponade kann zu einem Schock führen.

Wissenswertes:

Der Herzbeutel (Perikard) besteht genauer gesagt aus zwei dünnen Häuten aus Bindegewebe, die das Herz schützen und von anderen Organen abgrenzen. Die innere Schicht liegt dem Herzmuskel auf und wird als Epikard (viszerales Blatt) bezeichnet – die äußere Schicht nennt man parietales Perikard.

Zwischen den beiden Schichten befindet sich beim gesunden Menschen eine geringe Menge Flüssigkeit. Sie dient als eine Art Gleitmittel und mindert die Reibung, die durch die Herzbewegung entsteht.

Entzündet sich der Herzbeutel, spricht man von einer Herzbeutelentzündung. Manchmal sind dabei auch die unter dem Herzbeutel liegenden Schichten des Herzmuskels (Myokard) betroffen – Mediziner sprechen dann von einer Perimyokarditis.

Die Diagnose der Herzbeutelentzündung stellt der Arzt anhand der typischen Symptome und verschiedener Untersuchungsmethoden. Dazu zählen:

Die Behandlung einer Herzbeutelentzündung erfolgt – je nach Ursache – mit bestimmten Medikamenten. Patienten mit einer Perikarditis sollten sich außerdem schonen. Liegt ein Herzbeutelerguss (Perikarderguss) oder eine Herzbeuteltamponade vor, leitet der Arzt die Flüssigkeit entweder mit einer länger bestehenden Drainage aus oder saugt sie mit einer feinen Nadel ab (Punktion). In der Regel verläuft die Herzbeutelentzündung gut und hat eine günstige Prognose.

Was ist eine Perikarditis?

Der Begriff Herzbeutelentzündung (Perikarditis) beschreibt eine entzündliche Erkrankung des Herzbeutels, die verschiedene Ursachen haben kann. Das Perikard (griech. peri-: um... herum; Kard-: Herz) ist die äußere Umhüllung des Herzens. Sie besteht aus zwei dünnen Häuten aus Bindegewebe. Zwischen diesen Häuten befindet sich beim gesunden Menschen eine geringe Menge Flüssigkeit. Der Herzbeutel schützt das Herz vor Überdehnung und äußeren Einwirkungen. Entzündet sich das Perikard gemeinsam mit dem Herzmuskel (Myokard), sprechen Ärzte von einer Perimyokarditis.

Es gibt eine primäre und eine sekundäre Form der der Herzbeutelentzündung. Bei der primären Perikarditis sind zumeist Viren die unmittelbaren Krankheitsauslöser. Dagegen ist die sekundäre Perikarditis die Folge anderer Erkrankungen, zum Beispiel Lungen-, Nieren-, Autoimmun- oder Stoffwechselerkrankungen.

Häufig entsteht infolge einer Herzbeutelentzündung ein Herzbeutelerguss (Perikarderguss). Dabei sammelt sich Flüssigkeit im Herzbeutel an. Bildet sich ein Herzbeutelerguss sehr schnell aus, kann sich der wenig elastische Herzbeutel nicht entsprechend weiten und es baut sich ein zunehmender Druck auf das Herz auf. In einigen Fällen ist dann das Herz in seiner Funktion eingeschränkt.

Die gefährlichste Form des Perikardergusses ist die Herzbeuteltamponade. Dabei kann das Herz nicht stark genug gegen den erhöhten Druck arbeiten – und der Blutkreislauf die Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen. Bei einer Herzbeuteltamponade handelt es sich um einen Notfall.

Herzbeutelentzündung: Ursachen?

Bei einer Herzbeutelentzündung (Perikarditis) sind die Ursachen vielfältig. Es lassen sich verschiedene Formen der Perikarditis unterscheiden.

Die häufigsten Auslöser einer Herzbeutelentzündung sind Viren. Darüber hinaus können aber auch zum Beispiel

Ursachen einer Herzbeutelentzündung sein.

 

Virale Perikarditis

Am häufigsten sind bei einer Perikarditis Viren die Ursachen der Erkrankung. Die Erreger sind häufig Coxsackie-Viren. Alternativ kommen bei der viralen Herzbeutelentzündung als Ursachen Echo- oder Adenoviren infrage. Bei Menschen, deren Immunsystem, zum Beispiel im Rahmen einer HIV-Infektion oder nach einer Organtransplantation, geschwächt ist, lassen sich manchmal seltenere Krankheitserreger nachweisen, wie Zytomegalie-, Epstein-Barr- oder Hepatitisviren.

Die virale Perikarditis zeigt sich häufig nach einem Atemwegsinfekt. Doch nicht immer ist der Erreger nachweisbar. Bleiben bei einer Herzbeutelentzündung die genauen Ursachen unbekannt, sprechen Mediziner von einer idiopathischen Perikarditis. In jedem vierten Fall ist bei einer Herzbeutelentzündung die genaue Ursache unklar.

Bakterielle Perikarditis

Bei einer Herzbeutelentzündung kommen außerdem Bakterien als Ursachen infrage. Bakterien können von einer lokalen Entzündung (z.B. im Zahnbereich) über das Blut in den gesamten Körper gelangen und auch den Herzbeutel besiedeln. Eine bakterielle Perikarditis kann zum Beispiel auftreten, wenn ein Zahn gezogen wurde. Auch die Erreger einer Lungenentzündung wie Pneumokokken oder Staphylokokken sowie der Erreger der Tuberkulose (sog. Mykobakterien) kommen bei einer Herzbeutelentzündung als Ursachen infrage.

Tritt bei einer bakteriellen Herzbeutelentzündung ein Herzbeutelerguss auf, leitet der Arzt die überschüssige Flüssigkeit in der Regel ab, indem er mit einer feinen Nadel in das Perikard einsticht (Punktion). Das abfließende Sekret lässt er auf Keime untersuchen (sog. Erregerkultur). Dadurch kann er genau bestimmen, welche Bakterien die Perikarditis verursachen und ein passendes Antibiotikum zur Therapie auswählen.

 

 

 

Tuberkulöse Perikarditis

Eine Form der bakteriellen Herzbeutelentzündung ist die tuberkulöse Perikarditis. Sie ist in Deutschland selten und findet sich gelegentlich bei immungeschwächten oder zugewanderten Menschen. Der verantwortliche Erreger für die Herzbeutelentzündung ist das Mycobacterium tuberculosis. Es gelangt über den Blutweg zum Herzbeutel (Perikard). Neben den das Herz betreffenden Beschwerden leiden Betroffene häufig unter Nachtschweiß und Gewichtsverlust. Ist eine Herzbeutelentzündung durch Tuberkulose bedingt, können auch andere Körperregionen von dieser Erkrankung betroffen sein, zum Beispiel die Haut, der Darm oder das Gehirn.

Eine schwerwiegende Komplikation der tuberkulösen Perikarditis ist die sogenannte Perikarditis constrictiva. Hierbei vernarbt der Herzbeutel. Das Herz kann sich nicht mehr richtig zusammenziehen, die Herzfunktion ist stark beeinträchtigt. Eine andere Komplikation einer tuberkulösen Herzbeutelentzündung sind Verkalkungen. Mediziner sprechen dann von einer Perikarditis calcarea, umgangssprachlich auch "Panzerherz" genannt.

Tumorbedingte Perikarditis

Verschiedene Krebserkrankungen sind bei einer Herzbeutelentzündung ebenfalls mögliche Ursachen. Etwa im Rahmen einer Lungen- oder Brustkrebserkrankung sowie bei Leukämien und Lymphomen können sich Tochtergeschwulste im Herzbeutel ansiedeln oder es kann sich ein Perikarderguss bilden. Sehr selten entsteht Krebs direkt im Herzbeutel (Primärtumor).

 

 

 

Perikarditis epistenocardica

Diese spezielle Form der Herzbeutelentzündung tritt in einigen Fällen innerhalb einer Woche nach einem Herzinfarkt auf. Dabei ist nicht der gesamte Herzbeutel entzündet, sondern es sind nur die Teile des Herzbeutels betroffen, welche die Herzmuskelbereiche umgeben, die durch den Herzinfarkt geschädigt wurden. Bei schweren Infarkten, die große Teile des Herzmuskels betreffen, breitet sich die Perikarditis gelegentlich über den ganzen Herzbeutel aus. Ärzte sprechen dann vom sogenannten Dressler-Syndrom.

Die Perikarditis epistenocardica kann auch nach Herzoperationen oder infolge von Verletzungen am Herzen auftreten.

 

 

 

Urämische Perikarditis

Bei einer Herzbeutelentzündung kommen außerdem Nierenerkrankungen als Ursachen infrage. Bei nierenkranken Personen, die auf eine Dialyse angewiesen sind, können bestimmte Substanzen, die normalerweise mit dem Urin ausgeschieden werden, im Körper verbleiben und eine Herzbeutelentzündung verursachen. In solchen Fällen spricht man von einer urämischen Perikarditis.

 

 

 

Perikarditis bei Autoimmunerkrankungen

Auch Autoimmunerkrankungen gehören bei einer Herzbeutelentzündung zu den möglichen Ursachen. Bei einer Autoimmunerkrankung richtet sich das Immunsystem nicht nur gegen mögliche Krankheitserreger, sondern auch gegen körpereigenes Gewebe. Dabei kann es sich auch um den Herzbeutel handeln – er entzündet sich und eine Perikarditis ist die Folge. Zu den Autoimmunerkrankungen, die bei einer Herzbeutelentzündung als Ursachen infrage kommen, zählen unter anderem Lupus erythematodes, Sklerodermie, rheumatoide Arthritis und die Granulomatose mit Polyangiitis (GPA), früher Wegener-Granulomatose genannt.

Weitere Ursachen

Selten verursachen Strahlen (Radioaktivität) – zum Beispiel im Rahmen einer Bestrahlung bei einer Krebserkrankung – oder Medikamente eine Herzbeutelentzündung. Auch eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) oder eine massive Erhöhung der Cholesterinwerte im Blut (Hypercholesterinämie) können eine Herzbeutelentzündung auslösen.

Symptome und Folgen

Bei einer Herzbeutelentzündung (Perikarditis) sind die Symptome nicht immer eindeutig. Die Betroffenen leiden beispielsweise unter plötzlich einsetzendem Fieber, verbunden mit körperlicher Schwäche. Sie sind außerdem weniger belastbar und verspüren Schmerzen unter dem Brustbein oder dem linken Brustkorb.

Bei der akuten Herzbeutelentzündung verstärken sich die Schmerzsymptome durch Bewegungen, flaches Liegen, Husten und tiefes Atmen. Außerdem schlägt das Herz schneller als normal. Aufrechtes Sitzen oder ein vorgebeugter Oberkörper verschaffen manchmal Erleichterung. Bei einer bakteriellen Herzbeutelentzündung kommt starkes Fieber hinzu.

Verläuft eine Herzbeutelentzündung chronisch, treten meist keine spürbaren Symptome oder nur sehr geringe und unspezifische Beschwerden auf. Betroffene sind weniger belastbar und geraten schnell außer Atem. Außerdem können bei einer chronischen Perikarditis Wassereinlagerungen (Ödeme) auftreten, die Symptome wie eine vergrößerte Leber oder hervortretende Venen verursachen. Häufig bemerkt man eine chronische Herzbeutelerkrankung aufgrund der unauffälligen Symptome aber erst, wenn Komplikationen wie ein Herzbeutelerguss auftreten.

Herzbeutelerguss

Wenn sich als Folge einer Herzbeutelentzündung zwischen Herzbeutel und -muskel Flüssigkeit ansammelt (sog. Herzbeutelerguss, Perikarderguss), verändern sich die Symptome. Der Schmerz verschwindet häufig, dafür treten Anzeichen einer Herzschwäche auf. Dazu gehören gestaute Halsvenen, beidseitige Flüssigkeitseinlagerungen in den Beinen (Beinödeme) oder eine Vergrößerung der Leber, bei der es begleitend zu einer Bauchwassersucht (Aszites) kommen kann.

Bei herzgesunden Personen lassen sich im Herzbeutel etwa 15 Milliliter einer klaren, bernsteinfarbenen, eiweißhaltigen Flüssigkeit nachweisen. Dagegen kommen blutreiche Herzbeutelergüsse bei einer Tuberkulose oder bei bösartigen Tumoren vor, eitrige Ergüsse bei einer bakteriellen Perikarditis.

Herzbeuteltamponade

Als Komplikation eines akuten Herzbeutelergusses ist eine sogenannte Herzbeuteltamponade möglich. Der Herzbeutelerguss ist dann so stark ausgeprägt, dass das Herz stark zusammengepresst wird und die Herzkammern sich nicht mit ausreichend Blut füllen können. Das Herz kann dann nicht mehr genug Blut durch den Kreislauf pumpen; gleichzeitig staut sich das Blut vor der rechten Herzkammer in den Venen. Es handelt sich um einen Notfall mit Blutdruckabfall und den Symptomen eines Schocks.

So stellt der Arzt die Diagnose

Bei Verdacht auf eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) erkundigt sich der Arzt zunächst nach den genauen Symptomen (Anamnese), um die Diagnose zu stellen. Häufig findet sich in der Krankengeschichte ein vorausgegangener Atemwegsinfekt oder eine Durchfallerkrankung. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Der Arzt hört dazu das Herz mit einem Stethoskop ab.

Bei beginnender Perikarditis mit fehlendem oder kleinem Erguss im Herzbeutel nimmt der Arzt ein Reibegeräusch wahr, das sogenannte "Perikardreiben" oder "Lederknarren". Bei einem Perikarderguss lässt dieses Reiben häufig nach und die Herztöne werden leiser.

Um bei einer Herzbeutelentzündung die genaue Diagnose zu stellen, setzt der Arzt häufig auch ein Elektrokardiogramm (EKG) ein. Dabei erkennt er typische Veränderungen, die zum Teil einem Herzinfarkt sehr ähnlich sind, sich jedoch wieder normalisieren, wenn die Perikarditis ausgeheilt ist.

Mittels der Blutuntersuchung lassen sich bei einer Herzbeutelentzündung Entzündungszeichen des Körpers erfassen. Liegt eine Entzündung wie eine Perikarditis im Körper vor, ist unter anderem die Zahl der weißen Blutkörperchen erhöht, ebenso die Blutsenkungsgeschwindigkeit und das sogenannte C-reaktive Protein. Zum Ausschluss einer Autoimmunerkrankung erfolgen spezielle Untersuchungen auf Antikörper gegen körpereigene Gewebestrukturen (sog. Autoantikörper). Bei Verdacht auf Tuberkulose als Auslöser einer Herzbeutelentzündung führt der Arzt im Rahmen der Diagnose einen Tuberkulosetest durch.

Dem Ultraschall des Herzens (Echokardiographie) kommt vor allem bezüglich der Diagnose eines Herzbeutelergusses eine große Bedeutung zu. Beim Ultraschall kann der Arzt seine genaue Größe und Lage erkennen. In einigen Fällen entnimmt er mit einer Hohlnadel die angestaute Flüssigkeit aus dem Herzbeutel (Punktion), um sie später im Labor untersuchen zu lassen. Dabei punktiert er unter örtlicher Betäubung (lokaler Anästhesie) und Ultraschallkontrolle unterhalb des Brustbeins. Das Laborpersonal untersucht anschließend die punktierte Flüssigkeit laborchemisch und beurteilt mögliche Zellen im Erguss unter dem Mikroskop. Außerdem werden aus der gewonnen Flüssigkeit bakterielle Kulturen angelegt. Enthält die Flüssigkeit Bakterien, lässt sich der jeweilige Erreger bestimmen.

Die Ergebnisse einer Röntgenuntersuchung des Brustkorbs sind nur bei schweren oder chronischen Verläufen einer Herzbeutelentzündung oder einem ausgeprägten Herzbeutelerguss auffällig. Manchmal stellt der Arzt eine zeltartige Vergrößerung des Herzens in Form eines "Bocksbeutels" (Frankenweinflasche) oder Verkalkungen fest.

Therapie einer Herzbeutelentzündung

Bei einer Herzbeutelentzündung (Perikarditis) ist es zur Unterstützung der Therapie wichtig, sich körperlich zu schonen. Bestimmte Medikamente helfen, die Beschwerden zu lindern. In einigen Fällen ist eine Operation sinnvoll.

Medikamentöse Therapie

Bei der Herzbeutelentzündung (Perikarditis) richtet sich die medikamentöse Therapie nach den genauen Entzündungsursachen. Bei der häufig auftretenden viralen Herzbeutelentzündung erfolgt die Behandlung der Symptome mit Schmerzmitteln und antientzündlichen Medikamenten. Hierbei kommen in der Regel nicht-steroidale Antiphlogistika und, falls diese nicht ausreichend wirken, Glukokortikoide zum Einsatz. Entwässernde Medikamente (Diuretika) und ACE-Hemmer bessern die Beschwerden einer Herzinsuffizienz infolge der Perikarditis.

Bei bakterieller Perikarditis verschreibt der Arzt zur Therapie zusätzlich Antibiotika. Hat eine Tuberkulose die Herzbeutelentzündung ausgelöst, ist eine kombinierte Therapie mit mehreren Medikamenten, die gegen die auslösenden Bakterien wirken, erforderlich. Bei der gelegentlich nach einem Herzinfarkt auftretenden Perikarditis epistenocardica erhalten Betroffene Acetylsalicylsäure.

Bei anderen, sekundären Formen der Herzbeutelentzündung steht die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund. Die autoimmun ausgelöste Perikarditis wird durch immunregulierende Medikamente wie Glukokortikoide behandelt. Solche Medikamente setzen die Körperabwehr herab und mildern damit die Immunreaktion gegen eigenes Gewebe.

Ist die Entzündung hingegen durch ein Nierenversagen ausgelöst, ist eine Dialyse zur Blutreinigung notwendig. Die tumorbedingte Perikarditis erfordert eine Operation des Tumors, Chemotherapie und/oder Strahlenbehandlung.

Perikardpunktion und Perikardfensterung

Bei einem ausgeprägten Herzbeutelerguss beziehungsweise einer Herzbeuteltamponade als Folge einer Herzbeutelentzündung reicht eine medikamentöse Therapie allein nicht aus. Da es sich meist um eine Notfallsituation handelt, ist das Ziel der Behandlung, zunächst das Herz zu entlasten. Der Arzt nimmt dafür eine sogenannte Perikardpunktion vor: Er sticht mit einer feinen Nadel in den Herzbeutel und entnimmt die überschüssige Flüssigkeit. Bei rasch nachlaufenden Ergüssen (z.B. im Rahmen einer bakteriellen Endokarditis) legt er eine Drainage – also einen Abfluss für die Flüssigkeit. Dazu bleibt ein Katheter im Herzbeutel. Dadurch kann der Arzt den sich nachbildenden Erguss in regelmäßigen Abständen ableiten und so das Herz entlasten. Patienten mit einem Perikarderguss werden intensivmedizinisch versorgt.

Perikardfensterung

Bei einem schweren Verlauf einer Herzbeutelentzündung mit wiederholten Perikardtamponaden kann der Arzt eine sogenannte Perikardfensterung durchführen. Das bedeutet, der Arzt schafft während einer Operation einen Durchgang im Herzbeutel, wobei der Erguss direkt in die sogenannte Pleurahöhle abgeleitet wird – wo die Flüssigkeit schließlich von den Zellen aufgenommen (resorbiert) wird. Die Pleurahöhle ist der Raum zwischen der Lungenoberfläche und der inneren Wand des Brustkorbs. Die Pleurahöhle wird – ähnlich wie der Herzbeutel – von zwei dünnen Häuten aus Bindegewebe ausgekleidet (Brustfell und Lungenfell) und enthält natürlicherweise eine geringe Menge Flüssigkeit.

Bei der sogenannten Pericarditis constrictiva ("Panzerherz"), einer Form der chronischen Perikarditis, verfestigt sich der Herzbeutel zunehmend (bindegewebige Verschwielung des Perikards). Da dies den Herzschlag zunehmend erschwert, kann es erforderlich sein, den Herzbeutel zu entfernen.

Herzbeutelentzündung: Verlauf

Eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) zeigt meist einen guten Verlauf. Die häufigsten Formen der Perikarditis, die idiopathische (Ursache unbekannt) beziehungsweise virale Herzbeutelentzündung, heilen in der Regel nach ein bis drei Wochen aus. Treten bei einer Perikarditis Komplikationen auf, beeinflusst dies den Verlauf der Erkrankung allerdings ungünstig.

Komplikationen

Die Herzbeutelentzündung (Perikarditis) kann im Verlauf auf die anderen Schichten des Herzens übertreten und zu Komplikationen führen. Dann kommt es zusätzlich zu Entzündungen des Herzmuskels (Perimyokarditis) und seltener der Herzinnenschicht (Endokarditis) oder aller Herzschichten (Pankarditis).

Zwei schwere Komplikationen der Herzbeutelentzündung sind die Pericarditis constrictiva und die Herzbeuteltamponade, eine schwere Form des Herzbeutelergusses. Bei der Pericarditis constrictiva, dem sogenannten "Panzerherz" verhärtet sich der Herzbeutel kapselartig, verkalkt und schnürt sich narbig ein. Dadurch kann sich das Herz nicht optimal mit Blut füllen und seine Pumpfunktion ist stark beeinträchtigt. Bei den Betroffenen staut sich Blut in den Halsvenen und sie sind kurzatmig. Auch fallen Schwellungen (Ödeme) der Beine auf, die Leber schwillt an und eventuell sammelt sich Flüssigkeit in der Bauchhöhle (Aszites). Betroffene sind davon meist sehr geschwächt.

Im Röntgenbild zeigt sich oft ein normalgroßes Herz. Besteht dennoch eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz), schließt der Arzt meist auf eine Perikarditis constrictiva. Diese Form der Herzbeutelentzündung kann sich über mehrere Jahre entwickeln, wobei die Anfangsstadien gewöhnlich beschwerdefrei sind. In Deutschland kommt es selten nach einer Strahlentherapie bei Personen mit Tumoren, nach Herzoperationen oder im Rahmen von Autoimmunerkrankungen zu einer Perikarditis constrictiva. Die Symptome ähneln einer Perikardtamponade. Durch den Rückgang der Tuberkulose – der Hauptursache einer Perikarditis constrictiva – ist diese Komplikation in Deutschland selten.

Auch die Herzbeuteltamponade zählt bei der Herzbeutelentzündung zu den Komplikationen – es handelt sich um eine Notfallsituation. Da der Herzbeutel kaum dehnbar ist, drückt Flüssigkeit, die sich bei einer Herzbeutelentzündung in ihm ansammelt (Herzbeutelerguss), auf das innenliegende Herz. Bei Ergüssen ab etwa 150 Milliliter treten meist Beschwerden auf. Insbesondere bei chronischen Verläufen können aber deutlich größere Flüssigkeitsmengen auftreten. Ab einem Volumen von 300 bis 400 Millilitern besteht die Möglichkeit, dass ein sogenannter kardiogener Schock auftritt.

Die Herzvorhöfe setzen dem Außendruck durch die Flüssigkeit nur wenig Druck entgegen; daher werden sie besonders stark zusammengedrückt. Als Folge füllt sich das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut und wirft damit nur wenig Blutvolumen aus. Bei Betroffenen mit einer Herzbeuteltamponade sackt bei einem akuten Verlauf der Blutdruck ab, die Herzfrequenz ist beschleunigt. Sie zeigen Zeichen einer Rechtsherzinsuffizienzund bekommen schlecht Luft. Die Herzbeuteltamponade behandelt der Arzt in der Regel, indem er Flüssigkeit aus dem Herzbeutel ablässt (Punktion und Drainage). Allerdings ergeben sich infolge der Drainage bei einer Herzbeutelentzündung in fünf Prozent der Fälle schwere Komplikationen wie Blutungen oder Fehlpunktionen.

Prognose

Bei einer Herzbeutelentzündung (Perikarditis) ist die Prognose in der Regel gut. Nur selten entwickeln sich bei einem Herzbeutelerguss größere Mengen an Flüssigkeit und damit eine Perikardtamponade. Ebenso ist eine Perikarditis constrictiva selten, welche eine eher ungünstige Prognose hat. Allerdings tritt die sogenannte idiopathische Form der Herzbeutelentzündung, die ohne erkennbare Ursachen entsteht, manchmal erneut auf und kann chronisch verlaufen. Dann treten mitunter über Jahre hinweg immer wieder Brustschmerzen und Fieber auf. Häufig führen diese wiederkehrenden Beschwerden zu einer falschen Diagnose.

Die bakterielle Herzbeutelentzündung kann in einigen Fällen eine ungünstige Prognose haben – die Erkrankung kann dann lebensgefährlich verlaufen, wenn die verabreichten Medikamente (Antibiotika) nicht oder nicht ausreichend wirken. Neben der tuberkulösen und tumorbedingten Herzbeutelentzündung hat die bakterielle Perikarditis die höchste Tendenz, als Komplikation eine Perikardtamponade auszubilden.

Herzbeutelentzündung: Vorbeugen

Einer Herzbeutelentzündung (Perikarditis) lässt sich nicht sicher vorbeugen – es gibt keine allgemein schützenden Maßnahmen gegen die Herzbeutelentzündung. Allerdings ist es wichtig, dass mögliche Grunderkrankungen (z.B. Infektions-, Stoffwechsel- und Krebserkrankungen) frühzeitig erkannt und behandelt werden. Der wiederkehrenden idiopathischen Perikarditis kann das MedikamentColchicin vorbeugen.