Hepatitis E: Gespräch zwischen Ärztin und Patientin
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Hepatitis E: Symptome, Ansteckung und Vorbeugung

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.06.2023

Eine Hepatitis E ist eine akute Entzündung der Leber, die durch eine Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus (HEV) hervorgerufen wird. Hepatitis E kommt vor allem in Afrika und Asien vor. Aber auch in Deutschland ist eine Ansteckung mit Hepatitis E möglich. Eine Impfung gibt es in Europa bislang nicht. Mehr zu Symptomen, Therapie und Vorbeugung!

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Bei Hepatitis E handelt es sich um eine entzündliche Viruserkrankung der Leber. Die Krankheit entsteht durch eine Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus (HEV).

  • Ansteckung: In Afrika und Asien in erster Linie durch kontaminierte Lebensmittel oder Trinkwasser, in den Industrieländern ist meist rohes oder nicht durchgegartes Fleisch die Ursache.

  • Symptome: Zu den möglichen Anzeichen einer Ansteckung gehören eher unspezifische Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Bauchbeschwerden und eine Gelbfärbung der Haut.

  • Diagnose: Um andere Erkrankungen auszuschließen, erfolgt in der Regel eine Blutuntersuchung.

  • Verlauf: Bei gesunden, nicht schwangeren Menschen klingt eine Hepatitis E für gewöhnlich nach einigen Wochen ohne Folgeschäden wieder ab. Bei bestimmten Personengruppen kann eine Hepatitis E jedoch auch einen schweren Verlauf nehmen. So ist bei Schwangeren das Risiko einer fulminanten Hepatitis erhöht. Dabei kann es zu Komplikationen wie Leberversagen und akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung kommen.

  • Therapie: Betroffene sollten sich körperlich schonen sowie Alkohol und fettreiches Essen für die nächsten Monate meiden. In schweren Fällen oder bei chronischen Verläufen von Hepatitis E können die Wirkstoffe Ribavirin oder Interferon-Alpha verordnet werden.

  • Vorbeugen: Insbesondere in Ländern, in denen Hepatitis E häufig auftritt, sollte auf eine entsprechende Hygiene geachtet und nur abgekochtes Trinkwasser verwendet werden. Eine Schutzimpfung gibt es in Deutschland derzeit nicht.

Was ist Hepatitis E?

Hepatitis E (griech. hépar, hépatos = Leber, -itis = Entzündung) ist eine entzündliche Viruserkrankung der Leber. Sie wird durch eine Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus (HEV) hervorgerufen. 

Das Hepatitis-E-Virus ist ein einzelsträngiges sogenanntes RNA-Virus ohne Hülle, das in vier für den Menschen relevante Typen mit unterschiedlicher genetischer Ausstattung (sog. Genotypen) unterteilt werden kann:

  • Die Genotypen 1 und 2 kommen überwiegend in Afrika und Asien vor.
  • Die Genotypen 3 und 4 treten vor allem in den Industrienationen und überwiegend bei Tieren auf.

Häufigkeit von Hepatitis E

Hepatitis E ist weltweit verbreitet, vor allem kommt sie jedoch in Asien und Afrika vor. Schätzungen zufolge infizieren sich in Afrika und Asien pro Jahr 20 Millionen Menschen mit dem Hepatitis-E-Virus.

In Deutschland werden immer mehr Hepatitis-E-Fälle gemeldet. Wurden 2011 noch von 238 Fällen berichtet, waren es 2020 bereits 2.280. Jede Virushepatitis vom Typ E ist laut Infektionsschutzgesetz eine meldepflichtige Erkrankung.

Die steigende Zahl der gemeldeten Infektionen könnte möglicherweise auch mit einer größeren Aufmerksamkeit für die Erkrankung beziehungsweise mit verbesserten Diagnosemethoden zusammenhängen. Die meisten Betroffenen infizieren sich nicht auf Reisen, sondern innerhalb des Landes. 

Ursachen: Wie erfolgt die Ansteckung bei Hepatitis E?

Hepatitis E entsteht durch eine Infektion mit dem gleichnamigen Virus (HEV). Dabei ist es möglich, sich über verschiedene Wege anzustecken:

  • Fäkal-orale Übertragung: Ansteckung erfolgt meist über verunreinigte Lebensmittel, vor allem kontaminiertes Trinkwasser. Insbesondere in den Tropen stecken sich Menschen häufig über infektiöses Trinkwasser an.
  • Zoonotische Übertragung: In den Industrienationen verbreiten sich die Viren hauptsächlich durch den Verzehr von rohem oder nicht durchgegartem Fleisch (meist handelt es sich um das Fleisch vom Schwein). 
  • Übertragung über Blutprodukte und transplantierte Organe: Dieser Übertragungsweg kommt nur sehr selten vor.

Die Ansteckung von Person zu Person ist sehr selten, ist aber bei HEV Typ 1 und Typ 2 durch Schmierinfektion möglich. 

Wer sich einmal mit Hepatitis E infiziert hat, kann über mehrere Jahre immun gegen die Krankheit sein. Inwiefern eine lebenslange Immunität besteht, ist jedoch unklar.

    Hepatitis E: Symptome sind oft unspezifisch

    In den meisten Fällen bemerken Personen, die an einer akuten Hepatitis E erkrankt sind, keine besonderen Symptome(asymptomatischer Verlauf).

    Treten Beschwerden auf, zeigen sich diese etwa 15 bis 64 Tage nach der Ansteckung (sog. Inkubationszeit). Möglich sind:

    Darüber hinaus treten bei einem Teil der Erkrankten die für eine Hepatitis typischen Symptome einer Gelbsucht auf:

    • Der Urin färbt sich dunkel.
    • Der Stuhl ist hell bis lehmfarben.
    • Die Haut bzw. Augen färben sich gelblich (Ikterus).

    Die Symptome ähneln denen einer Infektion mit dem Hepatitis-A-Virus und sind gewöhnlich nur leicht ausgeprägt. In Einzelfällen können sie jedoch deutlich schwerer verlaufen als eine Hepatitis-A-Infektion und etwa andere Organe in Mitleidenschaft ziehen (sog. extrahepatische Manifestation).

    So erfolgt die Diagnose bei Hepatitis E

    Aufgrund der unspezifischen Symptome wird eine Infektion mit Hepatitis E nicht sofort erkannt. Andere Erkrankungen können zu ähnlichen Beschwerden führen – so zum Beispiel Hepatitis A, das Epstein-Barr-Virus oder auch eine Grippe (Influenza).

    Um diese Erkrankungen auszuschließen, können mithilfe verschiedener Tests spezifische Antikörper (Anti-HEV-IgM, Anti-HEV-IgG) gegen das Virus im Blut nachgewiesen werden. Zu Beginn der Erkrankung ist es mithilfe der sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zudem möglich, das Virus (HEV-RNA) direkt im Stuhl oder im Blut nachzuweisen.

    Therapie: Wie wird Hepatitis E behandelt?

    Die Behandlung zielt im Wesentlichen darauf ab, die Symptome zu lindern. Personen, die an Hepatitis E erkrankt sind, sollten sich möglichst schonen und gegebenenfalls Bettruhe halten.

    Eine zusätzliche Belastung der Leber sollte man während der Therapie vermeiden – fette Speisen und Alkohol sollten daher tabu sein. Auch leberschädigende Medikamente (etwa Paracetamol) sollten nicht genommen werden.

    Bei schweren oder chronischen Verläufen von Hepatitis E können die Wirkstoffe Ribavirin oder Interferon-Alpha verordnet werden. Bei chronisch infizierten Personen, deren Immunsystem durch entsprechende Medikamente (Immunsuppressiva) unterdrückt wird, kann darüber hinaus gegebenenfalls die Dosis der Immunsuppressiva herabgesetzt werden.

    In sehr schweren Fällen, bei einer sogenannten fulminanten Leberentzündung, kann eine Lebertransplantation nötig sein.

    Verlauf: Wie lange dauert Hepatitis E?

    In den meisten Fällen zeigt die Hepatitis E einen leichten Krankheitsverlauf. Sie heilt bei gesunden Personen fast immer ohne Folgeschäden innerhalb weniger Wochen aus.

    Wichtig ist, dass sich Erkrankte entsprechend schonen und auch nach dem Abklingen der Symptome für einige Monate auf Alkohol und fettes Essen verzichten.

    Komplikationen bei Hepatitis E eher selten

    Selten verläuft eine Hepatitis-E-Infektion schwer (sog. fulminante Hepatitis). Dabei kann es zu akutem Leberversagen und zu akuten Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, der Herzmuskulatur und der Lunge kommen. Ein solcher Verlauf kann lebensbedrohlich sein.

    Während solche Komplikationen bei gesunden Personen sehr selten vorkommen, sind bestimmte Menschen besonders gefährdet. Dazu zählen:  

    • Menschen mit chronischen Leberschäden
    • immunsupprimierte Personen, also Menschen mit einem geschwächten Immunsystem
    • Schwangere

    Bis zu 20 Prozent aller Schwangeren im letzten Schwangerschaftsdrittel, die Hepatitis E haben, entwickeln im Rahmen der Erkrankung eine fulminante Hepatitis. Neben einem erhöhten Sterberisiko für Mutter und Kind können Fehl- und Frühgeburten sowie ein geringes Geburtsgewicht die Folge sein.

    Bei Personen, deren Immunsystem geschwächt ist – etwa nach einer Organtransplantation, – kann Hepatitis E selten auch einen chronischen Verlauf nehmen, der zu einer Leberzirrhose führen kann.

    Wie lässt sich Hepatitis E vorbeugen?

    Hepatitis E lässt sich nicht sicher vorbeugen – das Erkrankungsrisiko kann jedoch deutlich gesenkt werden. Wer in ein Land mit hohem Infektionsrisiko reist, sollte entsprechende hygienische Vorsorgemaßnahmen treffen. So wird empfohlen

    • ausschließlich abgepacktes Mineralwasser oder abgekochtes Wasser zu trinken (Vorsicht bei Eiswürfeln!),

    • Imbissständen an Straßen mit Vorsicht zu begegnen,

    • auf Speiseeis und rohe Gerichte (etwa Meeresfrüchte) zu verzichten und

    • Obst und Gemüse vor dem Verzehr mit abgekochtem Wasser gründlich abzuwaschen oder zu schälen.

    Um einer Übertragung innerhalb Deutschlands vorzubeugen, sollte Fleisch ausreichend gegart werden. Das gilt besonders für Schweinefleisch und Wildfleisch (etwa Reh oder Wildschwein). Empfehlenswert ist das Erhitzen auf über 70 Grad für mindestens 20 Minuten.

    Gibt es einen Impfstoff gegen Hepatitis E?

    2012 ist in China ein Impfstoff gegen Hepatitis E auf den Markt gekommen. In Europa ist bislang kein Impfstoff gegen Hepatitis E zugelassen.