Frau mit Gerstenkorn fasst sich an schmerzendes Auge.
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Gerstenkorn (Hordeolum): Wie behandeln & ausdrücken?

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.03.2023

Ein Gerstenkorn ist eine eitrige Entzündung der Drüsen am Augenlid. Ursache ist eine Infektion mit Bakterien. Ob ein Gerstenkorn im Auge ansteckend ist, wie es sich mit Salben und Hausmitteln behandeln lässt und weshalb man es nicht ausdrücken sollte. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten zum Gerstenkorn

Es ist nicht ratsam, ein Gerstenkorn auszudrücken. Schlimmstenfalls breitet sich die Infektion aus und die Beschwerden werden stärker.

In den meisten Fällen dauert es ein bis zwei Wochen, bis ein Gerstenkorn verheilt ist.  

Heilt ein Gerstenkorn nicht ab oder verkapselt es sich, könnte ein Hagelkorn vorliegen. Dabei handelt es sich um eine chronische Entzündung, bei der die Drüsen im Augenlid verstopft sind, die Talg produzieren.

Verschiedene Hausmittel wie Wärme oder feuchte Waschlappen können bei einem Gerstenkorn die Symptome lindern und Heilung beschleunigen. Auch Salben oder Augentropfen aus der Apotheke sind geeignet. Kommt es jedoch zu weiteren Beschwerden wie Fieber oder keiner Besserung innerhalb von einigen Tagen, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

Was ist ein Gerstenkorn?

Ein Gerstenkorn (medizinisch: Hordeolum) ist eine akute Lidentzündung am Auge. Auslöser sind bestimmte Bakterien, meist Staphylokokken. Durch die Entzündung kommt es in den Liddrüsen am Auge zu einer Eiteransammlung (Abszess).

Je nachdem, ob die Entzündung am inneren oder äußeren Lid vorliegt, unterscheiden Fachleute zwischen zwei Formen:  

  • Hordeolum internum (inneres Gerstenkorn): Dabei sind die Liddrüsen innen am Augenlid entzündet, die sogenannten Meibom-Drüsen. Unter Umständen kann auch eine Entzündung der Bindehaut vorliegen. Das Gerstenkorn ist in der Regel nicht äußerlich sichtbar.

  • Hordeolum externum (äußeres Gerstenkorn): Die Lidranddrüsen sind entzündet, das Gerstenkorn fällt oft sofort auf. Entweder sind die Zeis-Drüsen (Talgdrüsen) oder die Moll-Drüsen (Schweißdrüsen) im Bereich der Lidkante oder der Wimpern betroffen.

Gerstenkörner sind nach Bindehautentzündungen die zweithäufigsten Augenerkrankungen. In der Regel ist ein Gerstenkorn harmlos und heilt bei richtiger Therapie innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder ab. 

Ist ein Gerstenkorn ansteckend?

Wenn Betroffene das Gerstenkorn berühren und sich anschließend ans andere Auge fassen, kann auch dort ein Gerstenkorn entstehen. Auf diesem Wege ist ein Gerstenkorn somit ansteckend. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten, aber ebenso möglich. Daher ist es wichtig, vor und nach dem Berühren der Augen die Hände zu waschen.

Sollte man ein Gerstenkorn ausdrücken?

Ein Gerstenkorn sollte man niemals ausdrücken, da dies die Entzündung verschlimmern und zur Ausbreitung der Keime führen kann. Unter Umständen kann die*der Ärztin*Arzt das Gerstenkorn aufstechen oder chirurgisch entfernen.

Gerstenkorn mit Hausmitteln behandeln

In den meisten Fällen heilt ein Gerstenkorn im Auge von allein ab. Durch Hausmittel lässt sich der Heilungsprozess oftmals beschleunigen. Zu den geeigneten Hausmitteln und Tipps bei einem Gerstenkorn zählen:

  • Wärme: Trockene Wärme, zum Beispiel mit einer Rotlichtlampe, eignet sich bei einem Gerstenkorn als Hausmittel. Mehrmals täglich das betroffene Auge bestrahlen. Wichtig: Die Augen sollten stets geschlossen bleiben.

  • Waschlappen: Ein sauberer, mit lauwarmem Wasser getränkter Waschlappen kann ebenso bei einem Gerstenkorn als Hausmittel angewendet werden. Den Waschlappen für 10 bis 15 Minuten auf das geschlossene Auge legen.

  • Salben: Bei einem Gerstenkorn können auch freiverkäufliche, antientzündliche Salben die Beschwerden lindern. Augensalben mit dem Wirkstoff Bibrocathol sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

  • nicht im Auge reiben: Besonders wichtig ist, dass Betroffene sich nicht das Auge reiben. So können sich die Bakterien weiter ausbreiten und die Entzündung unter Umständen verschlimmern.

  • Hygiene: Wer ein Gerstenkorn hat, sollte besonders auf Hygiene achten. Regelmäßiges Händewaschen verhindert zudem, dass die Bakterien auch das gesunde Auge infizieren.

  • Kontaktlinsen meiden: Menschen mit Kontaktlinsen sollten diese gründlich reinigen und bestenfalls bei einem Gerstenkorn gar nicht tragen.

  • Verzicht auf Make-up: Während eines akuten Gerstenkorns sollte kein Make-up an den Augen wie Wimperntusche verwendet werden. 

Wichtig: Bessert sich das Gerstenkorn innerhalb von rund einer Woche nicht oder kommen Schmerzen und andere Symptome wie starke Schwellungen, Rötungen oder Fieber hinzu, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

Gerstenkorn: Ärztliche Behandlung

Unter Umständen verschreibt die*der Augenärztin*Augenarzt eine antibiotische Augensalbe oder Augentropfen, um die Heilung zu unterstützen. Auch kortisonhaltige Salben können zum Einsatz kommen, etwa um starke Schwellungen zu behandeln. Wenn sich die Entzündung auf ausgebreitet hat, etwa in die Augenhöhle, erhalten Patient*innen möglicherweise Antibiotika in Form von Tabletten.

In seltenen Fällen muss ein Gerstenkorn durch einen kleinen chirurgischen Eingriff entfernt werden. Möglicherweise wird das Gerstenkorn angestochen und das eitrige Sekret abgelassen (Stichinzision).

Gerstenkorn: Welche Ursachen können dahinterstecken?

Ursache eines Gerstenkorns am Auge ist eine Infektion mit Bakterien. Fast immer sind Staphylokokken der Auslöser, deutlich seltener Streptokokken.

Die Bakterien können über verschiedene Wege in die Augen gelangen, beispielsweise durch

  • ungewaschene Hände oder
  • verunreinigte Kontaktlinsen.

Nicht immer entsteht zwangsläufig ein Gerstenkorn, wenn das Auge mit Bakterien in Berührung kommt: Das Immunsystem kann Keime oftmals abtöten, bevor eine Entzündung entsteht. Ist die körpereigene Abwehr jedoch geschwächt, können sich Bakterien leichter ausbreiten. Ein erhöhtes Risiko für Gerstenkörner haben daher Menschen mit geschwächtem Immunsystem, etwa aufgrund einer Erkrankung wie Diabetes mellitus.

Gerstenkorn: Mögliche Symptome eines Hordeolums

Im Anfangsstadium ist ein Gerstenkorn möglicherweise noch nicht äußerlich sichtbar. Oftmals leiden Betroffene unter einer druckempfindlichen Stelle am Augenlid, weshalb auch von einer Lidrandentzündung gesprochen wird. Im Verlauf kommt es dann zu typischen Symptomen am Augenlid, das zunehmend

  • gerötet,
  • geschwollen und
  • druckempfindlich ist.

Diese Symptome sind ein Zeichen dafür, dass eine akute Augenlidentzündung vorliegt. Nach einiger Zeit sammelt sich an der betroffenen Stelle Eiter – ähnlich wie bei einem Pickel. Das Gerstenkorn kann außerdem von einem Spannungsgefühl begleitet sein. 

In der Regel bleiben die Symptome auf das Auge beschränkt. In seltenen, schwereren Fällen kann es bei einem Hordeolum auch zu diesen Beschwerden kommen:

Gerstenkorn: Dauer und Prognose

In der Regel platzt das Gerstenkorn nach einigen Tagen auf und der Eiter fließt ab. Möglich ist auch, dass der Körper die Eiteransammlung nach innen abtransportiert. Die Augenlidentzündung geht dann von selbst zurück. Verkürzen lässt sich die Dauer der Genesung durch eine ärztliche Behandlung und durch Hausmittel.

Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Gerstenkorn erstreckt sich die Dauer der Heilung mitunter länger. Manchmal tritt das Gerstenkorn auch nach kurzer Zeit erneut auf. Zu ernsten Komplikationen wie einem Lidabszess oder einer Entzündung der Augenhöhle kommt es sehr selten.

Wie lässt sich ein Gerstenkorn diagnostizieren?

Ein Gerstenkorn lässt sich in der Regel relativ einfach feststellen. Zu Beginn der Diagnose stellt die*der Augenärztin*Augenarzt Fragen zu den genauen Beschwerden (Anamnese). Dann wird das Auge mit einer Spaltlampe (augenärztliches Instrument) genauer untersucht. Kontrolliert wird in der Regel die Horn- und Bindehaut, die Lidränder an Außen- und Innenseite und der Tränenfilm. 

Wichtig ist, dass der*die Ärzt*in andere Ursachen für die Veränderungen am Auge ausschließt. So kann ein Hordeolum auf den ersten Blick zum Beispiel aussehen wie eine Entzündung der Tränendrüse oder ein Hagelkorn (Chalazion). Mitunter wird dann ein Abstrich des Auges gemacht und die Tränenflüssigkeit untersucht, um die Erreger zu bestimmen.

Lässt sich einem Gerstenkorn vorbeugen?

Einem Gerstenkorn lässt sich nicht sicher vorbeugen. Jedoch können einige Tipps und Maßnahmen dazu beitragen, das Risiko zu reduzieren: 

  • regelmäßig Hände waschen, besonders vor und nach dem Berühren der Augen und/oder Kontaktlinsen
  • Kontaktlinsen regelmäßig reinigen und wechseln
  • nicht ins Auge oder Gesicht fassen
  • die Augen nicht reiben
  • Make-up vollständig vor dem Zubettgehen entfernen

Wer immer wieder Gerstenkörner hat, sollte ärztlich abklären lassen, ob das Immunsystem eventuell durch eine Erkrankung wie Diabetes mellitus geschwächt ist.