Eine Frau ist mit dem Fahrrad gestürzt und hält sich das schmerzende Bein.
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Hämatom (Bluterguss)

Von: Onmeda-Redaktion, Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 13.04.2022

Aufs Knie gefallen, den Kopf gestoßen, einen Tritt gegen's Schienbein bekommen: Jede Art von Erschütterung kann einen blauen Fleck verursachen. Doch wie genau entsteht so ein Bluterguss eigentlich? Und wie lässt er sich behandeln?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Bluterguss (Hämatom)

Was ist ein Bluterguss?
Blutergüsse sind Blutansammlungen im weichen Gewebe oder in Hohlräumen des Körpers. Sie bilden sich, wenn Stöße oder andere Erschütterungen im Körper Blutgefäße zerstören und das Blut in das umgebende Gewebe austritt. Mediziner bezeichnen Blutergüsse auch als Hämatome.

Blutergüsse erkennt man an ihrer charakteristischen Färbung – daher auch der umgangssprachliche Name "blauer Fleck". Das gilt allerdings nur für Blutergüsse, die relativ nah an der Hautoberfläche liegen. Je tiefer die Einblutung im Gewebe (etwa innerhalb eines Muskels oder in der Knochenhaut) liegt, desto weniger ausgeprägt sind die äußerlich erkennbaren Anzeichen.

Auch Ansammlungen von Blut in Hohlräumen des Körpers gelten als Hämatome. Mediziner bezeichnen diese meist mit speziellen Namen, die den Ort der Blutansammlung angeben:

  • Bei einem Hämarthros (von griech. arthros = Gelenk) handelt es sich zum Beispiel um Blut in einem Gelenk.
  • Ein Hämatothorax (von griech. thorax = Rumpf, Brustraum) ist eine Blutansammlung im Brustraum.

Auch im Kopf kann es zu Blutungen kommen, etwa infolge einer Kopfverletzung. Es gibt verschiedene Arten von Hirnblutungen:

  • epidurales Hämatom = Bluterguss zwischen der harten Hirnhaut (Dura mater) und der Knochenhaut des Schädelknochens
  • subduralesHämatom = Bluterguss zwischen der harten Hirnhaut (Dura mater) und der sogenannten "Spinnengewebshaut" (Arachnoidea mater), einer Bindegewebsschicht, die die Gehirnfurchen und -windungen umgibt
  • intrazerebralesHämatom = Bluterguss innerhalb der Hirnsubstanz

Bluterguss (Hämatom): Ursachen

Häufige Ursachen für Blutergüsse sind Unfälle und Sportverletzungen wie Prellungen. Außerdem kann es durch Schläge ins Gesicht (z.B. im Boxsport) zu einem sogenannten Monokelhämatom kommen, also einem Bluterguss im Bereich des Auges. Umgangssprachlich ist auch vom "Veilchen" oder "blauen Auge" die Rede.

Die Haut verfärbt sich, weil die Erschütterungen die Blutgefäße beschädigen, sodass das Blut aus ihnen austritt und in das umgebende Gewebe fließt. Das frische und flüssige Blut lässt den Bluterguss anfangs rot erscheinen. Dann trocknet und gerinnt es und der rote Blutfarbstoff wird zu den grünen und gelb-braunen Gallenfarbstoffen abgebaut, sodass sich das Hämatom erst blau, violett und schwarz, dann grün und schließlich gelblich-braun verfärbt.

Blaue Flecken ohne Ursache

Manchmal treten Blutergüsse auch ohne ersichtliche Ursache auf. Das kann etwa bei Menschen der Fall sein, die blutverdünnende Medikamente wie Acetylsalicylsäure oder Phenprocoumon einnehmen. Denn diese Mittel hemmen die Blutgerinnung und begünstigen somit Blutungen.

Auch Menschen mit Blutgerinnungsstörungen bekommen besonders schnell Blutergüsse. Es gibt angeborene Gerinnungsstörungen wie die Hämophilie (Bluterkrankheit) sowie erworbene Blutegrinnungsstörungen, beispielsweise als Folge von Leberschäden oder Leukämie.

Bluterguss (Hämatom): Symptome

Wo sich ein Bluterguss gebildet hat, ist die Haut typischerweise

  • geschwollen,
  • druckempfindlich und
  • verfärbt (wobei sich die Färbung innerhalb der ersten Tage verändert).

In der Regel bildet sich die Haut nicht unmittelbar nach der Verletzung, sondern erst nach einigen Stunden. Wann ein Bluterguss sichtbar wird, hängt vor allem von seiner Lage ab und davon, wie stark die Gefäßverletzung ist. Eine leichte, sickernde Blutung bemerkt man in der Regel später als starke Einblutungen, die durch eine Verletzung größerer Gefäße entstanden sind.

Tieferliegende Hämatome rufen normalerweise keine Hautverfärbungen oder Schwellungen hervor. Zu spüren bekommt man sie dennoch. Denn auch in tieferliegenden Gewebeschichten sitzen Schmerzrezeptoren. Werden diese durch die Schwellung zusammendrückt oder gegen Knochen, Muskeln oder Sehnen gepresst, tut das weh.

Bluterguss (Hämatom): Wann zum Arzt?

Ein kleiner blauer Fleck nach einem Stoß, Schlag oder Sturz ist meist kein Grund zur Sorge. Es ist in der Regel nicht notwendig, damit zum Arzt zu gehen. Treten hingegen immer wieder ohne ersichtlichen Grund Hämatome auf, kann eine Gerinnungsstörung dahinterstecken. Diese kann der Arzt mithilfe einer Blutuntersuchung feststellen.

Bei einem Bluterguss am Auge ("Veilchen"), das durch einen heftigen Schlag oder Sturz verursacht wurde, sollte man abklären lassen, ob eventuell auch Knochen gebrochen sind, oder ob die Netzhaut Schaden genommen hat.

Auch mit größeren Hämatome sollte man zum Arzt. Wenn sich die Blutansammlung in einer Körperhöhle bildet, kann der Arzt bildgebende Verfahren nutzen, um Größe und Lage des Hämatoms zu ermitteln. Sammelt sich Blut im Brustkorb oder Gelenk, kann eine Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung hilfreich sein.

Bei blutigen Gelenkergüssen, kann der Arzt das Gelenk auch punktieren. Dazu zieht er mithilfe einer Nadel und Spritze Flüssigkeit aus der Gelenkhöhle ab. Weist die Flüssigkeit (das sog. Punktat) Fettaugen auf, deutet dies auf knöcherne Verletzungen hin.

Bluterguss (Hämatom): Therapie

Bei einem einfachen Bluterguss ist keine ärztliche Behandlung notwendig. Der Betroffene kann ihn selbst behandeln, indem er

  • den betroffenen Körperteil hochlagert,
  • starke Belastung vermeidet und
  • den Bluterguss kühlt. Die Kälte bewirkt, dass sich die Blutgefäße zusammen ziehen und verhindert somit, dass sich die Blutung weiter ausbreitet.

Tipp: Es ist nicht empfehlenswert, Eis direkt auf die Haut zu legen. Wickeln Sie das Eis lieber in ein sauberes Handtuch ein. Kühlen Sie in den ersten Stunden nach der Verletzung einmal pro Stunde für bis zu 15 Minuten.

Sehr große und sich schnell ausbreitende Blutergüsse sollten von einem Arzt behandelt werden, da hier möglicherweise eines der größeren Blutgefäße verletzt wurde. Unerkannt und unbehandelt können solche Gefäßeinrisse zu einem großen Blutverlust führen.

Bluterguss: Dauer & Verlauf

In der Regel dauert es einige Wochen, bis ein Bluterguss (Hämatom) vollständig verblasst. Vorher wechselt er seine Farbe:

  • innerhalb der ersten 24 Stunden von rot zu dunkelrot bis violett,
  • nach etwa vier Tagen von violett zu blau bis schwarz,
  • nach etwa einer Woche von blau oder schwarz zu dunkelgrün,
  • danach von dunkelgrün zu gelblich-braun.

Grund für die Veränderung ist, dass das Blut im Gewebe trocknet und schrittweise abgebaut wird: Das Blut gerinnt, dann wird der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin) zu den grünen und gelblich-braunen Gallenfarbstoffen abgebaut.

Eine seltene Komplikation ist das Kompartmentsyndrom

In seltenen Fällen breitet sich ein Bluterguss zwischen Muskelfasern und der sie umgebenden Hülle (Muskelfaszie) aus. Dabei kann der Bluterguss so stark auf die Blutgefäße drücken, dass Gewebestrukturen wie Muskeln und Nerven nicht mehr ausreichend durchblutet werden (Kompartmentsyndrom). Der Arzt muss durch eine kleine Operation wieder Platz für die Muskeln schaffen, indem er die Hülle aus Bindegewebe durchtrennt und das Hämatom absaugt. So lässt sich der starke Schmerz schnell lindern und abwenden, dass Muskeln oder Nerven absterben.