Ein Mann befühlt seinen Kopf und schaut in den Spiegel
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Atherom: Einen Grützbeutel entfernen

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.03.2023

Ein Atherom, auch Grützbeutel genannt, ist eine vergrößerte Talgdrüse, die als fester Knoten unter der Haut fühlbar ist. Solche Talgzysten wachsen meist am Kopf. In der Regel ist ein Atherom harmlos. Wenn es sich jedoch entzündet oder stört, kann es entfernt werden. Ob Hausmittel helfen und ob es möglich ist, ein Atherom auszudrücken.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Was ist ein Atherom? Ein Atherom ist eine gutartige Zyste, die im Bereich der Haarfollikel entsteht.
  • Symptome: Ein Atherom äußert sich als fester, runder Knoten unter der Haut, häufig an der Kopfhaut.
  • Diagnose: Ein Atherom erkennt die*der Hautärztin*Hautarzt meist anhand des Aussehens. Weitere Untersuchungen sind in der Regel nicht nötig.
  • Behandlung: Nur selten muss ein Atherom entfernt werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es sich entzündet oder stört. Dann wird es in einem kleinen Eingriff unter lokaler Betäubung herausgeschnitten. Auf keinen Fall sollte es selbst ausgedrückt werden.
  • Ursachen: Ein Grützbeutel bildet sich, wenn der Ausführungsgang einer Talgdrüse oder eines Haarfollikels an einer bestimmten Stelle verstopft. 
  • Verlauf: Atherome werden oft langsam größer. Trichilemmalzysten, die tiefer in der Haut liegen, neigen nur selten zu Infektionen. Epidermalzysten hingehen können sich häufiger entzünden und zu einem Abszess führen.

Atherom: Symptome des Grützbeutels

Ein Atherom ist eine gutartige Zyste, die im Bereich der Haarfollikel entsteht, also dort, wo das Haar in der Haut befestigt ist. Es besteht aus einer Kapsel, die mit Talg und/oder Horn gefüllt ist, und nimmt meist langsam an Größe zu.

Haare beziehungsweise Haarfollikel finden sich nahezu am ganzen Körper – demnach können Zysten an den Haarfollikeln auch fast überall vorkommen.

  • Ein Atherom äußert sich als prallelastischer, runder Knoten unter der Haut.
  • In der Regel lassen sich Atherome leicht verschieben, solange sie nicht entzündet sind.
  • Ein Atherom ist schmerzlos, solange es sich nicht infiziert.
  • In 9 von 10 Fällen betrifft ein Grützbeutel die Kopfhaut. Atherome können jedoch auch an Gesicht, Hals, Nacken und Genitalien oder am Rücken entstehen, seltener auch an anderen Körperstellen.
  • Meist sind die Knoten 2–4 Millimeter im Durchmesser, sie können jedoch bis zu 5 Zentimeter groß werden.
  • Ist ein Atherom größer, kann die darüber liegende Haut unbehaart sein.
  • Entzündet sich ein Atherom, fühlt es sich warm an, ist gerötet und es schmerzt. 

Atherom entfernen

In der Regel muss ein Atherom nicht behandelt werden. Wer sichergehen möchte, dass es sich um einen harmlosen Grützbeutel handelt oder wen die Zyste stört, wendet sich am besten an die hautärztliche Praxis. Fachleute erkennen ein Atherom bereits anhand des Aussehens. Weitere Untersuchungen sind meist nicht nötig.

Entfernt werden sollte der Grützbeutel, wenn er

  • sich entzündet,
  • schmerzt,
  • stört (etwa beim Haarekämmen) oder
  • als kosmetisches Problem empfunden wird.

In der Regel erfolgt der Eingriff unter lokaler Betäubung der entsprechenden Hautpartie. Mithilfe eines kleinen Schnittes wird möglichst die gesamte Zyste herausgeschnitten. Ist die gesamte Kapsel entfernt, ist auch die Talgdrüse beseitigt. Bleiben dagegen Teile bestehen, ist das Risiko hoch, dass sich erneut eine Zyste bildet.

Bei einem entzündeten Atherom bekommen Betroffene gegebenenfalls zunächst Antibiotika, damit die Entzündung abklingt. In einem zweiten Schritt wird das Atherom dann entfernt.

Atherom ausdrücken: Ist das möglich?

Theoretisch ist es möglich, ein Atherom auszudrücken. Ratsam ist es jedoch nicht. Zwar entleert sich dabei Zysteninhalt, eine weiß-gelbliche und mitunter übel riechende Masse aus Talg, Hautzellen und Haarzellen. Jedoch bleiben die Kapsel und die Drüse bestehen und das Atherom wird vermutlich wieder wachsen. 

Zudem ist das Risiko hoch, dass dabei Bakterien in die Zyste gelangen und zu einer Entzündung führen. Dabei kann ein Abszess entstehen, der mit Eiter gefüllt ist. Im schlimmsten Fall droht eine Blutvergiftung (Sepsis).

Atherom entfernen: Hausmittel 

Häufig versuchen Betroffene, einen Grützbeutel selbstständig mit Hausmitteln wie Teebaumöl oder Zinksalben zu behandeln. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass dies etwas bringt. Die einzig sichere Methode, um Atherome loszuwerden, ist die chirurgische Entfernung.

Atherom: Mögliche Ursachen für Epidermalzysten und Trichilemmalzysten

Jedes einzelne Haar ist in einer kleinen Hauteinstülpung befestigt, dem Haarfollikel. Neben jedem Haarfollikel befindet sich eine Talgdrüse, die in den Follikel mündet und jedes Haar mit Talg versorgt. Der Talg gibt den Haaren Glanz, hält die Haut geschmeidig und schützt vor äußeren Einflüssen.

Ein Grützbeutel bildet sich, wenn der Ausführungsgang einer Talgdrüse oder eines Haarfollikels an einer bestimmten Stelle verstopft, zum Beispiel, wenn kleine Hautzellen den Weg versperren.

Fachleute unterscheiden zwischen

  • Trichilemmalzysten, die vor allem auf der Kopfhaut vorkommen, und
  • Epidermalzysten, die am ganzen Körper in Erscheinung treten können.


So entsteht eine Trichilemmalzyste

Trichilemmalzysten entstehen in tiefer liegenden Bereichen des Haarfollikels, die in Höhe oder unterhalb der Talgdrüse liegen. Sie werden auch als "echte Atherome" bezeichnet und kommen fast ausschließlich auf der behaarten Kopfhaut vor.

Verstopft eine Talgdrüse, kann der Talg nicht mehr zum Haar gelangen, die Talgdrüse produziert jedoch weiter. Im Laufe der Zeit staut sich immer mehr Talg an, der Grundstein für ein Atherom ist gelegt.

Trichilemmalzysten treten häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Häufig besteht eine erbliche Veranlagung dafür.

So entsteht eine Epidermalzyste

Eine Epidermalzyste, auch Epidermoidzyste, bildet sich im Gegensatz zur Trichilemmalzyste in der obersten Hautschicht an der Stelle, wo das Haar aus der Haut tritt. Meist erkennt man auf der Epidermoidzyste eine kleine Öffnung, einen Ausführungsgang, der von außen sichtbar ist und aus dem Zysteninhalt austreten kann.

In tieferen Hautschichten werden regelmäßig neue Hautzellen produziert, welche nach und nach an die Hautoberfläche gelangen, wo sie normalerweise in Form von Hornschuppen abgestoßen werden.

Zur Zystenbildung kommt es, wenn Zellen der Oberhaut rasch wachsen und die Mündung eines Haarfollikels verschließen. Ist dies der Fall, können die Hornschuppen nicht mehr an die Oberfläche gelangen. Je mehr Hornmassen sich ansammeln, desto größer wird das Atherom.

Epidermalzysten: Häufig bei Akne

Eine Epidermalzyste kann auch im Rahmen einer Hautverletzung entstehen, nämlich dann, wenn winzige Teile der Oberhaut tief in die Wunde gelangen. Dies kann auch nach einer Entzündung oder bei schwerer Akne der Fall sein. Im Inneren der Wunde wachsen dann Zellen heran, die nicht an die Oberfläche geraten können.

Treten mehrere Atherome gleichzeitig am Oberkörper auf, geschieht das häufig in Verbindung mit Akne. Liegt keine Akne vor, sollte auch das Gardner-Syndrom in Betracht gezogen werden, eine Erbkrankheit, bei der es zur Bildung gutartiger Knochen- und Weichteiltumoren kommt.

Atherom: Verlauf und Komplikationen

Atherome beginnen zunächst als kleine Schwellung, die häufig lange unbemerkt bleibt, und werden dann langsam größer. Trichilemmalzysten (Grützbeutel), die tiefer in der Haut liegen, neigen nur selten zu Infektionen. Epidermalzysten hingehen können sich häufiger entzünden und aus einer kleinen Öffnung eine weißliche Substanz absondern.

Komplikationen

Wenn sich ein Atherom aufgrund einer Infektion entzündet, kann sich im Inneren Eiter ansammeln. Ein entzündetes Atherom ist gerötet, schmerzt und fühlt sich warm an. Daraus kann ein Abszess entstehen, der dringend ärztlich behandelt werden muss.

Entzündliche Veränderungen an Trichilemmalzysten können in seltenen Fällen zu teilweise sehr großen, geröteten Geschwulsten auf der Kopfhaut führen.

Wie bei allen chirurgischen Eingriffen können auch nach einer Atherom-Entfernung Probleme auftreten, so etwa stärkere Blutungen, Infektionen oder Wundheilungsstörungen. In der Regel handelt es sich jedoch um eine kleine Operation, die ohne Komplikationen verläuft.