Frau mit Analprolaps hält Hände schützend vor den After.
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Analprolaps: Wenn sich der Darm aus dem After stülpt

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.12.2023

Bei einem Analprolaps stülpen sich der Analkanal und möglicherweise auch Teile des Darms aus dem After. Mitunter kann auch ein Rektumprolaps entstehen, bei dem größere Darmanteile sichtbar aus dem Anus heraustreten. Wie erfolgt die Therapie eines Analprolaps und was sind mögliche Ursachen?

FAQ: Fragen und Antworten zum Thema Analprolaps

Einen Aftervorfall bemerken Betroffene oft, wenn etwa beim Stuhlgang ein Teil des Darms durch die Afteröffnung hervortritt (prolabiert).

Ein Analvorfall ist nicht gefährlich, schränkt die Lebensqualität von Betroffenen jedoch oft stark ein.

Wie lange Betroffene mit Analprolaps nach der OP im Krankenhaus bleiben müssen, hängt von verschiedenen Faktoren ab und lässt sich nicht pauschal beantworten. In vielen Fällen erstreckt sich der Aufenthalt über mehrere Tage.

Auch bei Kindern kann sich ein Darmvorfall entwickeln. Oft kommt es im Rahmen einer Mukoviszidose dazu. Durch eine entsprechende Behandlung der Grunderkrankung bildet sich meist auch der Prolaps zurück – ein chirurgischer Eingriff ist nicht erforderlich.

Analprolaps: Was ist das?

Bei einem Analprolaps stülpt sich der Analkanal aus dem Anus. Dabei können insbesondere die Analschleimhaut, aber auch Teile des unteren Teils des Enddarms bis maximal zwei Zentimeter aus dem After herausragen. Es kann jedoch auch zu einem Rektumprolaps kommen, bei dem sich größere Teile des End- und Mastdarms (Rektum) bis zu zehn Zentimeter aus dem Anus stülpen (auch als Enddarm- oder Mastdarmvorfall bezeichnet). Dem Analprolaps liegt in den meisten Fällen ein Hämorrhoidalleiden zugrunde. Ein Rektumprolaps ist oft Folge einer Beckenbodenschwäche.

Insgesamt kommt ein Enddarmvorfall selten vor. Häufig sind ältere Frauen und Menschen mit fortgeschrittenem Hämorrhoidalleiden betroffen. Grundsätzlich kann ein Darmvorfall jedoch bei Menschen in jedem Alter, auch bei Kindern, vorkommen.

Welche Symptome bereitet ein Analprolaps?

Bei einem Analprolaps können sich Teile des Enddarms sichtbar durch den Anus stülpen. Insbesondere wenn Betroffene auf der Toilette sitzen oder husten müssen und somit auch starker Druck auf den Darm wirkt, kann dieser durch den After hervortreten. 

Darüber hinaus sind bei einem Analprolaps weitere Symptome möglich, die oft auch vergrößerten Hämorrhoiden ähneln. Mögliche Beschwerden sind: 

  • Nässen aus dem After
  • leichte Blutungen der Analschleimhaut
  • Juckreiz, Fremdkörpergefühl und Schmerzen am After
  • schmieriger Stuhl, teilweise sichtbar in der Unterhose
  • Probleme, den Stuhl abzusetzen
  • Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
  • Stuhlinkontinenz (in ausgeprägten Fällen)

Rektumprolaps: Ausgeprägtere Symptome

Bei einem Rektumprolaps sind die Symptome in der Regel ausgeprägter als bei einem Analprolaps. Rund 75 Prozent der Betroffenen berichten von verändertem Stuhl und einer Stuhlinkontinenz – sie können Stuhl und Luft teils nicht halten. Dies beeinträchtigt oft stark die Lebensqualität. 

Analprolaps: Konservative Behandlung und OP

Grundsätzlich ist es ratsam, einen Analprolaps nicht selbst, sondern ärztlich behandeln zu lassen. Im frühen Stadium kann es bereits hilfreich sein: 

  • Verstopfungen zu vermeiden, insbesondere durch erhöhte Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte. 

  • nicht zu viel Druck auf den Enddarm auszuüben, etwa durch starkes Pressen beim Stuhlgang oder durch Tragen schwerer Gegenstände.

Stülpt sich die Schleimhaut während des Toilettengangs aus dem After hervor, können Betroffene im frühen Stadium diese oft vorsichtig selbst zurückschieben. 

Unter Umständen können Ärzt*innen auch kortisonhaltige Salben verschreiben, welche Symptome wie Schmerzen und Juckreiz lindern. Manche Präparate stoppen zudem leichte Blutungen. Oft erhalten Patient*innen Salben, die auch bei einem Hämorrhoidalleiden zum Einsatz kommen. 

Wann muss ein Analprolaps operiert werden?

Bei einem ausgeprägten Analprolaps kann es sinnvoll sein, diesen zu operieren. Hingegen muss ein Rektumprolaps, bei dem größere Teile des End- und Mastdarms aus dem After vorfallen, grundsätzlich operativ behandelt werden. Dafür stehen unterschiedliche Operationstechniken zur Verfügung:

  • chirurgische Entfernung überschüssiger Schleimhaut: Dieses Verfahren wenden Fachleute überwiegend bei älteren Betroffenen an. Unter Umständen werden neben der Schleimhaut auch tiefere Darmschichten entfernt.

  • Rektopexie: Eine Rektopexie wird in der Regel bei jüngeren Patient*innen durchgeführt, die meist einen schwächeren Prolaps und kräftigeren Schließmuskel aufweisen. Dabei kann mithilfe einer minimalinvasiven Laparoskopie der Vorfall behoben werden. Über kleinste Bauchschnitte können Fachleute den Enddarm nach oben ziehen und am Kreuzbein fixieren. 

Ein weiterer Vorteil der Rektopexie ist, dass operierte Patient*innen eine geringe Rückfallquote von unter zehn Prozent aufweisen im Vergleich zu anderen Methoden.

Analprolaps: Ursachen und Risikofaktoren

Oft entwickelt sich ein Analprolaps infolge einer Schwächung der Darmwand und des Schließmuskels in Kombination mit starkem Druck im Bereich des Enddarms. Im frühen Stadium bleibt ein Analprolaps oft lange unbemerkt. Erst im weiteren Verlauf stülpen sich Teile des End- und Mastdarms aus dem After.

Es gibt einige Risikofaktoren, welche die Entstehung eines Analprolaps begünstigen. Dazu zählen:

  • chronische Verstopfung
  • chronischer Husten
  • stark vergrößerte Hämorrhoiden
  • weibliches Geschlecht
  • vaginale Entbindungen, insbesondere Mehrlingsgeburten erhöhen das Risiko
  • vorausgegangene Operationen im Beckenbereich
  • schwache Beckenbodenmuskulatur
  • wiederkehrende Entzündungen
  • verletzter oder schwacher Schließmuskel (Analsphinkter)
  • angeborene Fehlbildungen
  • Bindegewebsschwäche
  • Tumorerkrankungen
  • Mukoviszidose (insbesondere bei Kindern)

Wie wird ein Analprolaps diagnostiziert?

Bei Verdacht auf einen Darmvorfall stellt die*der Ärztin*Arzt zunächst Fragen zu den genauen Symptomen und Vorerkrankungen (Anamnese). Die anschließende Untersuchung des Afters und eine Blickdiagnose sichern in der Regel die Diagnose. Unter Umständen müssen sich Patient*innen dabei in die Hocke setzen, was den Vorfall sichtbar macht. 

Bei einem ausgeprägten Anal- oder Rektumprolaps können weitere Untersuchungen veranlasst werden, wie: 

  • Röntgen
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Enddarmspiegelung (Proktoskopie)
  • Mastdarmspiegelung (Rektoskopie)
  • Schließmuskeldruckmessung (Analmanometrie)

Wichtig ist, einen Darmvorfall sicher von anderen möglichen Erkrankungen wie vergrößerten Hämorrhoiden, Marisken oder Tumoren abzugrenzen. Nur so kann eine entsprechende Behandlung erfolgen. 

Verlauf und Prognose bei Analprolaps

In der Regel sind Verlauf und Prognose bei einem Analprolaps gut, sofern er entsprechend behandelt wurde. Möglicherweise entwickelt sich jedoch ein erneuter Darmvorfall (Rezidiv), was oft drei Jahre nach einer erfolgten OP der Fall ist. Dann ist eine erneute Operation erforderlich.

Um einem erneuten Prolaps vorzubeugen ist es wichtig, dass Patient*innen einige Tipps beherzigen:

  • Verstopfungen vorbeugen
  • ausreichend trinken
  • ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung bevorzugen
  • Stärkung des Beckenbodens