Frau mit Vitiligo liegt im Bett.
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Vitiligo: Ursache und Behandlung der Weißfleckenkrankheit

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 10.08.2023 - 17:30 Uhr

Bei Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) bilden sich weiße Flecken auf der Haut. Die Pigmentstörung kann an einzelnen Körperbereichen oder am ganzen Körper auftreten. Vitiligo ist bislang nicht heilbar. Eine Behandlung kann den Verlauf jedoch verlangsamen. Lesen Sie, welche Ursachen infrage kommen und welche Behandlungen es gibt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Vitiligo ist eine erworbene Hauterkrankung mit Verlust der Pigmente, die zu den Autoimmunerkrankungen zählt.
  • Symptome: weiße, klar abgegrenzte Hautflecken, meist symmetrisch auf beiden Körperseiten
  • Ursachen: unklar, vermutlich genetisch bedingt
  • Diagnose: Blickdiagnose
  • Behandlung: Vitiligo ist nicht heilbar, muss aber aus medizinischer Sicht nicht zwingend behandelt werden. Bei starker psychischer Belastung kommen verschiedene Lichttherapien und Medikamente infrage. Die Haut muss besonders gut vor Sonne geschützt werden.
  • Prognose: Die Erkrankung schreitet in der Regel langsam fort und kann bis zur vollständigen Depigmentierung reichen. Es gibt aber auch Fälle von spontaner Rückbildung (Repigmentierung).

Symptome von Vitiligo

Vitiligo ist eine nicht ansteckende, entzündliche Pigmentstörung der Haut. Dabei sterben die Pigmentzellen ab, die der Haut ihre Färbung geben. Diese Zellen heißen Melanozyten. Gefährlich ist diese Hautveränderung nicht – aber für Betroffene mitunter sehr belastend.

Charakteristisches Symptom der Weißfleckenkrankheit sind weiße, scharf begrenzte Hautflecken. Im Anfangsstadium der Vitiligo sind die Flecken noch klein. Im Laufe der Zeit vergrößern sie sich jedoch meist. Die "entfärbten", also nicht mehr pigmentierten Hautbereiche bezeichnen Fachleute als depigmentiert. Wie groß die Flecken sind und wie viele es sind, ist von Person zu Person verschieden: Manche Betroffene haben nur vereinzelte Flecken. Bei anderen wiederum hat ein großer Teil der Haut seine Hautpigmente verloren.

Meist sind diese Flecken auf beiden Körperseiten symmetrisch angeordnet (also z. B. beide Kniekehlen, beide Handrücken). Sie können aber auch nicht-symmetrisch verteilt sein. Die Flecken können in ihrer Größe variieren und ineinander übergehen.

Die weißen Flecken können sich an allen Körperstellen zeigen. Vor allem entstehen sie

  • im Gesicht, etwa um die Augen, auf den Augenlidern oder um den Mund herum,
  • an Finger- und Handgelenken,
  • an den Ellenbogen,
  • an den Knien
  • an den Armen,
  • in der Gesäßfalte und im Genitalbereich,
  • an Schleimhäuten oder
  • auf den Unterarmen.

Haare, die auf depigmentierten Hautstellen wachsen, können weiß sein, während sie an anderen Körperstellen normal gefärbt sind (sog. Poliosis circumscripta). Depigmentierungen der Schleimhäute, besonders der Lippen und Mundschleimhaut, können ebenfalls vorkommen; sie fallen bei dunklen Hauttypen optisch besonders auf. Selten sind auch die Augen oder das Innenohr von der Erkrankung betroffen. Einige der Erkrankten verspüren Juckreiz, wenn ein neuer Fleck entsteht.

Wie häufig ist Vitiligo?

Vitiligo zählt zu den häufigsten Störungen des Pigmentsystems. Weltweit erkranken etwa 0,5 bis 1 von 100 Personen im Laufe ihres Lebens daran. Rund die Hälfte der Betroffenen ist noch im Kindes- oder Jugendalter, wenn die Flecken erstmals auftreten. Grundsätzlich können die Hautveränderungen aber in jedem Alter ausbrechen.

Welche Behandlung gibt es bei Vitiligo?

Die Weißfleckenkrankheit ist nicht gefährlich. Daher muss sie aus medizinischer Sicht nicht unbedingt behandelt werden. Aber: Viele Betroffene leiden unter den Hautveränderungen. Sie empfinden die betroffenen Hautareale als unästhetisch oder störend – dabei gibt es inzwischen sogar Models mit der Erkrankung.

Vitiligo ist bislang nicht heilbar, jedoch kann man den Verlauf unter Umständen verlangsamen. Auch ist es möglich, die Hautflecken mit kosmetischen Mitteln abzudecken.

Ob eine Therapie sinnvoll ist und welche Behandlung infrage kommt, hängt unter anderem davon ab,

  • wie stark die Erkrankung ausgeprägt ist und
  • wie sehr die Person darunter leidet.

Mittel der Wahl bei Vitiligo: Phototherapie

Die Phototherapie gilt als Mittel der Wahl zur Behandlung der Vitiligo. Betroffene Hautareale werden dabei mit UV-Licht bestrahlt. Dadurch werden unter anderem noch verbliebene pigmentierte Zellen in der Haut stimuliert, sodass es zu einer Repigmentierung kommen kann. Das bedeutet: Die Hautbereiche nehmen wieder Farbe an. Bei der Vitiligo können unterschiedliche Formen der Phototherapie helfen, so zum Beispiel die UVB-Schmalspektrum-Therapie. Dabei setzt man die Haut energiereicher UVB-Strahlung (Wellenlänge 311 Nanometer) aus. Eine Alternative ist der sogenannte Xenonchlorid-Excimerlaser (Wellenlänge 308 Nanometer).

Medikamente bei Weißfleckenkrankheit

Die Phototherapie kann mit anderen Wirkstoffen kombiniert werden, die auf die Haut aufgetragen werden. Dazu zählen unter anderem kortisonhaltige Präparate und der Wirkstoff Calcipotriol. Allerdings sollten diese nicht über einen längeren Zeitraum verwendet werden, da die Haut dadurch dünner werden kann.

Alternative: PUVA-Therapie bei Vitiligo

PUVA ist die Abkürzung für Psoralen und UVA. Das bedeutet: Bei der Behandlung kombiniert man den Lichtsensibilisator Psoralen mit einer anschließenden Bestrahlung mit UVA-Licht. Das Psoralen wird zum Beispiel als Creme, Bad oder Dusche auf die Haut aufgetragen. Es bewirkt, dass die Haut empfindlicher auf UV-Strahlen reagiert, sodass nur eine geringe Bestrahlung mit UVA-Licht nötig ist.

Die PUVA-Therapie wirkt stärker als die Phototherapie. Allerdings ist auch die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen höher. So ist etwa das Risiko für Hautkrebs erhöht.

Januskinasen-(JAK-)Inhibitoren

Januskinasen-(JAK-)Inhibitoren sind Medikamente, die bestimmte Proteine (Januskinasen) hemmen, die an der Bildung entzündungsfördernder Stoffe und an Autoimmunprozessen beteiligt sind. Dazu gehört der Wirkstoff Wirkstoff Ruxolitinib, dem Bestandteil einer verschreibungspflichtigen Creme, die seit Mai 2023 zur Behandlung von nicht-segmentaler Vitiligo auf dem Markt ist. In Studien erwies sie sich als wirksam und gut verträglich.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei Vitiligo

Zu weiteren Behandlungsmöglichkeiten zählen unter anderem:

  • Kosmetika: Mithilfe kosmetischer Produkte wie Camouflage lassen sich die Flecken überschminken. Auch Selbstbräuner können geeignet sein.

  • Sonnenschutz: Die Haut von Menschen mit Vitiligo gilt als empfindlicher und sollte durch einen entsprechend hohen Lichtschutzfaktor geschützt werden. Ein Sonnenschutz trägt auch dazu bei, dass sich die gesunden Hautstellen optisch nicht allzu sehr von den weißen Stellen absetzen, wie das bei starker Sonnenbräune der Fall wäre.

  • Bleichen: Bei stark ausgeprägter Vitiligo ist es möglich, Bleichmittel einzusetzen, um die restlichen dunkleren Hautareale aufzuhellen. Bleichen ist das letzte Mittel bei einer stark ausgebildeten (universellen) Vitiligo. Der Prozess lässt sich nicht rückgängig machen. Wer sich mit dem Thema Bleichen auseinandersetzt, sollte diese Punkte bei seiner Entscheidung berücksichtigen. Als Nebenwirkung können unregelmäßige Bleicheffekte entstehen.

  • Transplantation: In bestimmten Fällen kann die sogenannte Melanozytentransplantation hilfreich sein. In einer kleinen Operation werden dafür körpereigene Farbpigmente (Melanozyten) entnommen, gezüchtet und auf die betroffenen Bereiche verpflanzt. Diese Therapie ist allerdings nur für kleine Hautbereiche geeignet.

Studien weisen zudem darauf hin, dass Extrakte aus Ginkgo biloba bei manchen Betroffenen zu einer Repigmentierung führen.

Viele Erkrankte fühlen sich durch die Erkrankung in ihrer Lebensqualität erheblich eingeschränkt. In einigen Fällen kann eine begleitende psychologische Behandlung sinnvoll sein.

Welche Formen der Vitiligo gibt es?

Die Ausdehnung und Lage der weißen Flecken kann von Mensch zu Mensch erheblich variieren.

Fachleute unterscheiden unter anderem:

  • lokale Vitiligo: Bei der lokalen Vitiligo sind nur vereinzelt weiße Flecken vorhanden. Die Flecken sind nur in einem oder einigen wenigen Körperbereichen zu sehen. Treten die Flecken nur in einer Körperhälfte auf, sprechen Fachleute von einer segmentalen Vitiligo.
  • generalisierte Vitiligo:
    • Vitiligo vulgaris: Es erscheinen größere Flecken in mehreren Körperbereichen. Meist sind hierbei beide Körperseiten betroffen (symmetrische Anordnung). Die Vitiligo vulgaris ist die häufigste Form der Weißfleckenkrankheit.
    • Vitiligo acrofacialis: Bei dieser Form treten die Flecken insbesondere im Gesicht sowie an Händen und Füßen auf.

Selten ist die universelle Vitiligo: Dabei sind über 80 Prozent der Körperoberfläche entfärbt.

Was sind die Ursachen von Vitiligo?

Die Ursachen der Hauterkrankung Vitiligo sind noch nicht vollständig geklärt. Fest steht, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle spielt: In manchen Familien tritt die Weißfleckenkrankheit gehäuft auf.

Forschende diskutieren über verschiedene mögliche Ursachen oder Auslöser. Demnach könnte die Vitiligo zum Beispiel eine Autoimmunkrankheit sein. Bei einer Autoimmunkrankheit reagiert das Immunsystem aus ungeklärten Gründen auf körpereigene Zellen und bekämpft diese. Wissenschaftler*innen konnten im Blut erkrankter Personen bestimmte Antikörper nachweisen, die sich gegen die Pigmentzellen (Melanozyten) richten. Einige Betroffene leiden zugleich an anderen Autoimmunerkrankungen: So haben einige zum Beispiel Probleme mit der Schilddrüse in Form einer Schilddrüsenentzündung. Das unterstützt die Annahme, dass es sich bei Vitiligo um eine Immunreaktion gegen den eigenen Körper handelt.

Einer anderen Theorie zufolge könnte die Weißfleckenkrankheit mit bestimmten Veränderungen im Nervensystem zusammenhängen. Dabei produziert der Körper bestimmte schädigende Stoffe, sodass die Zellen, die Pigmente bilden, zugrunde gehen.

Bestimmte Faktoren können den Ausbruch der Erkrankung zusätzlich begünstigen ("triggern"). Dazu zählen unter anderem mechanische Reize oder Verletzungen der Haut, intensive Sonneneinstrahlung oder Stress.

Vitiligo: So wird die Diagnose gestellt

Ob es sich bei weißen Flecken auf der Haut tatsächlich um Vitiligo handelt, kann ein*e Dermatolog*in meist leicht erkennen. Im Vorfeld ist es unter anderem hilfreich, zu wissen,

  • seit wann die Flecken schon bestehen,
  • ob und in welchem Zeitraum sie sich vergrößert haben,
  • ob es weitere Beschwerden gibt,
  • ob andere bestimmten Erkrankungen bestehen, die häufig im Zusammenhang mit Vitiligo auftreten (z. B. Diabetes mellitus),
  • ob weitere Familienmitglieder an Vitiligo erkrankt sind oder
  • ob den Flecken emotionaler Stress, Sonnenbrand oder eine körperliche Erkrankung vorausgegangen ist.

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung wird ermittelt, wie viel Prozent der Körperoberfläche depigmentiert sind. Mithilfe eines speziellen UV-Lichts (Wood-Licht) lässt sich die Vitiligo besonders gut erkennen: Die betroffenen Hautbereiche erscheinen in diesem Licht weiß-gelblich.

Da auch die Schleimhäute depigmentiert sein können, wird auch der Mund und der Genitalbereich untersucht. Sind die Haare auf den betroffenen Hautpartien weiß, ist das ein Anzeichen dafür, dass die Erkrankung weit fortgeschritten ist. Gegebenenfalls kann auch ein Gang in die augenärztliche Praxis Aufschluss bringen, denn viele Betroffene weisen Pigmentveränderungen an der Netzhaut auf.

Vitiligo kommt bei bestimmten Krankheiten häufiger vor, so zum Beispiel im Rahmen einer Schilddrüsenenerkrankung. Mithilfe einer Blutuntersuchung werden daher die Laborwerte bestimmt.

Weiße Flecken auf der Haut: Andere Erkrankungen ausschließen

Manche Erkrankungen rufen Beschwerden hervor, die den Symptomen der Weißfleckenkrankheit ähneln. Dazu zählt zum Beispiel die Pityriasis versicolor alba, eine Hefepilz-Infektion, die die Hautfarbe verändert – oder Naevus anaemicus, ein heller Fleck auf der Haut, der durch verengte Blutgefäße entsteht. Bei kleinen weißen Flecken, die vor allem an den Streckseiten der Beine auftreten, kann es sich um UV-Schäden durch die Sonne handeln, die als Hypomelanosis guttata bezeichnet werden.

Vitiligo: Verlauf und Prognose

Vitiligo kann sehr unterschiedlich verlaufen:

  • In den meisten Fällen schreitet sie langsam fort. Die Flecken vermehren sich und werden größer. Oft gehen sie in einzelne Herde über.
  • Bei einigen Menschen kann Vitiligo eine vollständige Depigmentierung zur Folge haben.
  • Bei anderen bilden sich die weißen Flecken spontan wieder zurück (Repigmentierung).

Eine frühzeitige Therapie kann den Verlauf der Vitiligo unter Umständen verlangsamen. Daher lohnt es sich, zeitnah eine dermatologische Praxis aufzusuchen, wenn der Verdacht besteht, an der Weißfleckenkrankheit zu leiden.

Gut vor der Sonne schützen

Die weißen Flecken sind sehr lichtempfindlich. Dies erhöht die Gefahr für einen Sonnenbrand. Daher sollte stets auf einen guten Sonnenschutz geachtet werden und auch die Sonnenbank gemieden werden. Sonnenbrände, Entzündungen oder Verletzungen können zudem dazu führen, dass sich bestehende Flecken vergrößern oder weitere hinzukommen.