Eine Frau liegt im Bett und greift nach ihrer vom Muskelkrampf schmerzenden Wade
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Wadenkrämpfe: Ursache, Hausmittel und Vorbeugen

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.01.2024

Wadenkrämpfe reißen viele Menschen nachts aus dem Schlaf. Andere haben vor allem beim Sport mit dem Problem zu kämpfen – etwa beim Laufen. Besonders häufig kommen Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft und bei älteren Menschen vor. Was sind die Ursachen und wie lässt sich ein Wadenkrampf schnell lösen?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Wadenkrämpfen

Möglicherweise begünstigen ein Mineralstoffmangel und ein Vitamin B-12-Mangel Wadenkrämpfe. Betroffene sollten jedoch nicht ohne erwiesenen Mangel beziehungsweise ohne ärztliche Absprache zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen.

In Studien hat sich die Gabe von Magnesium als ebenso wirksam erwiesen, wie die eines Placebos. Das einzige Mittel, das erwiesenermaßen gegen Wadenkrämpfe hilft, ist Chinin – es hat jedoch viele, teils starke Nebenwirkungen. 

Häufig ist die Ursache für Wadenkrämpfe unklar. Manchmal stecken jedoch Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine durch Diabetes mellitus bedingte Polyneuropathie sowie Durchblutungsstörungen dahinter.

Welche Ursachen haben Wadenkrämpfe?

Wadenkrämpfe entstehen, wenn sich die Muskeln in der Wade unwillkürlich stark anspannen und sich danach zunächst nicht wieder entspannen. Die Krämpfe treten meist plötzlich auf, dauern einige Sekunden bis Minuten an und gehen mit starken Schmerzen einher.

Meist bleibt die Ursache eines Wadenkrampfes unklar. Vermutlich sind Motoneuronen an der Entstehung von Wadenkrämpfen beteiligt. Das sind Nervenzellen des zentralen Nervensystems, die Kontrolle über einen Muskel ausüben. Entladen sich diese Nervenzellen unwillkürlich, entsteht der Krampf. Dafür spricht auch, dass ältere Menschen häufiger von Wadenkrämpfen betroffen sind. Denn im Alter sterben Motoneurone vermehrt ab. Dies könnte zu einer gestörten Kommunikation zwischen Nerven und Muskeln führen – und somit zu Krämpfen.

Risikofaktoren, die Wadenkrämpfe begünstigen

Zudem gibt es verschiedene Faktoren, die Menschen anfälliger für Wadenkrämpfe machen. Dazu zählen:

Wadenkrämpfe nachts: Woher kommen sie?

Etwa 2,8 Millionen Menschen in Deutschland werden regelmäßig nachts von Wadenkrämpfen heimgesucht. Betroffen sind vor allem ältere Menschen. 

Neben dem Alter können vermutlich auch andere Faktoren nächtliche Wadenkrämpfe begünstigen, zum Beispiel:

  • verkürzte Sehnen
  • Bewegungsmangel
  • Alkohol

Regelmäßiger Alkoholkonsum fördert offenbar den Abbau bestimmter Muskelfasern und beeinträchtigt so womöglich die Funktion der Muskeln.

Wadenkrämpfe treten selten nur nachts auf

Bei vielen Menschen, die über nächtliche Wadenkrämpfe klagen, treten die Krämpfe auch am Tag auf. Die Muskulatur verkrampft sich dann aber meist nicht so stark und schmerzhaft wie in der Nacht. Denn tagsüber spüren die Betroffenen sich anbahnende Krämpfe häufig so früh, dass sie sie rechtzeitig durch Dehnen stoppen können. Nächtliche Wadenkrämpfe hingegen werden häufig erst beim Aufwachen bemerkt, wenn der Krampf schon so stark ist, dass er Schmerzen verursacht.

Warum sind Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft häufig?

In der Schwangerschaft kommen Wadenkrämpfe häufig vor: Etwa 30 bis 50 von 100 Frauen haben ab der 28. Schwangerschaftswoche (SSW) mindestens zweimal in der Woche damit zu kämpfen – häufig nachts. Eine genaue Erklärung gibt es dafür bislang nicht. Wahrscheinlich besteht ein Zusammenhang der Überlastung der Wadenmuskulatur durch das zusätzliche Gewicht. Auch hormonelle Gründe kommen infrage.

Anfällig für Wadenkrämpfe sind offenbar vor allem Schwangere,

Leider hat sich bisher kein Mittel gefunden, mit dem sich die Krämpfe wirksam verhindern ließen. Mitunter wird Schwangeren empfohlen, zur Vorbeugung der Krämpfe Magnesium einzunehmen. Der Nutzen ist jedoch nicht belegt. Der Magnesiumbedarf ist in der Schwangerschaft auch nur leicht erhöht. Normalerweise lässt er sich problemlos über die Ernährung decken.

Wadenkrämpfe beim Laufen und Gehen

Wird die Wadenmuskulatur stark beansprucht – etwa beim Gehen oder Laufen, können ebenfalls Krämpfe auftreten. Für jeden Schritt ziehen sich die Wadenmuskeln zusammen. Normalerweise entspannen sich die Muskeln anschließend wieder. Zu Wadenkrämpfen kommt es, wenn die Entspannung ausbleibt: Die Muskulatur verharrt dann in der Kontraktion, also im verkürzten Zustand. 

Nicht nur untrainierte Menschen können beim Laufen oder Gehen Wadenkrämpfe bekommen. Sogar manche Profiläufer*innen haben mit dem Problem zu kämpfen. Studien zufolge gibt es gewisse Faktoren, die Athlet*innen anfälliger für Wadenkrämpfe machen. Dazu gehören unter anderem:

  • chronische Krankheiten (z. B. Nervenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Allergien)
  • die regelmäßige Einnahme von Medikamenten
  • durch den Sport verursachte Verletzungen innerhalb des letzten Jahres

Was hilft gegen Wadenkrämpfe?

Um Wadenkrämpfe zu lösen, sollte man die Wadenmuskeln dehnen und massieren. Die meisten Menschen verhalten sich bei einer Verkrampfung intuitiv richtig: Sie ziehen den Fuß hoch und strecken dadurch die Muskeln, die sich durch die heftige Anspannung verkürzt haben. Wenn die Krämpfe nachts auftreten, kann es außerdem helfen, aufzustehen und einige Schritte zu gehen.

Wann ist ärztlicher Rat nötig?

Wenn Wadenkrämpfe häufig vorkommen, sollte man ärztlichen Rat einholen. Manchmal lassen sich die Auslöser beseitigen. Wenn beispielsweise bestimmte Medikamente die Ursache sind, besteht eventuell die Möglichkeit, das Präparat zu wechseln. Falls eine Erkrankung zugrunde liegt, ist eine Behandlung nötig.

In bestimmten Fällen können Ärzt*innen eine Physiotherapie verordnen oder Medikamente verschreiben.

Welche Medikamente helfen bei Wadenkrämpfen?

Treten die Wadenkrämpfe sehr häufig auf und sind sehr heftig, kann Chininpräparat zur Entspannung der Muskulatur verschrieben werden. Das Medikament wirkt nachweislich gegen Wadenkrämpfe, hat jedoch zahlreiche mögliche Nebenwirkungen wie Hör- und Sehstörungen und sollte daher nur in Ausnahmefällen zur Anwendung kommen.

Für bestimmte Personen ist eine Therapie mit Chinin grundsätzlich ungeeignet, etwa für Schwangere sowie für Menschen mit Herzrhythmusstörungen, Tinnitus oder einer Schädigung des Sehnervs.

Hilft Magnesium bei Wadenkrämpfen?

Krämpfe galten lange als Zeichen dafür, dass es dem Körper an Elektrolyten wie Magnesium fehlt. Man dachte, dieser Mangel führe zu einer gestörten Kommunikation zwischen Nerven und Muskeln – und somit zu Krämpfen.

Es ist jedoch fraglich, ob Magnesium wirklich gegen Wadenkrämpfe wirkt. Studien zufolge gleicht die Wirksamkeit eher der eines Placebos. Wird bei einer Blutuntersuchung ein Magnesiummangel festgestellt, kann es sinnvoll sein, den Mineralstoff zu supplementieren. Grundsätzlich sollte dies jedoch nur nach ärztlicher Absprache erfolgen, da sonst Nebenwirkungen wie Verdauungsbeschwerden möglich sind.

Wie kann man Wadenkrämpfen vorbeugen?

Manchmal können einfache Maßnahmen und Hausmittel dazu beitragen, Wadenkrämpfen vorzubeugen, zum Beispiel:

  • regelmäßige Dehnübungen nach dem Sport und/oder vor dem Schlafengehen
  • bequeme Schuhe tragen
  • bei Fußfehlstellungen orthopädische Einlagen tragen
  • für regelmäßige Bewegung sorgen, ohne die Muskulatur zu überanstrengen
  • ausreichend trinken (rund zwei Liter Flüssigkeit pro Tag)

Wadenkrämpfe: Welche Hausmittel wirken?

Wer über Wadenkrämpfe klagt, bekommt mitunter den Rat, es mal mit Hausmitteln zu versuchen. Beliebt sind etwa Essig, Senf und Essiggurken-Wasser – nicht für die äußerliche Anwendung, sondern zum Einnehmen. Ob und inwieweit diese Hausmittel helfen können, ist allerdings fraglich. Wissenschaftlich nachgewiesen ist ihre Wirksamkeit nicht.

Im Fall eines akuten Wadenkrampfs kann jedoch Wärme dazu beitragen, die Muskulatur zu entspannen. Betroffene können dann beispielsweise ein warmes Bad nehmen, warme Wickel am Bein anwenden oder Wärmepflaster benutzen.