Eine junge Frau liegt im Bett und krümmt sich vor Schmerzen.
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Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.05.2020

Eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) macht sich typischerweise durch Schmerzen im Oberbauch bemerkbar. Oft verlaufen diese Bauchschmerzen krampfartig: Eine solche Gallenkolik, die meist nach fetten Mahlzeiten auftritt, kann mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)

Was ist eine Gallenblasenentzündung?

Bei einer Gallenblasenentzündung – fachsprachlich Cholezystitis genannt – ist die Gallenblasenwand akut oder chronisch (d.h. ständig immer wieder) entzündet.

Eine akute Gallenblasenentzündung liegt per Definition dann vor, wenn Folgendes zutrifft:

  • länger als sechs Stunden anhaltende Gallenschmerzen
  • Fieber beziehungsweise eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen im Blut (sog. Leukozytose)
  • eine im Ultraschall erkennbare Verdickung der Gallenblasenwand zusammen mit örtlichem Druckschmerz (sog. Murphy-Zeichen)

Gallenblasenentzündung: Ursachen

Kalkulöse Cholezystitis – Auslöser sind Gallensteine

Eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) entsteht meistens – zu mindestens 90 Prozent – durch Gallensteine. Diese bilden sich aus verdickter Gallenflüssigkeit. Auftreten können sie:

  • in der Gallenblase selbst (Cholezystolithiasis),
  • in den Gallengängen (Choleangiolithiasis) oder
  • im Hauptgallen- und Ausführungsgang der Gallenwege in den Darm (Choledocholithiasis).

Die Gallenblase (Vesica biliaris) ist ein etwa neun Zentimeter langer birnenförmiger Sack, der an der Unterseite der Leber liegt. Sie gehört zu den außerhalb der Leber gelegenen (extrahepatischen) Gallenwegen, welche die Leber mit dem Zwölffingerdarm verbinden:

  • Aus der Leber kommen zwei Lebergallengänge, die sich zu einem gemeinsamen Lebergallengang (Ductus hepaticus communis) vereinigen.
  • Mit diesem Lebergallengang ist die Gallenblase über ihren Ausgang – den Gallenblasengang (Ductus cysticus) – verbunden.
  • Wo der Leber- und Gallenblasengang zusammenkommen, bilden sie den Hauptgallengang (Ductus choledochus), der schließlich gemeinsam mit dem Gang der Bauchspeicheldrüse (Pankreasgang) in den Zwölffingerdarm mündet.

Die Gallenblase dient als eine Art Speicher für die in der Leber gebildete Galle. Bei der Nahrungsaufnahme zieht sich die Gallenblasenmuskulatur zusammen, wodurch Galle über den Gallenblasengang freigesetzt wird. Die Hauptbestandteile der Galle sind nach Gewicht:

  • Wasser (82%),
  • Gallensäuren, die eine große Rolle im Fettstoffwechsel spielen (12%),
  • Gallenfarbstoffe (v.a. Bilirubin) als Abbauprodukte des Blutfarbstoffs Hämoglobin,
  • Cholesterin,
  • zahlreiche weitere Stoffwechselabbauprodukte, Salze und Schleim.

Geraten die festen Bestandteile der Galle ins Ungleichgewicht, können Gallensteine entstehen. Wenn die Steine die Gallenblasenflüssigkeit stauen, können sie eine Gallenblasenentzündung verursachen. Denn die Stauung (auch Stase genannt) aktiviert körpereigene Stoffe, die als Entzündungsvermittler wirken. Am häufigsten steckt hinter einer Cholezystitis ein Gallenstein, der den Gallenblasengang (Ductus cysticus) verschließt.

Risikofaktoren für Gallensteine

Es gibt verschiedene Faktoren, die Gallensteine begünstigen – und somit auch das Risiko für eine Gallenblasenentzündung erhöhen. Zu diesen Risikofaktoren gehören:

  • Fasten
  • ballaststoffarme Ernährung
  • künstliche Ernährung
  • Schwangerschaften
  • starkes Übergewicht (Adipositas)
  • weibliches Geschlecht
  • Alter über 40
  • Hellhäutigkeit
  • erbliche Veranlagung

Da Gallensteine bei Frauen etwa doppelt so häufig auftreten wie bei Männern, bekommen Frauen auch deutlich öfter eine Gallenblasenentzündung als Männer. Im Alter zwischen 45 und 70 Jahren haben etwa 10 Prozent aller Männer und etwa 20 Prozent aller Frauen Gallensteine – oft, ohne es zu wissen.

Akalkulöse Cholezystitis – Entzündung ohne Gallensteine

In etwa 10 Prozent der Fälle tritt eine Gallenblasenentzündung ohne Gallensteine auf. Typische Ursache für eine solche akalkulöse Cholezystitis ist eine Durchblutungsstörung – zum Beispiel infolge von:

  • großen Bauchoperationen
  • Wunden, die durch stumpfen Druck in den Oberbauch entstehen
  • Verbrennungen
  • Fehlbildungen der Gallenblase
  • Gallenblasenpolypen
  • Tumoren der Gallenblase
  • Infektionen, wie:
  • (sehr selten) parasitäre Erkrankungen, z.B. durch:
    • Spulwürmer (Ascariden), die vom Darm aus in die Gallenwege eindringen und so zu einer Verlegung der Gallenwege führen
    • große Echinococcuszysten, die als Folge einer Infektion mit dem Hundebandwurm entstehen können

Die akalkulöse Cholezystitis kommt vor allem bei älteren Männern vor.

Gallenblasenentzündung: Symptome

Akute Cholezystitis

Eine akute Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) kann folgende Symptome verursachen:

Die Oberbauchschmerzen sind typisch für eine akute Gallenblasenentzündung. Die Symptome treten manchmal nur rechtsseitig auf und können bis in die rechte Schulter ausstrahlen. Anfangs sind die Schmerzen meist kolikartig (Gallenkolik) – das heißt, sie nehmen wellenförmig zu und ab.

Häufig treten Gallenkoliken nach fetten Mahlzeiten auf.

Unter bestimmten Umständen verursacht eine Gallenblasenentzündung weitere Symptome:

  • Wenn der Gallengang vor der Einmündung in den Zwölffingerdarm verschlossen ist, kann der Gallenfarbstoff Bilirubin den Darm nicht erreichen. Die Folgen:
    • Der Stuhl verliert seine typische Färbung.
    • Die Haut färbt sich durch den Galleaufstau in der Leber gelb. Diese Gelbfärbung – auch Gelbsucht oder Ikterus genannt – ist anfangs in den Augen und später an der gesamten Haut zu erkennen.
  • Wenn bei einer schweren Gallenblasenentzündung das Bauchfell entzündlich gereizt ist, kann sich der Bauch hart wie ein Brett anfühlen (Abwehrspannung des Bauchs). In einigen Fällen lässt sich auch die entzündete Gallenblase ertasten, was typischerweise Schmerzen auslöst.

Chronische Cholezystitis

Auch eine chronische Gallenblasenentzündung kann eine Gallenkolik auslösen, denn: Diese Symptome entstehen durch Gallensteine, die für fast jede Cholezystitis verantwortlich sind.

Anders als die akute Form kann die chronische Gallenblasenentzündung aber auch ohne Symptome ablaufen. Wenn sich die chronische Cholezystitis doch bemerkbar macht, dann in der Regel durch:

Gallenblasenentzündung: Diagnose

Zur Diagnose der Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) kommen neben einer körperlichen Untersuchung verschiedene Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren zum Einsatz.

Bei Verdacht auf eine Gallenblasenentzündung prüft der Arzt zunächst das Murphy-Zeichen: Wenn Druck auf die entzündete Gallenblase Schmerzen im rechten Oberbauch auslöst, deutet dies auf eine akute Cholezystitis hin. Selten kann der Arzt auch die Gallenblase ertasten.

Weitere Hinweise auf eine Gallenblasenentzündung kann eine Blutuntersuchung liefern. Denn wenn die Gallenblase entzündet ist, verändern sich bestimmte Blutwerte, die zu den Entzündungszeichen zählen:

  • Die Zahl der weißen Blutkörperchen ist erhöht,
  • die Blutsenkungsgeschwindigkeit ist beschleunigt und
  • die Konzentration des CRP (C-reaktives Protein) ist gestiegen.

Auslöser einer Gallenblasenentzündung sind meist Gallensteine, die einen Gallestau verursachen. Dann sind zudem die Werte für Bilirubin und die alkalische Phosphatase im Blut erhöht. Begleitend können die Leberwerte (ALAT, ASAT, gGT) bei einer Cholezystitis über dem Normalwert liegen.

Standardverfahren in der bildgebenden Diagnostik der Gallenblasenentzündung ist eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie). Damit kann der Arzt erkennen,

  • ob die Gallenblasenwand verdickt und vermehrt durchblutet ist,
  • ob und wo Gallensteine vorhanden sind,
  • die Wand der Gallenblase aufgebrochen (perforiert) ist und
  • ob sich ein Leberabszess gebildet hat.

Eine zusätzliche Computertomographie (CT) kann Aufschluss über die möglichen Ursachen und Komplikationen der Gallenblasenentzündung geben. Eine Röntgenuntersuchung ist bei einer Cholezystitis hingegen nicht sinnvoll, da die meisten Gallensteine (über 85%) nicht im Röntgenbild zu erkennen sind.

Gallenblasenentzündung: Behandlung

Gallenblasen-OP

Bei einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) ist zur Behandlung in der Regel eine Gallenblasen-OP ratsam. Der Eingriff besteht darin, die Gallenblase zu entfernen, um weitere Gallenschmerzen und Komplikationen zu verhindern.

Mediziner bezeichnen die chirurgische Gallenblasenentfernung als Cholezystektomie.

Bei einer akuten Gallenblasenentzündung ist es ratsam, die Gallenblase schnellstmöglich zu entfernen. Das bedeutet: Die Gallenblasen-OP sollte innerhalb von 24 Stunden nach Aufnahme im Krankenhaus stattfinden. Ein Vorteil des frühzeitigen Eingriffs ist, dass Sie schneller wieder entlassen werden können.

Zwar kann man eine akute Gallenblasenentzündung auch ohne OP behandeln. Nach einer solchen konservativen Behandlung kommt es jedoch häufig zu Komplikationen oder Notaufnahmen wegen Gallenschmerzen. Bei 30 Prozent der konservativ behandelten Fälle wird es später doch nötig, die Gallenblase zu entfernen.

Die Gallenblasen-OP erfolgt üblicherweise laparoskopisch – also durch Schlüssellochchirurgie. Wenn die Cholezystitis bereits zu Komplikationen geführt hat, entfernt der Operateur die Gallenblase eher durch einen Bauchschnitt. Anschließend prüft er den Bauchraum und spült ihn, um ausgetretene Galle vollständig zu entfernen.

Bei älteren Menschen (über 65 Jahre) oder bei erhöhtem Operationsrisiko wegen Begleiterkrankungen ist es eventuell nicht sinnvoll, die Gallenblase sofort zu entfernen. Dann können die behandelnden Ärzte einen späteren Zeitpunkt für die Gallenblasen-OP festlegen.

Um die Zeit bis zur Gallenblasenentfernung zu überbrücken – oder anstelle dieser OP – kann dann eine perkutane Drainage der Gallenblase erfolgen: Dieser Eingriff heißt fachsprachlich Cholezystostomie. Dabei führt der Arzt unter Ultraschallkontrolle einen (Ballon-)Katheter durch die Bauchwand in den Gallenblasenboden ein, um die gestaute Galle abzulassen.

Leben ohne Gallenblase

Weitere Gallenkoliken sind bei einem Leben ohne Gallenblase eher unwahrscheinlich. Jedoch können sich auch in den verbliebenen Gallengängen noch Gallensteine bilden und Probleme bereiten. Zudem ist nicht 100-prozentig auszuschließen, dass Sie weiterhin andere – wenn auch harmlose – Beschwerden verspüren: Jeder dritte bis vierte Betroffene hat trotz Gallenblasen-OP nach wie vor Verdauungsbeschwerden (wie Völlegefühl oder Blähungen).

Die Gallenblase zu entfernen hat an sich aber keine größeren Probleme zur Folge. Allerdings bedeutet ein Leben ohne Gallenblase, dass die in der Leber gebildete Galle keinen Speicherort mehr hat: Darum fließt sie direkt in den Dünndarm. Dies kann dazu führen, dass Sie etwas häufiger Stuhlgang haben und Ihr Stuhl weicher ist als vor der OP. Meist sind diese Veränderungen jedoch vorübergehend.

Solange Sie nach der Gallenblasen-OP Ihre gewohnte Ernährung gut vertragen, müssen Sie diese auch nicht zwangsläufig ändern. Nur wenn plötzlich bestimmte Lebensmittel Verdauungsprobleme verursachen, kann eventuell eine Ernährungsumstellung sinnvoll sein – oft reicht es zum Beispiel, weniger Fett und mehr Ballaststoffe zu sich zu nehmen. Eine besondere Diät müssen Sie nicht einhalten.

Medikamente

Vor oder während der OP können bei einer Gallenblasenentzündung auch Medikamente zum Einsatz kommen:

  • Ist die Cholezystitis mit einer Gallenkolik verbunden, lassen sich die Schmerzen durch Schmerzmittel lindern. Geeignet sind Mittel aus der Wirkstoffgruppe der NSAR (z.B. Diclofenac oder Indometacin).
  • Daneben ist eine Behandlung mit Antibiotika ratsam, wenn ...
    • ... eine akute Gallenblasenentzündung besteht (v.a. bei Anzeichen für eine Blutvergiftung, eine Entzündung der Gallenwege, einen Abszess oder einen Durchbruch der Gallenblase).
    • ... ein Eingriff am Hauptgallengang oder eine Notfalloperation stattfindet.
    • ... der Arzt während der OP die Gallenblase eröffnet oder die Gallenblase durch einen Bauchschnitt entfernt.

Gallenblasenentzündung: Verlauf

Wie eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) verläuft, hängt in hohem Maß von der Entzündungsursache und von einer geeigneten Behandlung ab:

  • Rechtzeitig erkannt und behandelt heilt die Entzündung der Gallenblase meist ohne Komplikationen aus.
  • Wenn sich die Gallenblase häufiger entzündet, kann die Entzündung jedoch chronisch verlaufen.

Komplikationen

Vor allem eine zu spät erkannte und behandelte Gallenblasenentzündung kann im weiteren Verlauf zu Komplikationen führen. So kann sich zum Beispiel Eiter in der Gallenblase ansammeln: Wenn es dann zum Gallenblasenriss kommt, kann sich nachfolgend eine schwere eitrige Entzündung des gesamten Bauchraums (gallige Peritonitis) bilden.

Eine weitere mögliche Komplikation der Gallenblasenentzündung: Die Infektion steigt in die Leber auf und es bildet sich ein Leberabszess – eine Eiteransammlung im Lebergewebe.

Zudem kann sich der Gallengang im Verlauf der Cholezystitis entzündlich verändern: Dann kommt es manchmal vor, dass sich ein Gallenstein einen neuen Weg in den Darm bahnt und darüber abgeht – Mediziner nennen dies biliodigestive Fistel. Zum einen kommt es dann zum Galleverlust, zum anderen kann ein großer Stein den Darm verschließen und so zu weiteren Komplikationen führen.

Eine chronische Gallenblasenentzündung führt in seltenen Fällen dazu, dass sich die Gallenblasenwand verdickt und durch Verkalkung verhärtet. Diese Komplikation bezeichnet man als Porzellangallenblase. Die Folgen:

  • Die Gallenblase kann sich nicht mehr richtig zusammenziehen.
  • Je nach Form der Porzellangallenblase besteht ein erhöhtes Risiko für Gallenblasenkrebs.

Die Komplikationen einer Gallenblasenentzündung können lebensbedrohlich werden. Wenn es jedoch gelingt, die Cholezystitis rechtzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln, sind Komplikationen unwahrscheinlich.

Gallenblasenentzündung: Vorbeugen

Eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) entsteht fast immer durch Gallensteine. Darum bietet eine Gallensteinprophylaxe den bestmöglichen Schutz vor einer Entzündung der Gallenblase. Vorbeugen können Sie Gallensteinen, indem Sie