Ein Mädchen beim Zahnarzt.
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Karies

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 09.12.2021

Karies ist vor allem bei kleinen Kindern keine Seltenheit, denn der Zahnschmelz der Milchzähne ist besonders anfällig für Bakterien. Der Zahnarzt kann Karies meist auf den ersten Blick erkennen. Beginnende Karies lässt sich unter Umständen mit Fluoridgelen heilen, in der Regel muss der Zahnarzt sie jedoch mechanisch entfernen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist Karies?

Karies (lat. caries = Morschheit, Fäulnis) ist eine Erkrankung der Zähne. Karies entsteht durch Bakterien, die sich auf den Zähnen ansiedeln und durch ihre sauren Stoffwechselprodukte (vor allem Milchsäure) den Zahnschmelz schädigen. Karies wird manchmal auch als Mundfäule bezeichnet, sollte aber von dem bei Kindern durch Herpes-Viren ausgelösten Krankheitsbild abgegrenzt werden: Hierbei sind nicht die Zähne, sondern Mundschleimhäute betroffen.

Wie häufig ist Karies?

Karies tritt in den Industrienationen sehr oft auf. Aber: Karies wird immer seltener. Dies hat vor allem mit den besseren Möglichkeiten zur Mundhygiene zu tun. In Deutschland sind beispielsweise acht von zehn Kinder im Alter von zwölf Jahren kariesfrei. Und auch unter den Erwachsenen hat sich die Zahl der Karieserkrankungen in den letzten Jahren verringert.

Bei Kindern, die noch Milchzähne haben, kommt Karies relativ häufig vor. Der Zahnschmelz der Milchzähne ist relativ weich und somit anfälliger für Bakterien als der Zahnschmelz bleibender Zähne. Jedes zweite Kind zwischen sechs und sieben Jahren hatte schon einmal ein Loch im Zahn.

In den frühen Phasen der Menschheitsgeschichte spielte Karies kaum eine Rolle. Eine veränderte Ernährungsweise in den industriell weiterentwickelten Ländern führte im 19. Jahrhundert schließlich zu einem starken Anstieg der Kariesrate.

Karies: Symptome

Stetig andauernde oder immer wieder auftretende (sporadische) Zahnschmerzen sowie sehr empfindliche Zähne bei süßen, heißen oder kalten Speisen sind häufige Symptome von Karies. Auch Zahndefekte im Gebiss sowie lockere Zahnfüllungen können auf Karies hinweisen. Meist treten diese Symptome jedoch erst im fortgeschrittenen Stadium auf.

Im Verlauf von Karies verändert sich der betroffene Zahn:

  • Zu Beginn der Erkrankung erkennt der Zahnarzt weißliche Bereiche am Zahnschmelz, die auf eine beginnende Entkalkung hinweisen (sog. Schmelzkaries).
  • Später färben sich die Flecken meist dunkel, weil sich Farbpigmente aus der Nahrung einlagern.
  • Im weiteren Verlauf wird die Zahnverfärbung dunkler. Die Karies dringt tiefer in den Zahn ein – bis in das Zahnbein (Dentin). Diese sogenannte Dentinkaries kann zu Schmerzen führen.
  • Bei weit vorangeschrittener Karies können auch die Wurzelkanäle und das Zahnmark (Pulpa) in Mitleidenschaft gezogen sein.

Karies: Ursachen

Karies bildet sich, wenn Bakterien im Mundraum Zucker in Säuren umwandeln, die den Zahn über längere Zeit hinweg angreifen.

Mehrere Faktoren sind an der Entstehung von Karies beteiligt. Dazu zählen vor allem

  • mangelnde Zahnpflege,
  • Zahnbelag und
  • zuckerhaltige Nahrung.

Bakterien, die sich in der Mundhöhle befinden, können regelrecht zusammenkleben. Sie bleiben zusammen mit Nahrungsresten und Speichel als zähe Substanz an den Zähnen haften und bilden dort den Zahnbelag (Plaque).

Die Bakterien beziehen ihre Energie hauptsächlich aus Zucker, der über die Nahrung in den Mundraum gelangt. Bei diesem Prozess entstehen Säuren. Diese greifen nach und nach den Zahnschmelz an. Sie entziehen dem Schmelz wichtige Mineralien, sodass er porös wird. Diesen Vorgang nennen Ärzte Demineralisation. Bakterien können nun relativ leicht eindringen.

Je mehr Zucker im Mundraum vorhanden ist und je länger er auf bakterienbesiedelten Zähnen klebt, desto mehr "Nahrung" steht den Bakterien zur Verfügung und desto mehr Säure bildet sich.

Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die die Entstehung von Karies beeinflussen. Einer davon ist die Menge und Zusammensetzung des Speichels:

  • Speichel weicht die Speisen auf und sorgt so dafür, dass Nahrungsreste leichter aus dem Mundraum gelangen. Ist nur wenig Speichel vorhanden, bleibt die Nahrung länger im Mundraum, was das Kariesrisiko erhöht.
  • Außerdem neutralisieren die Bestandteile des Speichels Säuren im Mund und wirken antibakteriell. Auch deshalb ist die Wahrscheinlichkeit für Karies höher, wenn wenig Speichel gebildet wird.
  • Die Mineralstoffe im Speichel sorgen dafür, dass der Zahnschmelz regelmäßig gehärtet wird (Remineralisierung). So kann der Zahn der schädigenden Säure ein Stück weit standhalten. Enthält der Speichel nur wenig Mineralstoffe, kann Karies leichter entstehen.

Ist der Zahn zu viel Säure ausgesetzt, gehen ihm zu schnell wichtige Mineralien verloren (Demineralisierung). Das Gleichgewicht zwischen Demineralisierung und Remineralisierung gerät außer Balance – der Zahn wird anfällig für Karies.

Karies ist nicht erblich. Jedoch tritt Karies gehäuft in Familien auf, deren Mitglieder eine "kariesanfällige" Zahnform haben, zum Beispiel tiefe Zahnfissuren (Zahnfurchen). Auch schlechte Ess- und Zahnpflegegewohnheiten können innerhalb einer Familie gehäuft zu Karies führen. Darüber hinaus können Mütter Kariesbakterien auf ihre Kinder übertragen, etwa wenn sie einen Löffel der Kleinen ablecken und später wieder dem Kind zurückgeben.

Karies: Diagnose

Meist erkennt der Zahnarzt Karies schon auf den ersten Blick. Eine spezielle Beleuchtung kann ihm während der Untersuchung bei der Diagnose helfen.

Auch eine Röntgenaufnahme des Gebisses kann Aufschluss über den Zahnstatus bringen. Der Zahnarzt kann im Röntgenbild unter anderem erkennen, ob sich unter einer bereits bestehenden Füllung Karies befindet.

Je nachdem, an welcher Stelle sich Karies gebildet hat und wie tief der Zahndefekt ist, unterscheiden Zahnärzte verschiedene Karies-Formen:

  • beginnende Karies (Initialkaries) mit intakter Oberfläche (Entkalkungsbeginn):
    • weißer, lichtundurchlässiger (opaker) Fleck auf dem Zahnschmelz
    • bräunlicher Schmelzfleck
  • fortgeschrittene Karies (etablierte Karies) mit Zahndefekten:
    • Caries superficialis: Defekt nur im Zahnschmelz
    • Caries media: Defekt bis zum Zahnbein (Dentin)
    • Caries profunda: Karies im nervnahen Bereich
    • Caries sicca: alte, dunkle, harte, zum Stillstand gekommene Karies

Karies entfernen

Beginnende Karies lässt sich möglicherweise remineralisieren, zum Beispiel mit Fluoridgelen, die der Zahnarzt aufträgt. Meist muss der Zahnarzt die Karies jedoch mechanisch entfernen, etwa mit einem Bohrer, und mit einer Zahnfüllung versorgen.

Soll Karies mit einem Bohrer beseitigt werden, ist meist eine örtliche Betäubung des Zahnnervs (Lokalanästhesie) zu empfehlen. Beim Bohren muss der Zahnarzt sowohl die Karies als auch einen Teil der gesunden Zahnsubstanz entfernen. Den Defekt an der Zahnkrone, der durch das Bohren entstanden ist, versorgt er mit einer Zahnfüllung. Diese stabilisiert den Zahn und stellt zudem Kaufunktion und Ästhetik wieder her. Es gibt verschiedene Füllmaterialien. Dazu zählen vor allem

  • Kunststoff (Komposit),
  • Keramik,
  • Amalgam oder
  • Gold.

Welches Füllmaterial infrage kommt, ist zum einen eine Frage der Kosten. Zum anderen richtet sich die Entscheidung auch danach, wie weit die Karies vorangeschritten ist.

Bei großen Defekten am Zahn kann es notwendig sein, dass der Zahnarzt eine Krone oder Teilkrone befestigt.

Der Zahnarzt berät Sie über die jeweiligen Vor- und Nachteile der verschiedenen Materialien sowie über eventuell anfallende Kosten. Gemeinsam fällen Sie dann die Entscheidung für die jeweils passende Füllung oder gegebenenfalls einen Zahnersatz.

Eine Alternative zum klassischen Bohrer ist die Lasertechnik. Bei diesem Verfahren beseitigt der Zahnarzt die Karies mithilfe von Laserstrahlen. Die Kosten für diese Methode werden jedoch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Bei nervnaher Karies bedarf es oft einer aufwendigeren Therapie, die den Nerv zusätzlich schützt. Ist der Zahnnerv bereits in Mitleidenschaft gezogen, ist meist eine Wurzelbehandlung erforderlich. Dabei entfernt der Zahnarzt das Gewebe in den Wurzelkanälen und füllt die Kanäle mit einem sterilen Material. Manchmal kann es auch notwendig sein, dass der Arzt einen Zahn ziehen muss.

Neuere Therapieverfahren bieten teilweise die Möglichkeit, ohne Bohrer auszukommen – so etwa die sogenannte Kariesinfiltration. Dabei wird zunächst die Oberfläche der kariösen Stelle entfernt. Anschließend trägt der Zahnarzt einen flüssigen Kunststoff auf, der in die Karies eindringt. Der Kunststoff wird danach gehärtet, sodass sich die Karies nicht mehr ausbreiten kann. Diese Methode ist nur bei beginnender Karies geeignet.

Karies: Verlauf & Vorbeugen

Ist Karies erst einmal entstanden, kann der Zahnarzt kariöse Stellen meist nur behandeln, indem er sie herausbohrt. Jedes Bohren beschädigt allerdings auch gesunde Zahnsubstanz. Zudem sind die Ränder von Zahnfüllungen meist sehr empfindlich gegenüber Karies, sodass dort neue kariöse Stellen entstehen können.

Beugen Sie vor! Wichtig sind insbesondere

Achten Sie auf eine gründliche Zahn- und Mundpflege

Generell gilt: Putzen Sie sich mindestens zweimal täglich etwa drei Minuten lang die Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta.

Zur richtigen Zahn- und Mundpflege gehören vor allem

  • die regelmäßige und sorgfältige Reinigung,
  • die richtige Zahnputztechnik,
  • fluoridhaltige Zahnpasta sowie
  • Zahnseide oder Interdentalbürste zur Reinigung der Zahnzwischenräume

Reinigen Sie sämtliche Zahnoberflächen und die Zahnzwischenräume. Wichtig ist, die richtige Zahnbürste zu verwenden und diese etwa alle drei Monate zu wechseln. Gegen Zungenbelag helfen spezielle Zungenschaber oder -bürsten.

Fluorid stärkt den Zahnschmelz

Fluorid härtet den Zahnschmelz, sodass Säuren den Zahn nicht so leicht angreifen können. Putzen Sie sich die Zähne daher mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta. Zusätzlich können Sie einmal wöchentlich ein Fluoridgel auftragen. Mit fluoridiertem Speisesalz können Sie Karies ebenfalls ein Stück weit vorbeugen.

Spezielle hochkonzentrierte Fluoridlacke oder Gele verleihen den Zähnen besonderen Schutz. Eine solche Fluoridierung kann beispielsweise im Rahmen der professionellen Zahnreinigung aufgetragen werden.

Dem Zahnarzt regelmäßig einen Besuch abstatten

Nehmen Sie die Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt wahr, am besten zweimal im Jahr. Je früher Ihr Arzt Karies entdeckt und behandelt, desto besser.

Ihr Zahnarzt kann Ihnen sagen, ob Sie die richtige Zahnputztechnik anwenden und Ihnen zeigen, wie Sie am besten vorgehen. Auch kann er besonders kariesgefährdete Fissuren im Zahn versiegeln.

Empfehlenswert ist darüber hinaus, eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung (PZR) durchführen zu lassen.

Zahngesunde Ernährung

In puncto Ernährung ist es vor allem der Zucker, der sich auf das Kariesrisiko auswirkt. Entscheidend ist dabei nicht nur die Menge des Zuckers, sondern auch der Zeitpunkt der Zuckeraufnahme. Wer nach einer Hauptmahlzeit etwas Süßes ist und sich eine halbe Stunde später die Zähne putzt, ist weniger kariesgefährdet als jemand, der immer wieder über den Tag verteilt Zucker aufnimmt. Generell gilt: Nehmen Sie möglichst wenig Zucker zu sich. Dazu gehören auch zuckerhaltige Getränke.

Tipp: Wer nach dem Essen keine Möglichkeit hat, die Zähne zu putzen, kann auf ein zuckerfreies Kaugummi mit dem Zuckeraustauschstoff Xylit zurückgreifen. Xylit regt die Speichelproduktion an und kann die Säuren, die nach der Nahrungsaufnahme durch die Bakterien im Mund entstehen, teilweise neutralisieren.