Das Bild zeigt Mädchen, die sich die Augen zuhalten.
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Kinderängste

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 17.09.2021

Ob vor Monstern, vor der Dunkelheit oder vor Fremden: Kinderängste sind vielfältig und für Erwachsene manchmal schwer nachzuvollziehen. Doch wer Kinderängste nicht ernst nimmt und die Kleinen zur Unerschrockenheit verpflichtet, erreicht in aller Regel das genaue Gegenteil – denn unter Druck wächst die Angst oft ins Unendliche.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Ängste bei Kindern

Viele Kinderängste treten typischerweise in einem bestimmten Entwicklungsalter auf – und so schnell sie gekommen sind, so rasch verschwinden sie meist auch wieder, wenn das Kind älter wird. Dennoch sollte man die aktuellen Ängste des Sprösslings nicht unter den Teppich kehren.

Während Kinder gegen Ende ihres ersten Lebensjahrs häufig Ängste vor fremden Menschen und Gegenständen sowie vor lauten Geräuschen entwickeln, sind es bei Kindern zwischen etwa vier und sechs Jahren oft Monster, Geister oder Gespenster, vor denen sich die Kleinen fürchten. In der Grundschule beziehen sich Kinderängste nicht selten darauf, in der Schule zu versagen oder von den Mitschülern nicht akzeptiert zu werden.

Was tun?

Es macht keinen Sinn, Kindern Ängste ausreden zu wollen, sei es vor Spinnen, Hunden, der Dunkelheit, fremden Menschen, lauten Autos, dem Wasser, der Rutsche oder dem Klettergerüst, anderen Kindern, kleinen und großen Vögeln oder der netten Bäckersfrau.

Kinderängste sind bis zu einem gewissen Maß völlig normal und gehören zur gesunden Entwicklung eines Kindes dazu. Wenn Ängste aber so stark werden, dass sie den Alltag beeinträchtigen oder das Kind stark darunter leidet – etwa in Form von Alpträumen – sollten Sie sich ärztlichen Rat holen. Erste Anlaufstelle kann hier der Kinderarzt sein! Er kann beurteilen, ob die Ängste Ihres Kindes behandlungsbedürftig sind oder nicht.

Das können Sie tun, um Ihrem Kind zu helfen:

  • Nehmen Sie Ihr Kind ernst! Wer sich über Kinderängste lustig macht, wird nur erreichen, dass sich das Kind zurückzieht und unverstanden fühlt. Sprechen Sie stattdessen mit Ihrem Kind über seine Ängste und zeigen Sie ihm, dass Sie Verständnis dafür haben.
  • Lassen Sie Ihr Kind wissen, dass es nicht allein ist. Selbst, wenn es allein im Zimmer schläft, soll es die Sicherheit haben, Sie jederzeit holen zu können, wenn es Angst hat.
  • Loben Sie Ihr Kind, wenn es Mut gezeigt hat.
  • Entwickeln Sie zusammen mit Ihrem Sprössling Strategien gegen die Angst. Auf spielerische Weise und mit ein wenig Fantasie lässt sich so manche Kinderangst lindern. So können beispielsweise selbstgebastelte "Warnschilder" die vermeintlichen Gespenster davon abhalten, sich im Schrank aufzuhalten.

Insbesondere Jungen haben oft mutiger zu sein, als es ihrem inneren Erleben entspricht, weil Angsthaben als unmännlich gilt. Mädchen hingegen laufen eher Gefahr, zu sehr behütet und zu wenig herausgefordert zu werden. Das eine wie das andere wird keinem der beiden gerecht. Besser wäre es, jedem Kind, gleich welchen Geschlechts, bei der Erkundung der Welt und ihrer Gefahren, ein eigenes Tempo zu lassen – mal forsch, mal furchtsam, mal mutig, mal vorsichtig. Und nie sollte es an Zutrauen oder Trost fehlen.