Das Bild zeigt eine Blutwurz.
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Blutwurz: Wirkung der alten Arzneipflanze

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 03.01.2024 - 15:00 Uhr

Schon Hildegard von Bingen kannte die Heilpflanze Blutwurz. Tormentill, so die Bezeichnung für die Wurzel der Blutwurz, sollte bei Fieber helfen. Welche Wirkung die Blutwurz hat und wie sie eingesetzt werden kann, erfahren Sie hier.

Blutwurz: Wirksame Pflanzenteile

Heutzutage ist die Blutwurz (Potentilla erecta, Tormentill, aufrechtes Fingerkraut) vor allem in Süddeutschland bekannt – und zwar als hochprozentiger Likör oder Schnaps. Die Wurzel der Blutwurz wird auch heute noch als Heilpflanze genutzt, meist in Form von Tee oder als Tinktur.

Den unter der Erde wachsenden Teil (Rhizom) der Blutwurz bezeichnet man als Tormentillwurzelstock. Sobald man die Wurzel der Pflanze aufschneidet, tritt ein pinkroter Saft heraus – daher der Name Blutwurz.

Wirkung der Blutwurz

Der Wurzelstock der Blutwurz ist besonders reich an Gerbstoffen – genauer gesagt besteht der Tormentillwurzelstock aus etwa 15 bis 20 Prozent Catechin-Gerbstoffen und zu 3,5 Prozent aus Gallotanninen. Die Wirkungen dieser Gerbstoffe in der Blutwurz sind:

  • zusammenziehend (adstringierend) und blutstillend
  • antimikrobiell und entzündungshemmend

Trägt man zerkleinerten Tormentillwurzelstock äußerlich auf, ziehen sich die oberen Hautschichten zusammen und es bildet sich ein schützender Film. Die Folge: Kleine Wunden können schneller abheilen.

Darüber hinaus wird den Gerbstoffen in dem Wurzelstock der Blutwurz eine leicht stopfende und beruhigende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt nachgesagt. Bei Durchfall soll der Tormentillwurzelstock zum Beispiel verhindern, dass zu viel Wasser in den Darm einströmt. Dadurch nimmt der Darminhalt wieder eine normale, festere Form an. In einer Studie bei Kindern mit Rotavirus konnte Blutwurz die Dauer der Durchfälle und die damit einhergehende Dehydrierung abschwächen. Kleinere Studien deuten darauf hin, dass auch die Beschwerden bei Colitis ulcerosa, Neurodermitis und chronischer Gastroduodenitis (Entzündung des Magens und des ersten Darmabschnitts) verringert werden könnten.

Blutwurz soll außerdem helfen bei:

Über die Wirksamkeit der Heilpflanze gibt es bislang allerdings nur wenige aussagekräftige wissenschaftliche Untersuchungen.

Anwendung von Blutwurz

Die wirksamen Inhaltsstoffe der Blutwurz befinden sich in ihrem Wurzelstock. Dieser Teil der Blutwurz lässt sich in folgenden Formen verwenden:

  • Tee: Einen Teelöffel (3-4 g) des zerkleinerten Tormentillwurzelstocks mit kochendem Wasser aufgießen und 10 Minuten ziehen lassen. Dreimal täglich eine Tasse des Blutwurz-Tees zwischen den Mahlzeiten trinken.
  • Spüllösung: Spülungen mit lauwarmem Teeaufguss oder einer verdünnten Tinktur (10 bis 20 Tropfen auf ein Glas Wasser) können bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum Abhilfe schaffen.
  • Tinktur:  Un­verdünnt 2–3-mal täg­lich auf die betroffenen Hautareale geben.

Einige Fertigarzneimittel und Mundpflegemittel enthalten ebenfalls Tormentill, dann jedoch meist in Form eines Extrakts. Bei einem solchen Extrakt handelt es sich um einen Auszug, der mithilfe von Lösungsmitteln (etwa Alkohol) hergestellt wird.

Wie sieht die Blutwurz aus?

Bei der Blutwurz handelt es sich um eine eher unscheinbare, bis zu 40 Zentimetern hoch wachsende Pflanze aus der Familie der Rosengewächse. Auffälligstes Merkmal der Blutwurz sind ihre leuchtend gelben Blüten, die aus vier Kronblättern und 15 bis 20 Staubblättern bestehen.

Die Pflanze blüht von Juni bis August. Die Wurzel wird meist im Herbst geerntet. Sie ist in Mittel- und Nordeuropa beheimatet, wird aber zudem im Kaukasus und in Westsibirien angebaut. In Deutschland ist die Blutwurz weit verbreitet: Standort sind oft feuchte Hochmoorgebiete, sie wächst aber auch auf kargem, sandigem Boden und in trockenen Kieferwäldern.

Die Blätter der Blutwurz sind etwa so groß wie eine Hand einer erwachsenen Person und stark eingekerbt. Außerdem sind sie an den Rändern deutlich gezahnt.

Weil die Pflanze lockeren Boden bevorzugt, lässt sich der knollige, rotbraune Wurzelstock mit seinen Wurzeln recht einfach aus dem Erdboden herausheben.

Hinweise zur Anwendung von Blutwurz

Bei empfindlichen Personen kann die Wurzel zu Magenbeschwerden führen.

Doch auch bei unempfindlichem Magen sollten die Präparate oder Tees aus Tormentill nicht länger als drei bis vier Tage am Stück eingenommen werden. Ansonsten kann eine Schädigung der Nieren oder Leber nicht ausgeschlossen werden.

Prinzipiell gilt: Die Tagesdosis sollte vier bis sechs Gramm Tormentill nicht übersteigen.

Wer den zerkleinerten Wurzelstock der Blutwurz von außen auf die Haut auftragen möchte – zum Beispiel zur Wundbehandlung – sollte die Anwendungsdauer auf zwei bis drei Wochen beschränken.

Nicht einnehmen sollten Tormentillwurzelstock:

  • Schwangere
  • Stillende
  • Kinder unter 12 Jahren

Durchfälle bei Säuglingen oder Kleinkindern sollten prinzipiell ärztlich behandelt werden.