Das Bild zeigt Weißdorn.
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Weißdorn: Wirkung und Anwendung bei Herzschwäche

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 17.02.2020

Der Weißdorn (Crataegus) ist ein strauchartiger, bis zu zehn Meter hoher Baum und gehört zu den Rosengewächsen. Zu der Gattung zählen mehrere Hundert Arten: Etwa 800 in Nordamerika sowie rund 90 in Europa. Davon sind jedoch nur fünf Arten in der Medizin zugelassen. Am häufigsten werden der eingriffelige Weißdorn (Crataegus monogyna) und der zweigriffelige Weißdorn (Crataegus laevigata) verwendet – ihre getrockneten Blätter, Blüten und Früchte sollen bei Herzschwäche helfen.

Allgemeines

Der Weißdorn besitzt dornige, meist stark verzweigte Zweige. Seine gezackten Blätter sind auf der Oberseite dunkelgrün, auf der Unterseite heller. Der Weißdorn blüht von Mai bis Juni. Seine weißen Blüten stehen in aufrechten Doldenrispen – das bedeutet, dass zahlreiche Blüten wie zu einem Schirm angeordnet sind. Sie verströmen einen intensiven Geruch. Die fleischigen Früchte des Strauches sind meist rot gefärbt und von August bis September reif.

Bereits die alten Chinesen entdeckten den Weißdorn für ihre Heilkunde. Im Europa der Antike war er hingegen eher als gutes Feuerholz und – wegen seiner Härte – als Ausgangsmaterial für Spazierstöcke, hölzerne Werkzeugteile und ähnliches beliebt. Im Mittelalter diente er aufgrund seiner stacheligen Dornen zur Abzäunung von Feldern und Gehöften. Sein volkstümlicher Name "Heckendorn" weist noch heute darauf hin.

Ebenfalls aus dem Mittelalter überliefert ist die erste medizinische Verwendung des Weißdorns in Europa. Er wurde damals vor allem bei Koliken und Durchfallerkrankungen eingesetzt. Gegen Herzleiden kam der Weißdorn erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Einsatz. Zusammen mit dem Fingerhut und dem Maiglöckchen setzte sich der Weißdorn Anfang des 19. Jahrhunderts als bewährtes Mittel gegen Herzschwäche durch.

Noch heute wird Weißdorn in diesem Bereich angewendet:

Allerdings ist der Einsatz von Weißdorn nicht in jedem dieser Bereiche unumstritten. So ist nicht sicher belegt, dass der Weißdorn bei Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck wirklich wirksam ist. Daher sollte Weißdorn nur in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.

Wirkung und Inhaltsstoffe

Medizinisch wirksame Inhaltsstoffe des Weißdorns sind Procyanidine und Flavonoide. Diese erweitern die Herzkranzgefäße und bewirken so eine gesteigerte Durchblutung des Herzmuskels. Außerdem erhöhen sie die Herzleistung leicht, indem sie die Schlagkraft steigern und den Widerstand der Gefäße verringern. Des Weiteren sollen die Inhaltsstoffe des Weißdorns regulierend auf Bluthochdruck wirken.

Die Weißdornfrüchte enthalten ebenfalls Procyanidine und Flavonoide, jedoch in sehr geringen Mengen. Sie werden vor allem in der Homöopathie eingesetzt.

Anwendungsgebiete

Weißdorn wird bisher vor allem zur Behandlung leichter Formen von Herzinsuffizienz oder bei einem altersbedingten Nachlassen der Herzleistung (Altersherz) eingesetzt. Besonders als dauerhafte, unterstützende Maßnahme soll er die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit verbessern und vermeiden, dass sich eine Herzschwäche verschlimmert.

Weitere mögliche Anwendungsgebiete, in denen Weißdorn hilfreich sein kann, sind:

  • nach Ansteckungskrankheiten oder bei gezieltem Ausdauertraining, um die Herzleistung zu verbessern
  • bei Stress sowie nervlicher und psychischer Überlastung, um Herzbeschwerden oder nervöse Herzrhythmusstörungen zu mildern

Bei funktionellen Herzbeschwerden, wie etwa Blutdruckschwankungen oder vorzeitigen Kontraktionen des Herzmuskels, die zu Rhythmusstörungen führen (Extrasystolen), ist die Wirksamkeit von Weißdorn nicht sicher belegt. Als Alternative und als Ergänzung zu chemisch-synthetischen Medikamenten ist Weißdorn jedoch bei der Therapie der leichten Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium II) zugelassen. In hochdosierter Form soll er auch im fortgeschrittenen Stadium (NYHA III) wirksam sein. Zur Therapie mittelgradiger und schwerer Herz-Kreislauf-Beschwerden sind Weißdorn-Präparate als alleinige Maßnahme jedoch nicht empfehlenswert.

Weißdorn erreicht seine volle Wirkung erst nach fünf bis sechs Wochen. Es ist daher sinnvoll, die Präparate regelmäßig über einen längeren Zeitraum einzunehmen. werden. Die Wirkung des Weißdorns zeigt sich dann in einem verbesserten subjektiven Wohlbefinden, erhöhter Leistungsfähigkeit sowie abnehmenden Enge- und Druckgefühlen in der Herzgegend. Insbesondere ältere Menschen können Weißdornpräparate nach Absprache mit ihrem Arzt auch schon vorbeugend einnehmen.

Hinweise

Schädliche Nebenwirkungen sind in der jeweils empfohlenen Dosierung der Weißdornpräparate nicht zu erwarten.

Weißdorn sollte erst angewendet werden, wenn die genauen Ursachen der Beschwerden ärztlich abgeklärt wurden. Weißdornpräparate sind nicht zur Selbstbehandlung geeignet.