Das Bild zeigt zwei Frauen beim Schachspielen.
© Jupiterimages/Digital Vision

Gehirnjogging: Geistige Fitness trainieren?

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.11.2021

Der Begriff Gehirnjogging ist in aller Munde. Das gezielte Gedächtnistraining soll angeblich das Gehirn fit halten und vor dem raschen geistigen Altern schützen. Neben der körperlichen Fitness nimmt die geistige Fitness – nicht nur im Alter – eine wichtige Rolle ein.

Was ist Gehirnjogging?

Wie genau "Gehirnjogging" aussieht, kann sehr unterschiedlich sein. Mittlerweile gibt es verschiedenste Möglichkeiten, das Gehirn mit speziellen Multimedia-Programmen zu trainieren. Auch zahlreiche Bücher bieten Methoden an, mit denen Leser ihre Gedächtnisfitness steigern können sollen.

Wirkung von Gehirnjogging

Zur Wirkung von Gehirnjogging oder Gedächtnistraining gibt es verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen, die zum Teil Gegensätzliches behaupten: Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Gehirnjogging positive Auswirkung auf die Gedächtnisleistung haben kann und sich das Gehirn "trainieren" lässt, andere können das nicht belegen.

Was sich abzeichnet, ist vor allem, dass Gehirnjogging immer nur eine einzelne Fähigkeit trainiert, abhängig von der gewählten Gehirnübung: Wer häufig Sudoku-Rätsel löst, wird zwar gut in Sudoku – auf die restlichen kognitiven Funktionen hat das jedoch nicht zwangsläufig auch eine Wirkung.

Tipps für das Gehirnjogging

Wichtig ist deshalb, nicht einseitig zu werden und für Abwechslung zu sorgen. Denn im Alltagstrott schleift sich rasch eine Routine ein, an die sich das Gehirn "gewöhnt". Diese einseitigen Anforderungen können dazu führen, dass andere Hirnfunktionen sozusagen verkümmern und als Folge die Gedächtnisleistung nachlässt. Dazu kommt, dass im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses die Zahl der Gehirnzellen allmählich abnimmt.

Suchen Sie sich daher immer wieder neue Anregungen und fordern Sie Ihr Gehirn. Das kann zum Beispiel durch regelmäßiges Rätsel-Lösen oder Lesen, aber auch Sprachenlernen geschehen. Noch besser ist es, wenn man die Fremdsprache auch aktiv anwendet. Viele Unterrichtsstätten bieten abwechslungsreiche Kurse, mit denen man Neues entdecken kann.

Fluide und kristalline Intelligenz

Ein wichtiger Faktor für das Lernen und viele kognitive Bereiche ist zudem die sogenannte fluide Intelligenz. Sie ist ein Maß dafür, wie gut man mit unbekannten Situationen zurechtkommt und neue Problemfälle lösen kann. Ihr steht die sogenannte kristalline Intelligenz gegenüber, welche für den Gebrauch von Erfahrung, Fertigkeiten und Wissen steht.

Lange Zeit nahm man an, dass fluide Intelligenz angeboren ist. Einer neueren Untersuchung zufolge ist dies jedoch nicht richtig. Vielmehr lässt sich die fluide Intelligenz – und damit auch die Denkleistung – laut dieser Studie mit Trainingsübungen aktiv verbessern. Dabei wurde umso mehr Verbesserung erreicht, je mehr trainiert wurde.