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für Quehl: Marcumar, Heparin..

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  • für Quehl: Marcumar, Heparin..

    Marcumar, Heparin, ASS ... wer macht was, ist das alles das Gleiche?

    Nein, ganz und gar nicht

    Marcumar ist ein Vitamin K-Gegenspieler. Vitamin K wird aber in der Gerinnung, die wie eine Kettenreaktion über mehrere Stufen abläuft, gleich an mehreren Stellen gebraucht. Daher bewirkt Marcumar eine tiefgreifende Veränderung der Gerinnung, die auch nach Absetzen des Medikamentes noch tagelang anhält. Das Gefährlichste an Marcumar ist aber die Tatsache, dass man die Wirkung, also die Gerinnungshemmung nicht ohne Weiteres aufheben kann. Falls es zu einer Blutung kommt, die man stillen will, kann man Vitamin K spritzen, aber es wird rund 4 Stunden dauern bis es wirkt. In der Zeit kann der Patient verblutet sein.

    Ganz anders bei Heparin. Es verhindert die Gerinnselbildung in der Ader, aber eine Blutung kommt trotzdem zum Stillstand. Daher kann man nicht operieren, wenn einer Marcumar nimmt, aber jede Menge Heparin spritzen und trotzdem operieren, Zähne ziehen usw. Heparin wird beim operieren in verschiedene Infusion mit hinein gegeben, z.B um Katheterspitzen frei zu halten, an denen sich sonst Gerinnsel bilden würden. Heparin wird bei Gefäßoperationen direkt in die Ader gespritzt, damit sich dort im Gefäß keine Gerinnsel bilden, das alles ohne auch nur eine merkbare Butungsneigung auszulösen.

    Und ASS ist wieder ganz anders. Es hemmt die Verklumpung der Blutplättchen, die für die Gerinnung gebraucht werden. Daher muss ASS etwa 8 Tage vor einer Operation abgesetzt werden, sonst kann es zu Problemen mit endlosen Blutungen kommen. Typisch ist dabei, dass es "aus allen Poren schweißt". Das muss man sich so vorstellen, dass es im OP-Gebiet tatsächlich aus jeder kleinen Lücke ganz hellrot zu bluten anfängt. Mengenmäßig ist das meist nicht viel, aber es will gar nicht wieder aufhören.

    Marcumar, Heparin und ASS sind also grundverschieden. Die wichtigsten Anwendungsgebiete auf einen Blick:
    Marcumar: tiefgreifende Langzeit-Gerinnungshemmung. Muss vor dem operieren abgesetzt werden bis der Quick über 50% ist.
    Heparin: Verhindert die Entstehung von Gerinnseln in den Adern (Arterie und Vene). Macht keine Probleme beim operieren. Im Gegenteil: wird bei vielen Operationen für 3-8 Tage eingesetzt, damit es nicht zu Gerinnungs-Komplikationen kommt.

    ASS: Wirkt hervorragend in den Schlagadern (Arterien), aber nicht in den Venen. Hat eine Menge von Wirkungsansätzen, z.B. zur Vermeidung eines Herzinfarktes, gegen Kopfschmerzen, bei Venenentzündung.

    AUSTAUSCHBARKEIT
    ASS kann null das bewirken, was mit Marcumar oder Heparin erreicht wird (andere Baustelle).
    Heparin kann sehr wohl statt Marcumar gegeben werden und ist in entsprechender Dosierung eine vollwertige Alternative. Nachteile: Muss gespritzt werden, ist sehr teuer, hat vor allem auf Dauer unerwünschte Wirkungen. Daher ist Heparin ideal für die Kurzzeittherapie oder einige Tage der Vorbeugung.
    Marcumar ist billig, gut verträglich und kann geschluckt werden. Nachteile: Der Quickwert muss oft kontrolliert werden, bei Unfällen besteht die Gefahr der (inneren ) Verblutung, man muss sich mit dem Essen ein wenig umstellen.

    Ich hoffe, das reicht fürs erste, sonst einfach neue Fragen stellen. Lange Fragen dauern etwas länger (die Kinder müssen erst ins Bett und ich darf nicht so müde sein, dass der Kopf auf die Tasten fällt), aber die Antwort kommt gern ...

    Schönes langes Wochenende allen, die morgen nicht arbeiten müssen.

    Dr. Ive Schaaf


  • RE: für Quehl: Marcumar, Heparin..


    danke für Ihre viele Mühe.

    Zuerst dachte ich, Heparin wäre das medizinisch bessere Medikament, aber was hat das auf Dauer für unerwünschte Wirkungen? Im Krankenhaus hatte ich zu Anfang 2 Wochen Heparininfusion bekommen. Was ist "Dauer"? ungefähr.

    Und lassen Sie sich ruhig Zeit mit der Antwort.

    mit freundl. Gruß
    Quehl

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    • Re: für Quehl: Marcumar, Heparin..


      Hallo Frau Dr. Schaaf,
      meine Oma ist seit vielen Jahren Diabetikerin und leidet unter schweren Durchblutungsstörungen der Beine. Dies wurde erst vor Kurzem festgestellt, als sie wegen einer Entzündung zwischen den Zehen im Krankenhaus war. Anschließend erhielt sie zu Hause Heparin (Clexane) ca. 14 Tage. Momentan bekommt sie keine weiteren Medikamente hierfür. Meine Frage: Kann Heparin auch über einen längeren Zeitraum verarbreicht werden (Nebenwirkungen?) bzw. gibt es Alternativen hierfür.
      Für eine kurzfristige Rückmeldung wäre ich Ihnen sehr dankbar.
      Ich wünsche Ihnen schöne Osterfeiertage und würde mich freuen, bald von Ihnen zu hören.
      Herzliche Grüße
      S.Sanktjohanser

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      • Re: für Quehl: Marcumar, Heparin..


        Die Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte dem Beipackzettel. An sich ist Heparin gut verträglich, auf jeden Fall stehen die Nebenwirkungen in einem günstigen Verhältnis zur Wirkung. Das bedeutet: Wenn man Heparin braucht, kann man es auch nehmen, es ist gut verträglich.

        Die Frage, ob Ihre Mutter das Heparin braucht, richtet sich - so weit ich das von hier aus erkennen kann - danach, wie viel sie am Tag auf den Beinen ist. Ich gehe davon aus, dass sie das Heparin bekommen hat, weil sie hauptsächlich im Bett bleiben musste. Wenn es andere Gründe gibt, sieht das anders aus.

        Alternativen zu Heparin gibt es praktisch nicht. Allenfalls eine andere Behdnalung, wenn das zur Situation passt. Das kann ich so nicht beurteilen.

        Dr. Schaaf

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