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Ursachen und Therapien von Depressionen

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  • Ursachen und Therapien von Depressionen

    Hallo zusammen.

    Mich beschäftigt gerade das Thema endogene und exogene psychische Erkrankungen und die erfolgversprechendsten Therapieformen.

    Bei mir selber würde ich meinen das beide Formen vorhanden sind, einmal die endogene, die durch die Familiengeschichte und Diagnose auf der Hand liegt.
    Dann die exogene, die auch auf der Hand liegt, durch bestimmte Ereignisse, Familiengeschichte und in die entsprechenden Diagnosen.

    Nun frage ich mich wie man zu der erfolgversprechendsten Therapie finden kann und was wenn diese einfach nicht wirkt?

    Ich habe ja über Jahre die verschiedensten Medikamente versucht, eine angenehme, also Hilfreiche Wirkung auf den Hirnstoffwechsel gab es nie.
    Wenn dann gab es nur die gewollten, oder auch ungewollten NW, aber niemals die Wirkung gegen Depressionen weshalb die Medikamente in erster Linie genommen wurden.
    Sie sind also gegen die Erkrankung selber wirkungslos, helfen aller höchstens bei Symptomen wie Schlafstörungen, aber da auch wieder so unangenehm und nachhängend, das es ohne meist besser geht.
    Das Einzige was keinen unangenehmen Durchhänger über den nächsten Tag verursacht ist vielleicht Atosil und auch Diazepam, aber wirklich befriedigend ist das nicht.

    Ich habe mal gelesen, das bei bis zu 50% der Leute die Psychopharmaka nicht vollkommen, oder aber gar nicht anschlagen.
    Nun würde ich denken das es daran liegt das diese eine exogene Erkrankung haben, die Lösung also nur in einer Psychotherapie gefunden werden kann.
    Aber warum wirken sie auch oft nicht wenn man eine genetische Veranlagung hat?
    Da ist es doch eigentlich klar das die Myokine nicht in der Reihe sein können, trotzdem geht die Wirkung gegen Null.

    Nun finde ich Psychotherapien bisher zwar hilfreich im Bezug auf meine Betrachtungsweise, aber für die Sache selber, also Besserung von Stimmung und anderen Symptomen eigentlich nicht wirklich.
    Das mag nun daran liegen das ich in vielen Dingen Distanz wahre, eine innere Distanz die ich in irgendeiner Form jedem gegenüber habe, auch mich selber nicht ausgeschlossen.
    Versuche das zu ändern sind immer gescheitert, möglicherweise fehlt mir der dazu nötige Draht zu mir selber.

    Ich habe auch festgestellt das mir nach Langzeiteinnahme von Stimmungsstabilisatoren die gute Stimmung komplett abhanden gekommen ist, was blieb waren die Depressionen, also genau das falsche.
    Da frage ich mich auch wie das sein kann, das es auch nach Absetzen so bleibt?
    Kommen sich da vielleicht die unterschiedlichen Ursachen in die Quere, war die gute Stimmung endogen so das hier das Medikament wirkte und die Depressionen größtenteils exogen und deshalb blieben sie mir erhalten?
    Und was ist wenn ein Großteil der Depressionen aus der Lebenseinstellung resultiert, welche nicht geändert werden kann, weil sie als vollkommen zutreffend empfunden wird?
    Dann käme die Ursache weder durch die Gene, noch von Außen, sondern alleinig aus der Tatsache das man so ist wie man ist?
    Was natürlich erklären würde weshalb es Therapien, in jeglicher Form, schwer haben irgendetwas bewirken zu können.

    Ich frage mich auch ob sich endogene und exogene Erkrankungen gegenseitig aushebeln können, besonders wenn sie in der Intensität gleichwertig sind.
    Das es Therapien somit schwerer haben, da die Ursache des jeweiligen Befindens schneller wechselt als sich eine Therapie darauf einstellen könnte und die eigenen (negativen) Überzeugungen auch noch das Ihre dazu tun?

    Hat die Psychiatrie/Psychotherapie Ansätze wie mit den Dauergästen ihrer Praxen anders verfahren werden könnte, da herkömmliche Therapien nicht greifen?

    Was meint ihr, wäre es nicht durchaus auch möglich das es Menschen gibt deren Depressionen gar keine Erkrankung sind, sondern einfach das Ergebnis der Summe ihrer Teile und deshalb bei ihnen die Therapien nicht anschlagen?


  • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

    Hallo Tired,

    da haben Sie aber einen Berg von Themen angehäuft, der sich sicher nur schichtweise abtragen lässt.

    Ich will erstmal das Eindeutigste herausgreifen: Das sind die sogenannten endogenen Depressionen. Der Begriff ist recht alt und stammt aus einer Zeit, in der man noch nichts von Neurotransmittern wusste. Nur so viel, dass es für diese Form der Depression keine äußeren Ursachen gab. Sie kamen von "innen heraus" - also endogen (im Gegensatz zu exogen, von außen kommend).

    Mitte der 60er Jahre entwickelte man in den USA ein Antihypertonikum (gegen hohen Blutdruck), das zwar sehr prompt wirkte, aber als NW ausgeprägte Depressionen machte, die der endogenen Form nicht nur ähnelte, sondern auch zu Suiziden führte. Der Wirkstoff wurde zwar aus dem Verkehr gezogen, hat aber der Forschung zu gezielter Aktivität verholfen. Denn man schlussfolgerte, wenn ein Mittel schwere Depressionen auslösen könne, müsse man auch den Mechanismus finden, der diese Depressionen bessern könnte.

    Und so fand man tatsächlich etwa fünf Jahre später das erste "echte" Antidepressivum - nämlich das Amitriptylin.

    Ich habe als junger Assistenzarzt in einer Uni-Psychiatrie selbst erlebt, wie junge Familienmütter mit schwerster endogener Depression viele Monate (!) erstarrt in ihren Betten lagen, weder Mann noch Kinder sehen wollten. Und wenn diese doch kamen, starrten sie weiter an die Decke und nahmen scheinbar nichts wahr.

    Dann kam das Amitriptylin auf den Markt und wurde diesen Patienten in steigenden Dosen verabreicht.

    Was passierte? Sie standen auf, bekamen wieder eine Mimik und adäquate Psychomotorik, konnten zu Physio- und Ergotherapien gehen und Besuch richtig wahrnehmen
    Einige konnten dann bald nach Hause entlassen werden.

    Die Kollegen und ich wurden richtig euphorisch. Ich weiß noch, wie mich ein junger Vater spontan umarmte und sein Glück kaum fassen konnte.

    Soweit der historische Rückblick.

    Aber, was ist heute aus diesem Mittel geworden?

    Es gibt es noch. Wird aber wegen seiner starken - vorwiegend vegetativen - NW primär kaum noch eingesetzt. Höchstens in Kombination in kleinen Dosen oder in der Schmerztherapie.


    Dies für´Erste

    Beste Grüße

    Dr. Riecke

    Kommentar


    • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

      Hallo Dr. Riecke,
      danke für die sehr ausführliche Antwort.

      Wie die Medizin zum Antidepressiva kam, ist auch sehr interessant.
      Gerade in Sachen Antidepressiva, scheint bei der Forschung Kommissar Zufall ein wichtiger Verbündeter zu sein.


      da haben Sie aber einen Berg von Themen angehäuft
      Ja ich bin ein emsiger Sammler und dann wird alles auf einmal raus gehauen.

      Das Amitriptylin habe ich sogar mal verschrieben bekommen, wohl in Ermangelung einer besseren Idee.

      L.G.

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      • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

        "Und was ist wenn ein Großteil der Depressionen aus der Lebenseinstellung resultiert, welche nicht geändert werden kann, weil sie als vollkommen zutreffend empfunden wird?"

        Stimmt, das gibt es auch.

        Dann handelt es sich um eine depressive Persönlichkeitsstruktur, die tatsächlich kaum beeinflussbar ist.

        Kommentar



        • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

          "Ich habe mal gelesen, das bei bis zu 50% der Leute die Psychopharmaka nicht vollkommen, oder aber gar nicht anschlagen.
          Nun würde ich denken das es daran liegt das diese eine exogene Erkrankung haben, die Lösung also nur in einer Psychotherapie gefunden werden kann."


          Deswegen soll ja medikamentöse Therapie in der Psychiatrie auch stets mit Psychotherapie kombiniert werden, um auch die exogenen und neurotischen Anteile mit zu erfassen.

          Aus diesem Grund wurde auch in Deutschland Mitte der 90er Jahre die Facharztausbildung in der Psychiatrie um den Bestandteil Psychotherapie erweitert. Seit dem heißt der Facharzt nicht mehr FA f. Psychiatrie, sonder FA f. Psychiatrie und Psychotherapie. Auch die Kliniken haben diesen Zusatz aufgenommen.

          Leider hinkt in der Praxis das Geschehen vielerorts den Anforderungen noch hinterher.

          Kommentar


          • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

            Dann handelt es sich um eine depressive Persönlichkeitsstruktur, die tatsächlich kaum beeinflussbar ist.
            Genau etwas in der Art ging mir die Tage durch den Kopf.

            Wenn schwerwiegende Ereignisse stattfinden, sich in der ein oder anderen Form immer wiederholen und Depressionen auslösen, die betroffene Person noch ein Kind, oder heranwachsender ist, dann kann das doch nicht spurlos an der Persönlichkeit vorbei gehen.
            Alleine das Wissen darum das sich die Dinge nicht bessern, ein sich herausziehen nicht möglich ist, beeinflusst doch ganz erheblich die Weltsicht.
            Wenn das dann noch bei einer nicht voll entwickelten Persönlichkeitsstruktur stattfindet ist es sicher nicht verwunderlich, das die Düsternis und daraus resultierende Depressionen irgendwann fest zur Persönlichkeit gehören.

            Ich wusste gar nicht das dies einen Namen hat, für manchen wäre das sicher eine Erklärung für viele gescheiterte Unterfangen seine Depressionen und negativen Sichtweisen los zu werden.

            Kommentar


            • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

              "Ich habe auch festgestellt das mir nach Langzeiteinnahme von Stimmungsstabilisatoren die gute Stimmung komplett abhanden gekommen ist, was blieb waren die Depressionen, also genau das falsche."

              Das gibt es gelegentlich leider auch, dass nämlich Antidepressiva eine Art Benzo-Wirkung bei bestimmten Menschen haben.
              D.h. also, dass das emotionale Potenzial des Individuums nicht mehr die normalen Schwingungen aufweist (nach unten, vor allem aber nach oben), sondern verflacht in einer fast geraden Linie verläuft. An der erkennt man normalerweise ja den Benzo-Abhängigen, ein Phänomen, das der Betreffende gar nicht unbedingt als unangenehm empfindet.
              Das bekannte Umfeld - Partner, Familie - findet das nivellierte Verhalten aber als persönlichkeitsfremd.

              Hoffentlich ist es Ihrer Familie nicht so gegangen!

              Kommentar



              • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                [

                Hoffentlich ist es Ihrer Familie nicht so gegangen!
                Gute Frage.
                Keine Ahnung, ich glaube die Schwägerin hat in der Richtung was erahnt, ansonsten hat es sich vorwiegend, für mich merklich, auf den Freundeskreis ausgewirkt.
                Die Familie, ich glaube solche Veränderungen werden da nicht so wahrgenommen wie es woanders der Fall wäre.

                Damals habe ich Lamotrigin genommen und habe mich damit nicht gut gefühlt, also selber gemerkt das es sich auf meine Empfindungen auswirkt.
                Ich hatte auch weiterhin Depris, bis hin zu Suizidgedanken, es hat sich nur so merkwürdig angefühlt, unecht und trotz dieser eigentlichen Neutraliätsstimmung alles nur noch hoffnungsloser gemacht.
                Als ich das Medi absetzte kam erst einmal eine Depression, das war das reine Überfluten von Emotionen und dadurch war sie so spannend das sie schon fast wieder gut war.
                Quasi das Erleben einer positiven Depression, weil die Gefühlspalette in ihrer Intensität das negative einfach in den Hintergrund drängte.
                Wobei ich dazu sagen muss, das ich immer sehr interessiert an Dingen war die im Menschen vor sich gehen (vornehmlich in mir), die andere schon für gruselig halten und das Ganze vielleicht deshalb aus einer Perspektive sehe die nicht unbedingt zutrifft.

                Das damalige Empfinden zur Depression hat sich natürlich sehr schnell wieder verflüchtigt und heute würde ich sagen vom Lamotrigin ist mir erhalten geblieben, das die guten Stimmungen einfach weg sind, die Depressionen sind dem Einfluss der Medikamente wohl entkommen.
                Natürlich blieb nicht die interessante Depression mit buntem Gefühlschaos erhalten, sondern die graue und ordinäre Form.
                Sicher kann es sein, das es eine Entwicklung war die so oder so stattgefunden hätte, ob das nun dem Medikament zuzuordnen ist kann ich nur mutmaßen.

                Ich stelle mir aber schon seit Jahren die Frage, ob mir meine besseren Stimmungslagen erhalten geblieben wären wenn ich das Mittel nicht genommen hätte.
                Vor allem weil diese Hochs mich regelmäßig retteten, in der Zeit habe ich alles ausgebügelt und nachgeholt was ich den Rest des Jahres aus Antriebslosigkeit verbockt hatte.
                Das ist dann schon bitter, wenn diese feste Größe einfach weg fällt und am Ende das was man vernachlässigt nicht mehr so verlässlich ausgeglichen werden kann.

                Ich frage mich schon länger und immer wieder ob Lamotrigin diese dauerhaften Veränderungen (trotz absetzen vor einigen Jahren) hervorgerufen haben könnte?

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                • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                  Hallo Tired,

                  ich weiß nicht ob ich etwas zu deinem Beitrag leiten kann .....

                  Ich habe ja auch über viele Jahre hinweg hoch dosierte Medikamente genommen.
                  Im März 2015 habe ich dann aufgrund meiner Probleme mit der Führerscheinstelle, mit der ich bestimmt noch irgendwann an die Öffentlichkeit gehen werde, einen Entzug gemacht!
                  Einen Unterschied der Schmerzen habe ich nicht gehabt ... das heißt die ganzen Mittelchen haben ohnehin nichts mehr bewirkt.

                  Habe dann noch Lyrica und Saroten genommen ..
                  Ich habe in all den Jahren mehrere Phasen gehabt, wo ich mich gefragt habe > "Warum bist du eigentlich depressiv? Bin ich depressiv weil ich depressiv bin oder bin ich vielleicht von den Medikamten depressiv?" ......Das kontne man ja auch nicht mehr unterscheiden! Ich habe daraufhin auch mit Lyrica und Saroten aufgehört .... und siehe da, es ging mir zumindest "psychisch" besser ....
                  Bzw. ich konnte dann mit der ganzen Misere besser umgehen.
                  Klar bin ich nun auch depressiv weil ich dennoch mit den ganzen Schmerzen und meiner endlosen gesundheitlichen Misere fertig werden muss, aber für mich ist es "ein anderes Depressiv" sein!

                  Ich glaube, solange wir nicht mit uns selbst zufrieden sind werden auch Psychopharmaka und andere Mittelchen nichts an unserer wirklichen Stimmung "dauerhaft" verändern können!
                  So erlebe ich das zumindest ... aber wie gesagt es ist für mich ein "anderes depressiv sein".

                  Wir können die Vergangenheit auch nicht "löschen" .... es wird immer in uns schlummern und auch immer wieder mehr zum Vorschein kommen ...
                  Und dennoch > je länger wir damit leben müssen, um so besser können wir auch damit umgehen!

                  Hättest du denn vor Jahren daran gedacht, dass du mit all dem was du bis jetzt durchlebt hast, so viel Kraft hast um das alles zu überstehen????? Wohl eher nicht.
                  Und schau mal was du heute alles bewältigen kannst!!!! Viel mehr als du es dir vielleicht selbst eingestehen möchtest ...

                  Psychopharmaka mögen in einer "akuten" Situation sicher hilfreich sein aber "dauerhaft" wird es meiner Meinung nach auch nichts an der Stimmung verändern und in manchen Fällen sogar noch eher verschlimmern ...

                  Ich denke, es liegt mehr an unserem Umgang mit uns und unserem Schicksal selbst ...

                  Sorry, dass ich nicht wirklich etwas beitragen kann ....

                  Kätzchen


                  Kommentar


                  • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                    "Wir können die Vergangenheit auch nicht "löschen" .... es wird immer in uns schlummern und auch immer wieder mehr zum Vorschein kommen ...
                    Und dennoch > je länger wir damit leben müssen, um so besser können wir auch damit umgehen!"


                    Hallo Katzenauge,

                    schon mit dieser Erkenntnis haben Sie einen wesentlichen Beitrag geleistet. Selbsterfahrung ist stets ein sehr wichtiges Element.

                    Und: Schön, dass Sie sich wieder mal gemeldet haben!

                    Beste Grüße

                    Dr. Riecke

                    Kommentar



                    • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                      Hallo Katzenauge,
                      schön von dir zu lesen.;-)

                      Sorry, dass ich nicht wirklich etwas beitragen kann ....
                      Doch das konntest du, deine Beiträge sind immer hilfreich!

                      """Psychopharmaka mögen in einer "akuten" Situation sicher hilfreich sein aber "dauerhaft" wird es meiner Meinung nach auch nichts an der Stimmung verändern und in manchen Fällen sogar noch eher verschlimmern ..."""

                      Ja da hast du recht.
                      Eine Dauermedikation ist ein zweischneidiges Schwert, für viele sicher das richtige, für genauso viele wohl nicht das wahre.
                      Nur wird das erst erkannt wenn man regelmäßig überprüft ob die Medikamente so wirken wie sie sollen und das machen die wenigsten solange es irgendwie geht, denn ohne könnte es ja noch schlimmer sein.
                      Mir wurde damals gesagt ich muss das Medi nehmen solange ich lebe, anfangs hat mich das nicht weiter gestört, weil ich an die Wirkung geglaubt habe und wenn sich mein Befinden nicht merklich verändert hätte, so das ich mich einfach unwohl fühlte, dann würde ich es wohl heute noch brav nehmen.
                      Hätten sie aber gewirkt wie es angedacht war, dann wäre ich heute sicher immer noch zufrieden damit und das wäre auch gut so.
                      Ich denke jene denen sie helfen, die tun gut daran sie nach Empfehlung weiter zu nehmen, jene die Probleme haben sollten auch mal gegen die Empfehlung denken.
                      Dafür kann man nicht einmal den Arzt verantwortlich machen, der kann ohnehin nur einen kleinen Ausschnitt deines Befindens beurteilen, da ist die größere Pflicht beim Patienten das auch zu kommunizieren und auch für seine Meinung einzustehen.

                      """Wir können die Vergangenheit auch nicht "löschen" .... es wird immer in uns schlummern und auch immer wieder mehr zum Vorschein kommen ...
                      Und dennoch > je länger wir damit leben müssen, um so besser können wir auch damit umgehen!"""

                      Auch da hast du recht, vieles fällt alleine dadurch leichter weil man es schon kennt.
                      Ich glaube aber auch, je älter man wird desto mehr muss man sich den Dingen stellen.
                      Als junger Mensch viel es mir viel leichter alles weg zu schieben als heute, was sicher auch seinen Sinn und Vorteile hat, sofern man eben den Umgang damit findet der es leichter macht.

                      """Hättest du denn vor Jahren daran gedacht, dass du mit all dem was du bis jetzt durchlebt hast, so viel Kraft hast um das alles zu überstehen????? Wohl eher nicht."""

                      Dazu kann ich nur sagen, es ist gut das man nicht im Voraus weiß was auf einen zu kommt, das Wissen darum würde den Menschen sonst sicher die Kraft die sie brauchen rauben, bevor überhaupt was passiert ist.;-)
                      Es gibt ja genug Menschen die immer mit dem Schlimmsten rechnen, bevor es passiert (da nehme ich mich aus) und gerade dieses vermeintliche Wissen ist es was krank macht, nicht die Tatsache das sowieso immer in regelmäßigen Abständen was passiert, weil es zum Leben dazu gehört.
                      Jeder weiß das, die Krux kommt erst wenn man das Bedürfnis hat darauf vorbereitet zu sein, weil es dich oft unvorbereitet getroffen hat.
                      Was natürlich Mist ist, aber der Versuch dies vermeiden ist eigentlich der Punkt wo die Probleme erst richtig beginnen.


                      """Und schau mal was du heute alles bewältigen kannst!!!! Viel mehr als du es dir vielleicht selbst eingestehen möchtest ... """

                      Und wieder Volltreffer, ich sehe selten das was bewältigt wurde, sondern meist nur das was nicht funktionierte, oder noch zu bewältigen ist.
                      Geht wahrscheinlich vielen so, das der Fokus auf die falschen Begebenheiten gelegt wird.

                      Danke für deinen Beitrag, ist wie immer gutes Denkfutter dabei.

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                      • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                        Aus diesem Grund wurde auch in Deutschland Mitte der 90er Jahre die Facharztausbildung in der Psychiatrie um den Bestandteil Psychotherapie erweitert. Seit dem heißt der Facharzt nicht mehr FA f. Psychiatrie, sonder FA f. Psychiatrie und Psychotherapie. Auch die Kliniken haben diesen Zusatz aufgenommen.

                        Leider hinkt in der Praxis das Geschehen vielerorts den Anforderungen noch hinterher.
                        Ich hatte das Glück einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie zu finden, der auch nur Psychiatrie und Psychotherapie praktiziert und nicht mehr als Neurologe arbeitet.
                        Auch wenn ich da keine Psychotherapie mache, ist er in der Funktion des Psychiaters wesentlich angenehmer, als manch Kollege von ihm der zusätzlich die stressige und überlaufene Fachrichtung Neurologie praktiziert und oft ausschließlich den medizinischen Teil im Kopf hat.

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                        • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                          "als manch Kollege von ihm der zusätzlich die stressige und überlaufene Fachrichtung Neurologie praktiziert"

                          Das sind die sogenannten Nervenärzte, die also (immer nur ambulant) das Fach Neurologie und Psychiatrie (aber ohne Psychotherapie) betreiben müssen.

                          Sie sind in den beiden Fächern quasi die Vorreiter in vorderster Front.
                          Sie sind nicht zu beneiden.

                          Ich habe vor vielen Jahren auch mal in einer nervenärztlichen Ambulanz gearbeitet. Es war ein schwerer Job, bei dem man immer das Gefühl hatte, nie fertig zu sein, alles nur unvollkommen machen zu können.

                          Trotzdem ist dieses Fach unverzichtbar, weil es Vorreiter mit Überblick braucht, da die sehr spezialisierten Kollegen das breite Spektrum des Faches allein schon quantitativ nicht bewältigen können.

                          Kommentar


                          • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                            Ja, wenn ich überlege was bei unserem hiesigen Nervenarzt so los ist wundert es mich das der es noch nicht mit den Nerven hat.
                            Er nimmt auch wenigstens noch Patienten an, auch wenn man ewig drauf warten muss, seine Kollegin am Ort nimmt schon seit Jahren keine Neuzugänge mehr.

                            Ich denke mal das es auch von Vorteil ist, neben den Untersuchungen die überwiegend nur dort stattfinden können und nicht beim Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, das ein Besuch aus neurologischen Gründen sicher schon manchem Patienten unverhofft den Erstkontakt mit möglichen psychischen Ursachen bescherte.
                            Ich glaube es wird auch leichter verdaut und angenommen, wenn ein "Neurologe" eine psychische Ursache vermutet und die Behandlung einleitet, als wenn man sich von vornherein zu einem ausgewiesenen "Psychiater" begeben soll, das lassen viele dann doch lieber sein.

                            Kommentar


                            • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                              Ich glaube es wird auch leichter verdaut und angenommen, wenn ein "Neurologe" eine psychische Ursache vermutet und die Behandlung einleitet, als wenn man sich von vornherein zu einem ausgewiesenen "Psychiater" begeben soll, das lassen viele dann doch lieber sein.
                              Hallo Tired,

                              ja, das kann ich nur bestätigen. Ich wäre niemals direkt zum Psychiater gegangen ... Für mich war es unbedingt notwendig, einen "Nervenarzt" mit beiden Fachrichtungen zu finden, weil meine Scham viel zu groß war. Insofern ist es schon gut, dass es die "Nervenärzte" gibt, die einem die Überwindung der Schwellenangst leichter machen.

                              Kommentar


                              • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                                Als junger Mensch viel es mir viel leichter alles weg zu schieben als heute, was sicher auch seinen Sinn und Vorteile hat, sofern man eben den Umgang damit findet der es leichter macht.
                                Es ist ungewöhnlich als junger Mensch mehr wegschieben zu können als später. Auf der einen Seite ... auf der anderen Seite aber kommen mit dem Alter auch die "Zukunftsängste"
                                Und je älter wir werden und um so mehr wir Erfahrungen machen mussten, um so mehr negative Gedanken kümmern sich um die Zukunft!
                                Weißt du ..... Menschen die Verantwortungsbewusst sind, denken manchmal viel zu viel nach! Ich gehöre auch dazu .....
                                Was mir hier auffällt > Ich denke weniger darüber nach, was ich bisher geschafft habe, sondern viel mehr darüber was ich nicht geschafft habe! In unserem "Unwohlseinsdenken in die Zukunft" vergisst man meist an das Gute zu glauben, weil es eben die Vergangenheit ist, die einen immer wieder zermürbt! Wenn man (meist) das Positive verdrängt, glaubt man auch nicht an das Positive in der Zukunft! Das bestätigst du ja hier auch:

                                Und wieder Volltreffer, ich sehe selten das was bewältigt wurde, sondern meist nur das was nicht funktionierte, oder noch zu bewältigen ist.
                                Geht wahrscheinlich vielen so, das der Fokus auf die falschen Begebenheiten gelegt wird.
                                Manchmal gewinne ich den Eindruck, dass ich mir ein "positiv denkendes Leben" nicht gönne ... Viel zu einfach ....

                                Solange wir die Vergangenheit in uns tragen, und das werden wir zu Lebzeiten immer, werden wir vermutlich nie wirklich "glücklich" in die Zukunft schauen ...
                                Wenn wir aber versuchen nicht vieles miteinander zu vergleichen und uns eben auch mehr die positiven Dinge der Vergangenheit oder deren Bewältigung zum Vorschein holen, um so schöner werden auch die Gedanken an die Zukunft sein

                                Die Menschen sprechen selten die guten Dinge an, eher das was schlecht gelaufen ist! Das findet man fast überall so ... auch im Geschäftsleben. Und kommt dann mal was Gutes, kann man (ich zumindest) auch damit dann nicht umgehen!
                                Ich denke genau hier sollten wir wieder lernen auch mal Lob oder schöne Dinge anzunehmen und uns nicht selbst immer "schlecht reden". Meist kann man selbst nichts für seine Vergangenheit oder deren Ursachen aber dennoch sucht man in den Krümmeln um sich selbst die Schuld für etwas zu geben!
                                Klar, wenn ich mir jetzt eine eigene Liste machen würde "was finde ich an mir gut - was schlecht" .. dann würde auch bei mir das Schlechte überwiegen!
                                Nur wer rundum ein starkes Selbstwertgefühl hat, wird vermutlich mehr positive Dinge aufgelistet haben ... aber ist auch das richtig? Manche überschätzen sich auch ...
                                Du siehst, egal wie es ist, es muss nicht immer alles so sein, wie es aussieht

                                Ich denke, wir sollten noch besser lernen die Dinge einfach so zu nehmen wie Sie sind! Und dann eben daraus das "Beste" machen ... Eine andere Wahl hat man ja meist ohnehin nicht.
                                Und wir dürfen unseren Selbstwert nicht verlieren! Wir sollten eben auch die guten Dinge an uns selbst schätzen lernen ....! Bis du dabei Tired????? Ich begleite dich, denn auch ich habe noch genug an mir zu arbeiten
                                Und Psychopharmaka oder was auch immer, wird unser inneres "ich" nicht verändern können!

                                Kätzchen


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                                • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                                  ja, das kann ich nur bestätigen. Ich wäre niemals direkt zum Psychiater gegangen ... Für mich war es unbedingt notwendig, einen "Nervenarzt" mit beiden Fachrichtungen zu finden, weil meine Scham viel zu groß war. Insofern ist es schon gut, dass es die "Nervenärzte" gibt, die einem die Überwindung der Schwellenangst leichter machen.
                                  Hallo Evi,
                                  das kann ich gut verstehen.
                                  Bei mir hats lange gedauert bis ich mich durch gerungen habe die Schwelle zu übertreten.
                                  Durch gerungen kann man nicht mal sagen, hab mich solange davor gedrückt das es dann nur noch ein Entweder-Oder gab, da war die psychiatrische Ambulanz dann das kleinere Übel und auch schon egal.
                                  Wenn es bei den Nervenärzten zeitnahe Termine gegeben hätte, wäre das auch meine erste Wahl gewesen.
                                  Wobei ich im Nachhinein sagen muss, das es wohl zu diesem Zeitpunkt gut so war das ich in der Ambulanz gelandet bin.;-)

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                                  • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen


                                    Es ist ungewöhnlich als junger Mensch mehr wegschieben zu können als später. Auf der einen Seite ... auf der anderen Seite aber kommen mit dem Alter auch die "Zukunftsängste"
                                    Und je älter wir werden und um so mehr wir Erfahrungen machen mussten, um so mehr negative Gedanken kümmern sich um die Zukunft!
                                    Da hast du wohl recht, es kommt eigentlich immer noch was oben drauf, so das man auch gar nicht weiß wo man ansetzen sollte, auch weil sich die Prioritäten und Empfindlichkeiten immer wieder ändern.
                                    Heute kaust du an etwas aus der Vergangenheit, morgen ist es was anderes von damals und übermorgen die Zukunft.
                                    So fällt es schwer bei einem Thema bei der Stange zu bleiben, weil die Wichtigkeit nicht durchgehend gleich bleibt.

                                    Ich denke schon das jüngere Menschen besser wegschieben und verdrängen können, zumindest wenn die entsprechende Übung damit vorhanden ist.
                                    Ich kann mich erinnern das damals Melancholie und eigentlich negativ besetzte Themen irgendwie umgekehrt waren, sie hatten einen besonderen Stellenwert, waren schon fast was besonderes.
                                    Ich würds den James Dean-Effekt nennen, eigentlich alles Mist und doch findet sich in der ganzen Schwermut eine leicht bizarre Schönheit.

                                    Manchmal gewinne ich den Eindruck, dass ich mir ein "positiv denkendes Leben" nicht gönne ... Viel zu einfach ....
                                    Ja, man könnte sich auch mal zurück lehnen und denken: Alles hin bekommen, alles gut".
                                    Aber dann kommt dieser kleine Kobold im Ohr, der einem einflüstert: Da war doch noch was, nicht alles gut, hast was vergessen, das kann nicht sein und morgen gehts eh wieder von vorne los."
                                    An dem Punkt beginnt wohl das sich selber schätzen lernen und die Arbeit, das was geschafft wurde gegen die gierigen Kobolde zu verteidigen, ihnen nicht zu glauben.

                                    Die Menschen sprechen selten die guten Dinge an, eher das was schlecht gelaufen ist! Das findet man fast überall so ... auch im Geschäftsleben. Und kommt dann mal was Gutes, kann man (ich zumindest) auch damit dann nicht umgehen!
                                    Ich glaube oft das hat mit dem Mechanismus der Erinnerungen zu tun.
                                    Mit der Wahrnehmung der Zeit, die ja manchmal schneller und manchmal langsamer zu vergehen scheint, je nachdem ob man sich langweilt oder Spaß hat.
                                    Genauso erscheint sie im Alter schneller als in der Jugend zu vergehen, obwohl in der Jugend die einzelnen Tage meist schneller vergehen als im Alter.
                                    Das hat wohl etwas mit den Eindrücken die man sammelt zu tun, neue Eindrücke lassen die Zeit schneller vergehen, bleiben aber fest im Gedächtnis so das die Erinnerungen präziser abgespeichert werden und so suggerieren das die Zeit langsamer verging und einfach schön war.
                                    Bist du älter gibt es nicht mehr so viele neue Eindrücke, die Tage vergehen zwar langsamer, aber das wird nicht abgespeichert da es sich um Wiederholungen handelt, so fehlen diese Infos im Rückblick und man fragt sich wo die Zeit geblieben ist.
                                    Ich hoffe das ist jetzt nicht zu kompliziert geschrieben?

                                    Ich glaube Menschen wo negative Eindrücke überwiegen, werden diese natürlich auch als neu abgespeichert und bekommen einen besonders festen Platz in den Erinnerungen.
                                    Schlimme Sachen passieren auf unterschiedliche Weise und durch eine gewisse Häufigkeit übernehmen diese Erinnerungen auch die Plätze, die nicht von schönem gefüllt werden, da es daran entweder einen Mangel gibt oder zu wenig neue und positive Eindrücke.
                                    So geht es zum Teil also gar nicht das man positives aus der Vergangenheit hervorhebt, weil das schon damals nur eine Fußnote in der Erinnerung darstellte.
                                    Es müsste also erst einmal ausgegraben werden, unter den miesen Dingen die die Erinnerung als erhaltenswerter ansah.
                                    So kommst du dann im Rückblick zu einer langen schlechten Zeit, mit nur kurzen erfreulichen Lichtblicken, einzig weil die Prioritäten des Langzeitgedächtnisses die Eindrücke sammelte die man nicht wirklich braucht.

                                    Lebe wie auf einem stillen ruhigen Fluss und dann komm für drei Wochen in die Stadt ins Krankenhaus, ich wette das Erlebnis Klinik wird auch noch nach Jahren lebendig in der Erinnerung sein, während der Fluss einfach nur ein Bild ist, unendlich wiederholbar und mit wenig Speicherplatz.

                                    Also müsste man sich neue Erinnerungen und schöne Erlebnisse schaffen und regelrecht zelebrieren, um irgendwann das normale Gleichgewicht wieder hergestellt zu haben und damit auch mit Zufriedenheit auf große Teile der Erinnerung zurück blicken zu können.

                                    Also wenn ihr nach diesen, etwas schwierigen, Spekulationen raus seid, kann ich das verstehen.

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                                    • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

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                                      ich kann viele Deine Überlegungen gut nachvollziehen; ich stelle mir ja auch häufig genug die Frage, woher das bei mir alles "plötzlich" gekommen ist und warum es nicht wieder vernünftig weg geht. Samstag war mittelprächtig, gestern ging, heute Mittag hatte ich wieder Streß im Blut, daß es nicht mehr feierlich war…

                                      Und immer wieder die alles entscheidende Frage, was eigentlich so schwer daran ist, sein Leben unbeschwert und friedlich zu leben, daß es mir nicht vernünftig gelingt. Jedenfalls nicht über Strecke.

                                      Was meint ihr, wäre es nicht durchaus auch möglich das es Menschen gibt deren Depressionen gar keine Erkrankung sind, sondern einfach das Ergebnis der Summe ihrer Teile und deshalb bei ihnen die Therapien nicht anschlagen?
                                      Ich denke auch, ähnlich wie Du es zuletzt auch ausgeführt hast, daß bei manchen Menschen irgendwann das Faß einfach voll ist und sich eben nicht mehr so einfach leeren läßt. Und dann braucht es kein spezielles Trauma, keine besondere Belastungssituation oder ähnliches – dann wirkt schon einfache Dauerbelastung irgendwann als Quasi-Trauma. Nur, daß man ihrer eben nicht so leicht habhaft wird, weil es eben viele kleine und größere Puzzlestückchen sind.

                                      Sicher setzt das in irgendeiner Form eine gewisse Persönlichkeit und Empfänglichkeit voraus.

                                      Als junger Mensch viel es mir viel leichter alles weg zu schieben als heute, was sicher auch seinen Sinn und Vorteile hat, sofern man eben den Umgang damit findet der es leichter macht.
                                      Ich denke, daß hier viel damit zusammenhängt, wie lange man vergleichsweise unbeschwert aufwachsen kann. Solange, wie einen Probleme, Streß und auch traumatische Ereignisse nicht so unmittelbar betreffen oder man noch ein intaktes, stabiles Umfeld hat, auf das man vertrauen kann, solange kann man vieles vergleichsweise leicht abhaken und/oder beiseite schieben. Das Leben liegt noch größtenteils vor einem, es eröffnen sich einem alle Möglichkeiten, und man hat einfach auch nicht vor Augen, denkt gar nicht daran, daß irgendwann zehn, zwanzig oder dreißig Jahre später im Leben Zeitpunkte kommen, ab denen man manche Möglichkeiten schlicht nicht mehr hat. (Jedenfalls nicht zu einem vertretbaren, realistischen Aufwand.) Man denkt: „Das geht immer so weiter.“ Also lebt man auch mehr in den Tag hinein und macht sich nicht so sehr nen Kopf um alles Mögliche.

                                      Was man als junger Mensch vor allem auch noch unterschätzt bzw. nicht weiß, weil man bestimmte Erfahrungen noch nicht gemacht hat, ist, daß die Welt sich nicht mit konstanter Geschwindigkeit weiterdreht. Früher oder später gibt ein Ereignis, eine Erfahrung dem eigenen Leben soviel „Schwung“, daß man kaum hinterherkommt. Wenn zwischenzeitlich oder damit gleichzeitig stabile Eckpfeiler wegfallen, auf die man bis dahin vertraut hat, ändert sich mit einem Mal alles.

                                      Und wieder Volltreffer, ich sehe selten das was bewältigt wurde, sondern meist nur das was nicht funktionierte, oder noch zu bewältigen ist.
                                      Jepp, trifft durchaus auch auf mich zu. Wobei ich da durchaus kräftig am Üben bin und objektiv auch sagen würde, ich bin da auf nem guten Weg. Trotzdem krieg ich subjektiv-emotional immer noch zu häufig ne Breitseite, und nicht selten ertappe ich mich dann dabei, doch wieder in den negativeren Bahnen gedacht zu haben…

                                      Heute kaust du an etwas aus der Vergangenheit, morgen ist es was anderes von damals und übermorgen die Zukunft.
                                      So fällt es schwer bei einem Thema bei der Stange zu bleiben, weil die Wichtigkeit nicht durchgehend gleich bleibt.
                                      Kann ich auch voll unterschreiben:

                                      Was mir heute Streß und ne kleine Krise beschert, ist zwei Tage später schon kein Thema mehr – dafür ist es was anderes. Wenn ich Glück habe, hab ich mal ein paar Tage wirklich halbwegs Ruhe. Aber häufig genug wechseln sich die Themen einfach nur ab. Solange ich drinstecke, krieg ich sie kaum aus dem Kopf. Hab ich sie dann aus dem Kopf, frag ich mich meistens, warum mir das jetzt eigentlich so zu schaffen gemacht hat…

                                      Aber dann kommt dieser kleine Kobold im
                                      Ohr, der einem einflüstert: Da war doch noch was, nicht alles gut, hast was vergessen, das kann nicht sein und morgen gehts eh wieder von vorne los."
                                      An dem Punkt beginnt wohl das sich selber schätzen lernen und die Arbeit, das was geschafft wurde gegen die gierigen Kobolde zu verteidigen, ihnen nicht zu glauben.

                                      Bei mir ist das auch ein beständiger Kampf. Von irgendwoher kommt eigentlich immer ne negative Stimme / ein Kobold und versucht, mir etwas einzuflüstern. Ich hab da auch schon manchmal festgestellt: Da diese Kobolde meist auf gut eingefahrenen Spurrillen laufen, tritt die Wirkung ein, noch bevor sie den Satz zu Ende gesprochen haben…

                                      Ich höre mittlerweile tagtäglich irgendwelche CD’s mit Mentaltraining, Affirmationen etc. Und in den Momenten klingt das auch alles super und einleuchtend. Aber durch irgendein Hintertürchen kommen die negativen Stimmen dann doch wieder an und versuchen, das alles zu torpedieren. Und ich bilde mir ein, so langsam wirklich schon fast jeden mentalen und kognitiven Trick angewendet zu haben, um diese Stimmen loszuwerden: Mit rationalen Gegenargumenten, mit verständnisvollem Zuhören und Überzeugen, mit Anblaffen und Verscheuchen bis hin zu „Raus hier, weg hier, ihr habt hier ganz nix zu melden…!“

                                      Mal klappt’s, mal nicht; was gestern geklappt hat, muß morgen noch lange nicht genauso klappen.


                                      Im wesentlichen gibt’s ein paar Dinge bzw. fast schon Mantras, die mich bei der Stange halten:

                                      1. Wenn ich wegen irgendeiner Kurzschlußaktion „Mist bauen“ würde (um es mal so auszudrücken; ihr wißt schon, was gemeint ist), gäb’s keine zweite Chance mehr. Aus, Schluß, vorbei. Keinen Sonnenaufgang mehr, keinen neuen Tag, keinen schönen blauen Himmel, keine Chance darauf, doch irgendwann wieder regelmäßig morgens aufzuwachen und festzustellen, daß „sie“ weg ist

                                      2. Die medizinische Depressionsforschung macht weiter Fortschritte. Nicht so schnell, wie wir Betroffenen uns es gern wünschen würden. Aber doch Fortschritte. Niemand kann sagen, ob nicht in fünf oder zehn Jahren doch ein probates Mittel ohne nennenswerte NW’en gegen Depressionen und Ängste gefunden wird.

                                      3. Es ging mir schon wesentlich schlechter, so mies möchte ich mich nie mehr fühlen. Außerdem bin ich bis hierher gekommen, und ich werde es noch viel weiter schaffen! Wenn mir im Nov 2013 mein Hausarzt gesagt hätte, daß ich damit jahrelang zu tun haben würde, weiß ich nicht, wie ich darauf reagiert hätte. Ja – seine Aussage, „das ginge mir jetzt sechs Monate so, danach sei wieder gut“, war etwas optimistisch – gelinde ausgedrückt Aber jetzt bin ich schon über drei Jahre weiter damit, ich hatte die Kraft, bis hierhin zu kommen, und es wird mir noch weiter gelingen. Es gibt so viele Menschen, die schlimmer dran sind als ich und es auch irgendwie schaffen => da werd ich mich nicht von unterkriegen lassen.

                                      4. Es ist eben beileibe nicht alles Schei*e und negativ im Leben; sehr vieles ist positiv. Die Bewertung und das Bewußtsein dafür macht’s. Auch, wenn mich das (leider) nicht immer gleich wieder in euphorische Höhen katapultiert, so schafft mir dieses Bewußtsein doch genügend Abstand und Spielraum, das zu erkennen. Und vieles davon läßt mich dann auch lächeln, selbst wenn meine Grundstimmung grad nicht so doll ist.

                                      Mittlerweile schaffe ich es sogar dann, mich im Spiegel aufmunternd anzulächeln, wenn ich eher down bin.

                                      Also müsste man sich neue Erinnerungen und schöne Erlebnisse schaffen und regelrecht zelebrieren, um irgendwann das normale Gleichgewicht wieder hergestellt zu haben
                                      Nun ja, der Mensch lernt mit der Wiederholung:

                                      Was macht man denn mit schönen Erlebnissen und positiven Ereignissen? => Man freut sich in dem Moment und hakt sie dann ab. Erinnerung, Vergangenheit. Erledigt. Man kramt sie höchstens nochmal hervor, wenn man sich mit Familie, Freunden oder Kollegen darüber austauscht – oder zwanzig Jahre später im Familienalbum. Ansonsten verschenkt man da leider kaum noch einen Gedanken dran.

                                      Was macht man stattdessen mit negativen Ereignissen und Problemen? => Man wälzt sie immer und immer wieder im Kopf umher. Nicht nur, daß sie in die vorgefahrenen Spurrillen fallen – sie graben sich auch fix neue, eigene. Und mit jeder Wiederholung im Geiste gräbt sich das noch tiefer ein.

                                      Das von Dir genannte „Zelebrieren“ müßte also darin bestehen, die schönen Ereignisse nicht einfach nur abzuhaken, sondern sie gleichfalls immer und immer wieder im Kopf zu wälzen. Sie zwei- dreimal aufzuschreiben und dabei regelrecht auszuschmücken.

                                      Das widerspricht nur wieder ein bißchen der buddhistischen Achtsamkeitslehre, wonach man primär in der Gegenwart zu leben lernen soll: Anstatt also zu lernen, negative Ereignisse einfach abzuhaken und in der Vergangenheit zu belassen, wo sie hingehören, würde man nun stattdessen versuchen, die vergangenen, positiven Ereignisse stärker in die Gegenwart zu holen.

                                      Was ist jetzt der richtige Weg…?
                                      Oder ergänzt sich beides am Ende?
                                      *Kopf-kratz-grübel*


                                      Hoffe, ich bin hier jetzt auch nicht zu weit an Deinem Thema vorbei

                                      LG,
                                      Alex

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                                      • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                                        Hallo Alex,
                                        ja das ewige Hin und Her ist wirklich zermürbend.


                                        Du es zuletzt auch ausgeführt hast, daß bei manchen Menschen irgendwann das Faß einfach voll ist und sich eben nicht mehr so einfach leeren läßt. Und dann braucht es kein spezielles Trauma, keine besondere Belastungssituation oder ähnliches
                                        Ich denke die Ursachen und Wege zur Besserung sind sehr unterschiedlich, das ist wohl auch ein Teil des Problems, es gibt kein Patentrezept.
                                        Man muss alles versuchen, in allen Variationen und das summiert sich ganz schön, wenn man nicht das Glück hat recht schnell sein Ding zu finden.
                                        Das nimmt dann wieder die Hoffnung, wenn man glaubt was gefunden zu haben und es geht doch wieder los.
                                        Ich glaube das volle Fass trifft auf dich jedenfalls zu, wohl auf jeden, ich denke je nachdem steigt auch die Füllhöhe die irgendwann stetig vorhanden ist und man nur noch bis zum letzten Eichstrich abtragen kann, der Rest bleibt fest verankert als mindeste Füllhöhe, wird also in den Normalzustand übernommen.

                                        Ich denke, daß hier viel damit zusammenhängt, wie lange man vergleichsweise unbeschwert aufwachsen kann. Solange, wie einen Probleme, Streß und auch traumatische Ereignisse nicht so unmittelbar betreffen oder man noch ein intaktes, stabiles Umfeld hat, auf das man vertrauen kann, solange kann man vieles vergleichsweise leicht abhaken und/oder beiseite schieben.
                                        Das denke ich wiederum nicht, da unterscheiden sich wahrscheinlich auch unsere Lebenserfahrungen.
                                        Auf dich wird es zutreffen das du aus diesen Gründen viel weg schieben konntest, bei mir war schon immer viel da, also eine nicht wirklich unbeschwerte Zeit.
                                        Da kommt es aber wohl wieder auf das Empfinden an, hättest du mich vor dreißig Jahren gefragt ob ich eine schöne Kindheit hatte, hätte ich das sicher bejaht.
                                        Das hat vielleicht den Grund das ich das meiste was belastend war gar nicht bewusst auf dem Schirm hatte und das ich wohl von Anfang an schön und schlecht anders definierte.
                                        Wenn du in einer Situation aufwächst die nicht besonders förderlich für ein Kinder und Heranwachsende ist, dann kennst du es einfach nicht anders.
                                        Da passieren Dinge wo sich anderen die Haare sträuben, für dich ist es aber normal.
                                        Es passiert was Gutes und das nimmst du nicht so freudig auf wie das normalerweise der Fall wäre, genauso wie negatives das nimmst du einfach hin, versuchst es weg zu drängen und lernst das Emotionen in jeglicher Hinsicht und auch die guten, fast immer nachteilig sind.
                                        So landest du in einer selbst gemachten Welt, in der du das Gefühl hast das es so ganz gut geht, wahrscheinlich ist das auch etwas das in dem Moment Sinn macht und eine Schutzfunktion hat.
                                        Das es dann doch nicht gut war und ist, bemerkst du erst viel später, wenn dir bewusst wird das du einiges verdrängt hast, was man aber unbedingt zu einem zufriedenen Leben benötigt, dich selber und deine ursprüngliche Persönlichkeit.
                                        Damit kommst du in jungen Jahren gut klar, je älter du wirst desto mehr werden die Defizite bewusst.
                                        Da ist dann auch die Frage, was davon ist in die Persönlichkeit über gegangen und dementsprechend nicht zu ändern, höchstens zu kontrollieren.
                                        Das weiß man natürlich nicht und da kann es wohl passieren das man versucht das zu ändern was gar nicht zu ändern ist, anstatt zu erkennen das ein ganz anderer Ansatz her müsste. Nämlich der, wie es gelingen könnte trotz mangelnder Möglichkeiten zur Veränderung, zu einer Zufriedenheit mit den Defiziten zu kommen, auch mit Depressionen und eben allem was sonst noch so anfällt.
                                        Das Wichtigste ist wohl die Unterscheidung von den Macken die immer bleiben werden und jenen an denen tatsächlich etwas gebessert werden kann (Dinge wie Ängste, Zwänge).
                                        Es dürfte also viel davon abhängen zu wissen was man dauerhaft erworben hat und was heilbare Nebenerscheinungen sind.
                                        Aber nun versuch das mal raus zu finden, ich denke das würde schon alleine die eigenen Möglichkeiten sprengen.


                                        Was man als junger Mensch vor allem auch noch unterschätzt bzw. nicht weiß, weil man bestimmte Erfahrungen noch nicht gemacht hat, ist, daß die Welt sich nicht mit konstanter Geschwindigkeit weiterdreht. Früher oder später gibt ein Ereignis, eine Erfahrung dem eigenen Leben soviel „Schwung“, daß man kaum hinterherkommt. Wenn zwischenzeitlich oder damit gleichzeitig stabile Eckpfeiler wegfallen, auf die man bis dahin vertraut hat, ändert sich mit einem Mal alles.
                                        Ich denke das stärkere bewusst werden der Vergänglichkeit, ohne selber einen Einfluss zu haben, macht es auch schwerer.
                                        Als junger Mensch, zumindest war es bei mir so, hatte der Tot eine ganz andere Bedeutung, einen anderen Stellenwert, als heute: Ich war ein wenig unsterblicher.



                                        1. Wenn ich wegen irgendeiner Kurzschlußaktion „Mist bauen“ würde (um es mal so auszudrücken; ihr wißt schon, was gemeint ist), gäb’s keine zweite Chance mehr. Aus, Schluß, vorbei. Keinen Sonnenaufgang mehr, keinen neuen Tag, keinen schönen blauen Himmel, keine Chance darauf, doch irgendwann wieder regelmäßig morgens aufzuwachen und festzustellen, daß „sie“ weg ist
                                        Bei dem Punkt musste ich schmunzeln.
                                        Bei mir ist es eher umgekehrt, ich halte mich damit aufrecht das mir diese Option immer noch bleibt.
                                        An den schlechteren Tagen von den schlechteren Tagen, beginne ich sogar darauf hin zu arbeiten das die negativ Gedanken alles andere eliminieren, so das mich irgendwelche Hoffnungen oder Ängste nicht mehr hindern.
                                        Da verselbstständigt sich auch die Depression und die dazugehörige Spirale und es geht nur noch in eine Richtung.
                                        Im Grunde ein gegenteiliges Denken, das die Angst vor der Kurzschlussreaktion nimmt, aber dazu müsste auch das Leben schlimmer erscheinen als das Ende.



                                        2. Die medizinische Depressionsforschung macht weiter Fortschritte. Nicht so schnell, wie wir Betroffenen uns es gern wünschen würden. Aber doch Fortschritte. Niemand kann sagen, ob nicht in fünf oder zehn Jahren doch ein probates Mittel ohne nennenswerte NW’en gegen Depressionen und Ängste gefunden wird.
                                        Ja, vor einiger Zeit sind wohl mehrere Patente abgelaufen und neue entwickelt worden, was mir mein Arzt zuvor als Hoffnungsschimmer vermitteln wollte.
                                        Ich glaube daran das die Medikamente immer besser wirken werden, aber glaube nicht an das Medikament das ein Sammelsurium an Macken in den Griff bekommen könnte.
                                        Dazu verstehen wir noch viel zu wenig von den Mechanismen und es ist zu komplex.
                                        Aber ich sage mir auch immer, alles muss ja nicht verschwinden, die ein oder andere Sache los zu werden würde schon sehr viel bringen.
                                        Alleine die Angststörung los zu werden würde sicher einiges bei den Depressionen und der Lebensqualität verbessern, oder umgekehrt wäre es genauso von Vorteil.
                                        Also diese Hoffnung habe ich noch nicht vollkommen abgeschrieben, ich halte mich aber auch nicht mehr an ihr fest wie früher.

                                        3. Es ging mir schon wesentlich schlechter, so mies möchte ich mich nie mehr fühlen. Außerdem bin ich bis hierher gekommen, und ich werde es noch viel weiter schaffen! Wenn mir im Nov 2013 mein Hausarzt gesagt hätte, daß ich damit jahrelang zu tun haben würde, weiß ich nicht, wie ich darauf reagiert hätte. Ja – seine Aussage, „das ginge mir jetzt sechs Monate so, danach sei wieder gut“, war etwas optimistisch – gelinde ausgedrückt Aber jetzt bin ich schon über drei Jahre weiter damit, ich hatte die Kraft, bis hierhin zu kommen, und es wird mir noch weiter gelingen. Es gibt so viele Menschen, die schlimmer dran sind als ich und es auch irgendwie schaffen => da werd ich mich nicht von unterkriegen lassen.
                                        Ja, obwohl ich nicht behaupten würde das es mir generell schlechter ging (die ganz tiefen Depressionen für den Moment mal ausgenommen), ich denke es hat sich in vielen Teilen verändert, verlagert, nicht unbedingt besser, aber anders und damit auch nicht langweilig.

                                        Damit das es anderen Menschen schlechter geht, als Trostargument, darf man mir nur bedingt kommen.
                                        Das würde bei mir funktionieren wenn eine Hand ab ist und einem anderen fehlt der ganze Arm, das ist etwas das man auch als Betroffener von Außen betrachten kann.
                                        In Sachen Depression und Co. ist mir das zwar durchaus bewusst, aber ich bin nun mal näher an meinem eigenen Empfinden dran als an denen von anderen.
                                        So leide ich nicht unter den Depressionen von Leuten die ich nicht kenne, an meinen eigenen schon und subjektiv gesehen fühlt es sich in solchen Phasen immer schlimmer an, als es sich bei anderen anhört.
                                        Natürlich leiden die genauso, es ist aber emotional zu weit weg von mir, gerade in schlechten Phasen.

                                        4. Es ist eben beileibe nicht alles Schei*e und negativ im Leben; sehr vieles ist positiv. Die Bewertung und das Bewußtsein dafür macht’s. Auch, wenn mich das (leider) nicht immer gleich wieder in euphorische Höhen katapultiert, so schafft mir dieses Bewußtsein doch genügend Abstand und Spielraum, das zu erkennen. Und vieles davon läßt mich dann auch lächeln, selbst wenn meine Grundstimmung grad nicht so doll ist.

                                        Mittlerweile schaffe ich es sogar dann, mich im Spiegel aufmunternd anzulächeln, wenn ich eher down bin.
                                        Yab, das ist wohl etwas das jedem mit Stimmungsschwankungen gut tun würde, zu so einer oder ähnlichen Denkweise zu finden und sich auch ein kleines Lächeln dabei abringen zu können.
                                        Mir sind ja die fröhlicheren Stimmungslagen weitestgehend abhanden gekommen, das ist sicher auch meiner Denkweise geschuldet.
                                        Und ganz bestimmt spielen dabei eben diese euphorischen Momente eine Rolle, an denen auch viel bemessen wird.
                                        Genau diese Stimmungen sind es auch die ich am meisten und schmerzlich vermisse, da komme ich mir auch manchmal wie ein Kind vor das auf den Boden stampft und schreit: Ich will aber, die Euphorie und nicht irgendeinen Abklatsch dieser grandiosen Stimmung."
                                        Wobei, mit einem Abklatsch wäre ich grade auch schon zufrieden.


                                        Nun ja, der Mensch lernt mit der Wiederholung:
                                        Allerdings, trotzdem ich mag Wiederholungen überhaupt nicht.
                                        Es fällt mir unendlich schwer über längere Zeit immer dasselbe zu machen, zu denken.
                                        Mangel an Disziplin, oder die Ödnis das dauernd zu tun ohne das sich endlich mal was bewegt, keine Ahnung, aber da hat mein innerer Schweinehund beim Verteilen des Durchsetzungsvermögens, wohl sehr oft hier geschrien und ich, nicht.

                                        Das widerspricht nur wieder ein bißchen der buddhistischen Achtsamkeitslehre, wonach man primär in der Gegenwart zu leben lernen soll: Anstatt also zu lernen, negative Ereignisse einfach abzuhaken und in der Vergangenheit zu belassen, wo sie hingehören, würde man nun stattdessen versuchen, die vergangenen, positiven Ereignisse stärker in die Gegenwart zu holen.

                                        Was ist jetzt der richtige Weg…?
                                        Oder ergänzt sich beides am Ende?
                                        *Kopf-kratz-grübel*
                                        Da wäre ich mit meinen Überlegungen wieder am Anfang.
                                        Depressionen werden auf die unterschiedlichsten Weisen erworben und den Menschen tun die unterschiedlichsten Aktivitäten und Denkweisen gut, oder eben nicht.
                                        Da hilft nur ausprobieren, in den verschiedensten Kombinationen und zu hoffen das man irgendwann die Mischung findet die genau zu einem passt, das persönliche Optimum.

                                        Hoffe, ich bin hier jetzt auch nicht zu weit an Deinem Thema vorbei
                                        Das ist eigentlich mein Satz.

                                        Von dem Thema kann man gar nicht zu weit weg kommen, weil es für jeden etwas anderes beinhaltet und genau das ist ja das was den Austausch interessant macht.
                                        Was es für mich beinhaltet weiß ich ja schon, naja, zumindest zum Teil und da ist für die Ausführungen anderer auch noch eine Menge Platz um das Ein oder Andere daraus zu lernen bzw., zu integrieren.

                                        Boah, aber lang ists geworden.

                                        Kommentar


                                        • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                                          Moin

                                          Boah, aber lang ists geworden.
                                          Naja, mein Text war auch nicht gerade kurz

                                          Ich glaube das volle Fass trifft auf dich jedenfalls zu, wohl auf jeden, ich denke je nachdem steigt auch die Füllhöhe die irgendwann stetig vorhanden ist und man nur noch bis zum letzten Eichstrich abtragen kann, der Rest bleibt fest verankert als mindeste Füllhöhe, wird also in den Normalzustand übernommen.
                                          Ja, so ne blöde Vermutung habe ich da auch… *hrmpf*

                                          Da kommt es aber wohl wieder auf das Empfinden an, hättest du mich vor dreißig Jahren gefragt ob ich eine schöne Kindheit hatte, hätte ich das sicher bejaht.
                                          Das hat vielleicht den Grund das ich das meiste was belastend war gar nicht bewusst auf dem Schirm hatte und das ich wohl von Anfang an schön und schlecht anders definierte.
                                          Wenn du in einer Situation aufwächst die nicht besonders förderlich für ein
                                          Kinder und Heranwachsende ist, dann kennst du es einfach nicht anders.
                                          Da passieren Dinge wo sich anderen die
                                          Haare sträuben, für dich ist es aber normal.

                                          Nun ja, ich denke auf irgendeine Art und Weise trifft das schon auch auf mich zu:

                                          Rückblickend habe ich mir in den letzten 10-20 Jahren sicher immer wieder versucht, die Dinge von damals schön zu reden bzw. die negativen Ereignisse zu relativieren, zu negieren, beiseitezuwischen:

                                          Zum einen haben wir drei Kinder von unserem Vater schon manchmal ne ordentliche Tracht Prügel einkassiert, wenn wir richtigen Mist gebaut hatten. Nicht täglich, nicht wöchentlich, nicht monatlich, aber eben immer dann, wenn es meinem Vater angemessen erschien. Mit der Zeit hatte ich davor dann regelrechte Panik, wenn ich wußte, daß es abends bzw. „gleich“ „was setzen“ würde… Grundlos geschah das nie – mein Vater ist kein Schläger. Und für die Generationen bis zu seiner war ne Tracht Prügel noch ein probates Erziehungsmittel… für mich heute undenkbar – ich krieg schon Gewissensbisse, wenn ich unserem Sohn nur alle paar Monate mal leicht eine klappse, damit er spürt, daß es weh tut, wenn man haut und tritt.

                                          Wie auch immer: Mein Vater hatte in der Zeit sicher eine Tendenz zum Jähzorn und auch dazu, diesen auszuleben – das war phasenweise alles andere als schön und hörte eigentlich erst auf, als wir älter wurden.

                                          Zum anderen hat der Mittlere von uns Dreien mit der Pubertät angefangen, gehörig auszubrechen. Er hatte schon immer eine Tendenz zur Hyperaktivität, mußte zeitweise auch Ritalin nehmen, und so mit 12, 14 Jahren etwa nahmen die Eskapaden dann gewaltig zu. Das sorgte für jahrelangen Krach zwischen meinem Vater (der die psychischen Schwierigkeiten meines Bruders schlichtweg nicht anerkennen wollte; das paßte einfach nicht in sein Weltbild, war tabu; so etwas gab es in seiner Familie nicht) und meiner Mutter (die umso mehr zu ihrem Sohn hielt). Phasenweise waren das offene Fronten, in denen nur so die Fetzen flogen, dann wieder unruhige Waffenstillstände, in denen der Konflikt aber unterschwellig schwelte und ein falsches Wort dazu führen konnte, daß mein Vater wieder aus der Haut gefahren ist. Und mein Bruder mit seiner Art – aus welchen berechtigten oder nachvollziehbaren Gründen auch immer – konnte da natürlich auch nie Ruhe halten, sondern hat jede Konfrontationsmöglichkeit auch voll ausgeschöpft… Eine dieser Aktionen mit anschließendem Familienkrach hat mir meinen 17. Geburtstag versaut :/

                                          Zum Glück war ich davon „nur“ unmittelbar betroffen und konnte mich immer ein bißchen auf die Aussicht zurückziehen, daß ich als Ältester ja als Erster aus dem Haus gehen würde. Damit ließ es sich dann aushalten.
                                          Aber „schön“ war sicherlich auch anders.

                                          Schließlich dann noch Hänseleien in den ersten fünf bis sechs Schuljahren; sowas geht ja auch nicht spurlos an einem vorbei, wenn man größtenteils der Außenseiter ist und regelmäßig gemobbt wird.


                                          Unter’m Strich würde ich sagen, hatte ich trotzdem eine weitestgehende schöne und unbeschwerte Kindheit und Jugend. Aber bei dieser Beurteilung ist sicherlich auch eine ganz gehörige Portion Rationalität und bewußte Distanz-Wahrung mit im Spiel – diese ganzen Geschichten haben garantiert nicht unerheblich zur Füllung meines Fasses beigetragen! Keine Frage. Und vor allem eben über das Unterbewußtsein wirkt da garantiert ein Leben lang immer wieder etwas nach, kommt wieder hoch, usw. Es sind eben negative Erfahrungen in den prägenden Jahren, und die werden abgespeichert und es werden (teils eben unbewußt) entsprechende Verhaltensmuster zur Vermeidung ähnlicher Situationen in der Zukunft entwickelt – da beißt die Maus kein‘ Faden ab.

                                          Aber nun versuch das mal raus zu finden, ich denke das würde schon alleine die eigenen Möglichkeiten sprengen.
                                          Jepp…

                                          Als junger Mensch, zumindest war es bei mir so, hatte der Tot eine ganz andere Bedeutung, einen anderen Stellenwert, als heute: Ich war ein wenig unsterblicher.
                                          Diese Formulierung trifft es ziemlich genau *daumen-hoch*

                                          Alleine die
                                          Angststörung los zu werden würde sicher einiges bei den Depressionen und der Lebensqualität verbessern, oder umgekehrt wäre es genauso von Vorteil.

                                          Ja, das ist sicher richtig.

                                          Alles werden Medis ohnehin nie „heilen“ können – denn dann müßten sie ja auch in der Lage sein, das Gedächtnis, die Vergangenheit und die Erfahrungen zu „heilen“.

                                          Ich hoffe nur eben einfach darauf, daß es irgendwann Medis gibt, die einen stärker, zuverlässiger und ohne größere Nebenwirkungen dabei unterstützen, mehr Gelassenheit, Ruhe und Frieden an den Tag zu legen. Und zwar, ohne einen zu dämpfen und in einen willenlosen Zombie zu verwandeln, sondern schlicht nur den Körper dabei unterstützen, Dauerstreß (sprich Adrenalin und Cortisol) auf verträgliche Weise zügig auch wieder abzubauen, bevor es zu chronischen Langzeitfolgen und Erkrankungen kommt.

                                          Denn in meinen Augen – und jetzt bin ich wieder bei den Ursachen von Ängsten und Depressionen in organischer Hinsicht – entstehen viele Ängste und Depressionen durch anhaltenden Dauerstreß oder werden durch diesen zumindest massiv begünstigt. Wie es ja auch bei anderen Krankheiten der Fall ist (Gastritis, Rückenschmerzen, Migräne, Krebs, Neurodermitis …). Wenn es irgendwann möglich ist, die Streßpegelausschläge zu regulieren – wie gesagt ohne NW’en -, sind wir, glaube ich durchaus einen Schritt weiter in Sachen Prävention von Angststörungen und Depressionen.

                                          Was allerdings auch kein Allheilmittel oder Freibrief für die Wirtschaft und Gesellschaft darstellen soll: Eigentlich müßte das Ziel eher sein, für sämtliche streßbedingten oder durch Streß begünstigten Erkrankungen ein so breites Verständnis in der Gesellschaft und der Welt zu schaffen, daß die ganzen sozialen Stressoren massiv reduziert werden. Der Mensch ist ein Herdentier, ein soziales Wesen, und sehr viele Menschen definieren sich per se über ihr Auskommen mit anderen Menschen, über ihr Ansehen und ihre Integration in die Gruppe. Das ist schonmal rein anthropologisch-evolutionär so, war in der Steinzeit überlebenswichtig, und auch daran beißt, glaube ich, die Maus grundsätzlich kein‘ Faden ab. Nur im Gegensatz zu unseren Vorfahren in der Steinzeit sollten wir heutzutage eigentlich eine Stufe weiter sein und unsere Intelligenz besser dazu nutzen, Menschen, die derart ticken (und das sind garantiert sehr viele!) und eben biologisch so programmiert sind, nicht durch irgendwelche Leistungskennziffern und überproportionalen Anforderungen permanent auszugrenzen. Leistung und Erfolg sind grundsätzlich ne schöne Sache – aber ich denke, hier haben wir modernen Zivilisationen mittlerweile jedes Maß aus den Augen verloren. Schneller, höher, weiter, und immer noch mehr. Und wenn der einzelne auf der Strecke bleibt – so what – „so ist das schon immer gewesen“… Super… Steinzeit-Mentalität in Reinkultur *Augen-verdreh* Wobei: Wahrscheinlich tue ich den Steinzeitmenschen damit Unrecht: Die sind in der Hinsicht garantiert sozialer gewesen als wir heute!

                                          Damit das es anderen Menschen schlechter geht, als Trostargument, darf man mir nur bedingt kommen.
                                          Das würde bei mir funktionieren wenn eine
                                          Hand ab ist und einem anderen fehlt der ganze Arm, das ist etwas das man auch als Betroffener von Außen betrachten kann.

                                          Mir hilft das in der Regel ganz gut, hab ich ja auch schon verschiedentlich hier im Forum beschrieben:

                                          Sobald es bei mir wieder zu arg bergab geht, kommt früher oder später der Gedanke hoch, wie denn andere mit so etwas fertigwerden. Also fange ich an, Berichte anderer Betroffener zu lesen oder gerade auch im Promi-Bereich zu recherchieren. Und wenn ich dann sehe, wie viele Depressive und Angstgestörte damit schon so viel länger herummachen wie ich und mit der Zeit gelernt haben, halbwegs oder sogar gut damit zurecht zu kommen, dann gibt mit das Hoffnung: Wenn andere das schaffen – teils auch noch unter schlechteren Ausgangsbedingungen -, dann schaffe ich es auch!

                                          Zum anderen beziehe ich mich mit meiner Ansicht nicht nur auf andere Depressive und Angstgestörte, sondern auch Menschen mit schlimmeren Erkrankungen ganz allgemein: Ich kann mich glücklich schätzen, quasi „nur“ eine Depression und Angststörung zu haben. Es gibt Menschen, die haben Aids, Krebs oder was-auch-immer und entwickeln darauf aufbauend dann noch psychische Erkrankungen! Meine Depression und Angst basiert nach bisherigen Erkenntnissen „nur“ auf meinem Leben und einem vollen Faß, das ich mit der Zeit immer besser zu handeln lernen kann. Die Angst und Depression von Krebspatienten basiert auf einer ziemlich heftigen Diagnose, und je nach Krebsart kommt das einem sicheren Todesurteil ohne große Hoffnung gleich. Ich weiß wirklich nicht, ob ich in der Lage wäre, das zu handeln… zu wissen, daß ich nur noch ein halbes oder ganzes Jahr zu leben hätte oder vielleicht sogar weniger… Natürlich geschehen auch hier Wunder, und manch Todgeweihter lebt dann wider Erwarten doch noch zehn oder zwanzig Jahre. Gibt’s alles. Ich glaube nur, daß ein Kampf gegen Depression und Angst unter solchen Vorzeichen ungleich schwerer ist.

                                          Deswegen – bei aller Verzweiflung, die immer noch zu oft hochkommt – sag ich mir eben immer wieder, daß ich noch vergleichsweise Glück habe und es mir definitiv sehr viel schlechter gehen könnte.

                                          Genau diese Stimmungen sind es auch die ich am meisten und schmerzlich vermisse, da komme ich mir auch manchmal wie ein
                                          Kind vor das auf den Boden stampft und schreit: Ich will aber, die Euphorie und nicht irgendeinen Abklatsch dieser grandiosen Stimmung."
                                          Wobei, mit einem Abklatsch wäre ich grade auch schon zufrieden.

                                          Versuchst Du denn hin und wieder, Dich trotz allem im Spiegel wohlwollend, anerkennend und vielleicht sogar liebevoll anzulächeln?

                                          Es könnte ein Anfang sein, um zumindest einen solchen Abklatsch herzustellen. Und vielleicht würde mit den Wochen und Monaten mehr draus.

                                          Allerdings, trotzdem ich mag Wiederholungen überhaupt nicht.
                                          Es fällt mir unendlich schwer über längere Zeit immer dasselbe zu machen, zu denken.
                                          Mangel an Disziplin, oder die Ödnis das dauernd zu tun ohne das sich endlich mal was bewegt, keine Ahnung, aber da hat mein innerer Schweinehund beim Verteilen des Durchsetzungsvermögens, wohl sehr oft hier geschrien und ich, nicht.
                                          Geht mir ganz genauso.

                                          Ich glaube aber mittlerweile, daß es mittlefristig das einzige ist, was mich aus der Schei*e rausholt: Immer wieder laufen gehen (war ich jetzt zwei Monate lang nicht; am Sonntag das erste Mal wieder damit angefangen). Immer wieder Affirmationen. Immer wieder die CD’s. Immer wieder Entspannungsübungen. Immer wieder Mentaltraining. Immer wieder…

                                          Ich stelle fest, daß es nur so geht.

                                          Allerdings muß ich meinen inneren Schweinehund davon auch erst noch so richtig überzeugt bekommen – der grätscht mir da auch noch viel zu häufig dazwischen *hrmpf*


                                          Und wieder ein langer Text

                                          LG
                                          Alex

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                                          • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                                            So fällt es schwer bei einem Thema bei der Stange zu bleiben, weil die Wichtigkeit nicht durchgehend gleich bleibt.
                                            Wer sagt denn, dass man bei dem Thema bleiben muss???????
                                            Es zeigt uns doch aber auch wie eine "Umlenkung" funktioniert
                                            Was glaubst du denn warum ich trotz meinem ganzen Mist noch arbeiten gehe!?
                                            Einzig und alleine deshalb, um nicht ständig an den ganzen Mist denken zu müssen und auch besser am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen!
                                            Das wir uns durch andere Dinge ablenken lassen hat also auch seine gute Seiten.
                                            Manchmal denkt man auch zu verbissen über eine neue Sache nach und ein wenig "Pause" bringt schon wieder ganz andere Gedankenansätze


                                            Ja, man könnte sich auch mal zurück lehnen und denken: Alles hin bekommen, alles gut".
                                            Aber dann kommt dieser kleine Kobold im Ohr, der einem einflüstert: Da war doch noch was, nicht alles gut, hast was vergessen, das kann nicht sein und morgen gehts eh wieder von vorne los."
                                            An dem Punkt beginnt wohl das sich selber schätzen lernen und die Arbeit, das was geschafft wurde gegen die gierigen Kobolde zu verteidigen, ihnen nicht zu glauben.
                                            Ich würde das nicht "Kobold" nennen, sondern Selbstzweifel ..... wirklich zufrieden ist man doch selten .....

                                            Genauso erscheint sie im Alter schneller als in der Jugend zu vergehen, obwohl in der Jugend die einzelnen Tage meist schneller vergehen als im Alter.
                                            In der Jugend hat man mehr Aktivitäten .... schätze ich mal. Mit dem Alter und "Gebrechen" macht man immer weniger .... wie soll da die Zeit vergehen???? Wenn aber der Tag/Monat/Jahr zu Ende ist, dann fragt man sich "mit ansteigendem Alter" wo die Zeit geblieben ist ... Wenn ich jetzt hier schreibe, vergeht die Zeit auch langsam. Wenn ich aber später auf die Uhr schaue, denke ich "mist, schon so spät ....." ...
                                            Komisch, komisch, komisch ...

                                            So kommst du dann im Rückblick zu einer langen schlechten Zeit, mit nur kurzen erfreulichen Lichtblicken, einzig weil die Prioritäten des Langzeitgedächtnisses die Eindrücke sammelte die man nicht wirklich braucht.
                                            Ja und nein! Brauchen tun wir den Kram auch irgendwie ... den nur auf negative Erlebnisse speichern wir auch wirklich "positive Erlebnisse" ab. Erlebnisse die wir vielleicht früher "normal" angesehen haben .... die aber aufgrund der negativen Erlebnisse nun deutlich bewusster positiv werden.


                                            Lebe wie auf einem stillen ruhigen Fluss und dann komm für drei Wochen in die Stadt ins Krankenhaus, ich wette das Erlebnis Klinik wird auch noch nach Jahren lebendig in der Erinnerung sein, während der Fluss einfach nur ein Bild ist, unendlich wiederholbar und mit wenig Speicherplatz.
                                            EINSPRUCH! Das ist auch eine Betrachtungsweise anhand der zuvor erlebten Ereignisse.
                                            ICH würde mir nämlich den stillen ruhigen Fluss in Erinnerung behalten!
                                            Warum???
                                            Weil ich nicht so oft in meinem Leben einen stillen ruhigen Fluss gesehen habe aber stattdessen bestimmt schon 50-60 Mal in der Klinik einige Tage/Wochen verbracht habe.
                                            Ganz ehrlich > ich kann mich nicht mehr an jeden Klinikaufenthalt erinnern und ich will es auch nicht ... Früher habe ich mir noch das genaue Datum einer Operation merken können Tag/Monat/Jahr .... Nach 20 Operationen konnte ich mir nur noch den Monat und das Jahr merken und nach ca. 27 Operationen war es nur noch das Jahr .... und jetzt > jetzt kann ich mir noch nicht mal das Jahr merken, es sei denn es liegt noch keine 3 Jahre zurück ...
                                            Wir sehen also, wie unsere Vergangenheit uns auch die heutigen Eindrücke wahrnehmen lässt

                                            Also müsste man sich neue Erinnerungen und schöne Erlebnisse schaffen und regelrecht zelebrieren, um irgendwann das normale Gleichgewicht wieder hergestellt zu haben und damit auch mit Zufriedenheit auf große Teile der Erinnerung zurück blicken zu können.
                                            Ich glaube ich bin jetzt schon zu alt um das alles aufholen zu können
                                            Ein Gleichgewicht wird das wohl eher nicht mehr werden ....
                                            Aber ich gönne es jedem der das hinbekommt

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                                            • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                                              Servus zusammen und Grüße in die Depressionsrunde

                                              Hi Alex

                                              Wie auch immer: Mein Vater hatte in der Zeit sicher eine Tendenz zum Jähzorn und auch dazu, diesen auszuleben – das war phasenweise alles andere als schön und hörte eigentlich erst auf, als wir älter wurden.
                                              Ja Alex, das kenne ich auch.
                                              Wobei mein Vater diese "Tendenz" nie abgelegt hat.
                                              Jähzornig und Cholerisch, nur der Glaser hatte seine Freude, an den vielen zu Bruch gegangenen Türen und Fenstern.
                                              Ich hatte aber weniger Angst vor Schlägen, die bekamen die Großen ab und davor hatte ich Angst, alleine die oft unheilvolle Stimmung hat mich fertig gemacht.
                                              Natürlich gabs auch psychische Gewalt und auch welche in anderen Formen.
                                              Ich habe meinen Vater auch mal drauf angesprochen, zusammen mit meinem ältesten Bruder.
                                              Er meinte nur das er nie Kinder wollte und das hätte unsere Mutter auch gewusst, die ihrerseits wollte ganz sicher auch keine große Kinderschar.
                                              Ja mei, der arme war anscheinend vollkommen unbeteiligt an der Produktion, weiß der Teufel wo die Kinder herkommen.

                                              Also wo meine Ängste herkommen, denke ich weiß ich.
                                              Ich habe immer auf den Knall gewartet, tue ich sicher auch heute noch und damals war halt auch viel mit Drogen und allem was dazugehört.
                                              Da schwebte immer ein Damoklesschwert über dir, sei es aus Angst um die im Drogensumpf und was man alles miterleben musste, oder aus Angst vor Ausbrüchen und Übergriffen vom Herrscher, was ein Stückweit wohl auch mit Alk in Zusammenhang stand, aber auch ganz gut ohne ging.
                                              Ich glaube das kriegst du nie ganz los, manchmal hört man Nachts was und lauscht mit dem gleichen Gefühl aus der Kindheit wer da kommt, natürlich niemand, aber irgendwie ist das drin.

                                              Zum Glück war ich davon „nur“ unmittelbar betroffen und konnte mich immer ein bißchen auf die Aussicht zurückziehen, daß ich als Ältester ja als Erster aus dem Haus gehen würde. Damit ließ es sich dann aushalten.
                                              Bei uns war es der Älteste der sich mit 14 vom Acker machte, sicher die beste Entscheidung und er wurde dabei auch von meinem Vater unterstützt, der sicher nicht unfroh darüber war.
                                              Ich war immer etwas unselbstständiger und hab gebraucht bis ich 23 war.
                                              Was ich eigentlich gar nicht nachvollziehen kann, auch nicht das ich trotz allem immer recht eng verbunden geblieben bin, das ist total psycho, aber Familienbande haben das ja so an sich.

                                              Denn in meinen Augen – und jetzt bin ich wieder bei den Ursachen von Ängsten und Depressionen in organischer Hinsicht – entstehen viele Ängste und Depressionen durch anhaltenden Dauerstreß oder werden durch diesen zumindest massiv begünstigt. Wie es ja auch bei anderen Krankheiten der Fall ist (Gastritis, Rückenschmerzen, Migräne, Krebs, Neurodermitis …).
                                              Stress schlägt sich sowieso auf alles nieder, sicher ein großer Faktor für alle möglichen Erkrankungen.
                                              Manchmal denke ich Depressionen können sich auch ähnlich verhalten wie das Schmerzgedächtnis, quasi ein Depressionsgedächtnis das diese am Leben hält auch wenn der Grund dafür gerade gar nicht da ist.

                                              Was allerdings auch kein Allheilmittel oder Freibrief für die Wirtschaft und Gesellschaft darstellen soll:
                                              Ne, die sollten auch erst einmal einen Weg finden der nicht schon Grundschüler in den Leistungsdruck zwingt und ab da niemals mehr loslässt.
                                              Wer nicht gut genug ist, sei es vom lernen her, oder durch den sozialen Faktor, der wird aussortiert und so führt sich das bis in die höchsten Ebenen fort.
                                              Warum kann das System nicht damit beginnen vor allem die Talente zu fördern, bei jedem und diese dann gezielt für den späteren Beruf einzusetzen.
                                              Anstatt alle alles lernen zu lassen und eine Systemleiche nach der anderen zu produzieren.

                                              Es gibt Menschen, die haben Aids, Krebs oder was-auch-immer und entwickeln darauf aufbauend dann noch psychische Erkrankungen! Meine Depression und Angst basiert nach bisherigen Erkenntnissen „nur“ auf meinem Leben und einem vollen Faß, das ich mit der Zeit immer besser zu handeln lernen kann. Die Angst und Depression von Krebspatienten basiert auf einer ziemlich heftigen Diagnose, und je nach Krebsart kommt das einem sicheren Todesurteil ohne große Hoffnung gleich. Ich weiß wirklich nicht, ob ich in der Lage wäre, das zu handeln…
                                              Das stimmt natürlich und solch Diagnosen gab es auch schon in meinem engeren Kreis.
                                              Man weiß nie ob man dann vielleicht verborgene Kräfte freisetzt, eine vollkommen andere Haltung zum Leben findet, oder es nicht aushält.
                                              Bei mir würde ich auch eher zu Letzterem tendieren.
                                              So gesehen sind Depressionen natürlich nicht so krass, aber es gibt dann doch Tiefen der Depression die zwar nicht vergleichbar sind, aber auf ihre Weise genauso brutal.

                                              Versuchst Du denn hin und wieder, Dich trotz allem im Spiegel wohlwollend, anerkennend und vielleicht sogar liebevoll anzulächeln?
                                              Ich überlege eher alle Spiegel zu verhüllen.

                                              Ich weiß, das hilft, geht aber nicht wirklich an mich ran, das ich mich liebevoll im Spiegel anlächle.
                                              Ich lächle den Hund an, wirkt das auch?
                                              Naja, er hat noch nie zurück gelächelt, aber der Blick von ihm bringt mich dann durchaus zum Lachen.
                                              Man soll ja über den Tag überall und bei jeder Gelegenheit das Lächeln üben, was tatsächlich die Stimmung gut beeinflussen kann.

                                              Immer wieder laufen gehen
                                              Ja, das ist im Moment ein großes Drama, irgendwas haut mit dem Körper nicht mehr so hin, das es so funktioniert wie es sollte.
                                              Aber ich bemühe mich den Faden nicht ganz zu verlieren und jetzt ist es auch etwas wärmer, vielleicht klappts dann mit den widerspenstigen Muskeln und Knochen wieder etwas besser.

                                              Und wieder ein langer Text

                                              Ach, wir nehmen einfach die Texte und machen ein Buch draus, im Verhältnis wäre das dann wieder kurz.
                                              Aus lang, mach kurz.

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                                              • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                                                Hallo Katzenäuglein

                                                Wer sagt denn, dass man bei dem Thema bleiben muss???????
                                                Es zeigt uns doch aber auch wie eine "Umlenkung" funktioniert
                                                Was glaubst du denn warum ich trotz meinem ganzen Mist noch arbeiten gehe!?
                                                Einzig und alleine deshalb, um nicht ständig an den ganzen Mist denken zu müssen
                                                Ja, ich denke auch, die Dosis machts.
                                                Zeit zum Denken, Zeit zum Leben ohne drüber nachzudenken, beides ist wichtig.

                                                Ich würde das nicht "Kobold" nennen, sondern Selbstzweifel ..... wirklich zufrieden ist man doch selten .....
                                                Auf jeden Fall hat es etwas mit großer Unzufriedenheit zu tun, ob die nun aus der Depression entsteht, oder die Depressionen aus der Unzufriedenheit, egal.
                                                Zufriedene Menschen haben keine Kobolde im Ohr.;-)

                                                Ja und nein! Brauchen tun wir den Kram auch irgendwie ... den nur auf negative Erlebnisse speichern wir auch wirklich "positive Erlebnisse" ab. Erlebnisse die wir vielleicht früher "normal" angesehen haben .... die aber aufgrund der negativen Erlebnisse nun deutlich bewusster positiv werden.
                                                Da hast auch wieder recht, ohne das Unglück kann es kein Glück geben, Menschen die immer glücklich sind die können es nicht spüren weil der Vergleich fehlt, sie können also gar nicht glücklich sein.
                                                Das die Zeit negative Erlebnisse viel positiver machen kann, habe ich vor allem deutlich an den Urlaubserinnerungen gemerkt.
                                                Eigentlich alles schief gelaufen und irgendwie doof gewesen, aber irgendwann sitzt man da und erinnert an schöne Bilder, an Sachen die doch ganz super waren.
                                                Die Gnade des Vergehens der Zeit, die dann vieles relativieren kann.
                                                Das Leben besteht auch zu einem großen Teil aus Erinnerungen, in der Gegenwart sind wir ja nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde.

                                                Weil ich nicht so oft in meinem Leben einen stillen ruhigen Fluss gesehen habe aber stattdessen bestimmt schon 50-60 Mal in der Klinik einige Tage/Wochen verbracht habe.
                                                Ganz ehrlich > ich kann mich nicht mehr an jeden Klinikaufenthalt erinnern und ich will es auch nicht ... Früher habe ich mir noch das genaue Datum einer Operation merken können Tag/Monat/Jahr .... Nach 20 Operationen konnte ich mir nur noch den Monat und das Jahr merken und nach ca. 27 Operationen war es nur noch das Jahr .... und jetzt > jetzt kann ich mir noch nicht mal das Jahr merken, es sei denn es liegt noch keine 3 Jahre zurück ...
                                                Wir sehen also, wie unsere Vergangenheit uns auch die heutigen Eindrücke wahrnehmen lässt
                                                So isses, dasselbe Prinzip, aber vollkommen unterschiedliche Voraussetzungen, wobei ich auch keinen ruhigen Fluss zur Hand habe, also der wäre auch für mich ok.

                                                Ich glaube ich bin jetzt schon zu alt um das alles aufholen zu können
                                                Ein Gleichgewicht wird das wohl eher nicht mehr werden ....


                                                Dito, ich glaube ab einem bestimmten Alter werden die Therapien auch nicht mehr so freimütig genehmigt, eben weil es zu viel zu bearbeiten gibt und so eine relativ kurze Therapie keine Chance hat.
                                                Da muss das Ziel dann ein anderes sein, als die Lebensgeschichte aufzuarbeiten.
                                                """Aber ich gönne es jedem der das hinbekommt """

                                                Allerdings.
                                                Da zählt wohl vor allem das Motto: Währet den Anfängen."
                                                Damit ist man in Sachen Psyche immer gut beraten, nur leider kommt das etwas langsam bei den Leuten an.;-)

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                                                • Re: Ursachen und Therapien von Depressionen

                                                  Hallo Dr. Riecke, Hallo liebe Forengemeinde,

                                                  Nun frage ich mich wie man zu der erfolgversprechendsten Therapie finden kann und was wenn diese einfach nicht wirkt?
                                                  Dr. Riecke fällt Ihnen zu dem Thema noch etwas ein?
                                                  Woher weiß man welche Therapien die richtigen sein könnten und was macht man mit Leuten die sich einer gewissen Resistenz erfreuen.

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