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Analfissur - eine Sisyphoskrankheit

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  • Analfissur - eine Sisyphoskrankheit

    Seit ca. einem Jahr plage ich mich mit einer Analfissur. Vor 4 Tagen habe ich eine Operation gewagt. Der Erfolg ist noch ungewiss. Ich hoffe natürlich, dass in einigen Wochen das endlose Leiden doch noch ein Ende nimmt. Doch der Reihe nach:
    Kurz vor Weihnachten 2013 hatte ich beim Sitzen Schmerzen am After. Zuerst habe ich auf Hämorrhoiden getippt. Die Schmerzen waren jedoch um einiges stärker. Leider war in der Weihnachtszeit kein Facharzt erreichbar, so dass ich erst im Januar einen Termin bei einer Gastroenterologin bekam. Sie stellte eine Analfissur fest und verschrieb mit Doloposterine mit Analdehnung. Nach einigen Wochen sind die Beschwerden auch abgeklungen. 3 Tage sah es so aus, als wäre die Fissur verschwunden, dann war plötzlich wieder Blut auf dem Toilettenpapier zu sehen und die Beschwerden gingen wieder von vorne los. Also wieder eine Termin gemacht, Doloposterine plus Analdehung. Der Termin war natürlich nicht vor 3 Wochen zu haben. In der Zwischenzeit besserte sich die Lage wieder etwas und zum Termin stellte die Ärztin eine Heilung der Fissur fest. 3 Tage später wieder Blut im Stuhl und alles begann von vorne. Seither ist es immer wieder der selbe Ablauf: Fissur reisst auf, danach sehr langsame Heilung von ca. 4-6 Wochen auf ca. 20-30 Prozent. Wenn es nach Happy End aussieht, erneutes Aufreissen der Fissur. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Kreislauf irgendwann ein Ende hat, geht nach einem Jahr gegen Null.
    Am schlimmsten ist es nach dem Stuhlgang. Am Anfang gibt es einen stechenden Schmerz. Vermutlich reisst der Stuhl als erstes an der Fissur. Kurz nach dem Stuhl kommt ein mehr brennender Schmerz, vor allem wenn der Schliessmuskel zudrückt. Danach gibt es mehrere Stunden mehr oder weniger starke Schmerzen. Erst am Nachmittag konnte ich mich halbwegs schmerzfrei bewegen.
    Im Juli 2014 waren die Beschwerden so stark, dass ich fast 3 Wochen nicht arbeiten konnte. Leider war ich im letzten Jahr wegen einer anderen Krankheit fast 3 Monate krankgeschrieben. Neben den stundenlangen Schmerzen nach jedem Stuhlgang, war die Arbeitsfähigkeit stark eingeschränkt und es bestand die Gefahr den Job zu verlieren. Nun bin ich schon etwas über 50 und die Aussichten in der IT Branche einen neuen Job zu bekommen sind in dem Alter eher dürftig. Wenn ich bei der Bewerbung sage: ich bin zwar 50 aber eigentlich mehr wie 30, denn ich bin äusserst flexibel und 150% leistungsfähig gibt es natürlich Chancen. Wenn ich aber sage: ich bin nun 50, aber eigentlich mehr wie 70, denn es gibt diverse Einschränkungen wie z.B. nicht sitzen, nicht verreisen, nicht vor Abschluss der morgendlichen Toilettengänge zur Arbeit kommen, etc. stehen die Chancen praktisch bei Null.
    Es wundert mich, dass noch niemand die Probleme von Analfissur und Arbeitsleben angesprochen hat, denn m.E. ist es wirklich ein massives Problem und kann schlimmstenfalls im sozialen Abstieg enden.
    Die einzige Möglichkeit wie ich dennoch halbwegs regelmässig zur Arbeit gehen konnte war folgende:
    Ich stehe jeden morgen um 6 Uhr auf. Als erstes Waschen, Zähneputzen, Rasieren, dann Frühstück. Zum Frühstück nochmal aufgeweichte Pflaumen und Tee trinken. So langsam kommt das Gefühl, auf Toilette gehen zu müssen. Also kurz vor 7 Uhr Stuhlgang. Ist natürlich schmerzhaft, aber man gewöhnt sich an alles. Direkt nach dem Stuhl Bidetdusche (mehr dazu unten), föhnen und etwas Penatencreme auftragen. Danach ca. 15 Minuten ins Bett legen. Das trägt auch zur Entspannung des Schliessmuskels bei. Um ca. 7:30 gehe ich eine Runde mit dem Hund spazieren, mit dem Fahrrad (im Stehen wohlgemerkt) und ein paar Schritte zu Fuss. Soll die Verdauung fördern. Danach eine Tasse Kaffee und langsam meldet sich der 2. Stuhlgang. Also um ca. 8:00 Uhr nochmal auf Toilette, Bidet-Dusche, Föhnen, Penatencreme und 15min liegen. Ich habe noch ca. 20 Minuten Puffer, falls der 2. Stuhlgang sich etwas verzögert. Um ca. 10 vor 9 Uhr fahrt ich mit der S-Bahn zur Arbeit, natürlich mit Stehplatz, versteht sich. Die S-Bahn Fahrt ist trotz Stehen der härteste Teil des Tages. Alle paar Minuten gibt es heftige Schmerzwellen. Als ich das zum ersten mal erlebte bin ich nach einigen Stationen ausgestiegen und wieder nach Hause gefahren um mich hinzulegen. Inzwischen ist es mit klar, dass diese Schmerzwellen irgendwann wieder nachlassen. Meistens ist es vorbei wenn ich bei der Arbeit ankomme. Natürlich gibt es immer noch Beschwerden, aber das ist irgendwie auszuhalten. Ab Nachmittag kann ich mich wieder halbwegs schmerzfrei bewegen.
    Das Leben geht also irgendwie weiter, aber die Lebensqualität ist dahin. Da das ganze auch nicht enden will, teilt sich das Leben also in 2 Hälften: eine gesunde Hälfte bis 50 und eine kranke Hälfte für den Rest. Nun ja, ein Grossteil der Weltbevölkerung kämpft mit Hunger, Armut, Gewalt etc. Ich bin jetzt nicht mehr im oberen Drittel, aber auch nicht im unteren Drittel, also gerade in der Mitte. Nur durch Betrachtungen dieser Art lässt sich das ganze irgendwie aushalten.

    Letztendlich hat keine Therapiemethode zur Heilung der Fissur geführt. Einige Massnahmen sind aber trotzdem hilfreich. Vielleicht führt das bei dem einen oder anderen doch zur Heilung. Die meisten sind ja auch im Internet oder sonstwo zu finden.
    Die folgenden Ernährungstipps haben bei mir regelmässig zu weichen, aber geformten Stuhl geführt. Dadurch hatte ich jeden morgen pünktlich 2 weiche Toilettengänge und konnte danach zur Arbeit fahren:
    1. Trinken, Trinken, Trinken. Mindestens 2 Liter am Tag, am besten reines Wasser.
    2. Ballaststoffreiche Ernährung. Ich esse mindestens 2-3 Äpfel am Tag, Vollkornbrot, Fisch und Gemüse. Am Abend Haferflockenmüssli und aufgeweichte Aprikosen oder Pflaumen.
    3. NICHT folgendes Essen: KEINE Schokolade, keine Bananen, wenig Fleisch.
    4. Mittags nach dem Essen geschrotete Leinsamen in Wasser eine Stunde aufgeweicht.
    5. Nach dem Abendessen bzw. vor dem Insbettgehen 1-2 Esslöffel Flohsamen in Wasserglas eine Stunde aufgeweicht.

    Hier noch ein Tipp zur Analhygiene:
    Ich habe mir bei Amazon bzw. Ebay eine Bidet-Brause zugelegt. Das Teil kostet ca. 10-20 Euro mit Schlauch. Nennt sich manchmal auch Arabic Shower. Wichtig ist, dass die Brause eine Schalter oder Regler hat, mit dem man das Wasser ein oder aus-schalten kann, wenn man gerade auf Toilette sitzt. Man kann es z.B. an die Armatur einer Badewanne anschliessen. Evtl. Muss man den Schlauch verlängern damit die Toilette erreicht werden kann. Dazu gibt es im Baumarkt Schlauchadapter (oder so ähnlich). Nun stellt man sich an der Armatur die richtige Temperatur und Wasserstärke ein, nimmt die Brause (den Duschkopf) zur Toilette und duscht sich dort nach jedem Stuhlgang ab. Das ist wesentlich bequemer, als jedesmal in die Duschkabine zu wechseln nur um den After zu reinigen.
    Hier noch meine Erfahrungen mit den medizinischen Therapiemitteln:

    1. Analdehnung:
    Es ist nicht ganz klar ob Analdehung überhaupt etwas bringt. Ich habe allerdings das Gefühl, dass in den Zeiten in denen ich die Analdehnung angewendet habe, die Fissur weniger oft wieder aufreisst. Vielleicht kann man so zumindest am Anfang eine Chronifizierung verhindern. Ich denke, man sollte die Analdehung vorsichtig anfangen. Bei Schmerzen sollte man den Dehner nicht weiter einführen, das kann man sich für den nächsten Tag aufheben. Eigentlich habe ich den Dehner eher selten bis zum Anschlag eingeführt. Als Schmiermittel habe ich am Anfang Doloposterine und später Vaseline verwendet.
    2. Rectogesic:
    Ich habe Rectogesic mehrere Wochen genommen. Es gab zwar eine Besserung, aber zum Schluss ist die Fissur doch wieder aufgegangen. Ich bin auch nicht sicher ob die Besserung auch ohne Rectogesic eingetreten wäre, da es ja mehrere Wochen gedauert hat.
    3. Penatencreme:
    Penatencreme habe ich jeden Morgen direkt nach den Stuhlgängen aufgetragen. Es enthält Zink, was die Wundheilung verbessern soll. Ich denke es ist eine Salbe die man auch viele Monate oder sogar Jahr nehmen kann, da es auch für Babyhaut geeignet ist. Eine Heilung hat Penatencreme nicht gebracht, aber eine gewisse Linderung.



  • Re: Analfissur - eine Sisyphoskrankheit

    Danke für den ausführlichen Erfahrungsbericht !! Leider ist eine Operation nach monatelanger Salben Therapie oft der einzige Weg. Ich wünsche weiterhin jetzt nach der Operation gute Besserung. MfG Dr.E.S.

    Kommentar


    • Re: Analfissur - eine Sisyphoskrankheit

      Vor ca. 3 Wochen wurde meine Analfissur operiert. Ich will kurz schildern wie der Ablauf bis jetzt war. Kurz gefasst:
      Es bessert sich, allerdings sehr langsam.

      1. Woche:
      10. Dezember: Operation unter Vollnarkose. An Nachmittag erwache ich aus der Narkose. Die Schmerzen sind ziemlich
      gering.
      11. Dezember: Im Krankenhaus gibt es eine kurze Wundkontrolle und Anweisungen, wie man die Wunde mehrmals täglich
      ausduscht und eine Kompresse darauf tut. Schmerzen sind nach wie vor sehr gering. Ich bekomme allerdings 4 x 2
      Schmerztabletten am Tag. Seltsamerweise habe ich den ganzen Tag keine Stuhlgang.
      12. Dezember: erster Tag zu Hause. Am morgen kommt der erste Stuhlgang. Der Stuhl geht ohne Probleme durch, aber sofort
      danach setzen wirklich starke Schmerzen ein. Glücklicherweise dauert es nur 1 bis 2 Minuten, aber mir wird fast schwarz
      vor Augen. Vorsichtig dusche ich aus und bringe die Kompresse mit Panthenol Wundsalbe auf.
      In den folgenden Tagen sind die Schmerzen beim Stuhlgang immer noch stark, allerdings nicht so extrem wie beim ersten
      mal. Im Verlauf des Tages sind die Schmerzen eher gering. Ich kann allerdings nicht weit gehen, denn sonst fängt die
      Wunde wieder an zu bluten.

      2. Woche:
      Ich sehe mir die Wunde mit Taschenlampe und Spiegel an. Es sieht ziemlich schlimm aus. Ist aber vermutlich normal bei
      einer offenen Wunde. Auf der Kompresse ist meistens etwas Blut und Wundsekret zu sehen.

      3. Woche:
      Nach 2 Wochen sind die Schmerzen beim Stuhlgang so gering, dass ich auf die Schmerzmittel verzichten kann. Ich kann
      jedoch immer noch nicht weit laufen ohne dass wieder Blut auf der Kompresse zu sehen ist.

      4. Woche:
      Ich habe kaum noch Schmerzen. Was mir aber Sorgen macht ist, dass die Wunde immer noch wie ein rohes Stück Rindfleisch
      ohne Haut aussieht und gelegentlich Blutspuren auf der Kompresse sind.

      Fazit nach 3 Wochen und Vergleich zum Zustand vor der Operation:
      Vor der OP hatte ich nach jedem Stuhlgang am Morgen mehrere Stunden Schmerzen. Die sind jetzt praktisch verschwunden.
      Vor der OP konnte ich mich jedoch ab Nachmittag bzw. Abend fast problemlos bewegen. Z.B. konnte ich Abends am Laufband
      20-30 min laufen. Das ist im Moment völlig undenkbar. D.h. die Behinderungsgrad ist bis jetzt grösser als vor der OP.
      Wenn ich mir die Wunde so ansehe, schätze ich, dass Sport erst nach 6-8 Wochen nach der OP möglich sein wird.

      Kommentar


      • Re: Analfissur - eine Sisyphoskrankheit

        Haben Sie weiterhin noch etwas Geduld !! Der Heilungsverlauf ist zeitgerecht, nach einigen Wochen werden Sie auch wieder problemlos Sport machen können.
        MfG
        Dr. E. S.

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        • Re: Analfissur - eine Sisyphoskrankheit

          Inzwischen sind 8 Wochen nach der Fissur-Operation vergangen. Die Wunde ist wesentlich kleiner als am Anfang, vielleicht bei 10-20% der Ursprungsgrösse. Die Beschwerden sind geringer, allerdings noch keineswegs vorbei. Ich mache abends wieder etwas Sport. Am morgen nach dem Stuhlgang habe ich einige Stunden leichte Beschwerden, allerdings geringer als zu Zeiten der Fissur.
          Was mir Sorgen macht: Wenn man das nachwachsende Gewebe an der Wunde abtastet, fühlt es sich hart an. Die Fissur war ja bei 6 Uhr SSL, also Richtung Steissbein. In diesem Winkel gibt es eine Verhärtung, bei Druck etwas Schmerzen und auch gelegentlich kleine Blutungen. Ist das nicht genau das Gegenteil von dem was eigentlich passieren soll? Ich meine, bei einer Fissur ist doch gerade ein verhärtetes Narbengewebe exrem ungünstig? Oder ist das einfach die normale Wundheilung. Schliesslich fühlen sich andere Wunden nach der Heilung auch erstmal etwas härter an.
          Eine weiter Frage ist noch, ob ich Analdehnung machen soll. Vielleicht führt das ja zur Aufweichung des Gewebes.

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          • Re: Analfissur - eine Sisyphoskrankheit

            Noch eine weitere Sorge: Wenn man sich die verbleibende Wunde ansieht, sieht das sehr ähnlich wie eine Fissur aus. Das Gewebe ist ja von aussen nachgewachsen, aber in der Mitte gibt es wieder einen Spalt, der etwas blutig aussieht. Ist das normal?
            Also nochmal meine Fragen von heute zusammengefasst:
            - Verhärtung an den Wundrändern normal?
            - Fissurartiger Spalt in der Wundmitte normal?
            - Analdehnung anwenden (ja/nein)?
            Vielen Dank!

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            • Re: Analfissur - eine Sisyphoskrankheit

              Nach/bei Abheilung einer Fissur kann sich das nachwachsende Gewebe durchaus derb anfühlen. Da die Fissur noch nicht komplett abgeheilt ist, kann man sicher auch noch einen Spalt sehen. Von einer Analdehnung würde ich mir in Ihrer Situation KEINE entscheidende Verbessrung versprechen.
              Mein Rat: Lassen Sie noch einmal eine Wundkontrolle durchführen, vielleicht würden Sie doch noch von einer Anfrischung der Wundränder profitieren.
              MfG
              Dr. E. S.

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