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Chronische Schmerzen, alles psychosomatisch?

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  • Chronische Schmerzen, alles psychosomatisch?

    Hallo,

    ich habe seit mehreren Jahren chronische Schmerzen, die sich im Laufe der Zeit verändert haben.

    Ich war immer wieder bei Ärzten, wenn es besonders schlimm wurde, es wurde aber nie irgendetwas Konkretes festgestelt.

    Eine Zeit lang war mal das Roemheld-Syndrom im Gespräch (bei dem zu viele Gase im Körper sind, das Zwerchfell dann auf Organe und insbesondere das Herz drückt und das Schmerzen verursacht).

    Mittlerweile haben sich aber die Schmerzen verlagert (jetzt starke, anhaltende Schmerzen im Rücken, im Unterleib, im Bauch), so dass diese "Diagnose" nicht mehr passt.

    Gastroenteorologisch wurde alles abgeklärt (Magenspiegelung, Darmspiegelung, Ultraschall, Stuhlprobe) und meine Hausärztin behandelt mich seit jetzt ca. 6 Monaten auf Depression (die ich auch tatsächlich seit vielen Jahren habe), weil sie meint, dass die Schmerzen rein psychosomatisch sind.

    Meine Probleme: Das Medikament (Cymbalta, ein Antidepressivum, das auch zur Schmerzbekämpfung eingesetzt wird) hat die Schmerzen zwar etwas gelindert, sie sind aber immer noch permanent da. Auf meiner persönlichen Skala haben sie zwar die Stufen "unerträglich" und "schlimm" verlassen und sind nur noch "stark" (manchmal auch nur noch "unangenehm"), sie sind aber trotzdem mein ständiger Begleiter und besonders in der Nacht hindern sie mich am Einschlafen.

    Außerdem hat mich Cymbalta zu 100% impotent gemacht, was ich der Ärztin auch mehrfach gesagt habe (das heißt, dass ich zwar bis zur Ejakulation manipulieren kann, aber absolut nichts mehr spüre, nicht mal beim Höhepunkt). Das ist extrem demoralisierend für mich, aber sie nimmt es irgendwie nicht ernst, redet es immer schön (das Medikament muss erst wirken).

    Meine Frage: Hat jemand vielleicht ähnliche Erfahrungen oder kann sagen, ob es sich lohnt, auf sein Gefühl zu hören (ich meine nach wie vor, dass die Schmerzen eine körperliche Ursache haben müssen) oder ob es besser ist, der Ärztin zu vertrauen und die bittere Pille zu schlucken?

    Ich sage (schreibe) es ungern, aber eigentlich haben mich die Ärzte in den vergangenen Jahren durchweg enttäuscht. Mir wurde bei einem Problem eigentlich nie wirklich geholfen und ich bin wirklich kein Hypochonder. Manchmal denke ich, dass einem erst aufmerksam zugehört wird, wenn es fast zu spät ist.

    Vielen Dank für jede Antwort!


  • Re: Chronische Schmerzen, alles psychosomatisch?


    Hallo,

    mit Deinen Erfahrungen und Gefühlen bist Du sicher nicht allein. Es gibt sehr gute Literatur zu dem für viele Menschen unbekannte und unterschätzte Problem "chronischer Schmerz". Chronischer Schmerz ist ein sehr komplexes Thema, und nicht immer ist die ursprüngliche Ursache für den Beginn der Schmerzen auch das, was die Schmerzen aufrechterhält. Für manche Schmerzen findet man eine Erklärung und eine gute Behandlung, für andere (noch) nicht und es geht dann mehr darum, wie man die Schmerzen möglichst lindern und möglichst gut mit den Schmerzen leben kann. Es hilft einem auf jeden Fall ein gutes Stück weiter, wenn man sich selber und die Schmerzen besser verstehen kann.

    Es gibt mehrere gute Bücher. Eines, das ich empfehlen kann:
    F. A. Gebler: "Leben mit chronischen Schmerzen".

    Alles Gute und trotz allem eine besinnliche Weihnachtszeit.

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    • Re: Chronische Schmerzen, alles psychosomatisch?


      Willkommen an/am Bo(a)rd,
      Manchmal denke ich, dass einem erst aufmerksam zugehört wird, wenn es fast zu spät ist.
      Ja so ist es manchmal ... wobei ich nicht generell den Docs den Schwarzen Peter zuschieben würde. Das gesamte System kränkelt doch. Der Doc muss mehr Kaufmann sein als wie Arzt. Budgets und Regresse von denen die von unseren Beiträgen gut leben schweben dem Arzt über dem Kopf. Aktuell kenne ich einen Internisten der Forderungen von 80`000 € vor sich liegen hat.
      Doch es gibt auch den anderen Fall, wo der Arzt auf seinem Gebiet einfach versagt und erst aufhorcht wenn wirklich die letzte Glocke Alarm schlägt. Und selbst dann gibt es einige die selbst die nicht hören.
      Kurzum - man sollte sich einen Arzt gewissenhaft aussuchen und lieber ein paar Kilometer fahren.

      Doch nun zu deinen Problemen.
      Das Cymbalta oder auch die anderen modernen SSRIs einem die Libido und/oder die Potenz rauben ist nicht unbekannt. Auch das ähnliche Medikament Trevilor/Venlafaxin(Vorgänger vom Cymbalta) welches ebenfalls in der Schmerztherapie eingesetzt wird bereitet solche Probleme. Sicher stimmt es, dass man einige Zeit abwarten sollte, denn manchmal vergehen diese NWs wieder. Wenn jedoch nach einigen Wochen sich keine Besserung einstellt und die NWs nicht toleriert werden, sollte man ein anderes Medi versuchen.

      Ist diese Ärztin eine Schmerztherapeutin oder glaubt sie beim Cymbalta nur den Aussagen des Herstellers? Wenn sie keine derartige Weiterbildung besitzt, dann rate ich zu einem derartigen Spezialisten.

      Bei den diffusen Schmerzen sollte man auch einen Blick auf die Wirbelsäule werfen. Eine Kompression an der Nervenwurzel kann die seltsamsten Blüten treiben. Wenn ein MRT hierfür geplant wird, dann am besten mit Kontrastmittel um genauer sehen zu können.

      Leider bist du nicht der einzige Patient, der lange suchen muss, bis er einen Arzt findet der einen ernst nimmt und diagnostisch fit ist.

      Lasse dich durch die Vergangenheit nicht herunterziehen. Das macht nichts besser und bringt für die Zukunft keinen Vorteil. Und wenn dir alles zu viel werden sollte, dann scheue auch nicht den Gang zum Psychiater. Wenn neben den Schmerzen noch ein "geistiger Knacks" hinzukommen, dann wird es noch schwieriger.

      Ich wünsche dir viel Kraft und Durchhaltewillen für die Zukunft!

      LG
      LaSa
      (der auch schon unter jahrelangen Schmerzen leidet, aber von einem guten Schmerzdoc betreut wird)

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      • Re: Chronische Schmerzen, alles psychosomatisch?


        Hallo!

        Danke für den Rat.

        Den Schmerz lindern, mit dem Schmerz leben lernen, den Schmerz verstehen. Von diesen drei Punkten bin ich gerade mit den ersten beiden beschäftigt.

        Bei der Linderung helfen mir aus meiner Sicht die Ärzte zu wenig (den Werbespruch "Das Leben ist zu schön für Schmerzen" kann ich nicht mehr hören). Aber ich habe mitlerweile akzeptiert, dass die Schmerzen zu meinem Leben gehören.

        Bis zum Verstehen ist es sicher noch ein langer Weg,

        Dir auch alles Gute und frohe Weihnachten.

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        • Re: Chronische Schmerzen, alles psychosomatisch?


          Hallo,

          vielen Dank für die ausführliche Antwort.

          Mit den Ärzten muss ich dir vollkommen Recht geben, das war falsch formuliert. Fast alle Ärzte, die mich behandelt haben, haben mich ernst genommen und mir aufmerksam zugehört. Ich bin mir auch sicher, dass es am System liegt, das den Ärzten und Patienten heute das Leben schwer macht.

          Mit dem Cymbalta werde ich noch ein paar Wochen warten, die Lage hat sich tatsächlich ganz leicht gebessert. Wenn es aber nicht deutlich besser wird, ist das langfristig keine Lösung.

          Die Wirbelsäule wurde mal geröntgt, dort keine Auffälligkeiten, die die Schmerzen erklären würden. Aktuell habe ich aber auch das Gefühl, dass es am ehesten irgendein Nerv ist oder dass irgendetwas auf einen Nerv drückt. Jedenfalls ist es für mich sehr real und nicht psychosomatisch.

          Bei einem echten Spezialisten, also Schmerztherapeuten war ich noch nicht, bisher Hausärztin, Gastroenteorologen, Urologe, Röntgenarzt, Orthopäde, Kardiologe. Beim nächsten Besuch werde ich meine Hausärztin mal darauf ansprechen.

          Liebe Grüße und ein frohes Fest
          Cyrano

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          • Re: Chronische Schmerzen, alles psychosomatisch?


            Hallo Cyrano,

            ich denke, Du hast schon einen großen Schritt gemacht, wenn Du bereit bist, die Schmerzen - zumindest ein gutes Stück - als ein Teil Deines gegenwärtigen Lebens zu akzeptieren. Das ist verdammt schwer und ich habe großen Respekt davor.

            Du schreibst, dass Du aktuell mit dem Lindern der Schmerzen beschäftigt bis und damit, mit den Schmerzen leben zu lernen. Ich denke, dass dies nur gelingen kann, wenn Du die Schmerzen besser verstehst. Verständnis ist der erste Schritt zur Besserung. Und vor allen Dingen ist es der einzige Weg, um Deinen Weg selbstbestimmt zu gehen - Du musst Dein eigener Spezialist für Dich werden, denn die Ärzte sind es nicht, da diese in der Regel auch so gut wie nichts über chronische Schmerzen wissen.

            Hier kommt dann auch wieder die Frage nach der "Psychosomatik" ins Spiel. Ich kann gut verstehen dass Du Dich über diese Diagnose ärgerst und sie ablehnst. Damit bist Du einer von sehr vielen. Es ist immer derselbe Weg - es werden unglaublich viele Untersuchungen und Therapien probiert, und wenn alles nichts hilft, dann muss es wohl die Psyche sein. Was dann soviel bedeutet, dass man psychisch einen "Knacks" hat. Verständlicherweise wehrst Du dich dagegen. Dieses klassische Muster ist aber insofern tragisch, da es auch eine hilfreiche Sicht auf die "psychischen Anteile" am Schmerzgeschehen verbaut. Und die gibt es. Überhaupt stellt sich die Frage, ob es überhaupt etwas gibt, das nicht "psychosomatisch" ist - kannst Du "Psyche" und "Soma" trennen? Ist es nicht immer eine Einheit? Schmerz ist immer beides - psychisches und physisches Geschehen.

            Ich möchte meinen Rat noch einmal bekräftigen - informiere Dich über chronischen Schmerz, lerne ihn und Dich selbst besser zu verstehen. Dann findest Du vielleicht neue Wege, die Dir helfen können. Das von mir erwähnte Buch ist super - es ist besonders dafür geschrieben um Schmerz besser verstehen können. Es gibt viele Selbsthilfegruppen zu chronischen Schmerzen in Deutschland - die helfen Dir gerne mit Informationen (informieren kannst Du Dich beispielsweise hier: http://www.schmerzliga.de). Es gibt auch sezielle Schmerzkliniken in Deutschland - da würde ich mich aber gut informieren, denn die Standards schwanken sehr zwischen diesen Einrichtungen. Eine sehr gute Einrichtung ist das "Interdisziplinäre Schmerzzentrum der Fachklinik Enzensberg" (http://www.fachklinik-enzensberg.de/...sche-schmerzen).

            Ich hoffe, Dir damit noch ein bisschen weitergeholfen zu haben. Ich wünsche Dir besinnliche und erfüllte Weihnachtstage, und alles gute auf Deinem weiteren Weg.

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            • Re: Chronische Schmerzen, alles psychosomatisch?


              Wirbelsäule wurde mal geröntgt und nichts Auffälliges gefunden ...

              Finger weg von derartig sinnlosen Diagnoseversuchen. Wir leben schon einige Jahre später und Röntgen in diesem Bereich ohne Anhaltsgrund einfach altmodisch. Wenn man versucht eine Ursache zu finden, dann sollte man ein MRT mit KM machen und dies T1 gewichtet ansehen. Ich denke da immer an meine Rheumaärztin, die sagte schon vor längerer Zeit:"Ehe man im Röntgen as sieht, ist schon alles zu spät." Sie sah sich meine Gelenke immer im US an und man könnte schon als Laie was sehen.

              Und einen Tipp kann/möchte ich dir mit auf den Weg geben. Sicher nennen sich alle Ärzte, doch leider ist es da wie bei einem Handwerker. Es gibt gute und schlechte Ärzte/Handwerker. Letzteren haut man schnell mal auf die Finger wenn die Murks machen ... Von daher fahre ich lieber 150km zu Rheumadoc als nur 50km ohne Qualität. Also Vorsicht vor so mancher Aussage ...
              Ach und geh mal zum Schmerzdoc, der hat wenn er fit ist auch Ahnung von psychosomatischen Schmerzen. Meist sind Schmerzpatienten somatisch-psychisch betroffen, was heissen soll das der Schmerz zu Depris u.ä.führt.

              Eine schöne Weihnacht und wenig Schmerzen!
              LG
              LaSa

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