Cannabis Hanf THC
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Cannabis, Hanf, THC, Marihuana und Haschisch: Das sind die Unterschiede

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.04.2024

Cannabis ist nach Alkohol und Tabak die hierzulande am häufigsten konsumierte Droge. Cannabis wird aus der Hanfpflanze gewonnen und meist zu Haschisch oder Marihuana verarbeitet. Birgt der durch den Wirkstoff THC eintretende Rauschzustand Gefahren?

Cannabis: Überblick

Cannabis zählt zur Gattung der Hanfgewächse, zu der auch der Hopfen gehört. Je nach Gattung enthält Cannabis in unterschiedlichen Anteilen Substanzen, die die menschliche Psyche beeinflussen. Für den Rauschzustand ist jedoch vor allem der psychoaktive Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol (THC) verantwortlich. 

THC wird in Form von Haschisch (auch Hasch, Dope, Shit), Marihuana (Gras) oder selten auch von Haschischöl konsumiert. Meist wird Cannabis geraucht ("Kiffen"). Cannabis kommt auch als Medizin zum Einsatz.

Die Cannabispflanze wächst in einer weiblichen und einer männlichen Form sowie in seltenen Fällen auch als Zwitter. In der Regel kommen die weiblichen Pflanzen zum Einsatz, da diese einen höheren THC-Gehalt aufweisen. Darüber hinaus existieren synthetisch hergestellte Cannabinoide ("Spice").

Einen gezüchteten Cannabis-Fasertyp, der nur sehr wenig rauscherzeugende Substanzen enthält, pflanzten bereits unsere Vorfahren unter anderem zur Herstellung von Seilen an. Auch heute noch werden Textilien aus diesem Grundstoff hergestellt.

Cannabis: Legalisierung

Seit dem 1. April 2024 ist der Anbau und Besitz von Cannabis teilweise legal. Für Erwachsene ab 18 Jahren erlaubt sind der Besitz von 25 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum im öffentlichen Raum und bis zu drei lebende Cannabis-Pflanzen sowie 50 Gramm Cannabis zum Eigenbedarf in der eigenen Wohnung.

Verboten ist Kiffen weiterhin in Schulen und Sportstätten sowie 100 Meter um deren Eingangsbereich herum.

Illegal bleibt auch der Handel mit Cannabis. Der Verkauf von Cannabis an Minderjährige wird von nun an mit einer höheren Strafe geahndet.

Cannabis Social Clubs

In sogenannten Cannabis Social Clubs dürfen die Pflanzen unter bestimmten Auflagen gemeinschaftlich, aber nicht gewerblich angebaut werden. Die Abgabe des gewonnenen Cannabis ist ausschließlich an Mitglieder erlaubt, und zwar maximal 25 Gramm pro Tag und 50 Gramm pro Monat. Für Teilnehmende unter 21 Jahren liegt die monatliche Höchstgrenze bei 30 Gramm.

Der Verkauf von Cannabis soll außerdem in lizenzierten Geschäften und Apotheken möglich sein. Dazu sind zunächst Modellregionen geplant.

Bereits seit 2017 dürfen Ärzt*innen medizinisches Cannabis verschreiben. Anbau und Abgabe regelt die Cannabisagentur am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. 

Cannabis: Was ist Marihuana?

Marihuana (Gras) wird aus den getrockneten Blüten und Blättern der Cannabis-Pflanze gewonnen. Es hat eine ähnliche Konsistenz wie Tee oder ein grobes Gewürz und hat meist eine grünliche Farbe.

Marihuana ist relativ trocken und hat einen spezifischen Eigengeruch. Der Gehalt des Wirkstoffs THC ist unterschiedlich: In der Regel enthält Marihuana etwa 1 bis 7 Prozent THC, manche Produkte können jedoch auch zu bis zu 14 Prozent oder mehr aus der rauschauslösenden Substanz bestehen. Meist wird Marihuana in einem Joint geraucht.

Cannabis: Was ist Haschisch?

Haschisch (auch: Hasch) wird aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen. Die Cannabisblüten bilden Drüsenhaare aus, die ein Harz absondern. Dieses wird zu Platten oder Klumpen gepresst. Die grün-bräunliche, klebrige, feste bis bröckelige Masse hat einen typischen Geruch. Durch Erhitzen wird das Hasch flexibler und kann mit den Fingern "zerbröselt" werden. Oftmals wird Haschisch mit anderen Substanzen gestreckt.

Haschisch hat einen höheren Wirkstoffgehalt als Marihuana: Meist sind zwischen fünf und zwölf Prozent des Wirkstoffs THC enthalten. Andere Bezeichnungen für Haschisch / Hasch sind beispielsweise Dope oder Shit. Cannabisgehalt, Aussehen und Inhaltsstoffe unterscheiden sich je nach Herkunftsland.

Konsistenz, Wirkstoffgehalt und Farbe des Cannabis können jedoch je nach Herstellungsart und Herkunftsland variieren. So verraten Farbe und Aussehen angeblich den Produktionsort des Cannabis: Aus Indien, Pakistan oder Afghanistan stammendes, dunkles Haschisch wird beispielsweise als "Schwarzer Afghane" bezeichnet. Weitere Beispiele sind "Grüner Türke" oder "Roter Libanese".

Cannabis als Rauschmittel: Anbau und Konsum

In Europa wird Cannabis vor allem in den Niederlanden, in der Schweiz sowie in Albanien illegal angebaut. Hanfpflanzen wurden so gezüchtet, dass sie einen höheren THC-Gehalt aufweisen. In Gewächshäusern lässt sich besonders ertragreich Cannabis anbauen. 

Die wohl größten Cannabis-Anbaugebiete liegen in Afrika (z.B. Marokko, Nigeria, Südafrika), im Mittleren und Nahen Osten (z.B. Türkei, Afghanistan, Pakistan) und in Amerika (USA, Kolumbien, Mexiko, Brasilien). Auch in Süd- und Südostasien wird viel Cannabis angebaut, so zum Beispiel in Thailand, Nepal oder Indien.

Nicht jeder Anbau von Cannabis ist jedoch illegal: Vielmehr wird Hanf seit 1999 auch in Deutschland wieder zu industriellen Zwecken angebaut und verarbeitet. Allerdings dürfen diese Pflanzen einen THC-Gehalt von 0.2 Prozent nicht überschreiten. In der Schweiz ist der Anbau von Cannabis mit einem THC-Gehalt von unter einem Prozent legal. In den Niederlanden ist der Anbau von Cannabis illegal, aber entkriminalisiert.

Konsum von Cannabis

Cannabis-Konsum ist vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Thema. Cannabis gilt weltweit als die am meisten konsumierte illegale Droge.

Der Konsum von Cannabis kann über verschiedene Wege erfolgen:

  • als Joint: Die selbst gedrehte Zigarette enthält das aus der Hanfpflanze gewonnene zerbröselte Haschisch oder Marihuana, welches oft mit Tabak vermischt und geraucht wird.
  • über eine (Wasser-) Pfeife: Wird Cannabis über eine Wasserpfeife geraucht, erlebt der Konsument den Rauschzustand häufig intensiver als bei einem Joint.
  • als Aufguss: Cannabisprodukte können zum Beispiel in Tee aufgelöst konsumiert werden.
  • in Gebäck: Hanf lässt sich auch in Keksen oder Kuchen verarbeiten (sogenannte "Spacecakes").
  • als Öl: Haschischöl wird aus Harzen der Hanfpflanze gewonnen und hat eine teerartige Konsistenz. Es handelt sich dabei um einen Extrakt mit einer hohen Konzentration des Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC). Das Öl wird beispielsweise auf Zigaretten geträufelt oder Speisen zugesetzt. Es kommt in Deutschland jedoch eher selten zum Einsatz.

Jede*r zehnte 12- bis 17-Jährige in Deutschland hat der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge bereits Cannabis konsumiert. Bei den 18- bis 25-Jährigen sind es vier von zehn. 1,6 Prozent der Jugendlichen und 6,9 Prozent der jungen Erwachsenen konsumieren regelmäßig Cannabis. 

Cannabis: Wirkung des Rauschmittels

Welche Wirkung Cannabis erzielt, ist individuell sehr unterschiedlich. Während manche Menschen keinen Effekt wahrnehmen, erleben andere einen euphorischen Rauschzustand (sie fühlen sich "high"), während wieder andere träge und müde werden.

Unterschiedliche Wirkungsweisen werden auch verschiedenen Pflanzengattungen nachgesagt. So soll Cannabis aus Sativa-Pflanzen angeblich eher anregend wirken, während Cannabis aus Indica-Pflanzen beruhigen und schläfrig machen soll. Jedoch ist der Unterschied zwischen den Pflanzen wissenschaftlich nicht belegt.

In der Regel wird bei einem Rausch die bereits vorherrschende Stimmung verstärkt. So kann der Konsum bei einigen Menschen beispielsweise Ängste verstärken.

Akute psychische Wirkung von Cannabis:

  • Gelassenheit, Entspannung, Müdigkeit
  • Heiterkeit, Wohlbefinden
  • Verlust des Zeitgefühls
  • Intensivierung der Sinneswahrnehmungen wie Hören und Sehen
  • Konzentrationsstörungen
  • Störung des Kurzzeitgedächtnisses

Mögliche akute körperliche Wirkung von Cannabis:

  • erhöhter Blutdruck
  • gerötete Augen
  • leichte Verengung der Pupillen
  • Mundtrockenheit
  • übermäßiges Hunger- und Durstgefühl

Unangenehme Begleiterscheinungen eines Rauschzustands nach Cannabis-Konsum können sein:

Überdosierung

Zu einer Überdosierung von Cannabis kann es bei empfindlichen Personen oder bei unbeabsichtigter Einnahme, beispielsweise durch haschischhaltige Kekse, kommen.

Eine direkte Vergiftung durch den Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol (THC) ist nicht zu erwarten. Jedoch können psychische Erscheinungen wie starke Erregungszustände den gesundheitlichen Zustand erheblich beeinträchtigen. In Einzelfällen kann sich eine Psychose mit Verfolgungsideen und Sinnestäuschungen entwickeln.

Zudem ist die Gefahr eines Unfalls hoch, da Cannabis das Reaktionsvermögen stark einschränkt. Wird bei einem Autofahrer THC nachgewiesen, kann dies deshalb hohe Strafen nach sich ziehen.

Wirkungseintritt

Wann die berauschende Wirkung des Hanfs einsetzt und wie diese verläuft, hängt von verschiedenen Faktoren ab, so zum Beispiel davon, …

  • ob das Cannabis geraucht, gegessen oder getrunken wurde,
  • wie hoch der Gehalt des berauschenden Wirkstoffs THC ist,
  • welche Dosis eingenommen wurde,
  • in welcher Situation das Cannabis konsumiert wurde (z. B. auf einer Party oder allein zu Haus) und
  • in welcher psychischen Verfassung und Stimmung sich die*der Konsument*in befindet.

Nach dem Rauchen ist mit einer sehr raschen Wirkung zu rechnen: Der berauschende Wirkstoff THC gelangt unmittelbar über die Atemwege ins Gehirn. Nach etwa 20 bis 30 Minuten hat der Rausch seinen Höhepunkt erreicht, nach zwei bis drei Stunden ist er in der Regel abgeklungen.

Anders verhält es sich beim Essen oder Trinken cannabishaltiger Produkte: Die Substanz wird viel langsamer aufgenommen als beim Rauchen. Der Wirkungseintritt hängt unter anderem davon ab, wie viel und was man im Vorfeld gegessen und getrunken hat. Da die Wirkung verzögert und plötzlich eintritt, besteht die Gefahr, eine zu hohe Dosis Cannabis aufzunehmen, sodass oft ein stärkerer Rausch eintritt als beim Rauchen eines Joints.

Cannabis: Wie lange ist THC nachweisbar?

Zwar hat die Leber THC etwa zwei bis drei Stunden nach dem Konsum größtenteils abgebaut. Der Wirkstoff ist jedoch fettlöslich und reichert sich daher im menschlichen Fettgewebe an. Von dort aus wird es langsam freigesetzt und über Urin und Stuhl ausgeschieden. Darin lässt sich THC noch bis zu 30 Tage nach der letzten Einnahme nachweisen. Bei Menschen, die dauerhaft Cannabis konsumieren, kann der Gebrauch sogar deutlich länger nachgewiesen werden.

Cannabis: Langfristige Folgen

Besonders bei Jugendlichen kann der regelmäßige Konsum von Cannabis problematisch sein.

Cannabiskonsum kann...

  • in der Jugendzeit die Ausreifung des Gehirns stören,
  • die geistige Leistungsfähigkeit mindern,
  • die Persönlichkeitsentwicklung stören,
  • das Risiko für psychische Störungen erhöhen.

Weitere negative Folgen von regelmäßigem Cannabiskonsum können sein:

  • Leistungsverlust: Die Leistungen in Schule oder Beruf lassen nach.
  • Sozialer Rückzug: Der Betroffene isoliert sich zunehmend von der Außenwelt.
  • Einschränkung der männlichen Fruchtbarkeit: Ein chronischer Konsum von hohen Cannabis-Mengen kann bei Männern das Risiko erhöhen, dass Hanf negativen Einfluss auf die männliche Fruchtbarkeit nimmt.
  • Lungenkrebs: Wer Cannabis raucht, erhöht sein Risiko für Lungenkrebs. Dabei sind im Cannabis mehr krebserregende Stoffe und Teer enthalten als in Tabakrauch.

Bei manchen Personen kann Cannabis offenbar eine schizophrene Psychose auslösen. Das gilt jedoch nur, wenn andere Faktoren wie eine genetische Veranlagung, aktuelle Belastungen sowie negative Erfahrungen in Kindheit und Jugend hinzukommen. Der Zusammenhang ist jedoch nicht endgültig geklärt.

Abhängigkeit

Etwa vier bis zwölf Prozent der regelmäßigen Konsument*innen von Cannabis werden psychisch abhängig. Die Gefahr einer Abhängigkeit ist größer, wenn bereits sehr früh mit dem regelmäßigen Konsum begonnen wird. Eine psychische Abhängigkeit äußert sich vor allem durch ein heftiges Verlangen nach der Droge und die Vernachlässigung alltäglicher Aufgaben.

Nicht jede*r wird jedoch abhängig, wenn sie*er längere Zeit Hanf konsumiert hat. Vielmehr beeinflussen verschiedene Faktoren das Risiko für eine Abhängigkeit, so zum Beispiel psychische Probleme.

Bei einer psychischen Abhängigkeit können Entzugserscheinungen auftreten. Hierzu zählen etwa:

Medizinisches Cannabis

Seit 2017 können Cannabinoide als Medizin verschrieben werden. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten jedoch nur in ganz bestimmten Fällen.

TCH kommt zum Beispiel zur Anwendung bei

Voraussetzungen dafür sind:

  • Es liegt eine schwere Erkrankung vor
  • Eine medizinisch anerkannte Behandlungsalternative gibt es nicht oder ist nicht anwendbar
  • Die Beschwerden lassen sich durch den Einsatz von Cannabis vermutlich verbessern

Folgende Cannabis-Mittel sind erhältlich:

  • Nabilon und Nabiximol: ein synthetisch hergestellter Abkömmling von THC, welchen es als Kapseln oder Mundspray gibt.
  • Dronabinol: Natürliches THC in Form von öligen Tropfen oder Kapseln.
  • Medizinal-Hanf in Form von getrockneten Blüten

Mögliche Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis sind:

  • Müdigkeit
  • Konzentrationsprobleme
  • Schwindel
  • Mundtrockenheit
  • Herzrasen
  • Gesteigerter Appetit
  • Blutdruckabfall
  • Stimmungsschwankungen

Ungefähr jede*r Dritte bricht eine Therapie mit Cannabis aufgrund von Nebenwirkungen ab.

Cannabidiol (CBD) wirkt nicht wie THC berauschend. Es fällt nicht unter das Betäubungsmittelgesetz und ist nicht verschreibungspflichtig. Zum Einsatz kommt es etwa bei

  • Menstruationsbeschwerden
  • Depressionen und Ängsten
  • Stress
  • Übelkeit