Das Bild zeigt einen Arzt, der an seinem Laptop sitzt.
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Telemedizin

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 29.10.2021

Telemedizin bezeichnet die Möglichkeit, medizinische Daten, also Texte, Tabellen, Befunde sowie Bilder, über große Entfernungen hinweg elektronisch auszutauschen bzw. zu versenden, um eine diagnostische oder therapeutische Interaktion zu ermöglichen.

Definition

Bereits 1959 verband der Kanadier Jutra zwei Krankenhäuser mithilfe eines Teleradiologiesystems.

Aufgrund der modernen Kommunikationstechnologien ist es mittlerweile möglich, Röntgenbilder, CT-Bilder, MRT-Bilder, Laborbefunde, EKG und andere in sehr guter Qualität beispielsweise an andere Experten weltweit zu übermitteln, um sich mit ihnen interaktiv auszutauschen.

Außerdem stehen Arzt und Patient über die Telemedizin in engem Kontakt, sodass ein Termin häufig nicht vonnöten ist und wichtige Daten direkt überwacht werden können.

Durchführung

Arzt und Patient stehen bei der Telemedizin über so genannte Telemonitoring-Systeme fortwährend miteinander in Verbindung, ohne dass ein Termin vorort nötig ist. Die Patienten werden zu diesem Zweck mit Geräten zur Messung ihrer Vitaldaten ausgestattet. Medizinische Sensoren am Körper eines Herzkranken erfassen zum Beispiel rund um die Uhr Herzschlag- und Blutdruckwerte. Kommt es zu auffälligen Veränderungen, informiert das mobile Messgerät etwa über das Mobilfunknetz automatisch umgehend ein telemedizinisches Zentrum, den Hausarzt oder das Krankenhaus – ein schnelles Verfahren, das Leben retten kann.

Anwendungsgebiete

Telemedizin bewährt sich vor allem bei der räumlichen Trennung von Arzt und Patient und verhilft besonders chronisch Kranken zu mehr Sicherheit und Lebensqualität. Nicht nur Herz-Kreislauf- oder Diabetes-Patienten profitieren von den technischen Möglichkeiten der Telemedizin. Auch Personen, die an Bluthochdruck, Asthma und bestimmten Lungenkrankheiten leiden, werden mithilfe der ununterbrochenen drahtlosen Überwachung besser betreut. Ärzte machen sich die regelmäßig einlaufenden Daten zunutze, um Behandlung zu verbessern und Diagnosen zu schärfen.

Des Weiteren können mithilfe der Telemedizin Kosten im Gesundheitswesen gesenkt und Zeit eingespart werden. Je eher der Arzt in die Behandlung eingreifen kann, um zum Beispiel wichtige Medikamente neu zu dosieren, desto schneller ist eine Heilung beziehungsweise eine Linderung der Beschwerden möglich. Durch die Therapie aus der Ferne können häufige Arztbesuche oder Krankenhausaufenthalte entfallen. Um Telemedizin und Telemonitoring erfolgreich umsetzen zu können, müssen jedoch vielerorts die technischen Standards in Praxen und Kliniken verbessert werden.

Neben dem Telemonitoring gibt es weitere Anwendungsgebiete der Telemedizin:

  • Teleradiologie: Über die Teleradiologie können Bilder von Röntgen, CT, Ultraschall, MRT u.a. an andere Spezialisten übermittelt werden, sodass der Patient seine Unterlagen nicht mehr selbstständig mit sich führen muss und Doppeldiagnosen entfallen.
  • Telepathologie: Bei Operationen ist es häufig wichtig, schnell festzustellen, ob ein Gewebe bösartig oder gutartig ist. Steht in dem entsprechenden Krankenhaus kein Pathologe zur Verfügung, so kann die Gewebeprobe in ein ferngesteuertes Mikroskop eingelegt werden. Ein Pathologe eines anderen Krankenhauses beziehungsweise Labors kann die Untersuchung durchführen und das Ergebnis schnell übermitteln.
  • Teledermatologie, Teleophthalmologie: Ähnlich wie in der Telepathologie können hier Bilder vom Auge an andere Spezialisten übermittelt werden, um etwa eine unklare Diagnose bestätigen zu lassen Meinungen auszutauschen.
  • Telechirurgie: Es ist möglich, dass mittels eines ferngesteuerten Operationsroboters Operationen von einem Chirurgen von einem entfernt gelegenen Ort durchgeführt werden.