Utensilien für einen künstlichen Darmausgang
© Jupiterimages/iStockphoto

Stoma

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 22.12.2021

Wenn von einem "Stoma" die Rede ist, ist damit oft ein künstlicher Darmausgang (Enterostoma) gemeint. Genau genommen ist ein Stoma zunächst jedoch nichts anderes als eine operativ geschaffene Körperöffnung zu einem Hohlorgan – dieses Organ kann zum Beispiel der Magen, die Blase, aber eben auch der Darm sein.

Künstliche Körperöffnung

Der künstliche Darmausgang ist also nur eine von vielen unterschiedlichen Stoma-Arten, wenngleich auch die am häufigsten vorkommende. Das Wort Stoma kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie "Mündung", "Öffnung". "Stoma" ist demnach ein Oberbegriff für operativ geschaffene Körperöffnungen. Um zu spezifizieren, um welche Art Stoma es sich handelt, stellen Mediziner den zugehörigen Fachbegriff voran. So heißt ein künstlicher Blasenausgang zum Beispiel Urostoma (lat. uro = Harn).

Mithilfe eines Stomas ist es zum einen möglich, Körperflüssigkeiten wie Stuhlgang und Urin aus dem Körper zu leiten. Zum anderen kann ein Stoma dazu dienen, dem Körper etwas zuzuführen, so etwa im Rahmen der künstlichen Ernährung über eine chirurgisch angelegte Magenöffnung.

Ein Stoma ist eine künstlich geschaffene Körperöffnung.

Ein Stoma kann entweder für eine begrenzte Zeit oder dauerhaft zum Einsatz kommen. Je nachdem, wie lange der Betroffene das Stoma benötigt und an welcher Körperstelle es sich befindet, kann es sehr belastend sein – nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. In der Regel lernen die Patienten bereits im Krankenhaus, das Stoma zu pflegen und mit der neuen Lebenssituation zurechtzukommen. Dabei stehen ihnen häufig sogenannte Stomatherapeuten zur Seite. Dies sind meist Pfleger oder Krankenschwestern mit einer entsprechenden Zusatzqualifikation. In speziellen Selbsthilfegruppen können sich Stomaträger über kleine und große Probleme austauschen.

Stoma-Arten

Stoma ist nicht gleich Stoma: Eine künstliche Körperöffnung erfüllt – je nachdem, an welcher Körperstelle sie geschaffen wird – verschiedene Funktionen.

Mögliche Beispiele für ein Stoma:

  • Künstlicher Darmausgang (Enterostoma): Der künstliche Darmausgang zählt zu den häufigsten Stomata. Er kann erforderlich sein, wenn der Darm verletzt oder krank ist – etwa bei Darmkrebs. Insbesondere, wenn der Schließmuskel am After entfernt werden musste, ist ein künstlicher Darmausgang vonnöten, denn ohne Schließmuskel würde der Stuhl permanent aus dem After austreten. Mithilfe des künstlichen Ausgangs können Teile des Darms "umgangen" werden. Der Chirurg führt den gesunden Teil des Darms durch die Bauchdecke nach außen. Der Stuhlgang gelangt dann nicht mehr auf natürlichem Wege ins Freie, sondern sammelt sich in einem Auffangbeutel. Ein künstlicher Darmausgang kann dauerhaft oder nur kurzfristig angelegt werden. Je nachdem, wo der Darm erkrankt oder verletzt ist, legt der Chirurg das Stoma im Bereich des Dünndarms oder des Dickdarms an.
  • Künstlicher Blasenausgang (Urostoma): Mithilfe des Urostomas wird Harn an die Hautoberfläche geleitet. Dies ist dann nötig, wenn der Urin nicht mehr auf natürlichem Wege entweichen kann – etwa, wenn die Harnblase aufgrund eines Tumors entfernt werden musste oder wenn die ableitenden Harnwege verengt sind.
  • Künstlicher Luftröhrenzugang (Tracheostoma): Der künstliche Luftröhrenausgang ist eine vorübergehende oder auch permanente Atemöffnung am Hals. Er findet beispielsweise bei Kehlkopfkrebs Anwendung, wenn der Kehlkopf entfernt werden muss. Auch Unfälle oder Verletzungen im Gesichtsbereich können ein Tracheostoma erforderlich machen. Die Atemluft gelangt beim künstlichen Luftröhrenausgang nicht mehr durch die Nase, sondern über die Öffnung am Hals in den Körper.
  • Künstlicher Magenausgang (Gastrostoma): Das Gastrostoma ist eine künstliche Öffnung des Magens. Es ermöglicht die künstliche Ernährung von außen mithilfe einer Magensonde – so etwa, wenn der Patient nicht mehr schlucken kann. Häufig kommt dabei die sogenannte perkutane endoskopische Gastrotomie, kurz PEG, zum Einsatz: Dabei legt der Arzt einen dünnen, flexiblen Schlauch durch die Bauchdecke in den Magen. Über den Schlauch kann Nahrung verabreicht werden.

Beispiele für Stoma-Arten

FachbegriffBeschreibungFunktion
Kolostoma bzw. Colostoma
Eingriff: Kolostomie
künstlicher Dickdarmausgang (griech. colon = Dickdarm)Ableitung von Stuhlgang
Ileostoma
Eingriff: Ileostomie
künstlicher Dünndarmausgang (lat. ileum = Krummdarm, ein Abschnitt des Dünndarms)Ableitung von Stuhlgang
Urostoma
Eingriff: Urostomie
künstlicher Blasenausgang (lat. uro = Harn)Ableitung von Urin
Tracheostoma
Eingriff: Tracheostomie
künstlicher Luftröhrenausgang (Trachea = Luftröhre, griech. tracheia = rau, uneben, zottig)ungehinderte Luftzufuhr bei bestimmten Erkrankungen; Langzeitbeatmung in der Intensivmedizin
Gastrostoma
Eingriff: Gastrostomie
künstlicher Magenausgang (griech. gaster = Magen)künstliche Ernährung mithilfe einer Magensonde