Röntgen

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 14.01.2022

Das Röntgen ist eine häufige Untersuchungsmethode, bei der ionisierende Röntgenstrahlung zum Einsatz kommt. Die Röntgenstrahlen "durchleuchten" den Körper und machen so bestimmte Erkrankungen sichtbar, zum Beispiel Knochenbrüche. Nur wenige Entdeckungen haben die Medizin, aber auch die Technik und Wissenschaft so beeinflusst wie die Röntgenstrahlen.

Allgemeines

Das Röntgen, also die Untersuchung mit Röntgenstrahlung, nimmt einen großen Stellenwert in der Medizin ein. Das Verfahren ist

  • aussagekräftig,
  • schnell,
  • einfach,
  • und kostengünstig.

Durch das Röntgen beziehungsweise die Röntgenstrahlung lassen sich viele verschiedene Bereiche des Körpers sichtbar machen. Oft gibt ein Röntgenbild den ersten entscheidenden Hinweis auf eine Erkrankung. Weitere speziellere Röntgen-Verfahren können dann folgen, um den Krankheitsverdacht zu bestätigen oder eine genauere Diagnose zu erhalten, etwa eine Computertomographie (CT).

Röntgenstrahlung wird in einer Röntgenröhre erzeugt. Hier entstehen Röntgenstrahlen, wenn geladene Teilchen (in der Regel Elektronen) durch starke Beschleunigung, Ausbremsung oder Ablenkung durch ein Magnetfeld Energie freisetzen.

Das Besondere an Röntgenstrahlung ist, dass sie durch weiche Materialien wie das menschliche Gewebe dringen können. Wie gut sie die einzelnen Gewebe durchdringen, hängt von deren Dichte ab – Knochengewebe zum Beispiel ist sehr dicht und hält einen Großteil der Röntgenstrahlung auf, sodass sie den Körper nicht komplett durchdringt. Fett- beziehungsweise Muskelgewebe oder die lufthaltige Lunge hingegen sind eher durchlässig für Röntgenstrahlen.

Beim Röntgen dringt die Röntgenstrahlung also durch den menschlichen Körper hindurch und trifft auf der anderen Seite des Untersuchten auf einen Fotofilm. Je mehr Strahlung hier ankommt, desto stärker färbt sich der Fotofilm schwarz. Die Menge der Strahlen, die auf den Fotofilm trifft, ist abhängig vom Gewebe, das sich zwischen dem Ausgangspunkt der Strahlung und dem Film befindet. Auf diese Weise lässt sich das Innere des Körpers auf den Fotofilm abbilden. Entsprechend ihrer hohen Dichte sind Knochen auf einer Röntgenaufnahme hell (wenige Strahlen durchdringen das dichte Knochengewebe) sichtbar, das weniger dichte Lungengewebe hingegen zeichnet sich dunkel auf der Aufnahme ab (viele Strahlen durchdringen das weniger dichte Lungengewebe).

Zu den gängigsten Röntgenaufnahmen gehört das Röntgenbild des Brustkorbs ("Röntgen-Thorax", Thorax =Brustkorb). Darauf kann ein Arzt zum Beispiel erkennen, ob das Herz vergrößert oder verlagert ist. Auch Entzündungsherde oder andere krankhaft veränderte Bereiche in der Lunge können als sogenannte Schatten auf der Lunge im Röntgenbild sichtbar sein. Ein "Röntgen-Thorax" ist besonders bei älteren Menschen auch eine sinnvolle Routineuntersuchung vor einer Operation.

Neben dem Röntgen des Brustkorbs lässt sich natürlich noch von vielen anderen Organen oder Körperbereichen ein Röntgenbild anfertigen. Deshalb ist das Röntgen aus vielen Bereichen der Medizin nicht mehr wegzudenken. Da besonders Krankheiten und Verletzungen der Knochen gut mittels Röntgen erkennbar sind, sind unfallchirurgische oder orthopädische Ambulanzen ohne Röntgengeräte heute kaum mehr vorstellbar. Mithilfe von Kontrastmitteln stellt das Röntgen auch Blutgefäßverschlüsse gut bildlich dar.

Eine besondere Röntgen-Form ist das Röntgen der weiblichen Brust, die sogenannte Mammographie. Mit dieser Untersuchung kann der Arzt Hinweise auf gutartige Brusttumoren oder auf Brustkrebs frühzeitig erkennen. Daher spielt die Mammographie bei der Brustkrebs-Früherkennung eine wichtige Rolle.

Generell gilt: Auf einem Röntgenbild können Ärzte Abweichungen von der "Körpernorm" erkennen.

Solche Abweichungen sind zum Beispiel:

  • Fremdkörper
  • Knochenverletzungen
  • entzündliche Prozesse
  • Verschleißerscheinungen
  • Tumoren

Auch kann der Arzt durch spezielle Röntgenuntersuchungen feststellen, ob Organe gesund sind und normal funktionieren. Röntgen hilft ihm unter anderem dabei zu beurteilen, ob der Herzmuskel ausreichend durchblutet wird, ob die Nieren das Blut ausreichend filtern und Harn ausscheiden, oder ob sich Engstellen im Magen-Darm-Trakt befinden.

Röntgen ist mit oder ohne Kontrastmittel möglich. Bei einer Aufnahme ohne Kontrastmittel spricht man von einem "nativen" Röntgenbild. Kontrastmittel sind Substanzen, die dabei helfen, nicht- oder schlecht darzustellende Körperregionen oder -teile, insbesondere Hohlorgane wie die Harnblase oder das Blutgefäßsystem, beim Röntgen sichtbar zu machen. Es gibt "positive" und "negative" Kontrastmittel:

  • Negative Kontrastmittel: Zu dieser Art von Kontrastmitteln gehören zum Beispiel Luft oder Kohlendioxid. Negative Kontrastmittel schwächen Röntgenstrahlung weniger stark ab als die Umgebung. Deshalb erscheinen auf dem Röntgenbild mit Luft gefüllte Bereiche dunkel.
  • Positive Kontrastmittel: Positive Kontrastmittel schwächen Röntgenstrahlung stärker ab als die Umgebung. Die entsprechenden Bereiche erscheinen im Röntgenbild hell. Zu positiven Kontrastmitteln zählen beispielsweise Bariumsulfat bei Magen-Darm-Untersuchungen oder jodhaltige Substanzen, die meist in die Vene gespritzt werden.

Der Arzt kann dem Patienten ein Kontrastmittel vor dem Röntgen entweder als Getränk, als Injektion über eine Spritze, als Kontrasteinlauf über den Enddarm oder endoskopisch (z.B. in Gallenwege) zuführen. Bei vielen Röntgenuntersuchungen fertigt der Radiologe erst eine Nativaufnahme (also ohne Kontrastmittel) als Übersichtsaufnahme an, bevor er danach zusätzlich ein Röntgenbild mit einem Kontrastmittel macht.

Der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte die Röntgenstrahlung bei seiner Forschung mit Kathodenstrahlen am Abend des 8. November 1895. Wegen ihrer unbekannten physikalischen Eigenschaften nannte er sie "X-Strahlen". Der Begriff Röntgenstrahlen verbreitete sich erst einige Zeit später.

Video: Röntgenstrahlen

Röntgenstrahlung ist nicht ganz ungefährlich: Die elektromagnetischen Wellen der Röntgenstrahlung sind extrem energiereich und können dadurch chemische Bindungen aufbrechen. Wenn Röntgenstrahlung auf den Körper trifft, wird ein Teil der Energie auf den Körper übertragen. Dadurch können die Zellen und die Erbsubstanz (DNA) Schaden nehmen.

Wird zum Beispiel die Erbsubstanz der Keimzellen (Eizelle, Spermien) beschädigt, können daraus vererbbare Krankheiten resultieren. Eine Schädigung der Körperzellen kann zu Krebserkrankungen führen. Jedoch ist der Körper in der Lage, einen Großteil der DNA-Schäden durch bestimmte Mechanismen zu „reparieren“.

Darüber hinaus ist die Strahlung der modernen Geräte so gering, dass die Untersuchten – verglichen mit der natürlichen Strahlung auf der Erde – einer relativ geringen Strahlenbelastung ausgesetzt sind. Bei angemessener Anwendung überwiegt somit der Nutzen beim Röntgen bei Weitem die potenziellen Risiken.

Anwendungsgebiete

Beim Röntgen kann der Arzt folgende Körperregionen mit Röntgenstrahlung "durchleuchten", um Erkrankungen oder Verletzungen zu erkennen:

  • Kopf: Schädel, Nasennebenhöhlen und Zähne
  • Brustkorb (Thorax)
  • Bauch-Unterbauch-Region (Abdomen)
  • Gefäßsystem
  • Skelettsystem
  • Gelenke
  • Brust (Mamma)

Röntgen des Kopfs

Der häufigste Anlass für das Röntgen des Kopfs sind Kopfverletzungen. Mittels einer Röntgenaufnahme kann der Arzt erkennen, ob zum Beispiel Knochenbrüche im Kopf-Hals-Bereich vorliegen. Zudem lassen sich anhand des Röntgenbildes weitere Veränderungen feststellen, etwa:

  • Fremdkörper
  • Erkrankungen der Nasennebenhöhlen, z.B. Vereiterungen, Missbildungen
  • bösartige Erkrankungen, z.B. Plasmozytome
  • Zustand der natürlichen Schädelöffnungen bei Säuglingen (Fontanellen)
  • Zähne und Kiefer, Karies, Zahnstellungen, Zahnanlagen (z.B. der Weisheitszähne), Wurzelentzündungen, Zahnreste

Röntgen des Brustraums (Röntgen-Thorax)

Bei vielen Erkrankungen ist es erforderlich, dass der Arzt den Brustraum röntgt. Dabei lassen sich krankhafte Veränderungen an folgenden Organen oder Bereichen feststellen:

  • Herz
  • Lunge und Atemwege (Bronchien)
  • Rippen und Rippenfell (Pleura)
  • Blutgefäße, z.B. an der Lungenwurzel (Hilus)
  • Mediastinum (mittlerer Bereich des Brustkorbs)

Allein aufgrund der Form, Lage und Größe des Herzens kann der Arzt wichtige Diagnosen stellen. So erkennt er beispielsweise angeborene Herzerkrankungen sowie Herzbeutelergüsse (Perikarderguss) und Entzündungen.

Überdies gibt ein Röntgenbild gute Hinweise auf Lungenerkrankungen (z.B. Tuberkulose, Lungenkrebs, Lungenemphysem).

Zu den wichtigen Blutgefäßen im Brustkorb gehören die Hauptschlagader (Aorta), die Lungenarterien (Pulmonararterien) und die große, obere Hohlvene (Vena cava superior). Das Röntgen macht zum Beispiel Fehlbildungen oder Aussackungen der Gefäße (Aneurysmen) ebenso sichtbar wie Veränderungen beziehungsweise Verschlüsse aufgrund von Arteriosklerose (Arterienverkalkung).

Das Mediastinum ist der Zwischenraum zwischen den beiden Lungenflügeln. Beim Röntgen der Lunge kann der Untersucher auch das Mediastinum betrachten und hier bösartige Tumoren (z.B. Lymphome) erkennen. Auch eine vergrößerte Schilddrüse kann in den oberen Abschnitt des Mediastinums hineinragen und auf der Röntgenaufnahme des Brustkorbs sichtbar sein.

Was die Rippen betrifft, so kann der Arzt mithilfe von Röntgenstrahlung Brüche, Veränderungen durch Osteoporose oder Morbus Bechterew und vieles mehr einsehen beziehungsweise beurteilen.

Röntgen des Bauchraums (Röntgen Abdomen)

In der Bauchregion (Abdomen) werden meist erst Röntgenbilder ohne und, falls nötig, anschließend mit Kontrastmittel (Bariumsulfat) gemacht. Beim Verdacht auf eine "undichte" Stelle im Magen-Darm-Trakt – zum Beispiel bei einer schweren Entzündung der Darmschleimhaut – muss auch der Röntgenarzt entsprechende Vorsichtsmaßnahmen beachten: Bei der Röntgenuntersuchung könnte Kontrastmittel aus dem Magen-Darm-Trakt in die Bauchhöhle gelangen. Der Patient erhält deshalb statt Bariumsulfat ein jodhaltiges Kontrastmittel.

Mittels Röntgenstrahlung erkennt der Arzt im Bauchraum zum Beispiel:

Er kann so die Darmpassage besser beurteilen: Auf dem Röntgenbild sieht der Arzt, wie sich das Kontrastmittel im Verdauungstrakt verteilt.

In der Urologie hilft Röntgen bei der Darstellung der Nieren und Harnwege wie Harnleiter, Harnblase oder Harnröhre. Eine Kontrastmittel-Darstellung dieser Organe bezeichnen Ärzte als Urogramm. Große Nierensteine sind durch die Röntgenstrahlung zu erkennen, ebenso Nierenfehlbildungen (wie Doppelnieren, Hufeisenniere) oder Tumoren.

 


Röntgen von Gefäßen

Das Gefäßsystem umfasst die Arterien, Venen und Lymphbahnen des Körpers. Eine Kontrastmittel-Röntgendarstellung der Arterien oder Venen heißt Angiographie. Diese Methode macht zum Beispiel arterielle Gefäßverschlüsse oder -engstellen sichtbar, die sich aufgrund einer Arteriosklerose ("Arterienverkalkung") gebildet haben.

Die Venen bilden den Teil des Blutkreislaufs, der das Blut zum Herzen führt. Ihr Aufbau unterscheidet sich von denen der Arterien. Wegen des geringeren Blutdrucks in Richtung Herz besitzen sie Venenklappen, die einen Rückfluss des Bluts verhindern sollen. Auch hier hilft das Röntgen dabei, Gefäßverschlüsse (Thromben) oder auch Veränderungen an den Venenklappen darzustellen, wie sie etwa bei Krampfadern vorkommen können.

Röntgen von Knochen und Gelenken

Erkrankungen des Bewegungsapparats, insbesondere der Knochen beziehungsweise der Gelenke, lassen sich mittels Röntgenstrahlung gut feststellen, zum Beispiel:

  • Knochenbrüche
  • Fehlstellungen
  • Osteoporose
  • Gelenkverschleiß (Arthrose) oder rheumatische Gelenkveränderungen
  • Erbkrankheiten wie die Chondrodysplasie

Röntgen der weiblichen Brust

Die Mammographie ist eine besondere Röntgen-Form. Hierbei wird die weibliche Brust (sehr selten die männliche) mittels spezieller Geräte geröntgt. Hauptziel dieser Röntgenuntersuchung ist es, bösartige Tumoren der Brust (Brustkrebs) frühzeitig zu erkennen und dann erfolgreich behandeln (z.B. mittels Operation und Bestrahlung) zu können. Die Röntgenstrahlung, die im Rahmen einer Mammographie nötig ist, unterscheidet sich von den Röntgenstrahlen, die beispielsweise bei Knochenbrüchen eingesetzt werden. Fachleute bezeichnen sie als "weicher".

Fremdkörper

Abgesehen von Röntgenuntersuchungen, die zeigen, ob ein Organ erkrankt ist (z.B. Lungenentzündung oder Herzschwäche), können Röntgenstrahlen auch eingedrungene Fremdkörper sichtbar machen. Dazu eignen sich das normale Röntgenbild, aber auch spezielle Schichtaufnahmen. Dabei entsteht eine Reihe von Bildern, die zum Beispiel den Brustkorb schichtweise abbilden. Die Computertomographie (CT) ist ein solches Verfahren und wird deshalb oft als Schichtröntgen bezeichnet. Auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) liefert entsprechende Bilder – nutzt allerdings keine Röntgenstrahlen, sondern ein Magnetfeld.

Fremdkörper können auf verschiedene Weise in das Körperinnere gelangen, unter anderem durch:

  • Verschlucken (oft bei Kleinkindern)
  • sexuelle Manipulation über Penis, Vagina oder After
  • Gewalt wie Schussverletzungen, Stichverletzungen, Explosionen
  • Verkehrsunfälle oder andere Unfälle
  • verschluckte Speisereste wie etwa Knochen, Gräten

Es gibt positiv und negativ schattengebende Fremdkörper. Unter positiv schattengebenden Gegenständen versteht man Substanzen, die Röntgenstrahlung stärker abschwächen als ihre Umgebung; negativ schattengebende schwächen sie entsprechend geringer ab.

Zu den positiv schattengebenden Fremdkörpern gehören:

  • Metalle
  • Sicherheitsglas
  • Gräten, Knochen

Diese Fremdkörper sind in der Regel auf einem Nativbild – also einem Röntgenbild ohne Kontrastmittel – erkennbar, was bei den negativ schattengebenden meist nicht der Fall ist.

Zu den negativ schattengebenden Gegenständen zählen:

  • Kunststoffe
  • "normales" Glas
  • Holz

Negativ schattengebende Gegenstände lassen sich im Magen-Darm- und im Harntrakt mit Kontrastmitteln darstellen; an anderer Stelle sind sie meist aufgrund von Symptomen wie Schwellungen (Ödeme), Entzündungen oder Blutungen zu erkennen.

Risiken

Je nach Art der Untersuchung ist die Strahlenbelastung beim Röntgen unterschiedlich hoch. Größtenteils ist die Belastung durch das Röntgen jedoch sehr niedrig und liegt häufig unter dem Wert der natürlichen Strahlenbelastung, der jeder Mensch über das Jahr hinweg ausgesetzt ist. Höhere Dosen treten gegebenenfalls bei Magen-Darm- und Schlagader-Untersuchungen sowie bei CT-Aufnahmen des Brust- und Bauchraums auf.

In Deutschland beträgt die natürliche mittlere Strahlenbelastung rund drei Millisievert. Eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs beispielsweise benötigt Strahlendosen, die deutlich unter einem Millisievert liegen.

Insofern ist eine Routine-Röntgenuntersuchung in der Regel risikoarm. Dennoch sollte man zu häufiges Röntgen im Jahr vermeiden. Vor allem bei schwangeren Frauen können selbst kleinste Strahlendosen ein Risiko für das ungeborene Kind im Mutterleib bedeuten. Daher nutzen Ärzte bei Schwangeren andere Bildgebungsverfahren wie Ultraschall (Sonographie) oder Magnetresonanztomographie (MRT).

In seltenen Fällen können allergische Reaktionen auf Röntgen-Kontrastmittel auftreten.