Das Bild zeigt eine Ärztin, die das Ohr eines Kindes untersucht.
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Paukenröhrchen

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.11.2021

Paukenröhrchen kommen bei bestimmten Erkrankungen des Mittelohrs zum Einsatz. So etwa, wenn sich in der Paukenhöhle im Mittelohr Flüssigkeit (z.B. Eiter als Folge einer Infektion) hinter dem Trommelfell angesammelt hat, die abgeleitet werden muss, oder das Mittelohr belüftet werden soll. Bei Kindern sind Paukenröhrchen häufiger notwendig als bei Erwachsenen.

Überblick

Paukenröhrchen sind winzige Röhrchen aus Metalloder Kunststoff, die es in unterschiedlichen Formen gibt: Manche sehen T-förmig aus, andere ähneln eher einer Spule oder Garnrolle.

Der Arzt setzt das Paukenröhrchen meist ambulant während einer kurzen OP ins Ohr ein. Dazu macht er einen kleinen Schnitt im Trommelfell (sog. Parazentese) und saugt eventuell dahinter liegende Flüssigkeit ab. Dann setzt er das Paukenröhrchen in die entstandene Öffnung, damit das Trommelfell nicht sofort zuheilt.

Dadurch entsteht eine Verbindung zwischen äußerem Gehörgang und Mittelohr. Das Paukenröhrchen ermöglicht einerseits einen Luftaustausch, der bei einer entzündeten Schleimhaut im Mittelohr beim Heilungsprozess hilft. Andererseits kann so auch Flüssigkeit abfließen, die sich bei manchen Erkrankungen hinter dem Trommelfell ansammelt (z.B. Eiter). Die Paukenröhrchen-OP dauert meist nicht länger als 15 Minuten.

Eine Vollnarkose während der Paukenröhrchen-OP ist bei älteren Kindern und Erwachsenen nicht zwingend erforderlich, denn normalerweise entstehen bei diesem Eingriff keine Schmerzen. Allerdings empfinden viele Patienten den Eingriff im Ohr als unangenehm, da sie direkt am Trommelfell stattfinden und dadurch laut sind. Bei Kindern unter 12 Jahren nimmt der Arzt die Parazentese und das Setzen des Paukenröhrchens deshalb in der Regel immer unter Vollnarkose vor, sodass ein kurzer Krankenhausaufenthalt erforderlich ist. Bei Patienten über 12 Jahren ist der Eingriff auch mit örtlicher Betäubung möglich.

Nachdem der Arzt das Paukenröhrchen eingesetzt hat, kann man in der Regel auf dem betroffenen Ohr für kurze Zeit schlechter hören. Das liegt daran, dass das Trommelfell um das Paukenröhrchen herum nicht sofort dicht anliegt. Sobald sich das Trommelfell um das Paukenröhrchen herum geschlossen hat (etwa nach 14 Tagen), stellt sich jedoch die gewohnte Hörfähigkeit wieder ein.

Meist werden Paukenröhrchen nur vorübergehend (Wochen bis Monate) eingesetzt, sie können in bestimmten Fällen jedoch auch dauerhaft im Ohr verbleiben.

Das Paukenröhrchen fällt normalerweise nach etwa 3 bis 12 Monaten einfach von selbst heraus oder der Arzt entfernt es nach gegebener Zeit. Sobald das Paukenröhrchen fehlt, beginnt sich das Trommelfell zu schließen und heilt in der Regel von selbst zu. In manchen Fällen muss die verbliebene Öffnung im Trommelfell auch chirurgisch geschlossen werden.

Wann werden Paukenröhrchen eingesetzt?

Ein Paukenröhrchen kann bei bestimmten Erkrankungen des Mittelohrs zum Einsatz kommen, so zum Beispiel

  • wenn sich immer wieder Flüssigkeit hinter dem Trommelfell ansammelt (sog. Paukenerguss).
  • wenn die Belüftung des Mittelohrs über die Ohrtrompete nicht richtig funktioniert.
  • bei chronischer Mittelohrentzündung.
  • bei häufigen Infektionen des Ohrs.

Schwimmen, Baden & Co.

Paukenröhrchen sind sehr klein und der Durchmesser der Öffnung ist entsprechend winzig – Wasser dringt deshalb normalerweise nicht von außen durch das Paukenröhrchen ins Mittelohr. Schwimmen ist daher in der Regel kein Problem.

Dennoch sollten Betroffene vorsichtig sein und beim Schwimmbadbesuch vor allem aufs Tauchen und Springen verzichten, um das Risiko eines sogenannten Vestibularreizes zu umgehen: Wenn kaltes Wasser durch das Paukenröhrchen ins Mittelohr gelangt, kann das das Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan) reizen und Schwindelgefühle auslösen – gerade im Schwimmbad ist das gefährlich.

Vorsicht ist beim Baden oder Duschen angeraten, insbesondere beim Haarewaschen: Die Inhaltsstoffe von Seife, Duschgel und Shampoo verändern die Oberflächenspannung des Wassers – das Wasser kann dadurch leichter durchs Paukenröhrchen und damit ins Mittelohr gelangen. Enthält das Wasser Keime, können diese so ins Mittelohr eingeschleppt werden.

 

 

 

Ohrstöpsel oder nicht?

Ob man bei einem Paukenröhrchen Ohrstöpsel beim Schwimmen, Baden oder Duschen verwenden sollte, ist in der Literatur uneinheitlich beschrieben. Während vereinzelte Quellen von Ohrstöpseln abraten, empfehlen die meisten Quellen Ohrstöpsel zum Schutz vor eindringendem Wasser. Auch die Frage, ob diese speziell vom Hörgeräteakustiker angepasst werden müssen oder in der Apotheke erhältliche Ohrstöpsel in Standardgrößen verwendet werden können, scheint nicht einheitlich geklärt zu sein. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, welches Vorgehen er für angebracht hält!