Man sieht einen Mann, der eine Frau im Krankenbett besucht und ihr einen Kuss auf die Stirn gibt.
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Palliativmedizin

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 01.07.2015 - 17:04 Uhr

Die Krankheit ist nicht heilbar – eine Diagnose, die bei Betroffenen und ihren Angehörigen oft Angst, Wut, Trauer und vor allem Hilflosigkeit auslöst. An diesem Punkt rückt meist ein Wunsch in den Vordergrund, nämlich die verbleibende Zeit möglichst ohne Beschwerden und Schmerzen zu verbringen. Diesem Wunsch versucht man in der Palliativmedizin gerecht zu werden.

Palliativmedizin – wenn die Krankheit nicht heilbar ist

Als Palliativmedizin bezeichnet man die Behandlung von Menschen, die an einer bereits weit fortgeschritten und nicht heilbaren Erkrankung leiden. Dabei liegt der Fokus darauf, Schmerzen zu lindern und Lebensqualität und Selbstbestimmung des Patienten bestmöglich aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Hierin unterscheidet sich die Palliativmedizin von der Präventiv- oder Kurativmedizin, die vordergründig darauf ausgerichtet sind, einer Erkrankung vorzubeugen beziehungsweise diese zu heilen.

In der Palliativmedizin geht es weder darum, den Sterbeprozess aktiv zu beschleunigen, noch darum, ihn künstlich zu verzögern. Vielmehr steht im Vordergrund, den Betroffenen ein menschenwürdiges Leben bis zu ihrem Tod zu ermöglichen.

Der Begriff Palliativmedizin leitet sich vom lateinischen Begriff pallium ab, was Mantel bedeutet: Wie ein Mantel sollen alle Maßnahmen der Palliativmedizin den Betroffenen schützen und ihm die Situation so angenehm wie möglich machen. Palliativmedizin kommt in Hospizen, Pflegeeinrichtungen und Krankenstationen zum Einsatz. Darüber hinaus gibt es ambulante Palliativpflegedienste, die Betroffene zu Hause betreuen.

Palliativmedizin umfasst:

  • die optimale Schmerztherapie,
  • die Kontrolle und Linderung von anderen körperlichen Beschwerden,
  • Unterstützung bei psychischen und sozialen Belastungen und
  • Hilfestellung bei der Planung der weiteren Versorgung.

Das soziale Umfeld des Betroffenen nimmt in der Palliativmedizin eine wichtige Rolle ein. Denn zur Palliativmedizin gehört es auch,

  • Geborgenheit und Wärme zu vermitteln und
  • den Betroffenen bis in den Tod zu begleiten.

Dies geschieht in Zusammenarbeit mit den Angehörigen. Oft brauchen jedoch auch nahestehende Menschen des Erkrankten selbst psychologische Unterstützung und Hilfe, um ihrem Angehörigen auf seinem letzten Weg beistehen zu können. Auch diese Aufgabe leistet die Palliativmedizin.

Palliative Einrichtungen: Hospiz und Co.

Bei vielen Menschen weckt der Begriff Palliativstation oder Hospiz Bilder von Schwerkranken, die an Schläuche angeschlossen ihre letzten Tage in der Enge eines tristen Krankenhauszimmers verbringen.

Entgegen dieser Vorstellung sieht die Realität in der Palliativmedizin anders aus: Im Unterschied zu einer normalen Krankenstation bieten Hospize oder Palliativstationen eine besondere Umgebung für ihre "Bewohner": Wohnlich eingerichtete Zimmer schaffen eine warme Atmosphäre, die Geborgenheit spendet.

Viele palliative Einrichtungen verfügen über Gemeinschaftsräume und Küchen, in denen sich Patienten und Angehörige zusammenfinden können und die auch Platz für gemeinsame Aktivitäten oder Feiern bieten. Denn in der Palliativmedizin versteht man die letzte Lebensphase nicht als ein "Warten auf den Tod" – vielmehr geht es darum, den letzten Monaten, Wochen und Tagen mehr Leben zu geben.

Oft ist palliativen Einrichtungen ein Garten oder eine Terrasse angeschlossen.

Auch die Besuchszeiten sind in palliativen Einrichtungen anders geregelt als in normalen Krankenstationen: Meist gibt es flexible Besuchszeiten, sodass Angehörige den Kranken rund um die Uhr besuchen können. Außerdem steht eine Schlafcouch oder ein Bett bereit, sodass sie über Nacht in der Nähe des Kranken bleiben können.

Wenn es der gesundheitliche Zustand zulässt, können unheilbar kranke Menschen auch einen ambulanten Palliativpflegedienst in Anspruch nehmen. So können sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und werden zuhause vom Personal des Pflegedienstes versorgt und begleitet.

Fachübergreifend und speziell geschult

Die Gewissheit über den nahenden Tod fordert einen sensiblen Umgang mit den Patienten und ihren Angehörigen. Um auf die speziellen Bedürfnisse und Wünsche in dieser besonderen Lebenssituation eingehen zu können, umfasst die Palliativmedizin eine fachübergreifende Zusammenarbeit: Neben Ärzten stehen auch Seelsorger, Psychologen, Sozialarbeiter, Pfleger und Physiotherapeuten bereit.

Um in der Palliativmedizin zu arbeiten, bedarf es einer speziellen Zusatzausbildung. Die Kompetenzen des Personals gehen über die medizinische Versorgung hinaus. Es ist dafür ausgebildet, in der schweren Situation seelischen Beistand durch Gespräche, Zuhören und "Dasein" zu leisten und Betroffenen und auch ihren Angehörigen Kraft zu geben und sie zu unterstützen.

Wichtig ist in der Palliativmedizin vor allem die offene und einfühlsame Kommunikation. Das therapeutische Vorgehen wird zusammen mit dem Betroffenen festgelegt. Dabei soll seine Autonomie respektiert und die Bedürfnisse von Angehörigen berücksichtigt werden. Auch Angehörige werden auf Wunsch in alle Entscheidungen miteinbezogen, ermutigt und informiert.