Das Bild zeigt einen Arm, der an einer Dialyse angeschlossen ist.
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Dialyse (Blutwäsche)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Der Begriff Dialyse (Blutwäsche) kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Auflösung" beziehungsweise "Trennung" (griech. dialysis = Auflösung, Trennung). Dialyse bezeichnet eine künstliche Blutwäsche bei Menschen mit schweren Nierenschäden, deren Nieren den Körper nicht mehr von schädlichen Substanzen und überflüssigem Wasser befreien können.

Allgemeines

Es gibt zwei verschiedene Dialyse-Techniken: Auf der einen Seite gibt es Verfahren, die das Blut mit Hilfe eines externen Geräts reinigen – sogenannte extrakorporale (außerhalb des Körpers erfolgende) Verfahren. Weiterhin stellt die sogenannte Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) eine Therapiemöglichkeit dar, welche das Blut innerhalb des Körpers wäscht. Der Arzt entscheidet gemeinsam mit dem Patienten, welche Art der Dialyse am sinnvollsten ist. Menschen, die auf eine künstliche Blutwäsche angewiesen sind, sind mehrmals pro Woche mehrere Stunden mit der Dialyse beschäftigt.

Die Dialyse hilft Menschen zu überleben, deren eigene Nieren nicht mehr ausreichend arbeiten. Die Niere ist ein wichtiges Reinigungsorgan des Körpers. Sie filtert Abfallstoffe aus dem Blut und schützt den Körper so vor Vergiftungen. Über die Flüssigkeitsausscheidung im Urin beeinflusst sie den Blutdruck und steuert daneben auch den Mineralstoffhaushalt des Körpers. Außerdem produziert die Niere Hormone, die für die Blut- und die Knochenbildung wichtig sind. Mithilfe der Blutwäsche kann man die Filterfunktion der Niere vorübergehend ersetzen. Trotzdem ist die Dialyse bei weitem nicht so effektiv wie die Leistung der eigenen Niere.

Patienten, deren Nieren nicht mehr ausreichend arbeiten und die somit auf eine Dialyse angewiesen sind, können nur durch den Erhalt einer Spenderniere (Nierentransplantation) auf die künstliche Blutwäsche verzichten. Da es nicht genug Spendernieren gibt, müssen einige Menschen allerdings ihr Leben lang zur Dialyse-Behandlung.

Häufigkeit

Sind die Nieren so schwer geschädigt, dass sie das Blut nicht mehr ausreichend von Schadstoffen und Wasser befreien können, muss die künstliche Blutwäsche – die Dialyse – diese Aufgaben übernehmen. Bei einer dauerhaften Nierenfunktionsstörung hilft in manchen Fällen eine Nierentransplantation. In Deutschland leben rund 60.000 Dialyse-Patienten.

Verfahren

Die Dialyse ist eine künstliche Blutwäsche, die das Blut von Stoffwechselprodukten und Wasser befreit. Dazu nutzt man einen sogenannten Dialysator. Das Dialyse-Gerät leitet das gereinigte Blut anschließend wieder in den Körper zurück. Dabei können verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen.

Es gibt Dialyse-Verfahren, die das Blut außerhalb (extrakorporal) oder innerhalb des Körpers (intrakorporal) reinigen.

Extrakorporale Dialyse

Um das Blut außerhalb des Körpers von schädlichen Substanzen zu reinigen, legt der Arzt in der Regel einen speziellen Gefäßzugang (Shunt), bei dem er künstlich eine Vene mit einer Arterie verbindet. Dazu ist ein kleiner operativer Eingriff nötig. Durch die direkte Verbindung zwischen der Arterie und der Vene weitet sich die Vene und der Blutfluss erhöht sich.

Hämodialyse

Die Hämodialyse ist unter den verschiedenen Dialyse-Verfahren das am häufigsten genutzte Dialyse-Prinzip. Hierbei reinigt ein Filter (Dialysator) das Blut von schädlichen Stoffwechselprodukten. In ihm fließen eine Spülflüssigkeit (Dialysat) und das Blut durch eine dünne Haut (Membran) getrennt in entgegengesetzten Richtungen aneinander vorbei. Die Membran ist für Wasser und Schadstoffe durchlässig.

Zwischen den beiden Seiten des Häutchens besteht ein Konzentrationsunterschied, da im Blut mehr Teilchen beziehungsweise Stoffwechselprodukte, zum Beispiel Harnstoff, vorhanden sind. Die Teilchen folgen dem Konzentrationsgefälle (Diffusion) und treten kontinuierlich durch die Membran in die Spülflüssigkeit über. Das gereinigte Blut fließt anschließend in den Körper zurück.

Menschen, die auf eine künstliche Blutwäsche angewiesen sind, verbringen mehrmals wöchentlich viele Stunden mit der Dialyse. In der Regel dialysieren die Erkrankten dreimal pro Woche jeweils vier bis acht Stunden – abhängig von der verbliebenen Nierenfunktion und ihrer Körpergröße. Bei einer täglichen Dialyse-Behandlung mit einer Dauer von etwa zwei Stunden fühlen sich die Betroffenen meist deutlich leistungsfähiger, weshalb eine sogenannte kontinuierliche Hämodialyse immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Es gibt auch Möglichkeiten, eine Dialyse zu Hause durchzuführen (Heimdialyse). Hierbei kann der Erkrankte die Behandlung einfacher an seine individuellen Bedürfnisse anpassen. Die Heimdialyse ist in Deutschland jedoch nicht sehr verbreitet.

Hämodiafiltration

Ein weiteres Dialyse-Verfahren ist die Hämodiafiltration. Ebenso wie bei der Hämodialyse wird das Blut auch bei diesem Verfahren außerhalb des Körpers gereinigt (extrakorporales Verfahren). Hierbei wird das Blut durch eine großporige Trennschicht (Membran) gefiltert. Außerdem nutzt dieses Verfahren den Blutdruck, welcher große Mengen Blutflüssigkeit (Plasma) über die Membran aus dem Blut drückt. Der Flüssigkeitsverlust lässt sich durch spezielle Mineralstofflösungen ausgleichen. Nach der Reinigung strömt das Blut in den Körper zurück.

Peritonealdialyse

Neben den Dialyse-Verfahren, die das Blut außerhalb des Körpers (extrakorporal) reinigen, gibt es eine Dialyse-Form, die den Bauchraum zur Blutwäsche nutzt (Peritonealdialyse). Bei der Peritonealdialyse hat das Bauchfell (Peritoneum) die Funktion eines Filters, der die Schadstoffe und überschüssiges Wasser vom Blut trennt. Die Bauchhöhle dient als Behältnis für die Spülflüssigkeit (Dialysat). Das Dialysat gelangt über einen dauerhaft in die Bauchdecke einsetzten Schlauch in die Bauchhöhle und verbleibt dort einige Stunden. Die Blutreinigung findet am stark durchbluteten Bauchfell statt, das den Bauchraum auskleidet und den Großteil der inneren Organe umschließt. Im Gegensatz zur Hämodialyse muss die Peritonealdialyse täglich erfolgen.

Bei einer sogenannten kontinuierlichen Peritonealdialyse wechselt der Patient die Spülflüssigkeit mehrmals täglich. Dazu lässt er das Dialysat in einen Beutel abfließen und ersetzt es durch neue Spülflüssigkeit. Im Gegensatz dazu wird die sogenannte intermittierende Peritonealdialyse nur nachts, mithilfe einer Maschine, durchgeführt. Bei der nächtlichen Peritonealdialyse sind die Betroffenen tagsüber mobiler.

Die Peritonealdialyse eignet sich vor allem für Kinder und für ältere Menschen. In Deutschland findet sie bei weniger als fünf Prozent der Dialyse-Patienten Anwendung.

Komplikationen

Bei Verfahren der Dialyse (Blutwäsche), die das Blut außerhalb des Körpers (extrakorporal) reinigen, treten selten Komplikationen auf. Möglich sind jedoch Blutdruckabfälle und eine Infektion des operativ gelegten Gefäßzugangs (Shunt). Da der Shunt drei- bis viermal in der Woche punktiert wird, um das Blut zu reinigen, besteht die Möglichkeit, dass sich die Einstichstelle mit Bakterien infiziert. Außerdem können sich am Shunt Blutgerinnsel () bilden, die das Gefäß verschließen und damit für die Dialyse unbrauchbar machen. Mit einem operativen Eingriff kann ein Arzt das Gerinnsel jedoch häufig entfernen und den Shunt dadurch wieder durchgängig machen.

Bei der Peritonealdialyse, die das Blut innerhalb des Körpers wäscht, besteht die Möglichkeit, dass sich das Bauchfell entzündet (Peritonitis). Dies geschieht, wenn Bakterien über den in die Bauchdecke eingepflanzten Schlauch in die Bauchhöhle eintreten und zu einer schmerzhaften Infektion führen. Eine Peritonitis kann unter Umständen lebensbedrohlich sein. In der Regel lässt sich eine solche Entzündung jedoch mit Antibiotika gut behandeln.

Menschen mit schweren Nierenschäden sollten sehr auf ihre Ernährung achten. Viele Komplikationen, die bei Dialyse-Patienten auftreten, stehen im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme. Da die Nieren ihre Reinigungs- und Ausscheidungsfunktion nicht mehr ausreichend übernehmen, dürfen die Betroffenen oft nur begrenzte Mengen an Flüssigkeit zu sich nehmen. Außerdem müssen sie sehr auf ihre Eiweiß- und Kaliumzufuhr achten, da diese Stoffe im Übermaß bei Dialyse-Patienten lebensbedrohliche Stoffwechselstörungen verursachen können.

Bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) ist meist viel Phosphat im Blut vorhanden, was Gefäßschäden wie Arteriosklerose (Arterienverkalkung) verursachen kann. Wenn die Phosphatkonzentration im Blut trotz phosphatarmer Ernährung zu hoch ist, helfen sogenannte Phosphatbinder. Sie verbinden sich im Magen-Darm-Trakt mit dem über die Nahrung aufgenommenen Phosphat und werden anschließend ausgeschieden. Es gibt verschiedene Arten von Phosphatbindern, zum Beispiel mit oder ohne Aluminium oder Calcium, die den gestörten Mineralhaushalt von Dialyse-Patienten verbessern können.

Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen scheinen die calciumfreien Wirkstoffe die geringsten Nebenwirkungen zu verursachen. Aluminiumhaltige Phosphatbinder werden heutzutage wegen ihrer Nebenwirkungen nicht mehr empfohlen. Eine langjährige Therapie mit aluminiumhaltigen Phosphatbindern kann zu Ablagerungen von Aluminium im Gehirn und in den Knochen führen. Die Folge davon sind eine Verschlechterung der Hirnfunktion (Demenz) und Einschränkungen der Beweglichkeit.

Um möglichen Infektionen mit Hepatitis B, Hepatitis C und HIV über eine Dialyse vorzubeugen, herrschen in den Dialyse-Zentren strengste hygienische Vorschriften für die Reinigung der Dialyse-Geräte. Menschen, bei denen eine solche Infektion bekannt ist, erhalten für ihre Behandlung eigene Dialyse-Maschinen, die für keinen anderen Patienten verwendet werden. Zusätzlich wird allen Dialyse-Patienten eine aktive Schutzimpfung gegen Hepatitis B empfohlen.

Prognose

Für Patienten, die auf eine Dialyse (Blutwäsche) angewiesen sind, hängt die Prognose stark vom Lebensalter und von der Grunderkrankung ab. Bei mehr als der Hälfte aller Menschen, die dauerhaft auf eine Dialyse angewiesen sind, beträgt die Lebenserwartung nach Beginn der Dialyse mehr als weitere zehn Jahre, jeder vierte Dialyse-Patient lebt 20 Jahre und länger. Mit steigendem Lebensalter oder bei zusätzlichen Erkrankungen, zum Beispiel Diabetes mellitus oder Erkrankungen des Herzens, sinkt die Prognose. Patienten, bei denen das Risiko für Herzerkrankungen durch geeignete vorbeugende Maßnahmen minimal ist und die auf eine Dialyse angewiesen sind, haben nur eine etwas geringere Lebenserwartung als Menschen mit gesunden Nieren.

Die Lebensqualität unter einer Dialyse-Behandlung ist individuell sehr unterschiedlich. Viele Menschen, die sich dauerhaft einer künstlichen Blutwäsche unterziehen müssen, führen ein kaum eingeschränktes Leben und können weiterhin einer regelmäßigen Beschäftigung nachgehen. Heutzutage gibt es in den meisten Städten Dialyse-Stationen, in denen die Betroffenen ihr Blut ambulant reinigen lassen können. Manchmal ist es auch möglich, eine Dialyse-Station zu Hause aufzubauen.

Bei dauerhaft geschädigten Nieren kann eine Nierentransplantation die Nierenfunktion wiederherstellen: Mit der "neuen" Niere ist dann keine Dialyse mehr notwendig und die Lebenserwartung dementsprechend höher. Da jedoch wesentlich mehr Patienten für eine Transplantation angemeldet sind, als Spendernieren zur Verfügung stehen, kann die Wartezeit mehrere Jahre betragen.

Dialyse und Urlaub

Wenn Sie selbst auf eine Dialyse (Blutwäsche) angewiesen sind und wegen der regelmäßigen Behandlung an eine Dialyse-Station gebunden sind, ist es wichtig, jeden längeren Urlaub und Ortswechsel sorgfältig zu planen. Das heißt aber nicht, dass Sie ganz auf Urlaub oder Geschäftsreisen verzichten müssen. Wenn Ihr Gesundheitszustand gut ist, kann ein Umgebungswechsel nicht schaden und verschafft Abwechslung vom gewohnten Dialyse-Alltag.

An vielen Ferienorten besteht die Möglichkeit, eine sogenannte Urlaubsdialyse in Anspruch zu nehmen. Es gibt sogar Reiseveranstalter, die sich auf den Urlaub für Dialyse-Patienten spezialisiert haben. Die Krankenkassen übernehmen grundsätzlich die Kosten für die Behandlung in einem Urlaubsort im Inland und in vielen Fällen auch die Dialyse bei Auslandsaufenthalten.

Eine Urlaubsdialyse müssen Sie rechtzeitig anmelden und mit dem behandelnden Dialyse-Arzt am Heimatort absprechen. Mitunter müssen Sie bestimmte Medikamente selbst mitbringen.