Das Bild zeigt eine Frau, die im Nacken massiert wird.
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Craniosacrale Therapie

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 11.03.2021

Die craniosacrale Therapie ist ein alternatives Behandlungsverfahren, bei dem ein Therapeut spezielle Handgriffe einsetzt, um unterschiedliche Beschwerden zu lindern. Dieses Verfahren zählt deshalb zu den sogenannten manuellen (lat. manus = Hand) Behandlungsmethoden. Die Handgriffe setzen bei der craniosacralen Therapie am Schädel (Cranium) und am Kreuzbein (Sacrum) an. Daher leitet sich der Name "craniosacrale Therapie" ab.

Allgemeines

Die craniosacrale Therapie stützt sich auf eine Theorie, die mit der Strömung des Hirnwassers (Liquor) zusammenhängt: Befürworter der craniosacralen Therapie gehen davon aus, dass der Hirnwasserstrom das menschliche Wohlbefinden stark beeinflusst. Liegt eine Veränderung der Hirnwasserströmung vor, gilt dies ihrer Meinung nach als Ursache für bestimmte Erkrankungen und Symptome.

Therapeuten setzen die craniosacrale Therapie ein, um den normalen Hirnwasserfluss wiederherzustellen. Sie spüren dazu Störungen der Hirnwasserströmung auf und versuchen sie dann durch spezielle Drucktechniken zu beheben. Die craniosacrale Therapie soll so die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und eine tiefgreifende Heilung anregen.

Die Behandlung soll Verspannungen lösen, die Durchblutung verbessern und letztlich Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Allergien lindern. Weitere Anwendungsgebiete der craniosacralen Therapie sind zum Beispiel Beschwerden des Bewegungsapparates und Migräne. Speziell bei Kindern wenden Therapeuten die craniosacrale Therapie auch bei Hyperaktivität, nervösen Tics und Haltungsschäden an. Bisher gibt es allerdings keine Studien, die eine Wirksamkeit der craniosacralen Therapie ausreichend wissenschaftlich belegen.

Eine craniosacrale Therapie-Einheit dauert meist eine Stunde und läuft sehr konzentriert und ruhig ab – nicht selten schläft ein Patient während der Behandlung ein. Eine craniosacrale Therapie kann bei Erwachsenen aus mehreren Einzelbehandlungen bestehen, zwischen denen ein zeitlicher Abstand von meist einer Woche liegt.

Geschichte

Die craniosacrale Therapie wurde in den 1930er Jahren von dem amerikanischen Osteopathen William Garner Sutherland (1873-1954) vorgestellt. Er ging davon aus, dass der rhythmische Fluss des Hirnwassers (Liquor) von großer Bedeutung für die Gesundheit ist und eine Rhythmusveränderung zu Krankheiten, Störungen der Körperfunktionen und einer Verschlechterung des Wohlbefindens führt.

Der Chirurg und OsteopathJohn E. Upledger entwickelte diesen ersten Ansatz in den 1970er Jahren weiter. In den folgenden Jahren erlebte die craniosacrale Therapie einen Aufschwung unter Masseuren und Heilpraktikern.

Grundlagen

Die craniosacrale Therapie stützt sich auf die Grundidee, dass die Strömung des Hirnwassers (Liquor) das Wohlbefinden beeinflussen kann. Das Zusammenspiel von Knochen und Hirnwasserströmung ist für Befürworter dieser Theorie ein wesentlicher Aspekt: Sie gehen davon aus, dass sich das Hirnwasser, welches Gehirn und Rückenmark umgibt, vom Schädel (Cranium) bis zum Kreuzbein (Sacrum) bewegt und dabei mit einem Rhythmus von etwa sechs bis zwanzig Zyklen pro Minute pulsiert. Dieser Rhythmus verändert sich ihrer Ansicht nach durch Bewegungseinschränkungen der Schädelknochen, der Wirbelsäule oder des Beckens – und die veränderte Hirnwasserströmung gilt dann als Ursache für gesundheitliche Störungen.

Craniosacral-Therapeuten trainieren ihre Wahrnehmungsfähigkeit so, dass sie kleinste Veränderungen der Hirnwasserströmung mit ihren Händen spüren können. Durch spezielle Handgriffe versuchen sie, die Strömung zu normalisieren. Die so durchgeführte craniosacrale Therapie soll die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren, Verspannungen lösen, die Durchblutung verbessern und letztlich Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Allergien lindern.

Durchführung

Während der craniosacralen Therapie liegt der Patient meist auf dem Bauch oder dem Rücken und versucht dabei, sich möglichst tief zu entspannen. In manchen Fällen ist die Behandlung auch im Sitzen möglich. Der Therapeut legt seine Hände auf den Kopf des Patienten und stimmt sich auf den Rhythmus der Hirnwasserströmung ein. Am Schädel, entlang der Wirbelsäule und am Kreuzbein versucht er nun, Störungen des Rhythmus ausfindig zu machen.

Wenn er eine Blockierung oder Unregelmäßigkeit fühlt, legt der Craniosacral-Therapeut seine Hände auf die entsprechende Stelle und versucht durch bestimmte Drucktechniken, den normalen Hirnwasser-Rhythmus wiederherzustellen. Die speziellen Handgriffe der craniosacralen Therapie führt der Therapeut am Schädel und an der gesamten Wirbelsäule durch, bis er eine Verbesserung ertastet.

Die Dauer einer Therapie-Einheit beträgt meist eine Stunde. Die Behandlung läuft sehr konzentriert und ruhig ab, sodass der Patient oft dabei einschläft. Eine craniosacrale Therapie bei Erwachsenen kann aus mehreren Einzelbehandlungen bestehen. Dazwischen sollte jeweils ein Abstand von einer Woche liegen.

Anwendungsgebiete

Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Neugeborenen ist eine craniosacrale Therapie möglich. Anwendungsgebiete bei Kindern sind unter anderem:

Bei Erwachsenen führen Therapeuten eine craniosacrale Therapie vorwiegend bei Verletzungen im Bereich des Kopfs oder der Wirbelsäule infolge von Unfällen durch. Sie behandeln mit dieser Methode aber auch folgende Beschwerden und Krankheitsbilder:

Bisher gibt es keine aussagekräftigen Studien über den Erfolg der craniosacralen Therapie. Die Wirkung dieser Therapieform ist somit nicht ausreichend wissenschaftlich gesichert. Wenn Sie sich für eine craniosacrale Therapie entschieden haben, müssen Sie die Behandlung meist selbst bezahlen. Die gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten in der Regel nicht.

Risiken und Komplikationen

Wenn Sie sich mithilfe craniosacraler Therapie behandeln lassen möchten, sollten Sie Ihr Vorhaben mit Ihrem Arzt besprechen. Wenn Sie sich ausschließlich auf die craniosacrale Therapie verlassen, besteht das Risiko, dass ernsthafte Krankheiten übersehen oder nicht ausreichend behandelt werden.

In bestimmten Fällen – besonders in akuten und bedrohlichen Situationen – ist eine craniosacrale Therapie nicht angebracht. Ein typisches Beispiel sind Menschen mit Hirnblutungen oder erhöhtem Hirndruck.

Eltern sollten beachten, dass eine craniosacrale Therapie für Neugeborene mit Komplikationen verbunden sein kann: Das Gehirn kann durch die speziellen Handgriffe verletzt werden, da die Spalten zwischen den Schädelknochen noch weit auseinanderstehen.

Die craniosacrale Therapie kann die Schulmedizin ergänzen. Jedoch sollten Sie vorher mit Ihrem Arzt besprechen, ob diese Behandlungsmethode zur Behandlung Ihrer Beschwerden geeignet ist.