Blutröhrchen wird im Labor untersucht.
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Blutsenkung: Was der BSG-Wert bedeutet

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 12.12.2022

Die Blutsenkungsgeschwindigkeit, also der BSG-Wert, wird bei Verdacht auf entzündliche Erkrankungen bestimmt. Was Normwerte sind, was erhöhte und zu niedrige Werte bedeuten und wie aussagekräftig der Wert ist, erfahren Sie hier.

Normalwerte der Blutsenkung

Blut besteht aus zwei Anteilen: Dem flüssigen Blutplasma und dem festen Anteil, den Blutzellen. Normalerweise sind die festen Blutbestandteile im Blutplasma gelöst. Außerhalb des Körpers, zum Beispiel im Reagenzglas oder in Spritzen, setzen sich die festen Bestandteile des Bluts gegenüber der flüssigen Phase ab. Diesen Vorgang bezeichnen Fachleute als Blutsenkung (BSG-Wert).

Der BSG-Wert wird normalerweise nach der ersten Stunde ermittelt, er kann aber auch nach zwei Stunden bestimmt werden. Dieser Zwei-Stunden-Wert bringt aber keinen zusätzlichen Informationsgewinn.

Normalwerte nach der 1. Stunde:

Altermännlichweiblich
bis drei Wochen< 2 mm/h< 2 mm/h
4 Wochen-15 Jahre3-13 mm/h3-13 mm/h
16-49 Jahre< 15 mm/h< 20 mm/h
ab 50 Jahren< 20 mm/h< 25/30 mm/h

Die Referenzwerte können je nach Labor leicht variieren.

Zu hoher Blutsenkungswert

Ein leicht erhöhter Blutsenkungswert (bis 50 mm in der ersten Stunde) kann folgende Ursachen haben:

Bei älteren Menschen kann ein leicht erhöhter BSG-Wert normal sein.

Ein stark erhöhter Blutsenkungswert (50 bis 100 mm in der ersten Stunde) lässt sich vor allem auf folgende Ursachen zurückführen:

Ein massiv erhöhter Blutsenkungswert (mehr als 100 mm in der ersten Stunde) entsteht unter anderem durch:

Zu niedriger BSG-Wert

Eine niedrige Blutsenkungsgeschwindigkeit entsteht durch:

  • Bestimmungsfehler, z. B. aufgrund von Kälte
  • erhöhte Konzentration roter Blutkörperchen (Erythrozyten)
  • krankhafte Erythrozytenformen (z. B. Sichelzellenanämie)
  • Austrocknung (Exsikkose)
  • bestimmte Erkrankungen der Leber

Was bedeutet die Blutsenkung?

Wie schnell sich die festen und flüssigen Blutbestandteile voneinander trennen, gibt die sogenannte Blutsenkungsgeschwindigkeit an. Häufig wird die Blutsenkung auch Blutsenkungsreaktion oder Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit genannt. Bei einer Blutuntersuchung spielt dieser Blutwert eine wichtige Rolle, denn bestimmte Erkrankungen können die Blutsenkungsgeschwindigkeit beschleunigen oder verlangsamen.

Die Ursache für eine beschleunigte Blutsenkung hängt mit der Produktion bestimmter Eiweiße zusammen. Diese Eiweiße bewirken, dass sich die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) verstärkt zusammenballen und so die Blutsenkung schneller abläuft. Dieses Zusammenballen der roten Blutkörperchen bezeichnet man als Agglomeration – die beteiligten Eiweiße heißen entsprechend Agglomerine.

Neben solchen beschleunigenden Faktoren gibt es auch Faktoren, die die Blutsenkung verlangsamen. Hierzu gehören vor allem entzündungshemmende Medikamente wie Indometacin oder Kortikoide.

Aussagekraft der Blutsenkung

Die Bestimmung der Blutsenkungsgeschwindigkeit ist weit verbreitet, obwohl das Ergebnis dieser Blutuntersuchung allein häufig nicht aussagekräftig genug ist, um eine bestimmte Erkrankung nachzuweisen. So findet sich beispielsweise bei allen entzündlichen Prozessen sowie bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen eine beschleunigte Blutsenkung. Ein standardisiertes Verfahren zur Bestimmung der Blutsenkung stellt die Methode nach Westergren dar. Hier wird die Blutkörperchensenkung in Millimeter pro Zeiteinheit registriert.

Zum Nachweis akuter Entzündungen ist deshalb zusätzlich die Bestimmung des CRP-Werts sinnvoll.