Eine Ärztin unterhält sich mit einer Patientin.
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Biopsie (Gewebeproben­entnahme)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 24.12.2021

Bei einer Biopsie (Gewebeprobenentnahme) entnimmt der Arzt während eines kleinen Eingriffs Gewebematerial (z.B. Haut, Organgewebe, Knochenmark) und lässt dieses anschließend von einem Pathologen im Labor untersuchen.

Allgemeines 

Ziel der Biopsie ist es, mögliche krankhafte Veränderungen eines Organs beziehungsweise des untersuchten Gewebes zu erkennen, so zum Beispiel einen bösartigen Tumor in der Brust (Brustkrebs), eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis), eine Prostatavergrößerung, eine Leberzirrhose, Schilddrüsenerkrankungen, bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems (bspw. Leukämie) und vieles mehr.

Mithilfe von speziellen Geräten ist es heutzutage möglich, von fast allen Geweben des Körpers Proben zu entnehmen. Mediziner unterscheiden dabei diverse Biopsie-Verfahren:

  • Nadelbiopsie (Punktionsbiopsie) mit einer Hohlnadel, z.B. Feinnadelbiopsie für Proben aus tiefliegendem Gewebe oder Stanzbiopsie für eine großflächige Gewebeprobeentnahme
  • endoskopische Biopsie im Rahmen einer Spiegeluntersuchung (Endoskopie), z.B. eine Gewebeprobeentnahme der Magenschleimhaut mit einer kleinen Zange während der Magenspiegelung
  • Exzisionsbiopsie mit dem Skalpell für größere Gewebeproben, etwa bei einem optisch auffälligen Muttermal
  • Knochenmarkbiopsie zur Untersuchung des Knochenmarks, z.B. aus dem Beckenkamm oder Brustbein

In der Regel birgt eine Biopsie nur wenige Risiken und Komplikationen, etwa Nachblutungen oder Entzündungen der Einstichstelle in der Haut und/oder der Stelle, aus welcher der Arzt das Gewebe entnommen hat. Um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten, desinfiziert der Arzt daher die entsprechende Hautstelle vor der Biopsie gründlich.

Die entnommene Gewebeprobe schickt der Arzt zur genauen Untersuchung ins Labor. Dort analysiert der Pathologe das Gewebematerial und schaut nach, ob bösartige Veränderungen bestehen. Anhand der Untersuchungsergebnisse des Pathologen kann der Arzt dann eine entsprechende Therapie verordnen oder einleiten, beispielsweise die operative Entfernung eines bösartigen Muttermals.

Durchführung

Für eine Biopsie (Gewebeprobenentnahme) ist in der Regel kein großer Eingriff notwendig. Auf Wunsch kann der Untersuchte Beruhigungs- und Schmerzmittel erhalten. Meist lässt sich die Biopsie ambulant in einer Praxis durchführen.

Die Gewebeprobe entnimmt der Arzt unter sterilen Bedingungen, um Infektionen und Verunreinigungen der Probe zu verhindern. Der genaue Ablauf der Untersuchung hängt von dem zu untersuchenden Organ und den verschiedenen Biopsie-Verfahren ab.

Nadelbiopsie

Bei der Nadelbiopsie (Punktionsbiopsie) entnimmt der Arzt einzelne Gewebeproben mithilfe einer Hohlnadel. Die Gewebeteile, die sich nach der Biopsie im Hohlraum der Nadel befinden, untersucht der Pathologe anschließend im Labor. Im Vorfeld der Biopsie desinfiziert der Arzt die Haut und kann unter Umständen eine örtliche (lokale) Betäubung vornehmen.

Je nachdem, welches Organ untersucht werden soll, kommen bei der Biopsie verschiedene Nadeln zum Einsatz. Sehr dünne Nadeln dienen zum Beispiel der Entnahme von Flüssigkeiten oder einzelner Zellen, die sogenannte Feinnadelbiopsie. Bei der Stanzbiopsie werden dickere Nadeln verwendet, um größere Gewebeteile entnehmen zu können.

Wenn der Arzt Gewebe aus einem tief im Körper liegenden Organ erhalten will (z. B. aus der Leber), kann er die Punktion mittels Röntgen oder Computertomographie auf einem Bildschirm überwachen und die Biopsie gezielt steuern.

Endoskopische Biopsien & Probeexzision

Endoskopische Biopsien

Gewebeproben lassen sich auch im Rahmen von Spiegeluntersuchungen (Endoskopie) mithilfe von Zangen oder Schlingen gewinnen. Diese Instrumente befinden sich am Ende des Schlauchs (Endoskop), den der Arzt während der Untersuchung zum Beispiel in Hohlorgane oder den Magen-Darm-Trakt einführt. Auf diese Weise kann er zum Beispiel Magengeschwüre, Dünndarmtumoren oder Darmkrebs feststellen.

Nach der Biopsie erhält der Pathologe die Gewebeprobe. Er untersucht das entnommene Material unter dem Mikroskop, um eine Diagnose stellen zu können. Nach einigen Tagen liegt der Befund vor. Bei nicht eindeutigen Diagnosen sind unter Umständen weiterführende Untersuchungen des Gewebes nötig.

Probeexzision

Bei einer Probeexzision (auch Exzisionsbiopsie) entnimmt der Arzt größere Gewebestücke mit dem Skalpell. Dies ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn bei einem Muttermal der Verdacht auf schwarzen Hautkrebs (Melanom) besteht. Hautarzt oder Chirurg schneiden das verdächtige Gewebe heraus und schicken es ins Labor. Dort untersucht der Pathologe die Gewebeprobe unter dem Mikroskop und stellt fest, ob bösartige Zellen vorliegen.

Anwendungsgebiete

In der Regel ist eine Biopsie immer dann notwendig, wenn eine sichere Diagnose mit dem bloßen Auge oder anderen bildgebenden Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen oder Computertomographie nicht möglich ist. Auffällige Gewebeveränderungen, zum Beispiel ein verändertes Muttermal, ein Knoten in der Brust oder Veränderungen der Magenschleimhaut, sind typische Beispiele, bei denen eine Biopsie zum Einsatz kommen kann.

Eine weitere häufig angewandte Art der Biopsie ist die Knochenmarkbiopsie. Sie findet zum Beispiel bei bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems Anwendung, etwa bei Leukämie ("Blutkrebs"), aber auch bei Knochenkrebs, Blutarmut (Anämie) unklarer Ursache oder einem Mangel oder Überschuss an Blutzellen.

Risiken und Komplikationen

Eine Biopsie ist nur in manchen Fällen schmerzhaft und allgemein mit wenigen Risiken verbunden. Es kann allerdings vereinzelt zu Komplikationen wie Blutungen oder Verletzungen kommen. Darüber hinaus können Entzündungen auftreten. Eine gute Desinfektion der betroffenen Hautstelle vor der Biopsie verhindert in der Regel aber solche Wundinfektionen.

Das Risiko, bei der Entnahme von Gewebe aus einem bösartigen Tumor Krebszellen zu verschleppen, scheint nach heutiger Auffassung bei vielen Krebsarten gering zu sein.