Symbolbild einer Darmreinigung
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Darmreinigung: Wie sinnvoll ist eine Darmsanierung?

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 04.03.2024 - 12:30 Uhr

Darmreinigung ist ein Verfahren, das den Darm von Abfallstoffen, Schleim und Giftstoffen zu befreien soll. Es gibt verschiedene Methoden, darunter Einläufe, Fasten, Abführmittel oder spezielle Präparate. Aber ist eine Darmreinigung wirklich sinnvoll für die Gesundheit und die Darmsanierung und hilft sie beim Abnehmen?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Die häufigsten Fragen zur Darmreinigung

Ja, ausreichend Wasser zu trinken unterstützt den Körper und den Stoffwechsel. So kann der Darm gut arbeiten und schädliche Stoffe ausscheiden.

Leinsamen und Flohsamenschalen helfen, den Darm zu reinigen. Sie binden Wasser und andere Stoffe im Darm, fördern die Darmbewegung (Darmperistaltik) und helfen dem Körper bei der Ausscheidung.

Der Darm ist in der Lage, sich selbst zu reinigen. Um die Verdauung zu unterstützen, helfen unter anderem Gemüse, Salate, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Joghurt, Trockenfrüchte und Sauerkraut.

Was ist Darmreinigung?

In den letzten Jahren hat das Interesse an Darmreinigung und Darmsanierung stark zugenommen. Die Darmreinigung, auch bekannt als Kolon-Hydrotherapie oder Colon Cleansing, bezieht sich auf verschiedene Verfahren, die darauf abzielen, den Dickdarm von angesammelten Fäkalien, Toxinen und anderen Schadstoffen zu befreien.

Laut Heilpraktiker*innen und anderen Anbietern sollen so die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden gefördert werden. Die Methoden der Darmreinigung reichen von der Einnahme spezieller Kräuterpräparate und Abführmittel bis hin zu Hydrotherapie-Sitzungen, bei denen Wasser direkt in den Dickdarm eingeleitet wird.

Darmreinigung als Kur: Welche Methoden gibt es?

Um eine Darmreinigung im Rahmen einer Fastenkur zuhause selbst durchzuführen, gibt es unter anderem diese Mittel aus der Apotheke beziehungsweise Hausmittel:

  • Einlauf/Klistier
  • Glaubersalz
  • Apfelessig
  • Flohsamenschalen und/oder Leinsamen
  • Heilerde
  • Sauerkrautsaft
  • Trockenobst

Was ist Darmsanierung?

Die Darmsanierung geht einen Schritt weiter und umfasst eine Reihe von Maßnahmen, die darauf abzielen, die Darmflora, also die Milliarden von Mikroorganismen, die im Darm leben, ins Gleichgewicht zu bringen. Eine gesunde Darmflora ist entscheidend für die Verdauung, die Synthese bestimmter Vitamine und den Schutz vor Infektionen.

Eine Darmsanierung kann beinhalten:

  • eine Ernährungsumstellung
  • die Einnahme von Probiotika (lebende Mikroorganismen, die die Darmflora positiv beeinflussen) und Präbiotika (Nahrungsbestandteile, die das Wachstum nützlicher Bakterien fördern)
  • den Verzicht auf schädliche Substanzen

Welche Vorteile hat eine Darmreinigung?

Eine Darmreinigung kann in manchen Fällen sinnvoll sein, um den Darm von hartnäckigen Verstopfungen oder Parasiten zu befreien. Aber auch zur Vorbereitung auf eine Darmspiegelung ist sie nötig. Bei manchen Menschen kann eine Darmreinigung psychisch entlastend wirken, da sie sich von altem Ballast befreit fühlen. Allerdings kann sich eine massive Darmreinigung negativ auf die Darmflora und das Mikrobiom (Gesamtheit der Bakterien) auswirken.

Eine gesunde Darmflora ist mit zahlreichen gesundheitlichen Vorteilen verbunden, wie:

  • eine verbesserte Verdauung,
  • ein stärkeres Immunsystem und
  • ein verringertes Risiko für bestimmte chronische Krankheiten.

Einige Studien deuten sogar darauf hin, dass eine gesunde Darmflora zur Vorbeugung und Behandlung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen beitragen kann. Für eine gesunde Darmflora ist allerdings keine Darmreinigung nötig.

Führt eine Darmreinigung zu Gewichtsverlust?

Durch eine Darmreinigung kann kein wirklicher Gewichtsverlust erreicht werden. Kurzfristig mag die Waage etwas weniger anzeigen, wenn abgeführt wurde und der Darm leer ist, aber ein dauerhafter Gewichtsverlust kann nur durch ein Kaloriendefizit erreicht werden.

Welche Risiken hat eine Darmreinigung?

Eine Darmreinigung ist nicht ohne Risiken. Es kann zu Nebenwirkungen kommen, wie:

Außerdem kann eine Darmreinigung in Form der Kolon-Hydrotherapie oder Darmspülung die natürliche Darmflora schädigen, indem sie nicht nur die schädlichen, sondern auch die nützlichen Bakterien entfernt. Das kann zu einer Schwächung des Immunsystems, einer Anfälligkeit für Infektionen oder einer gestörten Verdauung führen. 

Bei einer Kolon-Hydrotherapie kann der Darm überdies verletzt werden. Zudem belastet eine Darmspülung den Kreislauf und die Nieren.

Fazit zur Darmreinigung

Obwohl die Praxis der Darmreinigung und Darmsanierung in der Alternativmedizin und aus Wellness-Gründen bei vielen Menschen beliebt ist, gibt es keine Studien, die einen Nutzen belegen können. Das Konzept des Entschlackens gilt als überholt, da der Körper in der Lage ist, sich selber zu reinigen.

Zudem können einige Methoden der Darmreinigung potenziell schädlich sein. Es ist wichtig, dass diese Verfahren unter Aufsicht von Fachleuten der Medizin durchgeführt werden und dass individuelle Gesundheitszustände und Vorerkrankungen berücksichtigt werden.

Wer seiner Darmgesundheit etwas Gutes tun möchte, sollte in seine Ernährung probiotische Lebensmittel einbeziehen. Gesunde Lebensmittel wie Vollkorn, Obst, Gemüse, Sauerkraut, Joghurt und Dickmilch sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen, damit die Darmflora gesund und vielfältig bleibt.

Wann auf eine Darmreinigung verzichtet werden sollte

Ohne medizinische Indikation sollten Einläufe und ähnliches nicht durchgeführt werden. Darmspülungen sind nicht gesund, sondern können im Gegenteil eine gesunde Darmflora auf Dauer zerstören. Außerdem droht der Verlust von Elektrolyten.

Insbesondere für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Herzerkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko für schwere, zum Teil lebensbedrohlich Nebenwirkungen. In diesem Fall sollte man von einer Darmreinigung absehen, sofern sie nicht medizinisch notwendig ist.