Ein lächelnder Arzt im Gespräch mit einer Patientin.
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Krebstherapie

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022 - 16:36 Uhr

Die Heilungschancen bei Krebs sind dank der modernen Krebstherapie in den letzten 30 Jahren stetig angestiegen. Die Kombination aus einer verbesserten Krebstherapie und vorbeugenden Maßnahmen sowie weiter entwickelten diagnostischen Möglichkeiten haben dazu geführt, dass Betroffene trotz der Diagnose Krebs oft hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können.

Krebstherapie: So lässt sich Krebs behandeln

Ob und inwiefern ein diagnostizierter Krebs tatsächlich auch heilbar ist, hängt neben der frühzeitigen Diagnose und der passenden Krebstherapie auch von der Art des Tumors ab.

Bestimmte Krebsarten wie zum Beispiel

lassen sich dank der heutigen Krebstherapien meist gut heilen: die Heilungschancen liegen bei rund 90 Prozent (sofern der Krebs im frühen Stadium entdeckt wurde). Bei Krebsarten wie Lungenkrebs oder Speiseröhrenkrebs ist die Prognose allerdings nach wie vor etwas schlechter, obgleich auch hier die Heilungschancen gestiegen sind.

Grundsätzlich stützt sich die Krebstherapie auf drei Säulen:

Welche Krebstherapie letztendlich zum Einsatz kommt, hängt in erster Linie von der Art und dem Ausmaß der Krebserkrankung ab. Für bestimmte Tumorarten kommen zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten wie eine Hormontherapie oder eine Immuntherapie infrage.

Die eigentliche Krebstherapie wird durch körperlich und psychisch unterstützende Maßnahmen ergänzt, wie beispielsweise die Behandlung von Tumorschmerzen im Rahmen einer gezielten Schmerztherapie. Sie sorgt bei 90 Prozent der Betroffenen zu einer deutlichen Linderung der Schmerzen oder für vollständige Schmerzfreiheit.

Bei Leukämien und bestimmten Formen von Lymphdrüsenkrebs (Lymphom) wird als Krebstherapie auch eine Stammzelltransplantation oder Knochenmarktransplantation eingesetzt. Das Angebot an Therapien wird durch alternative (komplementäre) Krebstherapien, wie etwa Mistel- und Thymus-Präparaten sowie anderen biologischen Präparaten ergänzt. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft sind alternative Krebstherapien jedoch kein akzeptabler Ersatz für die Standardverfahren. Denn Wirkung und Sicherheit der alternativen Krebstherapien sind nicht oder nur unzureichend wissenschaftlich untersucht. Forscher arbeiten intensiv an der Entwicklung neuer Formen der Krebstherapie.

Die derzeit am häufigsten angewandten Formen der Krebstherapie sind die Operation, die Chemotherapie, die Strahlentherapie sowie die Hormontherapie. Bei vielen Krebserkrankungen kombinieren die behandelnden Ärzte mehrere Krebstherapien miteinander, um die Wirksamkeit der Krebsbehandlung zu erhöhen.

Operation bei Krebs

Eine Operation bei Krebs zielt auf die vollständige Entfernung des von Krebs befallenen Gewebes ab. Hierzu entfernt der Chirurg auch Teile des angrenzenden, gesunden Gewebes. Dadurch ist sichergestellt, dass keine Tumorzellen, die möglicherweise bereits in das gesunde Gewebe vorgedrungen sind, zurückbleiben. Gegebenenfalls müssen zusätzlich weitere befallene Organe und Lymphknoten entfernt werden.

Wie für jede andere Operation, gilt auch für die Operation bei Krebs: Sie ist mit Risiken verbunden und es können Komplikationen auftreten.

Je mehr Gewebe und Organe befallen sind, desto umfangreicher ist die Operation bei Krebs und desto größer ist das Risiko, dass Komplikationen und Beschwerden auftreten.

Zu Komplikationen kann es kommen, wenn durch eine Operation bei Krebs andere Organe, Nerven und Blutgefäße verletzt werden. Die Folge können Blutungen und Nachblutungen sein. Infektionen, vor allem im Bereich der Operationswunde, sowie Blutgerinnsel und Verwachsungen sind möglich. Über die Risiken der Narkose klärt vor der Operation ein Narkosearzt (Anästhesist) auf.

Chemotherapie bei Krebs

Auch wenn die Begriffe Chemotherapie und Krebs eng miteinander verknüpft sind, geht der Einsatz einer Chemotherapie weit über die Behandlung von Krebserkrankungen hinaus. Denn der Begriff Chemotherapie bezeichnet grundsätzlich jede Form von medikamentöser Behandlung, die Zellen in ihrem Wachstum bremst oder abtötet. Streng genommen ist auch eine Behandlung mit Antibiotika eine Chemotherapie.

Die im Rahmen einer Chemotherapie bei Krebs eingesetzten Medikamente bezeichnet man als Zytostatika.

Zytostatika sind Wirkstoffe, die sowohl für gesunde Körperzellen als auch für Krebszellen giftig sind. Allerdings greifen Zytostatika Krebszellen deutlich stärker an als gesunde Zellen, da sie ihre Wirkung besonders in sich schnell teilenden Zellen entfalten. Und da sich Krebszellen sehr rasch und häufig teilen, zerstört die Chemotherapie diese bevorzugt. Dennoch ist auch eine Chemotherapie mit Nebenwirkungen verbunden.

Der behandelnde Arzt setzt bei einer Chemotherapie entweder gezielt ein einzelnes Zytostatikum ein, eine sogenannte Monotherapie, oder er kombiniert in sogenannten Schemata mehrere Zytostatika miteinander, welche die Krebserkrankung auf unterschiedlichen Wegen angreifen können – man spricht dann von einer sogenannten Kombinationstherapie.

Eine Chemotherapie schließt sich häufig an eine Operation an. In manchen Fällen erfolgt auch zuerst eine Chemotherapie, zum Beispiel um einen größeren Tumor zu verkleinern und um ihn anschließenden operieren zu können.

In der Regel ist eine Chemotherapie mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden. In einigen Fällen kann die Chemotherapie bei Krebs aber auch ambulant durchgeführt werden. Ebenso gibt es die orale Chemotherapie, die auch zu Hause durchgeführt werden kann.

Bei vielen Krebserkrankungen, wie beispielsweise dem Brustkrebs und dem Darmkrebs, schlägt die Chemotherapie oft gut an. Zusammen mit operativen und gegebenenfalls weiteren Behandlungen lassen sich gute Heilungsergebnisse erzielen. Die Prognose hängt im Einzelfall jedoch immer vom jeweiligen Krebstyp und seinem Stadium ab. Grundsätzlich sind die Heilungschancen durch eine Krebstherapie umso besser, je früher der Krebs entdeckt und behandelt wird.

Wissenswertes
Die Zeiträume, in denen eine Chemotherapie stattfindet, bezeichnet man als Zyklen, die dazwischen liegenden Pausen als Intervalle.

 

 

 

Zytostatika

Die Angriffspunkte von Zytostatika unterscheiden sich von Wirkstoff zu Wirkstoff: So ähneln einige Zytostatika in ihrer chemischen Struktur den Bausteinen der menschlichen Erbsubstanz (DNA). Sie integrieren sich so in die Erbsubstanz der Krebszelle, dass diese zerstört wird oder sie sich nicht mehr weiter teilen kann. Eine andere Klasse von Zytostatika behindert den Aufbau und bestimmte Funktionen der Erbsubstanz DNA. Wieder andere Zytostatika blockieren die Produktion von Eiweißen innerhalb der Zelle. Diese Zytostatika sorgen dafür, dass der Krebszelle das Baumaterial für die im Stoffwechsel benötigten Enzyme ausgeht. Ohne einen funktionierenden Stoffwechsel stirbt die Tumorzelle ab.

Tumorzellen werden durch die Behandlung mit Zytostatika jedoch nicht einfach großflächig zerstört. Eine solch umfangreiche Gewebezerstörung (sog. Tumornekrose oder Tumorlyse) würde den Körper mit Zelltrümmern und Abbauprodukten geradezu überschwemmen, was Organe wie die Niere überlasten könnte. Die durch Zytostatika getöteten Tumorzellen werden durch einen kontrollierten Prozess erkannt und gezielt abgebaut. Diesen Vorgang bezeichnet man als Apoptose oder auch den programmierten Zelltod. Die Apoptose schädigt im Gegensatz zur Gewebezerstörung (Nekrose) nicht das Nachbargewebe, da sie keine Entzündungsprozesse im Gewebe verursacht.

Da Zytostatika neben Tumorgewebe auch gesunde Zellen angreifen, können sämtliche Organe mehr oder weniger stark in Mitleidenschaft gezogen werden. So können sie das Knochenmark derart schädigen, dass die Blutbildung gestört ist und es in der Folge zu einer Blutarmut (Anämie) kommt, die ihrerseits das Blutungsrisiko erhöht. Eine Behandlung mit Zytostatika schwächt zudem das Immunsystem und erhöht die Gefahr von Infektionen. Zytostatika haben darüber hinaus selbst eine gewisse krebsauslösende (kanzerogene) Wirkung. Bei einer Chemotherapie treten als Nebenwirkungen Symptome wie

Die im Zuge einer Chemotherapie auftretenden Nebenwirkungen lassen sich durch andere Medikamente häufig lindern (z.B. durch Mittel gegen Übelkeit, sog. Antiemetika).

Strahlentherapie bei Krebs

Auch die Strahlentherapie bei Krebs zielt auf eine Heilung ab, also die vollständige Beseitigung des Tumors. Ärzte führen sie häufig im Anschluss an eine Operation durch. Ziel der Strahlentherapie ist es Tumorgewebe, das auch nach einer Operation verblieben ist, zu zerstören. Der Facharzt für Strahlentherapie und Nuklearmedizin setzt bei der Krebsbehandlung mittels Strahlentherapie gezielt sogenannte ionisierende Strahlung, wie Röntgenstrahlung, in einer bestimmten Dosierung ein.

Die Röntgenstrahlung zählt zu den sogenannten ionisierenden Strahlungsformen. Deren Energie ist hoch genug, um in Körperzellen – egal ob in gesunden Zellen oder in Tumorzellen – biologische Reaktionen anzustoßen, die ihrerseits die Zellen schädigen und zum Absterben der Zellen führen. Bei einer Strahlentherapie reagieren Tumorzellen deutlich empfindlicher auf die Strahlung als gesunde Körperzellen. Den schnell wachsenden Tumorzellen fehlen bestimmte zelleigene Reparaturwerkzeuge. Dadurch können sie Schäden, die durch die ionisierende Strahlung entstanden sind, nicht wieder reparieren. Gesunde Zellen mit funktionierenden Reparaturwerkzeugen erholen sich besser und schneller von einer Strahlentherapie als Tumorzellen – diese sterben dagegen mit höherer Wahrscheinlichkeit ab.

Die Strahlentherapie schädigt auch gesundes Gewebe, was zu Nebenwirkungen führt. Diese sind heutzutage aber nicht mehr so stark, denn eine moderne Strahlentherapie richtet die Wirkung sehr zielgenau und konzentriert auf das Tumorgewebe aus. Dadurch wird gesundes Gewebe geschont.

Wie stark die Nebenwirkungen infolge einer Strahlentherapie sind, hängt von der Strahlendosis und der bestrahlten Körperregion ab. Man unterscheidet bei den Nebenwirkungen einer Strahlentherapie zwischen frühen und späten Strahlenschäden. Zu den frühen Strahlenschäden zählt der sogenannte Strahlenkater, eine typische Reaktion des Körpers auf die plötzlich erhöhte Strahlenbelastung. Er äußert sich durch folgende Beschwerden:

In der Regel verschwinden diese Beschwerden durch die Strahlentherapie nach kurzer Zeit wieder. Durch die erhöhte Strahlenbelastung bei einer Strahlentherapie kommt es vor allem zu Reizungen der Haut (Strahlendermatitis) und Schleimhäute. Sie treten nicht selten in Kombination mit Entzündungen von

Einige Krebserkrankungen reagieren besonders sensibel auf eine Strahlentherapie und sind deswegen für diese Behandlungsform besonders geeignet – so zum Beispiel Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs und Prostatakrebs.
 

Brachytherapie: Strahlentherapie von innen

Eine spezielle Form der Strahlentherapie bei Krebs ist die Strahlentherapie von innen, die man als Brachytherapie bezeichnet. Bei einer Brachytherapie schleust der behandelnde Arzt über eine Hohlnadel winzige radioaktive Metallteilchen in das Tumorgewebe ein oder legt diese als Seeds bezeichneten Teilchen in einer Körperhöhle in der Nähe des Tumors ab. Die bei einer Brachytherapie verwendeten Seeds sind etwa ein Zentimeter lange, titanverkapselte Stäbchen, die als strahlende Elemente das radioaktive Jod-125 oder Palladium-103 enthalten.

Die Strahlung, die von den Metallteilchen ausgeht, hat eine Reichweite von wenigen Millimetern und ihre Halbwertszeit ist kurz. Die Metallteilchen können daher auch nach Ende der Brachytherapie im Körper verbleiben. In den ersten Tagen nach der Brachytherapie sollte der enge Kontakt zu Schwangeren und Kindern wegen einer möglicherweise vorhandenen Reststrahlung vermieden werden.

Das Afterloading, was übersetzt so viel bedeutet wie "Nachladeverfahren", verwendet eine höhere Strahlung zur Behandlung von bestimmten Krebserkrankungen, wie zum Beispiel Gebärmutterhalskrebs oder Enddarmkrebs. Die Strahlungsquellen bleiben beim Afterloading deswegen nur wenige Stunden im Körper. Die eigentliche Strahlungsquelle bringt der behandelnde Arzt beim Afterloading über eine Sonde in das Tumorgewebe ein und entfernt sie nach dem Ende der Behandlung auch wieder.

Hormontherapie und Anti-Hormontherapie bei Krebs

Die Wirkung bestimmter Hormone verstärkt das Wachstum mancher Krebsarten. In der Krebstherapie nutzt man diesen Zusammenhang in Form einer Anti-Hormontherapie oder Hormonersatztherapie aus. Körpereigene Hormone werden hierbei gezielt ausgeschaltet (Anti-Hormontherapie) oder ersetzt (Hormonersatztherapie). Dadurch hört der Tumor auf zu wachsen. Behandlungsformen wie die Anti-Hormontherapie oder die Hormontherapie ergänzen nicht selten die Standardverfahren der Krebstherapie wie Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie bei Krebs.

Bestimmte Formen von Brustkrebs, Prostatakrebs, Gebärmutterkörperkrebs oder Schilddrüsenkrebs können durch eine Anti-Hormontherapie in ihrem Wachstum gebremst oder gestoppt werden, indem man je nach Krebsart entweder ein passendes Antihormon oder das entsprechende Hormon verabreicht. Zusätzlich werden antihormonelle Medikamente in der Therapie bestimmter Tumoren eingesetzt, die selbst Hormone produzieren (sog. endokrine Tumoren). Endokrine Tumore bilden Hormone in deutlich höheren Mengen, als das bei gesunden Menschen der Fall ist. Die Anti-Hormontherapie verringert hier die entstehenden Beschwerden durch Medikamente, die die Hormonwirkung blockieren.
 

Anti-Hormontherapie und Hormonentzug bei Brustkrebs

Bei Brustkrebs spielen Östrogene, weibliche Geschlechtshormone, eine zentrale Rolle: Östrogene stimulieren das Wachstum von etwa drei Viertel aller bösartigen Brusttumore. Die Östrogene binden an spezielle Bindungsstellen (Rezeptoren) auf der Oberfläche der entsprechenden Krebszellen und geben dadurch das Startsignal für ein beschleunigtes Wachstum. Die Behandlung erfolgt bei solchen hormonempfindlichen Brusttumoren durch eine Anti-Hormontherapie mit Wirkstoffen (z.B. Tamoxifen), die verhindern, dass Östrogene an die Rezeptoren der Krebszellen binden, oder durch einen Hormonentzug durch Wirkstoffe aus der Gruppe der Aromatasehemmer (z.B. Anastrozol).

Weiterhin kommen Wirkstoffe aus der Gruppe der GnRH-Analoga zum Einsatz, vor allem bei Frauen, die vor den Wechseljahren an Brustkrebs erkrankt sind. Diese Mittel hemmen über einen indirekten Mechanismus die Hormonproduktion in den Eierstöcken.

Mögliche Nebenwirkungen der Anti-Hormontherapie beziehungsweise des Hormonentzugs bei Brustkrebs sind unter anderem folgende:

Anti-Hormontherapie und Hormonentzug bei Prostatakrebs

Das in den Hoden gebildete männliche Geschlechtshormon Testosteron kann das Wachstum von Prostatakrebs und dessen Tochtergeschwulsten beschleunigen. Bei vielen Betroffenen mit Prostatakrebs bringt eine Anti-Hormontherapie das Tumorwachstum zeitweise zum Stillstand. Bei der Anti-Hormontherapie von Prostatakrebs blockieren Wirkstoffe wie Buserelin oder Flutamid die Testosteron-Produktion oder die Wirkung des Testosterons auf das Wachstum der Krebszellen. Eine solche Anti-Hormontherapie bei Prostatakrebs kommt insbesondere bei fortgeschrittenen Stadien von Prostatakrebs zum Einsatz.
 

Anti-Hormone und Hormonentzug beim Gebärmutterkörperkrebs

Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom) kann sich aus Gebärmutterschleimhaut entwickeln. Unter dem Einfluss des weiblichen Geschlechtshormons Progesteron kann Gebärmutterkörperkrebs verstärkt wachsen. Allerdings nur dann, wenn sich auf der Oberfläche der Tumorzellen auch entsprechende Bindungsstellen (Rezeptoren) für Progesteron befinden. Eine entsprechende Anti-Hormontherapie kommt insbesondere in fortgeschrittenen Stadien von Gebärmutterkörperkrebs zum Einsatz
 

Hormonersatztherapie bei Schilddrüsenkrebs

Die Hormonbehandlung von Schilddrüsenkrebs ist eine Hormonersatztherapie und unterscheidet sich deswegen grundlegend von der Anti-Hormonbehandlung bei Brustkrebs, Prostatakrebs und Gebärmutterkörperkrebs: Denn Schilddrüsenkrebs zählt im engeren Sinnen nicht zu den hormonempfindlichen Krebsformen. Nach Entfernung der Schilddrüse aufgrund von Schilddrüsenkrebs kann der Körper keine eigenen Schilddrüsenhormone mehr bilden. Der Betroffene nimmt sie stattdessen im Rahmen einer Hormonersatztherapie ein, um den natürlichen Hormonspiegel wiederherzustellen.

Der positive Nebeneffekt dieser Hormonersatztherapie liegt in der Wirkung des zugeführten Schilddrüsenhormons auf eine hormonproduzierende Drüse im Gehirn, die sogenannte Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Sie steuert die Schilddrüsenfunktion und regt gleichzeitig in gewissem Maße das Wachstum von Schilddrüsenkrebs an. Wird der Spiegel an Schilddrüsenhormon im Körper durch die Hormonersatztherapie auf Normalniveau gehalten, so gibt es für die Hirnanhangsdrüse keinen Grund, das schilddrüsenstimulierende Hormon (TSH) auszuschütten. Infolgedessen fehlt auch der Auslöser für die Neubildung von Schilddrüsenkrebs.

Immuntherapie und Impfung

Eine weiter Möglichkeit der Krebstherapie besteht in der Immuntherapie. Diese Therapieform umfasst verschiedene Behandlungsansätze bei Krebs beziehungsweise bei bestimmten Krebsformen. Im Zusammenhang mit dem Begriff Immuntherapie bei Krebs versteht man zum einen die vorbeugende Verabreichung von echten Impfungen gegen Infektionen, die eine Krebserkrankung auslösen können. Zu ihnen zählen:

Zum anderen versteht man unter einer Immuntherapie bei Krebs vor allem den Einsatz von spezifischen Antikörpern. Sie lagern sich im Zuge einer Immuntherapie gegen Krebs ganz gezielt an Oberflächenstrukturen von Krebszellen an und machen sie dadurch für das Immunsystem erkennbar und angreifbar. Zur Immuntherapie gegen Krebs zählt auch der gezielte Einsatz körpereigener Signalmoleküle wie Interferon alfa oder Interleukin 2, welche die immuntherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten vervollständigen. Diese Signalstoffe mobilisieren das Immunsystem gegen bestimmte Krebserkrankungen.
 

Hepatitis-B-Impfung beugt Leberkrebs vor

Seit mehr als 20 Jahren steht eine Hepatitis-B-Impfung gegen die Infektion durch das Hepatitis-B-Virus zur Verfügung. Die Infektion mit Hepatitis B kann zu einer chronischen Leberentzündung führen, die das Risiko von Leberkrebs deutlich erhöht. Seit 1995 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO), die Hepatitis-B-Impfung als Standardimpfung für alle Säuglinge, Kinder und Jugendliche sowie Personen mit einem erhöhten Infektionsrisiko.
 

HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs

Die HPV-Impfung gegen eine Infektion durch das humane Papillomvirus (HPV) zählt seit März 2007 zu den standardmäßig empfohlenen Impfungen für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren. Die HPV-Impfung richtet sich gegen bestimmte Typen des Virus (HPV 16 und 18), welche die Haut beziehungsweise Schleimhaut im Genitalbereich von Frauen infizieren und Genitalwarzen bilden.

Kommt es zu einer chronischen, meist unbemerkten Infektion durch Papillomaviren, können sich im Gebärmutterhals Gewebeveränderungen entwickeln, die zu Gebärmutterhalskrebs führen. In 99,8 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs lassen sich humane Papillomaviren im Tumorgewebe nachweisen. Bei einer Infektion mit HPV16 oder 18 steigt das Risiko für Gebärmutterhalskrebs auf das 30 bis 900fache.
 

Impfung gegen Tumorzellen

Eine gezielte Impfung gehen Tumorzellen basiert auf der Idee, dass bestimmte Elemente des Immunsystems Tumorzellen genauso in ihrer Ausbreitung hemmen können wie eingedrungene Krankheitserreger. Für das Immunsystem ist es allerdings deutlich leichter, körperfremde Bakterien und Viren zu erkennen als körpereigene Tumorzellen. Wie bei Krankheitserregern erfolgt auch bei identifizierten Tumorzellen eine Markierung durch sogenannte Antikörper. Das sind Eiweiße, die gezielt an Tumorzellen binden und das Immunsystem aktivieren. Winzige Veränderungen auf der Oberfläche der Tumorzellen reichen dabei aus, um durch den jeweils passenden Antikörper als fremd erkannt zu werden.

Allerdings ist dieser Grad bei der Erkennung und Zerstörung von Tumorzellen besonders schmal. Werden fälschlicherweise gesunde Zellen markiert, so kann es passieren, dass das Immunsystem körpereigene, gesunde Zellen angreift. Das spielt vor allem im Hinblick auf die Impfung gegen Tumorzellen, also den therapeutischen Einsatz sogenannter monoklonaler Antikörper eine Rolle. Bis heute sind vier solcher künstlich hergestellter Antikörper für die Krebstherapie bestimmter Krebsarten zugelassen:

Trastuzumab gegen Brustkrebs

Für die Behandlung von fortgeschrittenem (metastasiertem) Brustkrebs steht der Antikörper Trastuzumab zur Verfügung. Trastuzumab bindet an den sogenannten HER2-Rezeptor (Humaner Epidermaler Wachstumsfaktor2-Rezeptor) auf der Oberfläche der Tumorzelle und blockiert so dessen Wachstumssignal. Trastuzumab entfaltet bei Brustkrebs allerdings nur dann seine Wirkung, wenn die Brustkrebszellen den HER2-Rezeptor auch auf der Oberfläche in ausreichender Zahl ausbilden. Das bezeichnet man als HER2-Überexpression. Bevor Ärzte Trastuzumab zur Krebstherapie einsetzen, müssen sie deshalb zuvor den HER2-Status der Patienten prüfen. Mehr als ein Viertel aller Brustkrebspatientinnen erhält diesbezüglich einen positiven Befund. Es handelt sich dann um einen sogenannten HER2-positiven Brustkrebs, der durch den Einsatz des Antikörpers Trastuzumab wirksam behandelt werden kann.

Für die Behandlung der akuten myeloischen Leukämie, einer Form von Blutkrebs, ist in den USA der Antikörper Gentuzumab zugelassen. Er bindet an spezielle Strukturen auf der Oberfläche von Leukämiezellen. Gentuzumab ist mit einem Zytostatikum gekoppelt, das durch den Antikörper direkt auf der Leukämiezelle seine Wirkung entfalten kann. Gentuzumab ist deswegen vergleichsweise nebenwirkungsarm, da es fast ausschließlich Leukämiezellen angreift und nur wenige gesunde Zellen.

Für die Behandlung bestimmter Lymphome, also Krebserkrankungen der Lymphdrüsen, sind bis heute die beiden Antikörper Rituximab und Alemtuzumab zugelassen. Sie kommen insbesondere dann zum Einsatz, wenn eine Chemotherapie keine oder keine dauerhafte Wirkung erzielen konnte.

Zytokine bei Krebs

Zytokine sind körpereigene Signalmoleküle, die oft im Rahmen einer Immunantwort gebildet werden. Sie beeinflussen unter anderem das Wachstum von Zellen. Zu den Zytokinen zählen auch die Botenstoffe Interferon und Interleukin, die in unterschiedlichen Formen vorkommen. Die Krebstherapie mittels Interferon und Interleukin nutzt das Wissen um die Funktion dieser Botenstoffe, die das Immunsystem aktivieren und gegen bestimmte Krebserkrankungen stärken sollen. Als Nebenwirkungen einer Krebstherapie mit Interferon oder Interleukin können folgende Symptome auftreten:

Interferon bei Krebs

Interferon ist ein körpereigenes Signalmolekül, das das Immunsystem in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt und bestimmte Zellen des Immunsystems in diejenigen Regionen des Körpers leitet, in denen sich infizierte Zellen oder Krebszellen befinden. Man unterscheidet mehrere Interferon-Typen. Insbesondere das Interferon alfa kommt in der Krebstherapie einiger Krebsarten zum Einsatz, meist kombiniert mit anderen Behandlungsverfahren. So wird Interferon alfa zum Beispiel in der Krebstherapie bestimmter Non-Hodgkin-Lymphome, bei fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom oder zur Behandlung einer bestimmten Hautkrebsform, dem HIV-assoziierten Karposi-Sarkom, eingesetzt.
 

Interleukin-2 bei Krebs

Interleukin-2 zählt ebenso wie Interferon zur Gruppe der Zytokine. Interleukin-2 fungiert als Signal- und Botenstoff des Immunsystems und trägt zu dessen Aktivierung bei. Derzeit kommt Interleukin-2 ausschließlich in der Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms sowie der fortgeschrittenen Form von schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom) zum Einsatz.

Stammzelltransplantation und Knochenmarktransplantation

Bei Blutkrebs (Leukämie) und bösartigem Lymphdrüsenkrebs (malignes Lymphom) kommt es zur starken Vermehrung von bestimmten Zellen des blutbildenden Systems. Diese Zellen lassen sich häufig durch Behandlungsverfahren wie Chemo- und Strahlentherapie kontrollieren oder vollständig heilen: Krebszellen in Blut, Knochenmark und Lymphsystem sollen zerstört werden. Das gelingt allerdings nicht immer und bei allen Formen der Leukämie oder des malignen Lymphoms.

Für Betroffene kann dann eine hoch dosierte Kombinationsbehandlung aus Chemotherapie und Strahlentherapie infrage kommen. Sie zerstört das Knochenmark und die Leukämiezellen weitestgehend. Anschließend werden dem Betroffenen im Rahmen einer Stammzelltransplantation Stammzellen verabreicht, aus denen sich die Zellen des Knochenmarks entwickeln und das blutbildende System neu aufbauen können. Alternativ zur Stammzelltransplantation kommt auch die Knochenmarktransplantation eines passenden Spenders infrage.

Anti-Angiogenese bei Krebs

Eine weitere Variante der Krebstherapie besteht in der sogenannten Anti-Angiogenese. Unter Angiogenese verstehen Wissenschaftler die Bildung neuer Blutgefäße.

Das Prinzip der Anti-Angiogenese besteht darin, dem Tumor die Versorgungszufuhr über die Blutgefäße abzuschneiden. Denn Tumorzellen benötigen ebenso wie gesunde Zellen zum Überleben Sauerstoff und Nährstoffe, da sie ansonsten absterben.

Wenn ein Tumor zu groß wird oder sich zahlreiche Tochtergeschwülste (Metastasen) entwickeln, dann stimulieren die Tumorzellen die Bildung neuer Blutgefäße. Sie sorgen so für eine bessere Versorgung, die den steigenden Ansprüchen des wachsenden Tumors an Nährstoff- und Sauerstoffversorgung entspricht. Um die Angiogenese zu stimulieren, entsenden die Tumorzellen den sogenannten vaskulären Endothelwachstumsfaktor (VEGF) ins Blut. Er bindet speziell auf der Oberfläche von Blutgefäßzellen und regt deren Wachstum an: Neue Blutgefäße bilden sich.

Bestimmte Wirkstoffe wirken der Angiogenese entgegen, hemmen oder blockieren die Bildung neuer Blutgefäße im Tumorgewebe. Die Folge: Der Tumor wird durch die Anti-Angiogenese schwächer durchblutet und schlechter mit Nährstoffen versorgt.

Letztlich zielt die Anti-Angiogenese darauf ab, den Tumor durch Unterversorgung absterben zu lassen. Der Angiogenese-Hemmer Bevacizumab wird in Kombination mit einer Chemotherapie bereits erfolgreich bei fortgeschrittenem Darmkrebs angewandt. Ein weiterer Angiogenese-Hemmer ist der Wirkstoff Sorafenib, der aktuell bei der Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms zum Einsatz kommt.