Man sieht eine Frau in einer sitzenden Yoga-Position.
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Der Rücken

Von: Onmeda-Redaktion, Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.12.2021

Als Rücken bezeichnet man die Rückseite des Oberkörpers, genauer die Region, die an der Unterkante des Nackens beginnt und bis zum Gesäß reicht. Der Rücken entspricht grob der hinteren Wand des Rumpfes. Markanteste Struktur des Rückens ist die Wirbelsäule.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Zu den Seiten hin geht der Rücken ohne scharfe Grenzen im oberen Bereich in die Brustwand und im unteren Bereich in die Bauchwand über. Der Rücken besteht zum einen aus Knochen, Gelenken und Bändern, zum Beispiel der Wirbelsäule und den Brustrippen. Zum anderen liegen unter der Haut große Muskeln, die an den Knochen ansetzen und den Körper aufrecht halten.

Es gibt eine Gruppe oberflächlich verlaufender und eine Gruppe in der Tiefe verlaufender Muskeln. Die zwei dicken Muskelstränge rechts und links von der Wirbelsäule werden als Musculus erector spinae bezeichnet. Sie zeichnen sich neben der Furche in der Mitte des Rückens mehr oder weniger ausgeprägt als "Wülste" ab. Gegenspieler der Rückenmuskeln sind die Bauch- und vorderen Halsmuskeln.

Als zentrales Element des Rückens sorgt die Wirbelsäule mit ihren Wirbeln, Zwischenwirbeln und Bändern für die nötige Stabilität. Zugleich verleiht ihr Aufbau dem Rücken aber auch ein hohes Maß an Beweglichkeit. Die einzelnen Wirbelkörper schützen außerdem das im sogenannten Spinalkanal verlaufende Rückenmark. Das ist wichtig, denn das Rückenmark besteht aus Nervenfasern, die sehr empfindlich auf Verletzungen reagieren.

Rückenschmerzen sind mit einer der häufigsten Gründe, den Arzt aufzusuchen. Bei heftigen Rückenschmerzen befürchten viele Betroffene gleich einen Bandscheibenvorfall – dieser entpuppt sich jedoch beim Arzt zum Glück meist als einfacher Hexenschuss. Die eigentliche Ursache für Rückenschmerzen ist oft eine schwache Rücken- und Bauchmuskulatur beziehungsweise mangelnde Bewegung, kombiniert mit einseitiger Haltung.

Wirbelsäule

Die Wirbelsäule besteht aus 33 bis 34 Wirbeln: 9 bis 10 starre und 24 bewegliche Wirbel. Letztere sind – mit Ausnahme des ersten und zweiten Halswirbels – durch Bandscheiben (auch: Zwischenwirbelscheiben, Disci intervertebrales) und Bänder miteinander verbunden. Diese Verbindungen ermöglichen eine hohe Beweglichkeit, sodass sich der Mensch strecken, beugen und drehen kann. Die Wirbelsäule ist der aufrechten Haltung des Menschen durch eine doppelte S-Form angepasst.

Von oben nach unten gesehen besteht die Wirbelsäule aus:

  • 7 Halswirbeln
  • 12 Brustwirbeln
  • 5 Lendenwirbeln

Zusätzlich zu den 24 beweglichen Wirbeln zählen 9 bis 10 starre Wirbel zur Wirbelsäule:

  • 5 Kreuzbeinwirbel
  • 4 bis 5 Steißbeinwirbel

Die Wirbel nehmen zur Lendenwirbelsäule hin an Größe zu. Die Belastung der Wirbelsäule steigt zur Lendenwirbelsäule hin an. Daher sind Verschleißerscheinungen und Schmerzen in diesem Bereich besonders häufig.

 

 

 

Aufbau der Wirbel

Jeder Wirbel hat zur Bauchseite hin einen Wirbelkörper und zum Rücken hin einen Wirbelbogen. In ihrer Gesamtheit bilden die Wirbelbögen mit dem Wirbelkörper das Wirbelloch (den sog. Spinalkanal), in welchem das Rückenmark verläuft.

Die beiden Querfortsätze und der durch die Haut tastbare Dornfortsatz jedes Wirbels dienen als Anheftungspunkte für die Rückenmuskulatur. Die Dornfortsätze sind nach unten geneigt und liegen dachziegelartig übereinander. Jeder Wirbelbogen verfügt außerdem über vier Gelenkfortsätze, die mit dem darüber und darunter liegenden Wirbel ein Gelenk (sog. Facettengelenk) bilden. Dieses Gelenk ermöglicht die Beweglichkeit der Wirbel gegeneinander, schränkt sie aber auch in bestimmte Richtungen ein.

Versorgung mit Nervenfasern

Zwischen den Wirbelbögen befindet sich eine seitliche Öffnung, das sogenannte Zwischenwirbelloch (Foramen intervertebrale). Durch diese Öffnung treten die Nerven des Rückenmarks (Spinalnerven) aus der Wirbelsäule aus und teilen sich von oben nach unten in vier Äste (lat. rami, Einzahl ramus) auf:

  • Der Ramus meningeus versorgt sensibel die Hirnhäute, den Wirbelkanal sowie die vorderen Anteile der Gelenkkapsel der Facettengelenke der gleichen und darunter liegenden Ebene.
  • Die Rami communicantes sind Fasern des sympathischen Nervensystems, die unter anderem die Gefäße von Armen und Beinen und die Haut versorgen.
  • Der Ramus dorsalis versorgt sowohl sensibel als auch motorisch den hinteren Teil der Gelenkkapsel des Facettengelenks als auch die hintere Rumpfwand sowie die Rückenmuskulatur.
  • Der Ramus ventralis zieht zur vorderen Rumpfwand und versorgt die Haut und die Muskulatur. Im Bereich der Arme und Beine formen seine Fasern die vorderen Äste eines Nervenfaser- und Blutgefäßgeflechts (sog. Plexus).

Im Spinalkanal verläuft das Rückenmark bis auf die Höhe des ersten Lendenwirbels. Darunter befinden sich die Wurzeln der unteren Spinalnerven (sog. Cauda equina) sowie das Lendengeflecht (Plexus lumbalis) und das Kreuzbeingeflecht (Plexus sacralis). Das Rückenmark wird von der harten Hirnhaut (Dura mater) umschlossen. Innen liegt ihr die Spinngewebshaut (Arachnoidea) eng an. Der Spaltraum zwischen Spinngewebshaut und weicher Hirnhaut (Pia mater), die ihrerseits dem Rückenmark eng anliegt, ist mit Hirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor) gefüllt.

Ein weiterer Spaltraum, der sogenannte Epiduralraum, befindet sich zwischen der Knochenhaut der Wirbelkörper (Periost) und der harten Hirnhaut. Er enthält Fett und das Venengeflecht der Wirbelsäule (Plexus venosus vertebralis). Der Epiduralraum dient als Polster und Verschieberaum bei Bewegungen der Wirbelsäule.

Bänder

Die Bänder (fachsprachlich: Ligamenta, Einzahl: Ligamentum) halten die einzelnen Wirbel zusammen und sorgen dafür, dass die Wirbelsäule stabil bleibt. Zugleich gewährleisten sie auch eine gewisse Beweglichkeit. Je ein vorderes und hinteres Längsband verläuft über die ganze Länge der Wirbelsäule. Das vordere Längsband ist mit den Wirbelkörpern verwachsen und verspannt diese untereinander.

Das hintere Längsband dagegen ist mit den Bandscheiben verwachsen und überspringt die Wirbelkörper. Da die Spannung dieser Bänder von der Höhe der Bandscheiben abhängt, bewirkt eine Höhenabnahme eines Zwischenwirbelraums eine Entspannung besonders des hinteren Längsbandes. Dadurch werden rasch weitere Segmente destabilisiert.

Die Wirbelbögen sind auch durch Bänder (Ligamenta flava) miteinander verbunden. Zusammen mit der Rückenmuskulatur verhindern sie ein "Vornüberkippen" der Wirbelsäule. Das Band zwischen den Dornfortsätzen (Ligamentum interspinale) stabilisiert die Beugungsbewegung.

Bandscheiben

Zwischen den Wirbelkörpern liegen die Bandscheiben (auch: Zwischenwirbelscheiben, Disci intervertebrales), welche gemeinsam mit den Bändern dafür sorgen, dass die Wirbelsäule sowohl stabil als auch beweglich bleibt. Die Bandscheiben bestehen aus einem faserigen, derben Ring (Anulus fibrosus), welcher einen gelartigen Kern (Nucleus pulposus) umschließt. Die Fasern des Anulus fibrosus sind schraubenförmig angeordnet und durch Fasern mit den Grund- und Deckplatten der benachbarten Wirbelkörper verbunden.

Der wasserhaltige Nucleus pulposus dient dem Druckausgleich beziehungsweise als Stoßdämpfer. Durch das auf ihm lastende Gewicht wird Wasser abgepresst. Deshalb flacht sich die Bandscheibe im Laufe des Tages ab. Die meisten Menschen sind daher abends bis zu drei Zentimeter kleiner als morgens. Im Schlaf nehmen die Bandscheiben dann wieder ihre alte Form an. Im Kreuzbein sind alle Wirbelsäulenelemente miteinander verwachsen. Es ist daher unbeweglich.

Die Beweglichkeit der einzelnen Wirbelkörper gegeneinander ist relativ gering und in der Halswirbelsäule dabei größer als in der Lendenwirbelsäule – sie hat vor allem stützende Funktionen. Die Dicke der Bandscheiben nimmt von der Hals- zur Lendenwirbelsäule hin zu.

Muskulatur, Knochen, Bänder und Gelenke bilden zusammen das Bewegungssegment. Verschleißerscheinungen in diesem fein abgestimmten System können vor allem zu Verspannungen der Rückenmuskulatur, Schädigung der Nerven, Schwellungen und einer verschlechterten Durchblutung führen. Diese Kettenreaktion im Bewegungssegment kann auf Dauer chronische Rückenschmerzen zur Folge haben.