Ein Mann hält ein Blatt Papier vor seinen Körper, das die Leber zeigt.
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Die Leber (Hepar)

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.12.2021

Die Leber (medizinisch: Hepar) ist das größte innere Organ des menschlichen Körpers und wiegt im Durchschnitt 1,2 bis 1,8 Kilogramm. In ihrer Funktion als Drüse produziert die Leber die Gallenflüssigkeit, die später in der Gallenblase zur Galle eingedickt wird und für die Verdauung von Fetten wichtig ist.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Die Leber hat daneben viele weitere wichtige Funktionen für den menschlichen Körper, etwa für den Stoffwechsel von Fetten, Kohlenhydraten und Eiweißen (Proteinen) – dazu gehören auch Eiweiße der Blutgerinnung.

Die Leber ist zudem in der Lage, körpereigene und körperfremde schädliche Stoffe (z.B. Stoffwechselabfälle, Alkohol, Medikamentenreste, Schadstoffe) unschädlich zu machen und nimmt damit die Rolle einer Art "Entgiftungsstation" ein – jedenfalls bis zum einem gewissen Grad: Wer zum Beispiel regelmäßig große Mengen an Alkohol konsumiert, überfordert seine Leber auf Dauer und schädigt sie dadurch.

Durch die Leber fließen täglich große Mengen Blut:
Innerhalb von 24 Stunden fließt das gesamte Blutvolumen des Menschen etwa 350- bis 500-mal durch die Leber. Hochgerechnet entspricht das rund 2.000 Liter pro Tag.

Die Leber hat zudem eine Eigenschaft, die sie von den meisten anderen Organen und Geweben des menschlichen Körpers unterscheidet: Sie ist in der Lage, sich zu erneuern. Gehen Teile der Leber zugrunde (etwa durch Giftstoffe oder Krankheitserreger) oder werden operativ entfernt, beginnt die Leber mit der Regeneration dieser fehlenden Bereiche, indem sich gesunde Leberzellen vermehrt teilen. Auf diese Weise wächst zum Beispiel ein operativ entfernter Leberlappen in nur wenigen Wochen nach und verhilft der Leber damit wieder zu voller Funktionsfähigkeit, sofern der verbliebene Teil gesund ist.

Lage im Körper und Aufbau

Die Leber (medizinisch: Hepar) befindet sich direkt unterhalb des Zwerchfells im rechten Oberbauch. Zum Teil ist der obere Bereich der Leber mit dem Zwerchfell verwachsen. Eine bandartige Struktur (Ligametum falciforme hepatis) teilt die Leber in zwei Bereiche: den linken und den rechten Leberlappen. Der obere Leberrand erstreckt sich von der rechten Körperflanke (rechter Leberlappen) bis vor den Magen (linker Leberlappen). Vom linken Leberlappen aus folgt der untere Leberrand dem Verlauf des rechten Rippenbogens. Am unteren Ende der Leber findet sich das runde Leberband (Ligamentum teres hepatis). Es besteht aus Resten der Nabelvene – einem Gefäß, das während der Schwangerschaft sauerstoffreiches Blut vom Mutterkuchen (Plazenta) zum Kind führt.

Auf der Unterseite der Leber zum Darm hin findet sich die sogenannte Leberpforte. Sie bündelt mehrere Gefäße, die in die Leber hinein- und hinausführen:

  • In die Leber rein führen: Pfortader und Leberarterie.
  • Aus der Leber raus führen: Gallengang, Lymphgefäße, Nerven.

Vor der Leberpforte erstreckt sich der viereckige Leberlappen, dahinter der geschwänzte Leberlappen. In einer Einbuchtung des rechten Leberlappens liegt die Gallenblase.

Die äußere Hülle der Leber, die Leberkapsel, grenzt das Organ zum restlichen Körper hin ab. Von außen ist die Leber von Bauchfell überzogen. Die Leber setzt sich zum Großteilaus einem schwammähnlichen Gerüst aus Bindegewebe zusammen. In ihm verlaufen die Blutgefäße der Leber.

Die Leberläppchen

Das Gewebe innerhalb der Leber ist in ein bis zwei Millimeter große sogenannte Leberläppchen unterteilt. Betrachtet man solch ein Leberläppchen im Querschnitt, hat es eine sechseckige Form, in deren Mitte eine Vene verläuft (Zentralvene). Die Leberläppchen sind von Bindegewebe umschlossen.

An den Stellen, an denen mehrere Leberläppchen aufeinandertreffen, verlaufen auch Äste der Pfortader, der Leberarterie und kleine Gallengänge. Man bezeichnet diese Struktur als periportales Feld oder Glisson-Dreieck.

Im Inneren des Läppchens gehen Leberepithelzellen (Hepatozyten) strahlenförmig von der Zentralvene nach außen ab. Zwischen den Ausläufern der Leberzellen liegen Haargefäße (Kapillaren): feinste Blutgefäße, die das Blut vom äußeren des Leberläppchens zur Zentralvene befördern. Diese Haargefäße nennt man Lebersinusoide. Die Wände der Haargefäße sind innen mit Fresszellen bedeckt, die das Immunsystem bei der Arbeit unterstützen. Sie heißen Kupffer-Sternzellen.

In den Leberläppchen befinden sich zwischen den Leberepithelzellen außerdem die Gallenkapillaren. Diese Gefäße leiten die Gallenflüssigkeit zum Äußeren der Leberläppchen, wo sie schließlich in die Gallengänge übergehen. Die Gallengänge vereinigen sich und führen die Gallenflüssigkeit erst über den Lebergang (Ductus hepaticus communis) und dann über den Gallenblasengang (Ductus cysticus) Richtung Gallenblase.

Aufgaben

Die Leber (medizinisch: Hepar) ist ein großes und schweres Organ, sie wiegt etwa 1,2 bis 1,8 Kilogramm. Die Leber übernimmt vielfältige Aufgaben.

Die Leber ist die größte Drüse des menschlichen Körpers und produziert pro Tag etwa 700 Milliliter Gallenflüssigkeit. Die Galle wird später in der Gallenblase eingedickt und ist vor allem für die Verdauung von Fetten bedeutsam. Besonders die in der Gallenflüssigkeit enthaltenen Gallensäuren ermöglichen es, Fette zu verdauen. Aus der Gallenblase gelangt die Galle über den großen Gallengang (Ductus choledochus) in den Zwölffingerdarm. Dort trifft sie auf die mit der Nahrung aufgenommenen Fette (z.B. Triglyceride, Cholesterin) und bereitet sie für die weitere Verdauung vor. Die Fette können dadurch über die Darmwand ins Blut aufgenommen werden.

Die Gallenflüssigkeit enthält zudem Gallenfarbstoffe, wie zum Beispiel das Bilirubin. Diese Farbstoffe gehen aus dem Abbau roter Blutkörperchen hervor, bei dem der Blutfarbstoff Hämoglobin freigesetzt wird.

Die Leber ist außerdem ein wichtiges Organ für den Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten. Sie kann Kohlenhydrate in Form von Glykogen und Nahrungsfette in Form von Lipiden speichern. Bei Bedarf wandelt sie diese aus der Speicherform in eine gut verfügbare Form um. Ebenso kann die Leber aus anderen Verbindungen den Zucker Glukose bilden (sog. Glukoneogenese). Im Zusammenspiel mit der Bauchspeicheldrüse regelt die Leber maßgeblich die Höhe des Blutzuckerwerts.

Zu den Eiweißen, die die Leber herstellen kann, gehören verschiedene Blutbestandteile wie das Transporteiweiß Albumin, Gerinnungsfaktoren und manche Hormone.

Entgiftung

Eine wichtige – und vielen bekannte – Funktion der Leber ist die Entgiftung beziehungsweise Umwandlung körpereigener und körperfremder schädlicher Stoffe in unschädliche. Zum Beispiel "entgiftet" die Leber körperfremde Stoffe wie Medikamentenreste oder Giftstoffe und verarbeitet sie so, dass der Körper sie ausscheiden kann. Auch Alkohol baut die Leber ab. Bei hohem Alkoholkonsum kann sich die Leber an ihre Aufgabe anpassen – jedoch nur bis zu einem gewissen Grad. Dauerhafter hoher Alkoholkonsum überfordert und schädigt die Leber.