Eine Frau mit Schirm steht vor einer Wand, auf der Regen gemalt ist
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Das Immunsystem

Von: Onmeda-Redaktion, Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 18.01.2022

Durch das Immunsystem verfügt der Mensch über hochwirksame Funktionen zur Abwehr körperlicher Bedrohungen: Ohne dieses Abwehrsystem wären wir den schädlichen Einflüssen unserer Umwelt ebenso schutzlos ausgesetzt wie gesundheitsbedrohlichen Veränderungen im Inneren des Körpers.

Allgemeines

Das Immunsystem des Menschen verfügt über zwei Abwehrmechanismen, denen verschiedene Funktionsweisen zugrunde liegen: eine unspezifische (angeborene) Immunabwehr, die entwicklungsgeschichtlich der älteste Schutzmechanismus vor Infektionen ist, und eine spezifische (erworbene) Immunabwehr. Beide Mechanismen ergänzen sich bei einer Immunantwort gegenseitig.

Die Hauptfunktion des Immunsystems besteht darin, Krankheitserreger und Fremdstoffe abzuwehren, die von außen in den Organismus eingedrungen sind: Dazu zählen Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten und Giftstoffe (Toxine). Darüber hinaus kann das Immunsystem krankhaft veränderte körpereigene Zellen erkennen und beseitigen. In der Folge von Immunreaktionen entstehen Entzündungen, die zur Beseitigung der schädigenden Zellen oder Fremdkörper führen.

Das Immunsystem vermittelt jedoch nicht nur Immunität gegen Erreger oder tötet Tumorzellen ab, sondern kann auch auf unerwünschte Weise wirken: Eine Allergie ist beispielsweise die Folge einer überschießenden Immunreaktion. Und bei sogenannten Autoimmunerkrankungen richtet sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen und schädigt diese. Ist die Erkennung von krankhaft veränderten körpereigenen Zellen gestört, kann es zur Entwicklung von Krebs kommen. Außerdem ist das Immunsystem für die Abstoßungsreaktion auf transplantierte Organe verantwortlich.

Definition

Der Begriff Immunsystem (lat. immunis = frei, unberührt) bezeichnet per Definition das körpereigene Abwehrsystem zum Schutz des Körpers vor Erkrankungen. Es umfasst Organe, Zellen und Eiweißkörper, deren Funktion darin besteht, die körpereigene Struktur durch die Abwehr körperfremder Substanzen und Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze zu erhalten.

Voraussetzung dafür ist, dass das Immunsystem zwischen körpereigenen und körperfremden Strukturen unterscheiden kann, sodass im Normalfall keine Immunreaktion gegen den eigenen gesunden Körper erfolgt (sog. immunologische Toleranz). Allerdings ist es ebenfalls Aufgabe des Immunsystems, krankhafte körpereigene Zellen wie Tumorzellen zu erkennen und anzugreifen.

Die im Lauf der stammesgeschichtlichen Entwicklung (Evolution) entstandene Immunabwehr des Körpers gliedert sich in zwei Hauptsysteme: Ein angeborenes, unspezifisches Immunsystem, das vor allem bei der Bekämpfung bakterieller Infektionen von grundlegender Bedeutung ist, und ein erworbenes, spezifisches Immunsystem, das sich gegen jeweils ganz bestimmte Krankheitserreger richtet.

Mithilfe der spezifischen Immunabwehr kann der Körper verkapselte Bakterien und Viren bekämpfen, die eine in der Evolution schnell veränderbare Oberflächenstruktur besitzen. Die spezifischen und unspezifischen Abwehrmechanismen des Immunsystems sind eng miteinander vernetzt.

Abwehrschwäche: Wann zum Arzt?

Wenn das Immunsystem geschwächt oder gestört ist und somit die Immunreaktion des Organismus bei Kontakt mit Krankheitserregern oder Fremdstoffen unzureichend ist oder ganz fehlt, sind die Betroffenen anfälliger für Infekte. Solche Störungen des Immunsystems können als sogenannte Immunschwächekrankheit auftreten. Ein geschwächtes Immunsystem kann sowohl angeboren sein als auch im Lauf des Lebens entstehen:

  • Angeborene Immunschwächen können durch geschädigte Träger der Erbanlage (sog. Gendefekte) verursacht sein, infolge derer eine oder mehrere Komponenten des Immunsystems gestört sind.
  • Erworbene Immunschwächen können infolge bestimmter Erkrankungen (z. B. Leukämie, Aids) entstehen.

Wann zum Arzt?

Häufig wiederkehrende Erkältungskrankheiten oder Entzündungen sowie nicht erklärbare körperliche und seelische Schwächezustände sollten ärztlich abgeklärt werden. Das gilt auch für starken Gewichtsverlustsowie lang andauernden Kopf- und Gliederschmerzen ohne erkennbare Ursache. Ein Arztbesuch ist ebenfalls anzuraten bei neu aufgetretenen Veränderungen des Hautbildes und Sehstörungen.

Was kann helfen?

Bei Abwehrschwäche sind zunächst eine Reihe auch ernster Erkrankungen auszuschließen. Dazu zählen zum Beispiel der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Krebserkrankungen oder auch HIV. Ebenfalls können Medikamente wie Glucocorticoide oder einige Rheumamittel die körpereigene Abwehr schwächen. Wird eine dieser Erkrankungen diagnostiziert, richtet sich die Behandlung der Abwehrschwäche nach dieser Ursache.

Ist ein Mangel an weißen Blutkörperchen die Ursache für eine Abwehrschwäche, kann diese durch Filgrastim behandelt werden. Weiterhin können Immunglobuline gespritzt werden, die kurzfristig einen Antikörpermangel beheben.

Ob jemand ein starkes Immunsystem mit guter Reaktionsfähigkeit oder ein schwaches Immunsystem hat, hängt darüber hinaus von verschiedenen Faktoren wie Ernährung, Darmflora sowie körperlichem und seelischem Zustand ab. Fehlen zum Beispiel in der Nahrung dauerhaft bestimmte Stoffe wie Eisen, Zink oder Vitamine, ist die Fähigkeit des Körpers zur Immunabwehr herabgesetzt.

Auch Stress kann das Immunsystem erheblich beeinflussen. Hier kann der*die Ärzt*in die Möglichkeiten einer gesünderen Lebensführung erörtern und über Medikamente zur Selbstmedikation beraten. Durch Maßnahmen wie eine vernünftige Abhärtung und regelmäßige Bewegung durch Spaziergänge oder leichten Sport kann man seine Abwehr stärken. Auch verschiedene naturheilkundliche Verfahren wie Hydrotherapie ( Sauna, Bäder, Wechselduschen) oder Phytotherapie (Anwendung pflanzlicher Extrakte, z. B. Sonnenhut oder Arnikawurzel) sollen sich positiv auf die Funktionsfähigkeit des Immunsystems auswirken und die Abwehr stärken.

Auch wichtig: Der Impfschutz

Wichtig ist außerdem die Kontrolle und Vervollständigung des Impfschutzes. Hierzu gehören unter anderem die Tetatnus-, Diphterie- und Poliomyelitis-Schutzimpfung. In betroffenen Gebieten ist auch die Impfung gegen die von Zecken durch das FSME-Virus übertragene Hirnhautentzündung empfehlenswert. Für bestimmte Personenkreise kann eine Impfung gegen Hepatitis, Grippe oder Pneumokokken sinnvoll sein.