Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (sSNRI)

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 25.09.2012

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (sSNRI)" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (sSNRI) wirken antriebssteigernd, stimmungsaufhellend und angstlösend. Mirtazapin hat dabei als Einsatzgebiet nur die schweren Depressionen, Velafaxin zusätzlich auch Angststörungen.

Wegen seiner Wirkung auf das autonome Nervensystem hat einer der Wirkstoffe dieser Gruppe, Duloxetin, auch Effekte auf die Harnblasentätigkeit und auf Schmerzen bei einer allgemeinen Nervenstörung infolge der Zuckerkrankheit (diabetische Polyneuropathie). Duloxetin kommt daher auch bei Harninkontinenz zum Einsatz und um Nervenschmerzen bei Diabetikern zu lindern.

Wirkung

Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (sSNRI) behindern die Wiederaufnahme der Nervenbotenstoffe Serotonin und Noradrenalin in die Nervenzellen im Gehirn. So bleiben beide Botenstoffe länger aktiv. Da bei depressiven Menschen beide Stoffe vermindert vorkommen, wird so ihre Verfügbarkeit verbessert, was Ängste löst und Depressionen lindert.

Bei der Harninkontinenz ist der Wirkungsmechanismus von Duloxetin beim Menschen noch nicht ganz geklärt. Tierexperimente zeigen, dass eine Steigerung der Konzentration von Serotonin und Noradrenalin im Rückenmark des Beckenbereiches die Muskeltätigkeit des Blasenschließmuskels verstärkt. Bei Frauen wird ein ähnlicher Mechanismus angenommen, der bei körperlicher Belastung den Verschluss der Harnröhre während der Urin-Speicherung fördert.

Bei der Behandlung von Nervenschmerzen normalisiert Duloxetin die Schmerzempfindlichkeit gegen Nerven- und Entzündungsreize. Die schmerzhemmende Wirkung von Duloxetin erklärt man sich mit einer Verstärkung der Nerventätigkeit der vom Gehirn absteigenden Nervenbahnen, die die Schmerzempfindlichkeit herabsetzt.