Mittel gegen Juckreiz

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.09.2007

auch bezeichnet als:
Antipruriginosa; Mittel gegen Pruritus

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Mittel gegen Juckreiz" zugeordnet

 

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Mittel gegen Juckreiz bekämpfen das Krankheitsmerkmal (Symptom) Juckreiz, das bei vielen Erkrankungen auftritt:

  • Meist werden Mittel gegen Juckreiz bei juckenden Hautausschlägen (Ekzemen) beispielsweise bei Allergie, Sonnenbrand oder chronischen Ekzemen wie Neurodermitis eingesetzt.
  • Einige Mittel dieser Gruppe wie das Lidocain (Mittel zur örtlichen Betäubung) werden zur Behandlung juckender Hämorrhoiden eingesetzt.
  • Weiterhin können die Mittel einen Juckreiz an Füßen oder Händen stoppen, der durch den Befall mit Pilzen verursacht wird.
  • Zum Einsatz kommen juckreizstillende Mittel außerdem bei Infektionskrankheiten wie Windpocken, Masern, Röteln und Scharlach sowie bei Hautparasiten wie Läusen, Flöhen oder Milben.

Wirkung

Wie Juckreiz überhaupt entsteht, ist noch nicht völlig geklärt. Die Haut besitzt bestimmte Wahrnehmungsorgane, die verschiedene Reize wie Schmerz, Kälte, Wärme oder Druck erkennen und weiterleiten. Die speziellen Wahrnehmungsorgane für Juckreiz sind jedoch unbekannt. Möglicherweise sind es dieselben, über die auch Schmerz erkannt wird. Dazu passt die Erfahrung, dass man bei Juckreiz die Haut automatisch kratzt oder reibt. Der Juckreiz wird so in Schmerz umgewandelt, der offenbar leichter zu ertragen ist.

Aus diesem Grund werden gegen Juckreiz häufig Wirkstoffe eingesetzt, die die Empfindlichkeit der schmerzempfindlichen Hautnerven verringern. Zu diesen Wirkstoffen gehören die Mittel zur örtlichen Betäubung (Lokalanästhetika) wie das Benzocain. Lokalanästhetika verringern die Erregbarkeit und die Leitungsfähigkeit von Nervenfasern in einem begrenzten Gebiet. Wenn die Nerven so keine Schmerz- und Berührungsreize mehr weiterleiten können, wird auch der Juckreiz gehemmt. Die Empfindungsfähigkeit der Haut wird außerdem durch Harnstoff herabgesetzt. Zusätzlich vermag die Haut durch den Wirkstoff mehr Wasser zu binden, was einem Juckreiz vorbeugt.

Gerbstoffe wie beispielsweise Tannin lindern den Juckreiz durch ihre so genannte gerbende Wirkung: die Haut zieht sich zusammen, wird dichter und trockener. Sie bekommt eine Schutzschicht und wird unempfindlicher, wodurch Schmerzen und Juckreiz gemindert werden. Im Gegensatz zu Benzocain, dessen Wirkung bei Entzündungen eingeschränkt ist, helfen Gerbstoffe auch bei entzündlichen Hauterkrankungen.

Glycerin (auch Glycerol genannt) lindert Juckreiz im Bereich der Gehörgänge. Dazu zieht der Wirkstoff aus der entzündeten und geschwollenen Haut Wasser ab und verringert so die Schwellungen und Schmerzen im Entzündungsbereich. Dank seiner ölartigen Beschaffenheit schützt er zudem die Haut der Gehörgänge.

Diese Wirkstoffe werden in Form von Cremes, Salben oder Tinkturen alleine oder auch in sinnvoller Kombination mit anderen Wirkstoffen wie beispielsweise Glukokortikoiden eingesetzt.

Eine andere Gruppe von Mitteln gegen Juckreiz sind die H1-Antihistaminika. Sie verhindern die Ausschüttung von Histamin, einem stark juckreizauslösenden Eiweiß, und können daher diese Ursache des Juckreizes wirksam bekämpfen. Die Wirkstoffe kommen vor allem im Rahmen von Allergien zum Einsatz.