Gerbstoffe

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 18.09.2007

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Gerbstoffe" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Gerbstoffhaltige Arzneimittel werden bei Entzündungen der Haut oder Schleimhäute eingesetzt, etwa Ekzemen oder Zahnfleischentzündungen. Auch tragen sie zur Wundbehandlung und Wundpflege bei. Weiterhin können Hämorrhoiden damit behandelt werden. Innerlich eingenommen, dienen Gerbstoffe zur Therapie von Durchfall.

Gerbstoffe kommen sowohl in der belebten wie der unbelebten Natur vor. So können sie aus Pflanzen gewonnen werden wie Tannin oder es kommen die ganzen gerbstoffhaltigen Arzneipflanzenteile wie zum Beispiel Eichenrinde zur Anwendung. Es gibt auch metallische Verbindungen, die als Gerbstoffe wirken: Aluminiumsulfat, Bismut-Komplexverbindung und Zinksulfat gehören dazu.

Eine dritte Gruppe von Gerbstoffen wird synthetisch hergestellt wie zum Beispiel Phenol-Methanal-Harnstoff-Polykondensat.

Wirkung

Allen Gerbstoffen, ob pflanzlicher oder mineralischer Herkunft oder künstlich hergestellt, ist ihre Wirkung auf Eiweiße gemeinsam. Gerbstoffe verändern die Struktur der Eiweiße und machen sie damit funktionslos (Denaturierung).

Äußerlich auf der Haut angewendet, wirken Gerbstoffe zusammenziehend (adstringierend). Die Oberfläche wird verdichtet und ausgetrocknet, es bildet sich ein schützender Film. Das Austreten von Flüssigkeit, beispielsweise Blut aus Wunden oder Schweiß bei übermäßigem Schwitzen, wird verringert. Krankheitserregern wird der Nährboden entzogen und Entzündungen bessern sich. Weiterhin nehmen Schmerzen oder Juckreiz ab, weil die behandelte Haut unempfindlicher wird. Mit der Veränderung der Eiweiße stumpfen gleichermaßen auch die feinen Nervenendigungen, die bis an die Hautoberfläche reichen, ab. Alle diese Wirkungen der Gerbstoffe werden zudem beim Einsatz auf Schleimhäuten zum Beispiel im Mund sowie im Anal- und Genitalbereich genutzt.

Bei innerlicher Anwendung der Gerbstoffe im Magen-Darm-Trakt kommt es zu einer oberflächlichen Verdichtung der erkrankten Darmschleimhaut. Dadurch wird weniger Wasser in den Darm abgegeben und der Darminhalt nimmt wieder eine normale, festere Form an.

Pflanzliche Gerbstoffe wie das Tannin oder auch synthetischer Gerbstoff, der den natürlichen Strukturen nachempfunden ist, haben nur wenige Nebenwirkungen. Sie können zum Beispiel selten Hautreizungen auslösen. Dagegen kann es bei metallischen Verbindungen leicht zu allergischen Reaktionen und bei zu hoher Aufnahme in den Körper zu Vergiftungssymptomen kommen. Am verträglichsten ist dabei das Zinksulfat, das auch unbedenklich bei Säuglingen und Kleinkindern angewendet werden kann.