Degranulationshemmer

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 20.11.2007

auch bezeichnet als:
Mastzellstabilisatoren

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Degranulationshemmer" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Degranulationshemmer sind Wirkstoffe, die allergische Entzündungsreaktionen unterdrücken. Sie werden bei allergiebedingten Beschwerden wie Bindehautentzündung und Schnupfen sowie bei Asthma eingesetzt. Außerdem kommen sie bei Krankheitsbildern wie Nasennebenhöhlenentzündung, chronischer Bronchitis und COPD zur Anwendung. Zumindest teilweise spielt nämlich auch hier eine allergische Komponente eine Rolle. Die Wirkung der Degranulationshemmer richtet sich allein gegen die Symptome der Allergie, kann die Ursache jedoch nicht heilen. Da der Effekt erst langsam einsetzt, sind Degranulationshemmer zur Behandlung akuter Zustände weniger geeignet.

Bei Asthma dienen die Wirkstoffe Cromoglicinsäure und Nedocromil allein zur Vorbeugung. Wegen des langsamen Wirkungsbeginns darf keinesfalls versucht werden, mit ihnen einen Asthmaanfall zu behandeln.

Mit gutem Erfolg angewendet werden Cromoglicinsäure, Nedocromil sowie das Lodoxamid als Augentropfen bei einer allergischen Bindehautentzündung (Konjunktivitis), wie sie beispielsweise beim Heuschnupfen auftritt.

Als Nasenspray finden die Wirkstoffe Cromoglicinsäure und Nedocromil bei einer allergischen Nasenschleimhautentzündung (Rhinitis) Anwendung.

Wirkung

Im allergischen Geschehen stellen die so genannten Mastzellen gewissermaßen eine Drehscheibe dar. Sie befinden sich vorwiegend in den Schleimhäuten des Körpers. Beim Erstkontakt mit einem Reizstoff aus der Umwelt (Allergen) bilden sich so genannte IgE-Antikörper. Das sind Eiweißstoffe, die sich an die Außenhaut der Mastzellen anheften und wie Antennen hervorragen. Kommt es zu einem zweiten Kontakt mit dem gleichen Allergen, kann dieses zwei benachbarte IgE-Antikörper verbinden. Damit wird die Mastzelle veranlasst, aus ihrem Inneren Substanzen freizusetzen, die Entzündungsreaktionen vermitteln oder in Gang halten. Hierzu gehören Histamin, Leukotriene und Zytokine.

Die Degranulationshemmer verhindern nun, dass die Mastzellen aktiviert werden. Wie sie das erreichen, ist noch nicht ganz geklärt. Man vermutet aber, dass die Substanzen Übertragungswege blockieren, die für die Freisetzung der Entzündungsstoffe unverzichtbar sind. Ein weiterer Wirkungsweg kann sein, dass schon die Herstellung der oben genannten Zytokine behindert wird. Über diese beiden Mechanismen wirken Degranulationshemmer sowohl antientzündlich als auch antiallergisch.

Alle Degranulationshemmer können nur örtlich angewendet werden. Sie werden als fein verteiltes Pulver (mit einem speziellen Zerstäuber) in die Lunge eingatmet oder als Lösung in Tropfenform (Augentropfen) oder in einem (Nasen)Spray angewandt. Verschluckter Wirkstoff wird praktisch unverändert mit dem Kot wieder ausgeschieden. Die Nebenwirkungen sind aufgrund der fehlenden Aufnahme in den Körper praktisch nur örtlich. Manchmal treten Reizungen in den Atemwegen auf.