Blutdrucksenker

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 17.11.2017

auch bezeichnet als:
Antihypertensiva; Antihypertonika

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Blutdrucksenker" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Blutdrucksenker werden immer dann eingesetzt, wenn der in den Blutgefäßen herrschende Druck zu hoch ist und andere Organe schädigen könnte. Wird der Bluthochdruck durch eine organische Erkrankung ausgelöst, bekämpft man diese, gibt aber gleichzeitig Blutdrucksenker, um die Folgen abzumildern. Oft kann jedoch, wie bei der sogenannten essenziellen Hypertonie, keine organische Ursache des Bluthochdrucks festgestellt werden.

Je nachdem, mit welchen Beschwerden der Bluthochdruck verbunden ist, werden unterschiedliche Wirkstoffgruppen eingesetzt. Bei stressbedingten Formen kommen häufig Betablocker und Alpha-Sympatholytika zu Einsatz. Sie beruhigen einen zu schnellen Puls und sorgen so für ein Absinken des Drucks im Gefäßsystem. Sind Herz oder Nieren schon angegriffen, werden häufig Calciumkanalblocker, ACE-Hemmer oder AT1-Rezeptor-Antagonisten angewendet, da diese sich als schützend erwiesen haben. Auch Substanzen, die die Blutgefäße weitstellen, senken den Blutdruck. Zu solchen zählen die gefäßerweiternden Mittel auf Nitro-Basis, aber auch der Wirkstoff Minoxidil.

Bluthochdruck ist zum Teil sehr schwierig zu behandeln und mit einer Substanz alleine wird häufig kein ausreichender Erfolg erzielt. In solchen Fällen kombiniert man den ersten blutdrucksenkenden Wirkstoff mit einem zweiten aus einer anderen Wirkstoffgruppe. Sehr gebräuchlich sind auch Kombinationen mit Diuretika, also Wirkstoffen, die die Wasserausscheidung fördern. Dadurch nimmt die Blutmenge ab, was einen zusätzlich blutdrucksenkenden Effekt hat.

Für sehr hartnäckige Fälle von Bluthochdruck gibt es auch Dreierkombinationen, in denen sich die Wirkmechanismen der verwendeten Kombinationspartner ergänzen.

Ein Spezialfall ist der Hochdruck in den Blutgefäßen der Lunge. Er wird mit speziellen Blutdrucksenkern wie Bosentan behandelt. Hier kommen aber auch Phosphodiesterasehemmer wie Sildenafil und Tadalafil in geeigneter Dosierung zum Einsatz.

Wirkung

Betablocker wie auch Alpha-Sympatholytika wirken über ihren Einfluss auf das vegetative Nervensystem. Sie hemmen die Wirkung der bei Stress ausgeschütteten Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin. Betablocker setzen sich auf die Bindungsstellen (Rezeptoren) für die beiden Stresshormone am Herzen und heben ihre Wirkung auf. Dadurch wird der Puls verlangsamt, das Herz entlastet und der Blutdruck sinkt. An der Muskulatur der Blutgefäße selbst befinden sich Alpha-Rezeptoren, an die sich ebenfalls die Stresshormone Adrenalin oder Noradrenalin binden. Als Folge dieser Aktivierung steigt der Blutdruck, weil sich die Blutgefäße verengen. Die Alphablocker entfalten ihre Wirkung, indem sie die Verbindung von Adrenalin und Noradrenalin mit den Alpha-Rezeptoren in den kleinen Gefäßwänden - vor allem in den kleinen Arterien - verhindern. Die Blutgefäße bleiben so entspannt, es kann mehr Blut hindurchfließen und der Blutdruck fällt.

Calciumkanalblocker beeinflussen den Mineralhaushalt der Gefäßmuskelzellen. Normalerweise befinden sich in den Zellen zehntausend mal weniger positiv geladene Calciumionen als in ihrer Umgebung. Das Zellinnere ist daher negativ geladen. Durch äußere Reize können Calciumkanäle geöffnet werden, was den Einstrom von Calcium in die Zelle bewirkt. Die elektrische Ladung der Zelle wird dadurch positiv, was ein Zusammenziehen der Muskelzelle bewirkt. Wie ihr Name besagt, verhindern Calciumkanalblocker den Einstrom von Calciumionen - die Muskelzellen der Blutgefäße bleiben entspannt und der Blutdruck sinkt.

Auf ähnliche Weise wirken die gefäßerweiternden Mittel auf Nitro-Basis und der Wirkstoff Minoxidil. Erstere spalten Stickstoffoxid (NO) ab, das auch vom Körper selbst zur Entspannung der Gefäßmuskulatur eingesetzt wird. Minoxidil hingegen fördert den Kaliumausstrom aus den Gefäßmuskelzellen, was diese erschlaffen lässt.

ACE-Hemmer greifen an der Nebenniere in die hormonelle Blutdruckregelung ein. Damit es zur Verengung der Blutgefäße kommt, müssen mehrere Hormone über einen gestuften Prozess ineinander verwandelt werden. Dies geschieht durch sogenannte Enzyme. Die ACE-Hemmer blockieren eines dieser wichtigen Enzyme (angiotensin converting enzyme). Dadurch entsteht kaum noch das blutdrucksteigernde Hormon Angiotensin und an der Niere wird die Wasserauscheidung gefördert.

Angiotensin bindet im Gefäßsystem und der Niere an spezielle AT1-Rezeptoren. In den Blutgefäßwänden ziehen sich die Muskeln zusammen, die Gefäße verengen sich und der Blutdruck steigt. In den Nieren kommt es zu einer verminderten Durchblutung. AT1-Rezeptor-Antagonisten verhindern die Anbindung von Angiotensin, was eine Blutdrucksenkung durch Weitstellung der Blutgefäße und ungehinderte Wasserausscheidung der Niere zur Folge hat.

Bei sehr hohem Blutdruck, der sich mit einem Wirkstoff allein nicht gut regulieren lässt, werden vielfach Substanzen aus den vorgenannten Gruppen kombiniert, um zu ergänzenden Effekten zu kommen. Die Wasserausscheidung spielt bei der Blutdruckregelung eine wichtige Rolle. Daher werden Wirkstoffe der vorgenannten Gruppen auch häufig zusammen mit Diuretika gegeben.

Bei Bluthochdruck in der Lunge kommen Substanzen mit gezielten Wirkmechanismen zur Anwendung. Sowohl in den Blutgefäßwänden des Penis wie der Lunge findet sich das Enzym Phosphodiesterase Typ 5. Dieses Enzym baut die Substanz cGMP ab, einen Energielieferanten der Muskelzellen in den Blutgefäßen. Sildenafil und Tadalafil hemmen gezielt die Phosphodiesterase. Der daraufhin höhere Gehalt an cGMP in den Zellen lässt sie erschlaffen, die Blutgefäße weiten sich. Bei Patienten mit Lungenhochdruck sinkt so der Blutdruck in dem Organ. Bosentan hingegen hemmt die Wirkung des Hormons Endothelin-1, das zu den stärksten bekannten gefäßverengenden Substanzen gehört und hauptsächlich in der Lunge wirksam ist.