Alpha-Sympatholytika

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 16.03.2014

auch bezeichnet als:
Alpha-1-Rezeptorenblocker; alpha-Adrenozeptor-Antagonisten; alpha-Adrenozeptorenblocker; alpha-Rezeptorantagonisten; alpha-Rezeptorenblocker; Alphablocker

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Alpha-Sympatholytika" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Alpha-Sympatholytika, auch Alphablocker genannt, hemmen die Wirkung von körpereigenen Botenstoffen wie zum Beispiel Adrenalin und Noradrenalin (auch Stresshormone genannt). Sie hemmen außerdem den Effekt von Substanzen aus der Gruppe der Alpha-Sympathomimetika, die die Wirkung dieser Botenstoffe nachahmen.

Alpha-Sympatholytika haben folgende Einsatzgebiete:
  • Bluthochdruck
  • gutartige Prostatavergrößerung
  • Erektionsstörungen
  • Durchblutungsstörungen an den Händen (Morbus Raynaud)
  • erhöhter Augeninnendruck (Grüner Star oder Glaukom)
  • bestimmte hormonelle Erkrankungen der Nebennieren (Phäochromozytom)
  • Aufhebung der Alpha-Sympathomimetika-Wirkung.
Einige Mutterkornalkaloide, die bei Migräne eingesetzt werden, gehören ebenfalls zu den alpha-Sympatholytika, wenn man den gemeinsamen Wirkmechanismus betrachtet. Die Mutterkornalkaloide sind jedoch in einer separaten Gruppe zusammengefasst und dort besprochen.

Wirkung

Alpha-Sympatholytika wirken auf das vegetative Nervensystem. Da dieses von uns nicht willentlich beeinflusst werden kann, wird es auch unwillkürliches oder autonomes Nervensystem genannt.

Das vegetative Nervensystem durchzieht mit seinen Fasern den gesamten Körper und wird von untergeordneten und daher unbewussten Hirnregionen gesteuert. Es hat die Aufgabe, unsere Körper- und Organfunktionen zu koordinieren und zu regulieren. Es wird von zwei Nervensträngen, dem Sympathikus und dem Parasympathikus, beherrscht, die Gegenspieler sind. Stellt sich der Mensch auf Ruhe und Nahrungsaufnahme ein, übernimmt der Parasympathikus die Steuerung. Im Wachen, bei Aktivität und in Stress-Situationen ist der Sympathikus aktiviert. Er steigert die Fähigkeit zur Arbeitsleistung und stellt Energie für das bewusste Handeln bereit: Die Aufmerksamkeit ist gesteigert, die Pupillen weiten sich, Muskelspannung und Schweißproduktion steigen. Die Muskeln von Magen, Darm, Harnblase und Gebärmutter erschlaffen, der Mund ist trocken, weil weniger Speichel produziert wird. Die Blutgefäße (außer denen des Herzens und der Skelettmuskulatur) verengen sich, das Herz schlägt schneller, der Blutdruck wird erhöht und die Atmung beschleunigt sich.

Normalerweise wird die Erregung des Sympathikus durch körpereigene Botenstoffe ausgelöst wie Adrenalin und Noradrenalin (auch Stresshormone genannt). Sie binden sich dabei an unterschiedliche Rezeptoren des Sympathikus und lösen so unterschiedliche Teilreaktionen aus. Die verschiedenen Rezeptoren sind mit "alpha" und "beta" benannt und werden noch spezieller in die Untertypen "alpha-1", "alpha-2", "beta-1" und "beta-2" unterteilt.

Die alpha-Sympatholytika blockieren ausschließlich die alpha-Rezeptoren derart, dass sie unempfindlich für den Angriff der körpereigenen Botenstoffe werden. Die typischen Reaktionen auf eine Erregung bleiben aus. Je nachdem, welche alpha-Rezeptoren beeinflusst werden, unterscheiden man bei den alpha-Sympatholytika heute drei Untergruppen:
  • Alpha-Sympatholytika, die beide Rezeptorarten (alpha-1 und alpha-2) hemmen, nennt man unspezifisch. Man verwendet solche unspezifischen alpha-Sympatholytika aufgrund ihrer Nebenwirkungen heute eher selten. Ein Beispiel für eine solche Substanz ist Phenoxybenzamin, das bei Phäochromozytom eingesetzt wird. Es wirkt besonders lange, da seine Wirkung nicht aufgehoben werden kann.
    Ein weiteres Beispiel ist das kurzwirksame Phentolamin, das für die Aufhebung örtlicher Betäubungen in der Zahnmedizin dient.
  • Die heute verwendeten alpha-Sympatholytika sind weitgehend auf den alpha-1-Rezeptor spezialisiert. Sie werden eingesetzt
    1. zur Blutdrucksenkung bei Bluthochdruck - dazu gehören Urapidil und Prazosin (letzteres dient auch der Behandlung der Raynaud-Krankheit);
    2. bei Blasenentleerungsstörungen durch gutartige Prostatavergrößerung - dazu gehören Alfusozin, Tamsulosin;
    3. bei beiden Anwendungsgebieten, Bluthochdruck und Prostatavergrößerung - hier sind Terazosin und Doxazosin zu nennen.
  • Der ausschließlich auf den alpha-2-Rezeptor spezialisierte Wirkstoff Brimonidin dient zur Behandlung des erhöhten Augeninnendrucks (Grüner Star oder Glaukom). Ebenfalls am alpha-2-Rezeptor greift die Wirkung von Yohimbin gegen Erektionsstörungen an.