Ziprasidon

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.01.2015

Allgemeines

Ziprasidon dient der Behandlung von Psychosen. Bei Erwachsenen wird der Wirkstoff gegen Schizophrenie eingesetzt, bei Kindern von zehn bis 17 Jahren und Erwachsenen auch gegen sogenannte bipolare Störungen mit Übersteigerung (Manie) im Wechsel mit Depressionen. Ziprasidon ist dabei sowohl gegen so genannte Positiv-Symptome wie Halluzinationen, Erregungszustände und Angststörungen als auch gegen Negativ-Symptome wie Depressionen, Antriebsmangel und sozialen Rückzug wirksam.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Dopamin- und Serotoninrezeptoren im zentralen Nervensystem blockieren
  • Symptome der Schizophrenie lindern
  • Psychosen behandeln
  • manische Erkrankungen behandeln
  • Depressionen mindern
  • Erregungs- und Angstzustände lindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ziprasidon im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Ziprasidon nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen Ziprasidon darf der Wirkstoff nicht verabreicht werden.

Patienten mit einer bestimmten Störung der Erregungsleitung im Herzen (angeborene oder erworbene QT-Intervall-Verlängerung) dürfen den Wirkstoff nicht erhalten, weil Ziprasidon diese Fehlfunktion verstärken und Herzrhythmusstörungen auslösen kann. Personen, die bereits mit Wirkstoffen behandelt werden, welche die Erregungsleitung im Herzen verlangsamen können (beispielsweise bestimmte Antiarrhythmika, Neuroleptika wie Thioridazin, Prokinetika wie Cisaprid, Antibiotika wie Moxifloxacin oder Antimalariamittel wie Mefloquin oder Halofantrin), dürfen nicht mit diesem Neuroleptikum behandelt werden.

Von der Therapie sind ferner Patienten auszuschließen, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, an einer unzureichend behandelten Herzmuskelschwäche oder an bestimmten Formen von Herzrhythmusstörungen leiden.

Nur bei sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt sollten Menschen mit einer Neigung zu Krampfanfällen und Epilepsien, mit verlangsamtem Herzschlag (Bradykardie) sowie mit Leberfunktionsstörungen behandelt werden.

Störungen des Mineralhaushalts (beispielsweise erniedrigte Kalium- oder Magnesium-Spiegel im Blut) müssen vor der Therapie ausgeglichen werden. Bei Patienten mit stabilen Herzerkrankungen sollte vor Beginn der Behandlung eine EKG-Kontrolle erfolgen.

Personen über 65 Jahren sollten nicht mit Ziprasidon behandelt werden, wenn gleichzeitig andere Substanzen mit Angriffspunkt im zentralen Nervensystem (Psychopharmaka) eingenommen werden.

Ältere Menschen, die aufgrund schwerer Demenz an Psychosen leiden, sollten den Wirkstoff nicht erhalten. Bei diesem Personenkreis gilt eine positive Wirkung von atypischen Neuroleptika wie Ziprasidon als nicht gesichert und die Sterblichkeit der Patienten ist während der Therapie erhöht.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Ziprasidon sollte während der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt eingesetzt werden, weil die Unbedenklichkeit der Anwendung für Mutter und Kind nicht nachgewiesen ist. Frauen im gebärfähigen Alter wird empfohlen, während der Therapie empfängnisverhütende Maßnahmen zu treffen.

Mütter, die im letzten Schwangerschaftsdrittel den Wirkstoff einnehmen, gefährden ihre Neugeborenen durch Nebenwirkungen wie Bewegungsstörungen und Entzugserscheinungen. Diese können sich in Aufregung, Muskelverspannungen oder -schlaffheit, Zittern, Schläfrigkeit, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme äußern. Solche Neugeborene müssen sorgfältig ärztlich überwacht werden.

Vor Beginn der Behandlung sollte abgestillt werden.


Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kindern und Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren dürfen mit Ziprasidon nur gegen seelische Erkrankungen behandelt werden, bei denen die Gemütslage zwischen Übersteigerung und Depressionen schwankt. Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Ziprasidon bei Schizophrenie wurde für diese Zielgruppe nicht untersucht.

Welche Nebenwirkungen kann Ziprasidon haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ziprasidon. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Benommenheit.

Häufige Nebenwirkungen:
Unvermögen, ruhig zu sitzen (Akathisie), Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Übelkeit und Erbrechen, vermehrter Speichelfluss, gesteigerte Erregung und Reizbarkeit, Schwindelgefühl, unwillkürliche Bewegungen wie Zuckungen oder Tics (Dyskinesien), Zittern (Tremor), Muskelkrämpfe (besonders im Gesichts- und Halsbereich), Verstopfung, Mundtrockenheit, Sehstörungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Gelenkschmerzen, Beinkrämpfe, Sprachstörungen, Taubheitsgefühl beziehungsweise Kribbeln in Händen und Füßen, Blutdruckabfall beim Aufstehen aus der liegenden Position, erniedrigter Blutdruck, Krampfanfälle, beschleunigter Herzschlag (Tachykardie), Blähungen, verstärkter Durst, Schnupfen, Erhöhung des Prolaktin-Spiegels (Hormon, das die Milchproduktion in den Brustdrüsen anregt), Überempfindlichkeitsreaktionen in Form von Hautausschlägen und Juckreiz, Schwellungen durch Flüssigkeitsaustritt aus Blutgefäßen (Angioödeme).

Seltene Nebenwirkungen:
Fieber, Migräne, Schwellungen der Zunge und Schluckbeschwerden, Veränderungen des Blutbilds, Muskelschmerzen, Muskelschwäche, Veränderungen im Muskelstoffwechsel, Hautausschläge (die nicht auf Überempfindlichkeit zurückzuführen sind), Alpträume, Störungen des Gangbildes und der Bewegungskoordination, Halluzinationen, Nervenerkrankungen, Lähmungen, Schuppenflechte, Bindehautentzündung, verminderte Sehschärfe, trockene Augen, Erektionsstörungen, Probleme beim Wasserlassen, Harninkontinenz.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Schwere Arzneimittelüberempfindlichkeit (DRESS-Syndrom).

Besonderheiten:
Durch einen erhöhten Prolaktin-Spiegel kann es zu Spannungsgefühl in der Brust, Brustvergrößerung oder Milchabsonderung kommen.

Tritt ein malignes neuroleptisches Syndrom auf (gekennzeichnet durch Muskelstarre, hohes Fieber, Bewusstseinstrübung und Kreislaufkollaps), muss die Behandlung abgebrochen werden.

Bei Langzeitbehandlung beobachtet man gehäuft Krampfanfälle, Zuckungen und Tics sowie eine Blutdruckerniedrigung, selten entwickelt oder verschlechtert sich ein Diabetes mellitus und häufig beobachtet man eine verlangsamte Erregungsleitung im Herzen (erworbene QT-Verlängerung).

Bei Patienten, die eine Therapie mit Ziprasidon begonnen haben und innerhalb von zwei bis sechs Wochen Hautausschlag, Fieber, Gesichtsschellungen und geschwollene Lymphknoten haben, besteht Verdacht auf das DRESS-Syndrom. Sie sollen umgehend ihren Arzt aufsuchen; möglicherweise muss die Behandlung mit Ziprasidon sofort beendet werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Ziprasidon?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Gabe von Ketoconazol (Mittel gegen Pilzerkrankungen) verstärkt die Wirkung von Ziprasidon.

Carbamazepin (Wirkstoff aus der Gruppe der Antiepileptika) schwächt die Ziprasidon-Wirkung ab.

Ziprasidon verstärkt die Wirkung vieler Substanzen, die dämpfend auf das zentrale Nervensystem einwirken, so beispielsweise die von weiteren Neuroleptika, von Barbituraten oder von Alkohol.

Bei einer Therapie mit Wirkstoffen, die wie Ziprasidon die Erregungsleitung im Herzen verlangsamen (zum Beispiel bestimmte Antiarrhythmika oder Gyrasehemmer), kann diese Nebenwirkung gehäuft auftreten.

Die zeitgleiche Gabe weiterer Neuroleptika oder von Anticholinergika kann Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Verstopfung, Herzrasen und Sehstörungen verstärken.

Werden gleichzeitig mit Ziprasidon Antibiotika, tri- und tetrazyklische Antidepressiva, Betablocker, opioide Schmerzmittel oder Antiarrhythmika verabreicht, ist das Risiko für eine Herzschlagbeschleunigung (Tachykardie) erhöht.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle der Herztätigkeit, insbesondere bei älteren Patienten, ist notwendig.
  • Bei Blutzuckerkrankheit oder starkem Übergewicht sollten regelmäßige Blutzuckerkontrollen durchgeführt werden.
  • Bei einem Verdacht auf das DRESS-Syndrom mit Hautausschlag, Fieber, Gesichtsschwellung und geschwollenen Lymphknoten soll umgehend ein Arzt aufgesucht und das Medikament abgesetzt werden.
  • Das Reaktionsvermögen, die Fähigkeit zum Autofahren und zum Bedienen von Maschinen kann beeinträchtigt sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Ziprasidon?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ziprasidon enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Ziprasidon

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ziprasidon. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Neuroleptika, zu welcher der Wirkstoff Ziprasidon gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Ziprasidon

Ziprasidon dient der Behandlung von Psychosen. Bei Erwachsenen wird der Wirkstoff gegen Schizophrenie eingesetzt, bei Kindern von zehn bis 17 Jahren und Erwachsenen auch gegen sogenannte bipolare Störungen mit Übersteigerung (Manie) im Wechsel mit Depressionen. Ziprasidon ist dabei sowohl gegen so genannte Positiv-Symptome wie Halluzinationen, Erregungszustände und Angststörungen als auch gegen Negativ-Symptome wie Depressionen, Antriebsmangel und sozialen Rückzug wirksam.

Die Wirksamkeit von Ziprasidon bei Schizophrenie von Kindern wurde bisher nicht nachgewiesen.

Ziprasidon wird zumeist in Tablettenform oder als Suspension verabreicht. Zur schnellen Beherrschung von Erregungszuständen bei Patienten mit Schizophrenie kann der Wirkstoff auch gespritzt werden. Allerdings ist diese Anwendungsform nur für die Dauer von bis zu drei aufeinander folgenden Tagen erlaubt. Sobald wie möglich muss dann wieder auf die Einnahme von Tabletten oder Suspension umgestellt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ziprasidon sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Ziprasidon

Neuroleptika wie Ziprasidon entfalten ihre Wirkung durch die Blockade von Rezeptoren für den Botenstoff Dopamin im zentralen Nervensystem. Sie lindern psychotische Störungen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen und können Symptome der Schizophrenie mildern.

Ziprasidon wird als atypisches Neuroleptikum bezeichnet, weil es neben Dopamin-Rezeptoren auch Bindungsstellen des Botenstoffs Serotonin besetzt. Teilweise hemmt es dessen Wirkung, manchmal ahmt es dessen Effekt nach. Ziprasidon verlängert zudem die Wirkungsdauer von Serotonin sowie von einem weiterem Botenstoff, dem Noradrenalin. In der Folge erwachen viele Patienten aus ihrer Teilnahmslosigkeit (Apathie). Schwere Depressionen werden gelindert und Gedächtnisleistung und Konzentrationsvermögen verbessern sich.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.