Ziconotid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.12.2010

Allgemeines

Ziconotid wird den nicht-opioiden Schmerzmitteln zugerechnet, ist aber zur Behandlung von starken, chronischen Schmerzen geeignet. Die Anwendung ist allerdings auf Patienten beschränkt, die eine intrathekale (i.th.) Analgesie benötigen. Darunter versteht man die Schmerzbekämpfung mittels direkter Verabreichung des Schmerzmittels in den von den Wirbeln gebildeten Rückenmarkskanal. Meist ist dies bei Kranken der Fall, deren Schmerzen mit opioiden Schmerzmitteln nicht ausreichend bekämpft werden können.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • starke, chronische Schmerzen lindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ziconotid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Ziconotid nicht verwendet werden?

Ziconotid darf nicht angewendet werden, wenn der Patient eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff gezeigt hat. Außerdem ist Ziconotid nicht mit so genannten Chemotherapeutika (Krebsmitteln und einigen Antibiotika) zu kombinieren, wenn diese ebenfalls in den Rückenmarkskanal gegeben werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es gibt keine hinreichenden Studien zur Beurteilung des Risikos für Schwangere bei der Anwendung von Ziconotid. In Tierexperimenten hat sich der Wirkstoff allerdings für die Nachkommenschaft als giftig erwiesen. Obwohl das mögliche Risiko für den Menschen ist nicht bekannt ist, sollte Ziconotid während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der Arzt hält dies für eindeutig erforderlich.

Es ist nicht bekannt, ob Ziconotid in die Muttermilch übergeht. Eine Anwendung in der Stillzeit sollte daher nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt erfolgen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Zur Anwendung bei Kindern gibt es bisher keine Untersuchungen. Die Entscheidung über den Einsatz des Wirkstoffs bei dieser Patientengruppe muss vom Arzt gefällt werden.

Welche Nebenwirkungen kann Ziconotid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ziconotid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Verwirrung, Verschwommensehen, Übelkeit und Erbrechen, Gangstörungen, Schwäche.

Häufige Nebenwirkungen:
verminderter Appetit, Essensverweigerung, Ängstlichkeit, Geräuschehören, Schlaflosigkeit, Erregung, Orientierungslosigkeit, Wahnvorstellungen, Depression (auch Verschlimmerung derselben), Verfolgungswahn, Reizbarkeit, Nervosität, Stimmungsschwankungen, Denkstörungen, verschlimmerte Angstzustände, verschlimmerte Verwirrung, Doppeltsehen, Sehstörungen, Lichtscheu, Schwindel, Ohrensausen, niedriger Blutdruck (auch bei Körperlageveränderung), Atemstörungen, Durchfall, Mundtrockenheit, Verstopfung, Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Juckreiz, vermehrtes Schwitzen, Gliederschmerzen, Muskelschmerz, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche, Gelenkschmerzen, Schwellungen, Harnstauung, Harnverhaltung, Harnabflusstörungen, Harninkontinenz, Müdigkeit, Fieber, Entschlusslosigkeit, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), Muskelsteifigkeit, Sturz, Brustschmerz, Kältegefühl, Schmerz (auch Verschlimmerung), ängstliche Nervosität, Kreatinphosphokinase-Erhöhung, Gewichtsabnahme.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutvergiftung, Hirnhautentzündung, Gedankensprünge, Bewusstlosigkeit, Koma, Abstumpfung, Krämpfe, Schlaganfall, Hirnleistungsstörungen, Vorhoffflimmern, Atemnot, Verdauungsstörungen, Hautausschlag, Muskelzerfall, Muskelentzündung, Rückenschmerzen, Muskelzuckungen, Nackenschmerz, akutes Nierenversagen, Gehschwierigkeiten, Reizleitungsstörungen am Herzen, Aspartataminotransferase-Erhöhung, Kreatinphosphokinase-Erhöhung, Körpertemperaturerhöhung.

Besonderheiten:

Ziconotid scheint das Risiko für Selbstmordversuche und Selbstmorde zu steigern. Die Patienten müssen daher in dieser Hinsicht schon vor der Behandlung sorgfältig vom Arzt untersucht und später auch von ihren Angehörigen überwacht werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Ziconotid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Ziconotid gelangt praktisch kaum aus der Rückenmarksflüssigkeit in das Blut. Wechselwirkungen zwischen Ziconotid und anderen Wirkstoffen sind daher sehr unwahrscheinlich.

Ziconotid darf nicht mit Chemotherapeutika (Krebsmitteln und Antibiotika) kombiniert werden, die ebenfalls in den Rückenmarkskanal gegeben werden. Auch bei der Gabe von Ziconotid an Patienten, die solche Medikamente zum Einnehmen erhalten, ist ärztliche Vorsicht geboten.

Ziconotid dockt nicht an den Bindungsstellen (Rezeptoren) an, die von opioiden Schmerzmitteln (Opiaten) blockiert werden. Sollen zu Beginn einer Ziconotid-Therapie Opiate abgesetzt werden, sollte das Opiat mit langsam verminderter Dosis (ausschleichend) entzogen werden. Haben die Patienten die Opiate über den Rückenmarkskanal erhalten, sollte diese Infusionsbehandlung ausschleichend über einige Wochen abgesetzt und durch eine entsprechende Dosis von Opiaten zum Einnehmen ersetzt werden.

Die kombinierte Rückenmarks-Gabe von Ziconotid zu einer gleichbleibenden Dosis von Morphin ist möglich, erfordert aber besondere Vorsicht. In einer klinischen Studie trat trotz niedrig dosiertem Ziconotid eine hohe Rate von Nebenwirkungen wie Verwirrtheit/unnormale Gedanken, Verfolgungswahn und Wahnvorstellungen sowie Gangstörungen auf, einige davon waren schwerwiegend. Außerdem kam es zu Erbrechen und Essenverweigerung sowie zu Wasseransammlungen im Gewebe. Die zusätzliche Rückenmarks-Gabe von Morphin zu gleichbleibenden Dosen von Ziconotid wird besser vertragen. Studien zur Rückenmarks-Gabe von Ziconotid und anderen opioiden Schmerzmitteln wurden noch nicht gemacht.

Bei der gleichzeitigen Gabe von Ziconotid und der Anwendung der Wirkstoffe Baclofen (zur Muskelentspannung), Clonidin (Blutdrucksenker), Bupivacain (Mittel zur örtlichen Betäubung) oder Propofol (Narkosemittel) kam es vermehrt zu Schläfrigkeit.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Patienten, die Chemotherapeutika (Krebsmittel oder Antibiotika) einnehmen, müssen bei der Gabe des Medikaments besonders gut ärztlich überwacht werden.
  • Bei Merkmalen einer Muskelentzündung oder Muskelzerstörung (Schmerzen, rot-brauner Urin) sollte der Arzt das Medikament absetzen.
  • Bei Auftreten von Verwirrung, Schläfrigkeit, Hirnleistungsstörungen oder seelischen Störungen sollte das Medikament in der Dosis vermindert oder ganz abgesetzt werden.
  • Während der Behandlung ist eine sorgfältige Überwachung durch Arzt und Angehörige hinsichtlich der Selbstmordneigung nötig.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Ziconotid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ziconotid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Infusionslösung

So wirkt Ziconotid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ziconotid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen nicht-opioide Schmerzmittel, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Ziconotid gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Ziconotid

Ziconotid wird den nicht-opioiden Schmerzmitteln zugerechnet, ist aber zur Behandlung von starken, chronischen Schmerzen geeignet. Die Anwendung ist allerdings auf Patienten beschränkt, die eine intrathekale (i.th.) Analgesie benötigen. Darunter versteht man die Schmerzbekämpfung mittels direkter Verabreichung des Schmerzmittels in den von den Wirbeln gebildeten Rückenmarkskanal. Meist ist dies bei Kranken der Fall, deren Schmerzen mit opioiden Schmerzmitteln nicht ausreichend bekämpft werden können.

Anders als andere nicht-opioide Schmerzmittel ist Ziconotid auch bei schweren Schmerzen hilfreich. Da der Wirkstoff nicht an den gleichen Stellen (Rezeptoren) wirkt wie die opioiden Schmerzmittel, kann er bei schwersten Schmerzen auch kombiniert mit Opioiden gegeben werden. Dabei ist allerdings die Möglichkeit von Wechselwirkungen zu beachten.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ziconotid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Ziconotid

Ziconotid stammt ursprünglich aus dem Gift der Meeresschnecke Conus magus. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um den künstlichen "Nachbau" des Naturstoffes. Chemisch handelt es sich bei Ziconotid um das Omega-Conopeptid MVIIA, ein relativ kleines Eiweiß-Molekül aus 25 Aminosäuren. Wie alle Eiweißmoleküle würde auch Ziconotid bei einer Einnahme als Tablette im Magen-Darm-Kanal durch Verdauungsenzyme gespalten und könnte den Wirkort im Rückenmark nicht unbeschadet erreichen. Dies ist einer der Gründe, warum Ziconotid ausschließlich über eine Dauerinfusion in den Rückenmarkskanal verabreicht werden kann.

Die Wirkung von Ziconotid beruht auf der Beeinflussung der Schmerzregulation im Rückenmark. Im Rückenmark werden die aus den Körperregionen empfangenen Schmerzsignale auf Nervenbahnen umgeschaltet, die ins Gehirn ziehen. Diese "Umschaltung" wird durch so genannte N-Typ-Calciumkanäle bewirkt. Fließt das Mineral Calcium durch diese Kanäle, werden Nervenbotenstoffe freigesetzt, die zum Gehirn führende Nerven erregen. Ziconotid unterbricht diese Weiterleitung von Schmerzsignalen, indem es die N-Typ-Calciumkanäle blockiert.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.