Vismodegib

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 24.06.2016

Allgemeines

Vismodegib dient der Behandlung erwachsener Patienten mit Hautkrebs, der von tiefliegenden Schichten der Haut, den Basalzellen, ausgeht (Basalzellkarzinom). Es wirkt gegen fortgeschrittene Formen, bei denen eine Operation oder Strahlentherapie nicht geeignet ist und auch, wenn schon Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet wurden.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

    Gegenanzeigen

    Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Vismodegib im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Wann darf Vismodegib nicht verwendet werden?

    Vismodegib darf nicht bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und bei gleichzeitiger Anwendung von Johanniskraut (gegen Depressionen) eingesetzt werden.

    Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung oder mäßiger bis schwerer Leberfunktionsstörung müssen vom Arzt regelmäßig auf Nebenwirkungen überwacht werden.

    Während der Behandlung mit Vismodegib und noch 24 Monate nach der letzten eingenommenen Dosis darf kein Blut gespendet werden.

    Der Wirkstoff darf nur von Ärzten eingesetzt werden, die erfahren in der Behandlung von Hautkrebserkrankungen sind.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Die Anwendung von Vismodegib bei Schwangeren kann zu schweren Missbildungen des ungeborenen Kindes führen. Deshalb ist während der Behandlung mit dem Wirkstoff und noch 24 Monate danach eine Schwangerschaft unbedingt zu vermeiden, wenn Vismodegib zum Einsatz kommen soll. Innerhalb von sieben Tagen vor Beginn der Behandlung ist ein negativer Schwangerschaftstest vorzuweisen, der unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt wurde. Zusätzlich muss während der Behandlung monatlich ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden, auch wenn die Regelblutung ausgeblieben ist. Die Schwangerschaftsverhütung hat zugleich auf hormonellem Wege ("Pille") wie durch eine Barrieremethode (Kondom, Pessar) stattzufinden.

    Da Vismodegib auch in die Muttermilch übergeht, darf eine behandelte Frau während und noch 24 Monate nach der Therapie nicht stillen.

    Vismodegib ist auch im männlichen Samen enthalten. Daher stellt der ungeschützte Geschlechtsverkehr mit einer schwangeren Frau eine Gefährdung für das Ungeborene dar. Männer, die mit dem Wirkstoff behandelt werden, haben die Pflicht, den behandelnden Arzt zu informieren, wenn die Partnerin während ihrer Behandlung oder noch zwei Monate nach der letzten Dosis schwanger wird.

    Desgleichen sollen männliche Patienten während der Behandlung mit dem Wirkstoff und noch zwei Monate nach der letzten Dosis keinen Samen spenden.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Daher darf der Wirkstoff in dieser Altersgruppe nicht angewendet werden. Vismodegib kann bei behandelten Kindern und Jugendlichen zu einem vorzeitigen Schluss der Wachstumsfugen an den Knochen und damit zu einem zu geringen Wachstum führen.

    Welche Nebenwirkungen kann Vismodegib haben?

    Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Vismodegib. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Sehr häufige Nebenwirkungen:
    Verminderter Appetit, Schmeckstörung, Geschmacksverlust, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Verstopfung,Haarausfall, Juckreiz, Muskelkrämpfe, Ausbleiben der Regelblutung, Gewichtsverlust, Müdigkeit.

    Häufige Nebenwirkungen:
    Anstieg der Leber-Enzyme, Austrocknung, Mangel an Natrium im Blut, teilweiser Geschmacksverlust, Verdauungsstörungen, Oberbauchschmerzen, Bauchschmerzen, Ausschlag, Ausfall der Wimpern und teilweise der Augenbrauen, unnormales Haarwachstum, Gelenkschmerzen, Schmerzen in den Gliedmaßen, Rückenschmerzen, Brustmuskelschmerzen, Muskelschmerzen allgemein, Leistenschmerzen, Schmerzen des Bewegungsapparates, allgemeine Schmerzen, Schwäche.

    Besonderheiten:
    Die Beobachtung des Wirkstoffs hinsichtlich auftretender Nebenwirkungen ist noch nicht abgeschlossen. Dafür ist eine aktive Mitwirkung der Patienten nötig. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, Patienten mit möglichen Nebenwirkungen umgehend zu melden.

    Bei Patienten mit fortgeschrittenem Hautkrebs der Basalzellen besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer zusätzlichen Krebserkrankung der Haut (Plattenepithelkarzinom). Ob dieses Risiko im Zusammenhang mit der Vismodegib-Behandlung steht, ist nicht abschließend geklärt. Die Patienten müssen sich in jedem Fall selbst aufmerksam beobachten und alle Hautveränderungen während der Therapie sofort ihrem behandelnden Arzt zeigen.

    Welche Wechselwirkungen zeigt Vismodegib?

    Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Wirkung gleichzeitig angewendeter Substanzen auf Vismodegib
    Wird der Säuregrad im Magen verändert, können die Löslichkeit von Vismodegib und seine Verfügbarkeit im Körper verringert sein. Wirkstoffe, die den Säuregrad beeinflussen, sind Protonenpumpenhemmer, H2-Blocker und säurehemmende Mittel. Sie alle werden gegen säurebedingten Magenbeschwerden eingesetzt. Auch bei Patienten mit Magensäuremangel ist eine Wirkungsabschwächung möglich.

    Ebenfalls eine Wirkungsminderung kann eintreten, wenn Vismodegib gleichzeitig mit Substanzen angewendet wird, die den Abbau des Wirkstoffs im Körper beschleunigen. Zu diesen Substanzen gehören zum Beispiel das Tuberkulose-MittelRifampicin, die AntiepileptikaCarbamazepin und Phenytoin sowie Johanniskraut (gegen Depressionen).

    Wird Vismodegib gleichzeitig mit Wirkstoffen eingesetzt, die den Abbau der Substanz hemmen, kann es zu erhöhten Konzentrationen im Körper und damit zu mehr Nebenwirkungen kommen. Solche Hemmer sind die AntibiotikaAzithromycin, Clarithromycin, Erythromycin und Telithromycin, die Pilzmittel Fluconazol, Itraconazol, Ketoconazol, Miconazol, Posaconazol und Voriconazol, die virenhemmenden MittelBoceprevir, Indinavir, Lopinavir/Ritonavir, Nelfinavir, Ritonavir, Saquinavir und Telaprevir, das AntiarrhythmikumAmiodaron, der BlutdrucksenkerVerapamil und das ImmunologikumCyclosporin (gegen Organabstoßung).

    Wirkung von Vismodegib auf gleichzeitig angewendete Substanzen
    Möglicherweise schwächt Vismodegib die Wirkung von Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Schwangerschaftsverhütung ("Pille"). Daher ist beim Geschlechtsverkehr immer auch zusätzlich eine Barrieremethode (Kondom, Pessar) zu verwenden.

    Es gibt Hinweise, dass Vismodegib die Wirkung und Nebenwirkungen von Rosuvastatin (gegen Fettstoffwechselstörungen), dem ZytostatikumTopotecan und dem Entzündunghemmer Sulfasalazin verstärkt. Eine gleichzeitige Anwendung ist vom Arzt mit Vorsicht zu verordnen und die Dosierungen der genannten Wirkstoffe müssen wahrscheinlich verringert werden.

    Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

    • Alle während der Behandlung zusätzlich entstehenden Hautveränderungen sind sofort dem Arzt zu zeigen.
    • Neue Nebenwirkungen sind sofort dem Arzt oder Apotheker mitzuteilen.
    • Das Medikament darf nur von Ärzten eingesetzt werden, die erfahren in der Behandlung von Hautkrebserkrankungen sind.

    Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

    Welche Medikamente beinhalten Vismodegib?

    Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Vismodegib enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

    Medikament
    Darreichungsform

    So wirkt Vismodegib

    Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Vismodegib. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Vismodegib gehört.

    Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Vismodegib

    Vismodegib dient der Behandlung erwachsener Patienten mit Hautkrebs, der von tiefliegenden Schichten der Haut, den Basalzellen, ausgeht (Basalzellkarzinom). Es wirkt gegen fortgeschrittene Formen, bei denen eine Operation oder Strahlentherapie nicht geeignet ist und auch, wenn schon Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet wurden.

    Zu folgenden Anwendungsgebieten von Vismodegib sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Vismodegib

    Vismodegib gehört zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika. Es ist ein verhältnismäßig kleines Molekül, das im Verdauungskanal nicht zerstört wird und daher eingenommen werden kann.

    Vismodegib hemmt in Zellen den sogenannten Hedgehog-Signaltransduktionsweg. Dies ist eine Rezeptor-ähnliche Struktur, die es der Zelle ermöglicht, auf Signale aus der Umwelt zu reagieren. Über mehrere Zwischenschritte werden bei Aktivierung des Hedgehog-Signaltransduktionsweges Erbanlagen (Gene) im Zellkern abgelesen und die entsprechenden Eiweiße gebildet. Viele dieser Gene sind am Wachstum, dem Überleben und der Spezialisierung der Zellen beteiligt. Eine Fehlfunktion des Signalwegs führt zu massiven Missbildungen im Laufe der Entwicklung von Ungeborenen und kann bei Erwachsenen Krebs verursachen. Vismodegib unterbricht einen solchen fehlgesteuerten Hedgehog-Signaltransduktionsweg und ist auf diesem Wege gegen Krebs wirksam.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.