Vancomycin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 26.01.2016

Allgemeines

Vancomycin ist ein Antibiotikum, das bei bakteriellen Infektionen eingesetzt wird, die gegen herkömmliche Antibiotika wie Penicilline, Cephalosporine oder Makrolid-Antibiotika unempfindlich (resistent) sind. Dies ist besonders bei einigen Bakterien aus den Gruppen der Staphylokokken, Streptokokken und Enterokokken der Fall. Außerdem kann der Wirkstoff verwendet werden, wenn Patienten schwere Allergien gegen herkömmliche Antibiotika entwickeln.

Vancomycin wird meist als Infusion verabreicht. Dies gilt für:

  • Infektionen der Herzinnenhaut (Endokarditis)
  • Lungenentzündungen
  • Blutvergiftung (Sepsis), wenn bakteriell bedingt
  • Infektionen der Knochen wie Knochenhautentzündungen und Knochenmarkentzündungen
  • bakteriell bedingte Gelenksentzündungen (Arthritis)
  • Weichteilinfektionen

Auch vor und während Operationen wird Vancomycin eingesetzt, um Infektionen von Herz, Blutgefäßen, Knochen und Gelenken vorzubeugen. Die Infusionslösung wird in manchen Fällen auch zur Einnahme verwendet.

Vancomycin wird zu Einnehmen als Kapsel nur angewendet, um schwere Infektionen des Dünn- und Dickdarms mit resistenten Bakterien zu behandeln. Hierzu zählt beispielsweise die pseudomembranöse Enterocolitis, die sich während einer Therapie mit anderen Antibiotika entwickeln kann. Dies gilt auch für Fälle, bei denen die Bakterienart Clostridium difficile der Verursacher ist.
 

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Entzündungen der Herzinnenhaut lindern
  • Entzündungen während Operationen an Herz, Gefäßen, Knochen und Gelenken bei infektionsgefährdeten Patienten vorbeugen
  • Keime bei Gelenksentzündungen abtöten
  • Keime bei Lungenentzündung abtöten
  • Blutvergiftungen behandeln
  • Infektionen der Weichteile behandeln
  • Infektionen der Knochen behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Vancomycin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Vancomycin nicht verwendet werden?

Vancomycin darf bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff nicht angewendet werden.

Bei schweren Schädigungen des Gehörs oder bei Nierenfunktionsstörungen darf Vancomycin nur als Infusion verabreicht werden, wenn das Leben des Patienten in akuter Gefahr ist. Auch bei Schwangeren und stillenden Müttern sowie älteren Patienten sollte eine Behandlung mit dem Wirkstoff nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt stattfinden.

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft sollte Vancomycin nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den behandelnden Arzt angewendet werden, da die Unbedenklichkeit einer Behandlung mit dem Wirkstoff in dieser Zeit noch nicht gezeigt wurde.

Vancomycin gelangt über die Muttermilch in den Säugling. Bei diesem kann es dadurch zu Störungen der Darmflora mit Durchfällen und einer Darmentzündung durch Sprosspilzbesiedlung kommen. Außerdem besteht die Möglichkeit einer Sensibilisierung des Säuglings gegen den Wirkstoff, so dass er bei einer späteren Verwendung nicht mehr wirken könnte. Aus diesen Gründen sollte Vancomycin während der Stillzeit nur bei Versagen anderer Antibiotika angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Säuglinge und Kleinkinder erhalten eine dem Körpergewicht angepasste Dosierung von Vancomycin.

Welche Nebenwirkungen kann Vancomycin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Vancomycin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Nierenschädigungen, Hautausschlag, Schleimhautentzündung, Juckreiz

Seltene Nebenwirkungen:
Hörprobleme (vorübergehende oder bleibende Verschlechterung des Hörvermögens, Ohrenklingen), Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Blutbildveränderungen wie Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie), Verminderung bestimmter weißer Blutkörperchen (Neutropenie), Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen (Eosinophilie), Überempfindlichkeitsreaktionen (Fieber, Schüttelfrost, Gefäßentzündungen, schwere Hauterscheinungen wie Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom, Schockzustände, niedriger Blutdruck, Herzstillstand)

Sehr seltene Nebenwirkungen:
anhaltender Tränenfluss, schwere Darmentzündung (pseudomembranöse Enterocolitis), Haarausfall, Fingernägelverlust, Nierenentzündung, Nierenversagen, starke Verminderung der Granulozyten (Agranulozytose)

Besonderheiten:
Während der Behandlung mit dem Wirkstoff kann es zu einer Überwucherung des Körpers mit unempfindlichen Pilzen oder Bakterien kommen.

Als Folge von schlecht gesetzten Injektionen (etwa in den Muskel oder neben die Vene) können Schmerzen, Gewebereizungen und -zerstörungen (Nekrosen) entstehen.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Vancomycin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Werden Aminoglykoside oder andere Wirkstoffe, die Ohren oder Nieren schädigen, zusammen mit Vancomycin verabreicht, verstärken sich die negativen Wirkungen auf den Gehörapparat und die Nieren. Generell sollte auf eine Kombination mit anderen Antibiotika verzichtet werden.

Narkosemittel können allergische Reaktionen auf Vancomycin, wie Hautveränderungen und Blutdruckabfall, verstärken.

Die Wirkung einiger Muskelrelaxanzien kann durch gemeinsame Anwendung mit Vancomycin verstärkt und verlängert werden.

Wird Vancomycin in Infusionslösungen mit anderen Wirkstoffen gemischt, so kann es zu Unverträglichkeitsreaktionen auf die einzelnen Bestandteile kommen. Dadurch können sowohl Vancomycin als auch die mit dem Antibiotikum kombinierten Wirkstoffe in ihrer Wirkung abgeschwächt werden.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei längerer Anwendung des Medikaments ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle des Blutspiegels erforderlich.
  • Wenn nicht gegen solche eingesetzt, ist bei schweren und anhaltenden Durchfällen an eine pseudomembranöse Colitis zu denken, die lebensbedrohlich sein kann.
  • Die Dosierung des Medikaments sollte bei einer Nierenfunktionseinschränkung angepasst werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Vancomycin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Vancomycin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Vancomycin „Lederle“ 500 mg/ -1000 mg
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

 

So wirkt Vancomycin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Vancomycin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Vancomycin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Vancomycin

Vancomycin ist ein Antibiotikum, das bei bakteriellen Infektionen eingesetzt wird, die gegen herkömmliche Antibiotika wie Penicilline, Cephalosporine oder Makrolid-Antibiotika unempfindlich (resistent) sind. Dies ist besonders bei einigen Bakterien aus den Gruppen der Staphylokokken, Streptokokken und Enterokokken der Fall. Außerdem kann der Wirkstoff verwendet werden, wenn Patienten schwere Allergien gegen herkömmliche Antibiotika entwickeln.

Vancomycin wird meist als Infusion verabreicht. Dies gilt für:

  • Infektionen der Herzinnenhaut (Endokarditis)
  • Lungenentzündungen
  • Blutvergiftung (Sepsis), wenn bakteriell bedingt
  • Infektionen der Knochen wie Knochenhautentzündungen und Knochenmarkentzündungen
  • bakteriell bedingte Gelenksentzündungen (Arthritis)
  • Weichteilinfektionen

Auch vor und während Operationen wird Vancomycin eingesetzt, um Infektionen von Herz, Blutgefäßen, Knochen und Gelenken vorzubeugen. Die Infusionslösung wird in manchen Fällen auch zur Einnahme verwendet.

Vancomycin wird zu Einnehmen als Kapsel nur angewendet, um schwere Infektionen des Dünn- und Dickdarms mit resistenten Bakterien zu behandeln. Hierzu zählt beispielsweise die pseudomembranöse Enterocolitis, die sich während einer Therapie mit anderen Antibiotika entwickeln kann. Dies gilt auch für Fälle, bei denen die Bakterienart Clostridium difficile der Verursacher ist.
 

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Vancomycin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Vancomycin

Vancomycin bildet mit Teicoplanin die Gruppe der Glykopeptid-Antibiotika. Der Wirkstoff hemmt die Produktion eines wichtigen Zellwandproteins namens Murein, so dass die Bakterien nach einiger Zeit zerstört werden (bakterizide Wirkung). Im Vergleich zu Teicoplanin hat Vancomycin eine wesentlich kürzere Wirkdauer und ist zudem schlechter verträglich.

Glycopeptid-Antibiotika wie Vancomycin sind nach wie vor gegen die meisten Bakterienstämme sehr gut wirksam, darunter auch viele multiresistente Staphylokokken (wie etwa den gefährlichen Krankenhauskeim Staphylokokkus aureus) und Enterokokken. Erst in letzter Zeit hat man Erreger gefunden, die auch gegen Vancomycin unempfindlich geworden sind, was ein ernstzunehmendes Problem darstellt.

Vancomycin ist ein sehr großes Molekül und wird kaum aus dem Darm in den Körperkreislauf aufgenommen. Daher muss der Wirkstoff zumeist direkt in die Blutbahn verabreicht werden.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.