Ursodeoxycholsäure

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 29.01.2015

Allgemeines

Ursodeoxycholsäure dient zum Auflösen von Cholesterin-Gallensteinen. Voraussetzung für die Therapie ist, dass die Steine nicht größer als 15 Millimeter sind und auf dem Röntgenbild keine Schatten geben, ferner muss die Gallenblase funktionsfähig sein.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Cholesterin-Gallensteine auflösen
  • Cholesterin-Aufnahme im Darm hemmen
  • Cholesterin-Gehalt der Gallenflüssigkeit mindern
  • Leberzirrhose aufhalten
  • Magenentzündung durch Gallensaftrückfluss (Gallenrefluxgastritis) lindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ursodeoxycholsäure im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Ursodeoxycholsäure nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen Ursodeoxycholsäure,
  • akuten Entzündungen der Gallenblase und der Gallenwege,
  • akuter oder chronischer Leberentzündung (Hepatitis),
  • einem Verschluss der Gallenwege,
  • einer im Röntgenbild nicht darstellbaren Gallenblase,
  • kalziumhaltigen Gallensteinen (diese geben einen Schatten im Röntgenbild),
  • einer verminderten Funktionsfähigkeit der Gallenblase,
  • häufigen Gallenkoliken (krampfartige Schmerzen in der Lebergegend, oft begleitet von Übelkeit und Erbrechen).



Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Ursodeoxycholsäure sollte während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden, weil das Kind Schaden nehmen kann. Vor Therapiebeginn ist eine Schwangerschaft auszuschließen. Frauen im gebärfähigen Alter wird empfohlen, während der Therapie empfängnisverhütende Maßnahmen zu treffen.

Ob Ursodeoxycholsäure in die Muttermilch übergeht, wurde nicht ausreichend untersucht. Daher ist die Einnahme in der Stillzeit verboten.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Anwendungsgebiete für Ursodeoxycholsäure kommen bei Kindern und Jugendlichen nur äusserst selten vor. Allerdings können schon Kinder ab sechs und Jugendliche unter 18 Jahren mit Gallenstau mit dem Wirkstoff behandelt werden. Die Dosierungen lagen hierbei zwischen fünf und 30 Milligramm Ursodeoxycholsäure pro Kilogramm Körpergewicht.

Welche Nebenwirkungen kann Ursodeoxycholsäure haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ursodeoxycholsäure. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Durchfall, breiiger Stuhl.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Nesselsucht, Verkalkung der Gallensteine, schwere Schmerzen im rechten Oberbauch (bei Behandlung der primären biliären Leberzirrhose).

Besonderheiten:
Bei der Therapie der gallenbedingten Leberzirrhose im fortgeschrittenen Krankheitsstadium kann in sehr seltenen Fällen eine Verschlechterung der Leberzirrhose eintreten. Diese bildet sich nach Absetzen der Therapie zumeist zurück.

Welche Wechselwirkungen zeigt Ursodeoxycholsäure?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Gallensäuren-bindende Mittel wie Colestyramin oder Colestipol, säurebindende Mittel, Aluminum-Salze und Tonerde können die Aufnahme von Ursodeoxycholsäure aus dem Darm mindern, daher sollte deren Einnahme zeitversetzt (mindestens zwei Stunden) erfolgen.

Ursodeoxycholsäure kann die Wirkung von Ciclosporin verstärken, die des Antibiotikums Ciprofloxacin sowie die des KalziumkanalblockersNitrendipin hingegen abschwächen. In einem Einzelfall kam es zu Wechselwirkungen mit dem Lepra-Mittel Dapson. Das lässt vermuten, dass Ursodeoxycholsäure allgemein mit Wirkstoffen, die vom gleichen Enzym (CYP450 34A) abgebaut werden, in Wechselwirkung tritt. So könnte der Wirkstoff durch Grapefruitsaft, das Magenmittel Cimetidin und das AntibiotikumErythromycin in Wirkung und Nebenwirkungen verstärkt, durch das Epilepsie-Mittel Carbamazepin, das Tuberkulose-Mittel Rifampicin und Johanniskraut abgeschwächt werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Besonders zu Beginn der Behandlung mit dem Medikament ist die regelmäßige ärztliche Kontrolle der Leberenzym-Werte im Blut notwendig.
  • Während der Einnahme sollte der Arzt von Zeit zu Zeit die Gallenblase mit Ultraschall untersuchen.
  • Die Therapie sollte abgebrochen werden, wenn sich die Gallensteine spätestens nach einem Jahr nicht verkleinert oder sogar verkalkt haben.
  • Tritt bei der Behandlung von Leberzirrhose verstärkt Juckreiz auf, ist die Dosis des Medikaments zunächst zu vermindern, dann langsam wieder zu steigern.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Ursodeoxycholsäure?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ursodeoxycholsäure enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Filmtabletten

So wirkt Ursodeoxycholsäure

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ursodeoxycholsäure. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe gallenwirksame Mittel, zu welcher der Wirkstoff Ursodeoxycholsäure gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Ursodeoxycholsäure

Ursodeoxycholsäure dient zum Auflösen von Cholesterin-Gallensteinen. Voraussetzung für die Therapie ist, dass die Steine nicht größer als 15 Millimeter sind und auf dem Röntgenbild keine Schatten geben, ferner muss die Gallenblase funktionsfähig sein.

Weiterhin kann Ursodeoxycholsäure das Fortschreiten einer Leberzirrhose verhindern, wenn diese auf eine chronische Entzündung der Gallenwege und einen Rückstau der in den Leberzellen gebildeten Gallenflüssigkeit zurückzuführen ist (primäre biläre Zirrhose).

Auch bei der Behandlung einer besonderen Form der Magenschleimhautentzündung kann Ursodeoxycholsäure eingesetzt werden. Bei dieser Erkrankung ist die Entzündungsreaktion wesentlich auf den Rückfluss von Verdauungssäften aus dem Zwölffingerdarm in den Magen zurückzuführen (Gallenrefluxgastritis).

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ursodeoxycholsäure sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Ursodeoxycholsäure

Ursodeoxycholsäure ist eine in geringen Mengen auch natürlicherweise im Körper vorkommende Gallensäure. Im Gegensatz zu anderen Gallensäuren ist sie wasserlöslich. Sie hemmt einerseits die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm, andererseits die Abgabe von Cholesterin aus den Leberzellen in die Gallenflüssigkeit.

Die Einnahme von Ursodeoxycholsäure verstärkt diesen Mechanimus. Die Menge an Cholesterin in der Gallenflüssigkeit geht zurück, stattdessen nimmt der Ursodeoxycholsäure-Gehalt zu. Das verbleibende Cholesterin ist feiner in der Flüssigkeit verteilt und dadurch besser löslich. In der Folge werden Cholesterin-Gallensteine allmählich aufgelöst und ausgespült. Aufgrund dieser Wirkungsweise ist Ursodeoxycholsäure ein gallenwirksames Mittel.

Zudem hat der Wirkstoff einen zellschützenden Effekt, der chronische Entzündungsreaktionen hemmt. Er wirkt im Magen der Zerstörung von Schleimhautzellen, in der Leber von Leberzellen entgegen. So kann Ursodeoxycholsäure eine Leberschrumpfung (Leberzirrhose) verlangsamen beziehungsweise aufhalten. Man vermutet, dass der Schutzeffekt durch den Austausch von fettlöslichen, Waschmittel-artig wirkenden giftigen Gallensäuren gegen die wasserlösliche, ungiftige Ursodeoxycholsäure beruht. Außerdem scheint daran auch die Verbesserung des Gallenflusses aus der Leber und eine Stärkung der Abwehr-Reaktion der Leber- und Magenzellen beteiligt zu sein.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.