Trihexyphenidyl

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2007

Allgemeines

Trihexyphenidyl, das ursprünglich zur Behandlung der typischen Beschwerden von Parkinson-Kranken wie Zittern, Muskelsteifigkeit und Speichelfluss entwickelt wurde, spielt heute bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit kaum noch eine Rolle.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Muskelzellen bei Parkinson-Syndromen blockieren
  • Bewegungsstörungen verringern
  • Tics und Dyskinesien behandeln
  • Parkinson-Krankheit lindern
  • Dystonien behandeln.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Trihexyphenidyl im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Trihexyphenidyl nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen Trihexyphenidyl oder andere Anticholinergika, akuten Vergiftungen mit Alkohol sowie bei der Einnahme von Schlafmitteln oder Mitteln, die auf die Psyche wirken (beispielsweise Antidepressiva), darf der Wirkstoff nicht verwendet werden.

Wie andere anticholinerge Mittel darf Trihexyphenidyl bei schwerer Hirnarterienverkalkung, Lungenödem bedingt durch Herzerkrankungen, Verengungen im Magen-Darm-Trakt, Blasenentleerungsstörungen mit Restharn (Vergrößerung der Vorsteherdrüse), bei der Augenkrankheit Grüner Star mit erhöhtem Augendruck (Engwinkel-Glaukom) sowie einer angeborenen Störung des Muskelstoffwechsels (Myasthenia gravis), Herzmuskelschwäche oder Entzündungen des Herzmuskels und bei Herzrhythmusstörungen nicht gegeben werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt sollte der Wirkstoff angewandt werden bei Patienten mit vorgeschädigtem Herzen, schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen, prolaktinabhängigen Tumoren oder einem hormonproduzierendem Tumor in der Nebenniere ( Phäochromozytom), ausgeprägtem Bluthochdruck, orthostatischen Kreislaufregulationsstörungen, Stammhirnerkrankungen, chronischen Atembeschwerden und Asthma, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, Magen-Darm-Blutungen sowie psychischen Erkrankungen wie Depressionen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In der Schwangerschaft ist die Anwendung des Wirkstoffs verboten. Insbesondere im letzten Schwangerschaftsdrittel und bei der Geburt kann es beim Fötus beziehungsweise Neugeborenen durch Trihexyphenidyl zu einer Herzminutenvolumenabnahme (Bradykardie) und Herzrhythmusstörungen (Tachykardien) kommen.

In der Stillzeit darf der Wirkstoff nicht verwendet werden, da er in die Milch übergeht. In Abhängigkeit von Dosis, Art und Dauer der Anwendung sind Vergiftungen möglich. Außerdem verringert Trihexyphenidyl die Milchproduktion.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder und Jugendliche dürfen den Wirkstoff nicht erhalten.

Welche Nebenwirkungen kann Trihexyphenidyl haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Trihexyphenidyl. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Hautrötungen, Wärmestau, Mundtrockenheit, schneller Herzschlag, Herzrasen, Blasenentleerungsstörungen, Unruhezustände, Halluzinationen, Sehstörungen, erhöhter Augendruck bei Patienten mit Grünem Star, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Mundzuckungen, Gesichtszuckungen.

Besonderheiten:
Bei hohen Dosierungen kann es zu Nebenwirkungen wie Unruhe, Halluzinationen, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen, Magenbeschwerden, Verstopfung, Gedächtnisstörungen, Sprachstörungen, Schlafstörungen, Bewegungsstörungen wie Mundzuckungen, Gesichtszuckungen, Dyskinesien und allergischen Hautausschlägen kommen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Trihexyphenidyl?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wird gleichzeitig Levodopa verordnet, ist das Risiko für unkontrollierbare Bewegungen (Dyskinesien) verstärkt.

Durch Neuroleptika ausgelöste Bewegungsstörungen können bei gleichzeitiger Anwendung von Trihexyphenidyl verstärkt werden.

Bei gleichzeitiger Gabe von Trihexyphenidyl wird die anticholinerge Wirkung von Tri- und tetrazyklischen Antidepressiva, Neuroleptika, dem Herzmittel Chinidin und dem ParkinsonmittelAmantadin verstärkt. Insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Chinidin kann es zu Herz-Kreislauf-Problemen kommen.

Die Wirkung von Alkohol sowie die dämpfenden Wirkungen anderer auf das Zentralnervensystem wirkender Mittel (Neuroleptika) können sich durch Trihexyphenidyl verstärken.

Werden gleichzeitig Dopaminantagonisten wie zum Beispiel Metoclopramid eingenommen, nehmen die Muskelbewegungen des Magen-Darm-Traktes ab (verminderte Peristaltik). Verdauungsstörungen können die Folge sein.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Alkohol verstärkt den dämpfenden Effekt des Wirkstoffs und sollte gemieden werden.
  • Während der Therapie sollte der Patient keine Sonnenbäder nehmen oder ins Solarium gehen.
  • Das Reaktionsvermögen kann durch den Wirkstoff vermindert werden. Der Patient sollte daher kein Auto fahren oder Maschinen bedienen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Trihexyphenidyl?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Trihexyphenidyl enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Trihexyphenidyl

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Trihexyphenidyl. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Muscarinrezeptor-Antagonisten, Parkinson-Mittel, zu welcher der Wirkstoff Trihexyphenidyl gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Trihexyphenidyl

Trihexyphenidyl, das ursprünglich zur Behandlung der typischen Beschwerden von Parkinson-Kranken wie Zittern, Muskelsteifigkeit und Speichelfluss entwickelt wurde, spielt heute bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit kaum noch eine Rolle.

Häufig eingesetzt wird es hingegen bei unkontrollierbaren Bewegungsstörungen wie sie bei Tics und Dyskinesien oder durch die Einnahme von Neuroleptika auftreten können.

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Dystonie, eine Erkrankung, die sich durch vom Willen nicht beeinflussbare, lang anhaltende Muskelkontraktionen auszeichnet. Man unterscheidet dabei verschiedene Typen der Dystonie. Es gibt generalisierte und fokale Dystonien. Bei der generalisierten Dystonie sind größere Teile oder auch der ganze Körper befallen, während bei der fokalen Dystonie nur einzelne Muskelgruppen betroffen sind. Beide Formen können zu eigenartig aussehenden Bewegungen und Haltungen führen und sind für die Betroffenen zum Teil sehr schmerzhaft.

Allerdings muss der Wirkstoff langfristig genommen werden, um die genannten Symptome erfolgreich zu behandeln.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Trihexyphenidyl sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Trihexyphenidyl

Trihexyphenidyl gehört zur großen Gruppe der Mittel zur Behandlung der Parkinson-Krankheit. Der Wirkstoff ist ein Muscarinrezeptor-Antagonist, der der Gruppe der Anticholinergika zugeordnet ist.

Die anticholinerge Wirkung von Trihexyphenidyl senkt die Freisetzung des Botenstoffes Acetylcholin. Dieser Botenstoff ist bei Patienten mit der Parkinson-Krankheit im Übermaß vorhanden. Die erhöhte Acetylcholin-Konzentration löst üblicherweise (zusammen mit einem Mangel an dem Botenstoff Dopamin) Bewegungsstörungen bei Parkinsonkranken aus.

Trihexyphenidyl dämpft das typische Ruhezittern und mindert zudem die Muskelsteifigkeit, da der Wirkstoff eine direkte entspannende Wirkung auf die Muskelzellen hat. In diesem Sinne macht er "erstarrte" Muskeln, wie sie auch bei der Muskelerkrankung Dystonie auftreten, "weich" und beweglich. Der Patient kann sich wieder ohne Kraftanstrengung und fließend bewegen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.